Wettbewerb

PROMISED LAND von Gus Van Sant

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Es ist am Ende auf jeden Fall verwirrend: Die vermeintlich Guten sind auch die Bösen. Wer immer gewinnen will, spielt einfach gegen sich selbst. Und es bleibt - trotz sehr bemüht versöhnlichem Ende, bei dem man die Drehbuchsitzung noch hört („Please more positive, give that man a new home and a wife“) - es bleibt die Frage, was wäre richtig gewesen für diese Kleinstadt irgendwo in den USA? Fracking or not Fracking, das war die Frage.

Eine von hunderten solcher Städtchen zwischen den beiden Küsten, die nur noch vor sich hinsiecht, weil die großen Zeiten der Landwirtschaft vorbei sind. Sollen sie ihr Land dem Fracking Konzern für die umstrittene Gasförderung verpachten und mit der Chance auf Wohlstand das Risiko eingehen, alles zu verlieren, was sie noch haben? Ihr Land, ihre Tiere, ihre Herkunft? Oder sollen sie stur weiter ihr Ding machen, auf alten Pickups rumfahren, in der örtlichen Bar saufen, Amerikaflaggen an ihre Scheunen pinseln und ansonsten dabei zusehen, wie alles finanziell den Bach runtergeht, auch wenn man sich treu geblieben ist. Das Herzland der USA kurz vor dem Herzinfarkt - mit der Chance auf eine Reanimation und Medikamente durch den netten Großkonzern. Das ist das Setting. Und dann wird alles eben verwirrend.

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BERORE MIDNIGHT von Richard Linklater

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Es ist mühsam, diesen dritten Teil der Linklater-Trilogie, BEFORE MIDNIGHT in knappen Worten zu schildern. Weil man die Vorgänger mitdenken muss, weil das ganze Projekt eine Art Zeitkapsel ist, unterwegs und ziellos und weil es wie schon in den beiden Vorgängern natürlich mehr als um die bloße Handlung geht. Die ist auch hier so simpel wie immer: Jesse und Celine reden, laufen, reden. Über sich und das Leben. Inzwischen sind sie verheiratet und mit Zwillingen Eltern geworden und verbringen einige Wochen in Griechenland auf dem herrlichen Landsitz eines Autors. Jesses Sohn aus erster Ehe (die in Teil 2 zum Scheitern gebracht wurde) fliegt zurück zu seiner Mutter, was Jesse sehr zusetzt und die Frage aufwirft: Sollte ich mehr mit meinem Sohn zusammen sein? Doch die beiden wohnen in Paris, der Junge in Chicago.

Was bedeutet diese Frage (nicht die Entscheidung) für Celine. Sie jedenfalls sieht sie als den Anfang vom Ende ihrer Liebe. Hier entspinnt sich eine ungeschnittene und beeindruckende sicher 12 Minuten Szene auf einer Autofahrt wie eine Ouvertüre für die folgenden Jesse-Celine Dialoge, die nun schon seit 18 Jahren immer vom Allgemeinen ins Persönliche, vom Wir und Ich und das Große und Ganze hin- und herwechseln und uns anregen, erfreuen und hinterfragen.

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Bären 2013

Goldener Bär für den besten Film

POZITIA COPILULUI (Child's Pose) von Calin Peter Netzer

Großer Preis der Jury (Silberner Bär)



EPIZODA U ŽIVOTU BERACA ŽELJEZA (An Episode in the Life of an Iron Picker) von Danis Tanovic


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Danis Tanovic (links) mit den Produzenten Amra Baksic Camo und Cedomir Kolar

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NUGU-UI TTAL-DO ANIN HAEWON (Nobody's Daughter Haewon) von Hong Sangsoo

Haewon ist eine hübsche junge Studentin in Seoul, deren Leben auf einmal voller Unwägbarkeiten ist. Zunächst eröffnet ihr die Mutter, dass sie nach Kanada ziehen wird; dann entdecken ihre Kommilitonen, dass sie seit längerem ein Verhältnis zu einem verheirateten Uni-Dozenten hat. Haewon ist sich nicht sicher, welche Richtung sie ihrem Leben nun geben soll. Sie flüchtet sich immer öfter in Tagträume, die für den Zuschauer nicht ohne weiteres von der Realität zu unterscheiden sind. Mit NOBODY’S DAUGHTER HAEWON ist der koreanische Regisseur Hong Sangsoo bereits zum zweiten Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten, zuletzt erzählte er 2808 in NIGHT AND DAY von einem jungen Mann, der in Paris nach Antworten auf die Fragen seines Lebens sucht.

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UROKI GARMONII (Harmony Lessons) von Emir Baigazin

Alles ist Gewalt. In der Schule wird der 13-jährige Aslan fortwährend von seinen Mitschülern gedemütigt und gequält. Als ein neuer Klassenkamerad sich mit ihm solidarisch zeigt, geht es auch ihm an den Kragen. Keiner der Erwachsenen scheint in der Lage zu sein oder überhaupt Interesse daran zu haben, diesem brutalen Treiben Einhalt zu gebieten. Zuhause entwickelt der traumatisierte Junge immer merkwürdigere Angewohnheiten: Er wäscht sich zwanghaft, reißt Kakerlaken die Beine aus oder exekutiert sie auf einem selbst gebastelten elektrischen Stuhl im Miniaturformat. Als der Anführer der Quälgeister aus der Schule ermordet aufgefunden wird, landen Aslan und sein Freund in Untersuchungshaft – und dort scheint die gängige Ermittlungsmethode der Polizei daraus zu bestehen, Geständnisse aus den Verdächtigen herauszuprügeln.

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PRINCE AVALANCHE von David Gordon Green

Alvin (Paul Rudd) hat einen etwas seltsamen Sommerjob angenommen. Er lässt Frau und Tochter zurück und arbeitet als Straßenarbeiter auf einem ländlichen Highway irgendwo in den Wäldern, die Monate zuvor von Bränden verwüstet wurden. Obwohl er die Einsamkeit sucht, ist er nicht allein: Als Hilfsarbeiter hat er Lance (Emile Hirsch) engagiert den jungen, einfältigen Bruder seiner Frau, der in der Einsamkeit des Waldes eigentlich immer nur an Frauen, genauer gesagt an Sex, denkt. Dieses ungleiche Paar verbringt die Sommerwochen damit, den Mittelstreifen neu zu zeichnen und Begrenzungspfeile einzuschlagen. Die Männer reden und streiten viel miteinander. Alvin fragt sich mehr als einmal, ob Lance nicht vielleicht doch geistig etwas zurückgeblieben ist. Dann stehen beide aus ganz unterschiedlichen Gründen plötzlich vor einer ernsten Lebenskrise.

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SIDE EFFECTS von Steven Soderbergh

Es ist ein glücklicher Tag für Emily (Rooney Mara): Ihr Mann Martin (Channing Tatum) hat seine vierjährige Haftstrafe für Insidertrading abgesessen und kommt wieder nach Hause. Doch Emily ist von der Situation völlig überfordert. Sie hat auf einer Party einen Nervenzusammenbruch, gibt im Parkhaus plötzlich Vollgas und fährt ungebremst frontal gegen die Mauer. Als sie dann im letzten Moment in der U-Bahn daran gehindert wird, vor einen Zug zu springen, hilft ihr der smarte Psychiater Dr. Banks (Jude Law) mit einem neuen Antidepressivum. Doch die Nebenwirkungen sind heftig: Emily beginnt zu schlafwandeln. Wenig später ist ein Mensch tot und Emily, Dr. Banks und alle anderen werden in einen bizarren Mordfall hineingezogen.

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EPIZODA U ŽIVOTU BERACA ŽELJEZA (An Episode in the Life of an Iron Picker) von Danis Tanovic

Senada, Nazif und die beiden kleinen Mädchen Sandra und Semsa sind eigentlich eine glückliche kleine Familie. Liebevoll spielen die Eltern mit den Kindern, Mann und Frau sind sich nahe, die Kinder scheinen rundum zufrieden. Nur: Sie sind bitter arme Roma, die in einem erbärmlichen Kaff in Bosnien-Herzegowina von der Hand in den Mund leben. Nazif schlachtet für ein paar Kröten alte Autos aus, um das Metall zu verkaufen. Senada kümmert sich um den Hauhalt. Doch dann bringt eine unerwartete Katastrophe das fragile Gefüge zum Einsturz: Eine Schwangerschaft, schwere Komplikationen und eine dringend benötigte Operation, für die aber weder Krankenversicherung noch Geld da ist. Der Regisseur Danis Tanovic zeigt in den folgenden anderthalb Stunden hautnah die Odyssee, die aus dieser verzweifelten Situation folgt.

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POZITIA COPILULUI (Child's Pose) von Calin Peter Netzer

Die wohlhabende Architektin Cornelia gehört mit ihrem Mann und ihrem erwachsenen Sohn zur rumänischen Oberschicht in Bukarest. Politiker, Ärzte und Rechtsanwälte bilden den engeren Bekanntenkreis der Familie, man lässt es sich gerne gut gehen, feiert zusammen und man hilft sich natürlich auch. Diese Hilfe wird bald auch dringend benötigt, denn Cornelias Sohn Barbu überfährt im Straßenverkehr wegen überhöhter Geschwindigkeit ein Kind, das dann am Unfallort verstirbt. Unter Ausnutzung aller privaten Kontakte und ohne Skrupel kämpft seine Mutter von nun an gegen die Polizei darum, dass ihr Sohn nicht zur Rechenschaft gezogen wird.

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PARDÉ (Closed Curtain) von Jafar Panahi

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Kontext, Kontext, Kontext muss man denen zurufen, die diesen Film - eigentlich normal - unter rein narrativen oder ästhetischen Gesichtspunkten bewerten. Und vielleicht muss man sogar ganz billig autobiographisch interpretieren, um PARDÉ von Jafar Panahi gerecht zu werden. Ein Film über das Filmemachen als ein vom Staat als Geisel genommener und mit Berufsverbot belegter Regisseur ist das. Panahi war in Haft, durfte schon als Jurymitglied vor zwei Jahren nicht anreisen, zeigte in Cannes einen Film über sich zu Haus, wie er darüber nachdenkt, einen Film zu machen. PARDÉ ist anders, aber auch eine sehr selbstreflexive Studie über den Autor, Mensch und Regisseur Panahi, der metaphorisch und manchmal ganz real Einblicke gewährt in seinen Kopf und seine Sorgen und das Leben in einer Diktatur.

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LA RELIGIEUSE (Die Nonne) von Guillaume Nicloux

LA RELIGIEUSE ist die Neuverfilmung eines Romans des französischen Philosophen und Aufklärers Denis Diderot und spielt im Frankreich des achtzehnten Jahrhunderts. Die junge Suzanne wird gegen ihren Willen von ihrer Familie in ein Kloster abgeschoben und leidet dort als Nonne unter den rigiden Regeln der Ordensgemeinschaft. Trotz Demütigungen und sexueller Belästigung behält sie hinter den Klostermauern ihren eigenen Willen und lässt sich nicht brechen.

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LAYLA FOURIE von Pia Marais

„Du sollst nicht Lügen“, so ermahnen Eltern ihre Kinder. Layla (Rayna Campbell) ist alleinerziehende Mutter, lebt mit ihrem Sohn in Johannesburg und bewirbt sich erfolgreich um einen neuen Job: Sie wird für eine Firma arbeiten, die Lügendetektortests durchführt. Das Aufspüren von Lügen wird in Zukunft also zu ihrer Profession. Doch bevor sie überhaupt bei ihrem ersten Mandantenangekommen ist, verschuldet sie bei einem Unfall den Tod eines Mannes und steht nun selbst vor der Entscheidung: Sage ich die Wahrheit oder verschweige sie? Pia Marais inszeniert ihr Drama um Aufrichtigkeit und Lüge und die Folgen von moralischem oder unmoralischem Handeln als klassischen Thriller.

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GLORIA von Sebastián Lelio

Gloria ist älter als 50. In der Auftaktszene ist alleine in einem Tanzlokal und macht einen etwas schüchternen Eindruck. Wenn sie jemanden anspricht, erzählt sie sofort von ihrer schon lange zurückliegenden Scheidung. Zack! Schon habe ich als erfahrener Kinogänger Gloria in eine Schublade gepackt: Gloria ist eine einsame, frustrierte Frau, die verunsichert ist und nach Sinn im Leben sucht. Nun, meine Beschränktheit und meine Vorurteile sind mein ganz persönliches Problem, darüber hinaus habe ich Glück: GLORIA von Sebastián Lelio ist kein deutscher Film mit den üblichen Problemhorizonten, sondern ein chilenischer Film. So entsteht eine lebendige, nuancierte Geschichte, die konsequent aus der Perspektive der Protagonistin erzählt wird. Hauptdarstellerin Paulina Garcia gibt Gloria soviel Emotion und Echtheit, dass schon nach einer Viertelstunde klar wird: GLORIA ist auch ein Glücksfall für diese Berlinale.

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DOLGAYA SCHASTLIVAYA ZHIZN (A Long and Happy Life) von Boris Khlebnikov

Irgendwo in Russland an einem Fluss. Sascha hat dort auf einer ehemaligen Kolchose zusammen mit einer Handvoll Arbeitern eine kleine Landwirtschaft aufgebaut. Doch nun wollen die Provinzbeamten das Land wieder haben. Zunächst will sich Sascha mit der Abfindung abfinden, doch dann ermutigen ihn seine Arbeiter, sich quer zu stellen. Boris Khlebnikovs Wettebewerbsbeitrag A LONG AND HAPPY LIFE ist eine bittere Parabel darüber, wie sich jeder selbst der nächste ist. Denn was wie eine hoffnungsvolle kleine Geschichte über eine Mini-Revolution beginnt, endet völlig desillusioniert und tragisch.

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GOLD von Thomas Arslan

Ein deutscher Western? Kann so was überhaupt funktionieren, wird sich so mancher gefragt haben, als bekannt wurde, dass Thomas Arslan, Vertreter der Berliner Schule, seinen Wettbewerbsbeitrag GOLD in den Weiten Kanadas zu Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt hat. Erzählt wird die Geschichte einer Handvoll deutschstämmiger Einwanderer, die sich vom Goldfieber angesteckt, auf den beschwerlichen Weg nach Klondyke machen. Dort wollen sie den glänzenden Stoff der Träume finden und die Grundlage für ein neues Leben schaffen. Klassisches Genrekino eben, nur mit deutschen Vorzeichen. Und siehe da: Das Ergebnis ist durchaus sehenswert, aber leider auch nicht wirklich umwerfend.

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W IMIE... (IN THE NAME OF) von Malgoska Szumowska

Adam ist ein Mann in den besten Jahren – er ist sympathisch, sieht gut aus und hält sich mit Joggen fit. Adam ist katholischer Priester in einem gottverlassenen polnischen Kaff, wo er ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche leitet. Adam ist außerdem schwul. IN THE NAME OF, der polnische Wettbewerbsbeitrag, zeigt das Hin- und Hergerissensein Adams zwischen seinem Glauben und seiner Leidenschaft. Mehr als einmal werden dabei visuelle Symbole aus der Passionsgeschichte bemüht, um die Qualen des Geweihten zu verdeutlichen.

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PARADIES: HOFFNUNG von Ulrich Seidl

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Was tun, wenn man ein übergewichtiger Teenager ist und sich im Diät-Camp in einen vierzig Jahre älteren Arzt verliebt? Ganz einfach: Man kämpft mit den verfügbaren Mitteln um den Mann der Träume. Ulrich Seidls dritter Teil seiner PARADIES-Trilogie, HOFFNUNG, bietet völlig unsentimentale, aber dennoch anrührende Einblicke in das Gefühlsleben eines jungen Mädchens, das einfach auch nur geliebt werden will.

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YI DAI ZONG SHI (The Grandmaster) von Wong Kar-Wai

Regentropfen peitschen aufs Pflaster, Hände und Füße pflügen blitzschnell durchs Wasser, Körper wirbeln durch die Luft und knallen mit einem dumpfen Knirschen gegen Mauern: Kung Fu als ästhetische Übung à la Wong Kar Wai. Mit dem Eröffnungsfilm der Berlinale, THE GRANDMASTER, hat der große Regiemeister des Hongkong Kinos neue Maßstäbe im Martial Arts Film gesetzt. Dabei, so Wong, wollte er gar keinen Kung Fu Film drehen, sondern einen Film über Kung Fu. Und wirklich: Die Schönheit des Kampfes zeigt die Schönheit des Inneren seiner Figuren.

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Vorstellung der Wettbewerbsjury

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Wong Kar Wai weiß, wie man Berlin „umcharmt“. Mit dunkler Sonnenbrille und perfektem Englisch lobte er die Berlinale als ein Festival, in der auch soziale Themen eine Rolle spielen. Tim Robbins würdigte ebenfalls den Mut der Berlinale, politisch unbequeme Filme zu zeigen. Der deutsche Filmregisseur Andreas Dresen freute sich wiederum über die große Anzahl an osteuropäischen Filmen im Wettbewerb. Diese habe er in den letzten Jahren vermisst.

Auffallend viele Fragen gingen an die iranische Künstlerin Shirin Neshat. Neshat stellte heraus, welch große Rolle die Berlinale spiele und dass in diesen Tagen die ganze iranische Filmwelt auf Berlin schaue. Von besonderer Bedeutung sei, dass die Berlinale den neuen Film von Jafahr Panahi eingeladen habe.

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Wettbewerbs-Jury der Berlinale 2013

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Wong Kar Wei, Susanne Bier und Andreas Dresen: Es gibt sicherlich nicht wenige Filmkritiker und Filmliebhaber, die diese Drei in der Liste ihrer Lieblingsregisseure haben. Nun haben sie 10 Tage lang Zeit sich näher kennenzulernen, denn sie sitzen gemeinsam in der Wettbewerbs-Jury für die Berlinale 2013.

Schon die Vorstellung Andreas Dresen neben Wong Kar Wai zu sehen, steigert die Vorfreude auf die kommende Berlinale Ausgabe. Hier treffen zwei anspruchsvolle, aber total unterschiedliche Filmkunstwelten aufeinander: IN THE MOOD FOR LOVE neben SOMMER VOM BALKON.

Dass auch Susanne Bier der Juryeinladung gefolgt ist, hat etwas von einer verspäteten Entschuldigung. Bier war schon 2008 in die Jury berufen worden, schockte dann aber die Festivalorganisatoren als sie sehr, sehr kurzfristig (am Eröffnungstag!) absagte.

Von Tim Robbins kann man sich solche Unzuverlässigkeiten eigentlich gar nicht vorstellen. Er hat nicht nur für seine Rolle in MYSTIC RIVER einen Oscar bekommen, sondern ist auch Träger des französischen Ordens Officier de l'Ordre des Arts. Als Regisseur hat er zwar nicht viele, dafür aber hochgelobte Filme realisiert. 1996 war er mit seinem zweiten Regiewerk DEAD MAN WALKING auf der Berlinale (Sean Penn gewann damals den Silbernen Bären).

Multitalente sind auch sonst in der Jury gut vertreten: die Iranerin Shirin Neshat ist Videokünstlerin und Regisseurin, Ellen Kuhas (USA) kann neben Regie vor allen Dingen Kamera (BLOW, SUMMER OF SAM) und Athina Rachel Tsangar ist sowohl als Produzentin als auch Regisseurin das Vorzeigegesicht des neuen griechischen Kinos.

Vielleicht gibt es ja überhaupt keine Gerechtigkeit bei der Vergabe von Festivalpreisen...aber angenommen es gäbe sie: dann hätte diese Jury alle Kompetenz der Welt, um einen würdigen Goldbären auszuwählen.

Berlinale 2013: In der Bärenkonkurrenz starten 19 Filme

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Im Wettbewerb der 63. Berlinale konkurrieren 19 Filme um den goldenen und die silbernen Bären, fünf weitere Filme laufen zwar formal im Rahmen des Wettbewerbs aber außer Konkurrenz. Auch der Eröffnungsfilm der Berlinale YI DAI ZONG SHI (The Grandmaster) von Jurypräsident Wong Kar Wai, die Geschichte über Bruce Lees Lehrmeister Ip Man, nimmt nicht am Rennen um die Auszeichnungen teil. Um die Bären bewerben sich aber als Weltpremieren die neuen Filme von Regisseuren wie Jafar Panahi PARDE (Closed Curtain), Danis Tanovic EPIZODA U ŽIVOTU BERAČA ŽELJEZA (An Episode in the Life of an Iron Picker), Ulrich Seidl PARADIES: HOFFNUNG und Thomas Arslan GOLD.

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Berlinale 2013: Programm des Berlinale Wettbewerbs fast komplett

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Martina Gedeck in LA RELIGIEUSE

Die Berlinale hat neun weitere Wettbewerbsbeiträge veröffentlicht. Auch wenn keiner der Filme heraussticht, machen einige neugierig, wie z.B. der Beitrag von Thomas Arslan.

Arslan ist bereits seit fast 20 Jahren regelmäßig auf der Berlinale, bisher allerdings immer in den Sektionen Forum und Panorama (u.a. mit IM SCHATTEN, FERIEN und DER SCHÖNE TAG). GOLD ist sein erster Beitrag im Wettbewerb der Berlinale. Auch in anderer Hinsicht betritt Arslan Neuland. Er beschäftigt sich erstmals mit einem historischen Stoff. In GOLD machen sich Ende des 19. Jahrhunderts deutsche Einwanderer auf den beschwerlichen Weg zu den Schürfgründen im Norden Kanadas. Die Hauptrolle spielt Nina Hoss, die ja sonst fest vom Regie-Kollegen Christian Petzold gebucht ist.

Auf dem Blog der Filmzeitschrift Revolver findet sich ein Ideenentwurf von Arslan in der Frühphase des Projekts sowie Bilder vom Set.

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Berlinale 2013 - PARADIES: HOFFNUNG von Ulrich Seidl

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Pardies:Hoffnung (Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H.)

Schon die ersten beiden Teile der Paradies-Trilogoie des österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl liefen unter großer Beachtung auf wichtigen Filmfestivals: Der erste Teil PARADIES: LIEBE wurde in Cannes im Wettbewerb gezeigt und der zweite Teil PARADIES: GLAUBE hat in Venedig den Spezialpreis der Jury gewonnen. Seidl widmet sich in seiner Trilogie in gewohnt schonungsloser und drastischer Weise seinen Lieblingsthemen Religion, Sexualität und Ausbeutung und er kalkuliert nach eigener Aussage dabei durchaus auch einen Skandal mit ein. Zu Recht: Der zweite Teil PARADIES: GLAUBE wurde direkt nach der Aufführung in Venedig mit einer Anzeige wegen Blasphemie bedacht.

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Berlinale 2013: Die ersten 6 Filme des Wettbewerbs

Ein Festivalhattrick, amerikanisches Arthousekino mit Hollywood-Stars und ein 3D-Animationsfilm: Bereits die erste Auswahl des Wettbewerbs zeigt eine bunte Mischung und stellt verschiedenste Ansprüche zufrieden.

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Berlinale Knaller Nr. 1: Wong Kar Wai THE GRANDMASTER eröffnet das Festival

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Huch, die Berlinale zeigt Filmkunst zur Eröffnung. Gerade, als man sich schon daran gewöhnt hatte, vor allem bald startende Hollywood Filme kredenzt zu bekommen, damit der rote Teppich auch tüchtig voll ist mit Stars zum Start.
Wong Kar Wai - in diesem Jahr auch Jury Präsident - ist die Fusion aus allem, was die Berlinale sein will: Filmkunst Schau mit Ernsthaftigkeit und dabei trotzdem auch ein bisschen Glam und Lärm produzieren. Wong ist eine so tolle Mischung, weil er Arthouse Superhits drehte, doch seit fast 6 Jahren, trotz fester Fanbase, eigentlich nichts Neues. Erwartungen waren also vorhanden. Und dann huldigt er in diesem Film plötzlich nicht mehr der Liebe in elegischen Bildern, wie in fast allen Produktionen davor, sondern schafft ein schönes Stück Genre Kino:
Im China der 30er Jahre geht es um einen Martial Arts Meister (gespielt vom tollen Tony Leung Chiu Wai), der auch Mentor von -ACHTUNG- Bruce Lee war. Und das Ganze in wie der Trailer vermuten lässt - eben doch wieder in diesen Wong Bildern.

Die internationale Premiere von THE GRANDMASTER des chinesischen Regisseurs und diesjährigen Jury-Präsidenten WONG Kar Wai eröffnet die 63. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Doch wer nun nur Action erwartet, muss kurz innehalten und überlegen, wer der Regisseur ist. Deshalb geht es natürlich auch ums Große und Ganze, also Krieg, Familie, Rache, Begehren, Erinnern und Liebe. Und wenn wir schon bei Größe sind - dies soll offenbar der Martial Arts Film der Martial Arts Filme werden, denn der ohnehin beeindruckende Cast wird unterstützt von hunderten der besten Martial-Arts-Künstler Asiens.

Rund drei Jahre Drehzeit und mehr als ein Jahrzehnt Vorbereitung hat Wong Kar Wai dem Film gewidmet. „Ich fühle mich sehr geehrt von Dieters Einladung, mit meinem neuen Film The Grandmaster an der 63. Berlinale teilzunehmen und das Festival zu eröffnen. Der Film ist für mich ein Traumprojekt, das ich über viele Jahre hinweg entwickelt habe, und ich bin sehr glücklich, dass ich ihn in Berlin präsentieren kann. Ich habe mich ohnehin sehr darauf gefreut, als Jurypräsident der Internationalen Jury nach Berlin zurückzukehren. Dass nun sogar die Präsentation von The Grandmaster dort stattfinden wird, ist für mich etwas ganz Besonderes“, sagt WONG Kar Wai.

Titelfoto Creative Commons Flicker von Caspy2003

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