Festivals am Rande

Mockumentary Festival am 27. Januar im Sputnik Berlin

mockumentary_festival.jpg

Wer vor der Berlinale schon mal in Festivalstimmung möchte, kann das am kommenden Sonntag, 27. Januar, tun: beim Mockumentary Festival im Sputnik Kino in den Höfen am Südstern, Hasenheide 64. Der AV Club Wedding zeigt drei Mockumentaries, die auch Rockumentaries sind. Los geht es um 18.15 Uhr mit dem kanadischen Film HARD CORE LOGO über die Renunion der gleichnamigen Punk Band und ihren charismatischen Sänger Joe Dick. Weiter geht es um 20 Uhr mit dem Kraftwerk-Spoof FRAKTUS der im vergangenen Jahr von den Hamburger Studio Braun-Machern ersonnen wurde. Und der Höhepunkt ist ab 22 Uhr die Mutter aller Mockumentaries THIS IS SPINAL TAP. Ja, ich weiß, vorher gab's schon THE RUTLES, aber THIS IS SPINAL TAP ist besser. Der Eintritt ist frei!

Festival der Filmhochschulen 2009

filmschulfest_plakat.jpg

Wie bei kaum einem anderen Festival bekommt die Internationalität des Filmgeschäfts beim Festival der Filmhochschulen Bodenhaftung. Junge Filmemacher aus Israel, Brasilien oder Argentinien zeigen hier nicht nur ihre Filme. Durch die gemeinsamen Vorführungen und bestimmt auch durch das gemeinsame Feiern entwickelt sich in einer Woche eine Nationen übergreifende Community, die stark an den Film L'auberge espagnole erinnert (auf youtube kann sich jeder von dem Spirit überzeugen).

Mehr: " Festival der Filmhochschulen 2009 " »

Hof 2009: "1000 Meilen von Taschkent" von Katharina Wyss

"Guck mal, da der Fernsehturm", "Ah, mal wieder die Boheme an der Kastanienallee", "Unser Kotti!" - Berlin Filme. Wir sind begeistert, wenn wir alles wiedererkennen.

Manchmal ist aber etwas noch stärker, wenn man es nicht zeigt. Das beweist „1000 Meilen von Taschkent“. Der Seminarfilm, den Katharina Wyss an der DFFB gedreht hat, ist zu hundert Prozent ein Berlin Film, ohne dass er sich der typischen Berlinsymbole bedienen müsste. Es ist die Kulisse von Bahnhöfen und Straßen ohne Namen und auch der Berlin-Existenzialismus der Hauptfiguren, die ein Berlin sichtbar machen, wo Vision, Hoffnung und Wahnsinn sich so nahe sind wie sonst nirgendwo in Deutschland.

Mehr: " Hof 2009: "1000 Meilen von Taschkent" von Katharina Wyss " »

Hof 2009: Ankunft in Hof

Mit entwaffnender Herzlichkeit wird man im Akkreditierungsbüro der Hofer Filmtage begrüßt. Man kann auch gleich mithelfen, den Fotodrucker zu reparieren, der die Ausgabe des frisch geschossenen Porträt für den Akkreditierungsausweis hartnäckig verweigert. Das Hof-Feeling, was es von den großen Brüdern und Schwestern in der Festivalwelt unterscheidet, ist gleich wieder da. Auch wird ganz geschwind noch ein Hotelzimmer im "Hotel am Kuhbogen" organisiert. Perfekt! So geht es mit frischen Rückenwind in den ersten Film.

43. Hofer Filmtage

hof_2009.jpg

Heute startet das vielleicht gemütlichste und familiärste Filmfestivals Deutschlands: die Hofer Filmtage. Die Markenzeichen des Festivals: Würstchenbude, Fußball und deutsche Filme.

Für deutsche Jungfilmer ist Hof der ideale Ort, um ihre Erstlingswerke zu platzieren. Während auf der Berlinale viele Entdeckungen im Stargetrampel untergehen, treffen sie in Hof auf ein begeisterungsfähiges Publikum, das als eine nahezu paritätisch zusammengesetzte Mischung aus Filmkritikern, Film-Business-Leuten, Filmliebhabern und Filmemachern dicht an dicht in einem der Hofer Programmkinos zusammenhockt.

Mehr: " 43. Hofer Filmtage " »

Bergfilmfestival Tegernsee vom 21. - 25.10.2009

tegernsee.jpg

Seit gestern läuft im wunderschönen Tegernsee wieder das Bergfilmfestival. Ein kleine Sensation wie letztes Jahr die Premiere von Nordwand ist diesmal zwar nicht dabei, aber mit Filmen von Arnold Frank (in Anwesenheit des Enkels des Bergfilmpioniers!) über eine Doku über die Tierwelt im Andenhochland bis hin zu einer Podiumsdiskussion zur Neuorientierung im Bergsteigen wird auch dieses Jahr jeder Berg-Fan wieder etwas finden.

Die Wettbewerbsfilme der 62. Filmfestspiele von Cannes

Am kommenden Mittwoch den 13. Mai ist es wieder so weit: der rote Teppich wird ausgerollt, unter dem Blitzlichtstaccato der Fotografen tänzelt die Filmprominenz in das Grand Théâtre Lumière und endlich wird Gilles Jacob die 62. Filmfestspiele von Cannes für eröffnet erklären. Auch wenn wir nicht vor Ort sind, gestatten wir uns dennoch einen kurzen Blick auf das diesjährige Programm des Wettbewerbs.

Die Auswahl der Filme ist nicht wirklich überraschend, zumindest wenn man sich die Namen der Regisseure anschaut. Nur ein einziger unter ihnen konnte noch nie in Cannes einen Film von sich platzieren und es ist jemand, von dem man es eigentlich gar nicht erwartet hätte.

Mehr: " Die Wettbewerbsfilme der 62. Filmfestspiele von Cannes " »

"Fireworks Wednesday" von Ashgar Farhadi

fwwednesday.jpg

Frauenpower und verstörte Männer im Iran

Ach, wieder so symbolisches iranisches Kino, konnte man denken in den ersten Minuten: Ein junges Paar auf dem Moped in den Bergen (um die westlichen Zuschauer zu überraschen „Ach, da gibt es Schnee??“), dann bleibt der Tschador der Frau in der Kette hängen, die beiden stürzen. Was das wohl bedeutet? Dann hat es sich auch schon mit Symbolkino. Die Szene war allerdings symbolisch genug für die Zensoren im Iran - dort durfte sie nicht gezeigt werden - zu politisch.

Fireworks Wednesday gehörte zu den Kassenschlagern der letzten Jahre im Iran und ist zugleich auf vielen Festivals im Rest der Welt gut angekommen. Aus gutem Grund: er gewährt Einblick in einen Teil der iranischen Gesellschaft, den man selten im Kino vorgeführt bekommt: den eher „westlichen“ und weltlichen Norden von Teheran. Und damit Figuren, bei denen wir nicht einfachen Leuten vom Land bei ihrem Ringen mit der Welt in einer lyrisch-symbolischen Filmsprache zuschauen. In diesem Film geht es um kaputte Ehen, Lügen und Sex mit der Nachbarin. Allerweltsthemen.

Die Fahrt des jungen Paares vom Dorf in die Stadt ist also doppelt symbolisch: der Regisseur will sich auch von den berühmten iranischen Filmemachern wegbewegen, deren Geschichten fast immer auf dem Dorf spielen. Nach dem Prolog treffen wir auf Stadtbewohner und ihre Probleme, wie man sie wohl überall findet, wo Männer und Frauen versuchen Ehen zu führen.

Mehr: " "Fireworks Wednesday" von Ashgar Farhadi " »

"Three Monkeys" von Nuri Bilge Ceylan

tuerkei_klein.jpg

Was ist nur mit diesen Menschen los? Ein Familienvater, der ohne mit der Wimper zu zucken für seinen Chef ins Gefängnis geht. Eine Frau, die sich so offensichtlich selbst belügt, dass sie immer wieder laut darüber lachen muss. Ein Sohn, der eine besondere Form der Rebellion lebt, indem er den Großteil des Tages schlafend im Bett verbringt und ansonsten todtraurig in die Welt schaut. Das Reden wird nicht groß geschrieben in dieser Familie. Das Nicht-Reden über bestimmte Dinge dagegen schon – ebenso wie das Nicht-Hören und Nicht-Sehen von allem, was schmerzhaft, kompliziert oder unangenehm sein könnte. Der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan erzählt in Three Monkeys die Geschichte von drei Menschen, die wie jene berühmten drei Affen nach dem Prinzip „See no evil, hear no evil, speak no evil“ handeln. Und sich dabei immer tiefer in ihre Hilflosigkeit verstricken.

Mehr: " "Three Monkeys" von Nuri Bilge Ceylan " »

Weltreise im Sessel - Das Festival "Around the World in 14 Films"

mister-lonely.jpg

Der Filmfestival Besucher kennt das: Man sieht einen grandiosen Film, erzählt Freunden und Kollegen von dem Kino-Erlebnis, das leider ein einzigartiges Erlebnis sein kann - weil der Film nur auf diesem einen Festival gezeigt wird und es nie in die Kinos schafft. Solche Filme habe ich in den letzten Jahren sicher ein Dutzend gesehen. Dann ärgert man sich besonders, wenn die 800ste amerikanische Liebeskommödie oder auch ein schrottiger Kleinfilm deutscher Provinienz wochenlang die Kinosäle blockiert.
Und so ging es vermutlich auch Bernhard Carl, weshalb als er das Festival „Around the World in 14 Films“ ins Leben rief.

Im Berliner Babylon kann man 14 herausragende Filme sehen, die es auf Festivals zu Beifallstürmen, Preisen und Kritikertränen brachten - in der kranken marktwirtschaftlichen Organisation der Filmwelt in Deutschland aber keinen Verleiher fanden.

Mehr: " Weltreise im Sessel - Das Festival "Around the World in 14 Films" " »

Filmschulfest München 2008:
Die Preisträger

Auf einer stimmungsvollen Abschlussgala wurden gestern Abend die Preisträger des Filmschulfest 2008 verkündet. Locker und professionell wurde die Gala von Christoph Gröner und Christina Wolf moderiert, die schon für die Leitung der Question & Answer Sessions zu den Kurzfilmprogrammen der letzten Woche einen eigenen Preis verdient hätten. Nicht nur hier war das Filmschulfest einem A-Fesitival wie der Berlinale nicht nur ebenbürtig sondern eine Kopflänge voraus. So war das abwechslungsreiche Filmprogramm durchweg von hoher Qualität und wusste immer wieder von neuem zu überraschen.

day_in_a_life.jpg
Liu Chui-jan in "A Day in a life

Entsprechend schwer muss der Jury unter der Leitung von Marc Rothemund die Preisvergabe gefallen sein. Den Preis für den besten Film bekam Zune Kwok für seinen beeindruckenden Kurzfilm "A day in a life".

Mehr: " Filmschulfest München 2008:
Die Preisträger " »

Filmschulfest München 2008:
V'Ahavta ("And Thou Shalt Love") von Chaim Elbaum

And_Thou_Shalt_Love_Ori%20Lachmi.jpg

Schwulsein ist im orthodoxen Judentum nicht vorgesehen. Das treibt Ohad, der sich als orthodoxer israelischer Soldat in einem "Hesder" auf den Militärdienst vorbereit in die Verzweiflung. Er holt sich Rat bei einer anonymen Telefonseelsorge. Nach 40 Tagen fasten und beten, so das Angebot, soll er geheilt sein. Doch trotz aller Selbstkasteiung stellt sich auch nach Ablauf der 40 Tage die erhoffte Konformität mit dem Normalschema nicht ein.

Mehr: " Filmschulfest München 2008:
V'Ahavta ("And Thou Shalt Love") von Chaim Elbaum " »

Filmschulfest München 2008:
"Klotz und Klumpen" von Stephan Sacher, Michael Herm

Chump_and_Clump_Stephan_Sacher_Michael_Herm.jpg

Fröhlich kommt sie daher und schaut auf den Fahrplan an einer einsamen Bushaltestelle, eine Schachtel mit zwei Beinen, Mütze und Schal. Nächster Bus, Dienstag 15:30. Sie schaut auf die Uhr: Dienstag 16:00. Horror!!! Wir sind ja schon außer uns, wenn wir 19 Minuten auf die nächste U-Bahn warten müssen. Wie muss sich dann erst eine Woche anfühlen? Doch Rettung naht in Gestalt einer Kugel mit zwei Beinen, Mütze und Schal. Auch sie wirft ein Blick auf den Fahrplan: Horror!!!!

Mehr: " Filmschulfest München 2008:
"Klotz und Klumpen" von Stephan Sacher, Michael Herm " »

Filmschulfest München:
"Comeback" von Maximilian Plettau

comeback_hartenstein_Maximilian%20Plettau.jpg

Sich nach oben boxen, sich durchboxen...wohl kein Sport versinnbildlicht den Kampf im Alltag so stark wie das Boxen. Davon haben Boxerfilme von "Raging Bull" über "Rocky" bis "Million Dollar Baby" profitiert. Auch Jürgen Hartenstein bildet eine gute Projektionsfläche für den Zuschauer. Der Boxer mit dem Beinamen "The Rock" war 1998 deutscher Meister im Supermittelgewicht. Wenn man einmal einen großen Erfolg gehabt hat wie Hartenstein, wird alles was danach kommt sich an diesem Erfolg messen müssen. Hartenstein scheiterte jedoch auf ganzer Linie mit dem Versuch den Erfolg zu halten. Nach der Meisterschaft verlor er Kampf um Kampf. Als ihm schließlich der Manager absprang, war es auch mit den offiziellen Kämpfen vorbei. An die glanzvolle Zeit erinnern heute nur noch die Fotos, die neben Hartensteins Spiegel hängen. Eines zeigt ihn gemeinsam mit Axel Schulz, ein anderes mit den Klitschko Brüdern. Für Hartenstein sind die Fotos keine Relikte einer nostalgisch verklärten Zeit, sondern eine Motivation, es noch einmal zu versuchen und sich gegen alle Widerstände wieder in den Ring zu boxen.

Mehr: " Filmschulfest München:
"Comeback" von Maximilian Plettau " »

Filmschulfest München 2008

filmschulfest_muenchen_2008.jpg

Alle waren sie schon einmal dabei: Lars von Trier, Caroline Link und Florian Henckel von Donnersmark. Auf dem Filmschulfest München haben sie nicht als etablierte Regisseure sondern als Studenten vor Jahren ihre ersten Werke dem Publikum präsentiert. Das Filmschulfest gibt es bereits seit 1981 und es hat sich als eines der bekanntesten Nachwuchsfestivals fest etabliert. Heute Abend wird das diesjährige Festival mit dem Dokumentarfilm "Comeback" eröffnet. Regisseur Maximilian Plettau hat über ein Jahr den alternden Profiboxer Jürgen Hartenstein begleitet, der noch fest an eine zweite Chance glaubt.

Mehr: " Filmschulfest München 2008 " »

42. Hofer Filmtage - 21. - 26.10.2008

hof_2008.jpg

"Im Winter ein Jahr" von Caroline Link eröffnet heute die 42. Hofer Filmtage. Bei vielleicht keinem anderen deutschen Filmfestival treffen sich Filmprofis, Festival-
macher und Publikum in einer so angenehm familiären Atmosphäre wie in Hof. Dass die Regisseurin und Oscar Preisträgerin Caroline Link selbst 7 Jahre Mitarbeiterin bei den Hofer Filmtagen war, ist der beste Beleg dafür.

Traditionell ist der deutsche Film in Hof stark vertreten. Gezeigt werden u.a. das Spielfilmdebüt der Schauspielerin Ina Weisse "Der Architekt" mit Josef Bierbichler, Sandra Hüller und Sophie Rois, "Jerichow" von Christian Petzold und Hans Christoph Blumenbergs "Warten auf Angelina".

Im internationalen Programm wird Olivier Assayas seinen neuen Film "L'Heure d'été" präsentieren. "L'Heure d'été" ist auch Teil des diesjährigen Schwerpunkts Frankreich. Weitere französische Filme im Hofer Programm sind der Publikumsliebling von Cannes "Rumba" vom Regie-Trio Dominique Abel, Fiona Gordon und Bruno Romy sowie "Louis-Michel" von Gustave de Kervern und Benoît Delépine (Bestes Drehbuch bei den Filmfestspielen in San Sebastian). Die Retrospektive ist dieses Jahr Allison Anders gewidmet. Die amerikanische Independent Regisseurin, die mit "Gas, Food, Lodging" und "Mi vida loca" bekannt wurde, kommt auch nach Hof und wird eine Auswahl ihrer Filme persönlich begleiten.

barcamp münchen 2007

Es ist nicht direkt ein Festival, aber genauso gut. An diesem Wochenende findet wieder das barcamp in München statt und festivalblog ist dabei. Mehr Info zum barcamp gibt es hier.

Social Action Film Festival in Berlin

isaff_logo.jpg
Soziale Probleme weltweit nehmen die Filmemacher des "International Social Action Film Festival" am Sonnabend, 11. Oktober, in den Fokus ihrer Kameras. Das eintägige Festival beginnt um 13.45 in der "Humboldt Viadrina School of Governance" in der Wilhelmstraße 67. Kurze und mittellange Filme beschäftigen sich mit aktuellen Themen wie Menschenrechte, Gesundheit oder sozial verantwortungsbewusstes Unternehmertum. Es werden nicht nur Filme gezeigt: Mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen kann das Publikum auch die Gründe für soziale Probleme und Lösungsmöglichkeiten diskutieren.
Um 20 Uhr wird der vielfach ausgezeichnete, oscarnominierte Dokumentarfilm WarDance von Sean Fine und Andrea Nix Fine gezeigt, der 2007 auf dem Sundance Film Festival den Preis als bester Dokumentarfilm gewann. "WarDance" begleitet eine Gruppe von Schülern bei der Teilnahme am Nationalen Musikwettbewerbs in Uganda. Der ugandische Bügerkrieg hat das Leben dieser Kinder schwer gezeichnet, für sie ist ihre Performance mehr als nur ein Wettbewerb. Mehr Informationen zum Social Action Film Festival

50 Jahre Anderground: "Chien Fuck!" von Carl Andersen

In seinem jüngsten Film „Chien Fuck!“ seziert Carl Andersen gnadenlos und komisch – das ist etwas völlig anderes als gnadenlos-komisch – den emotionalen Tumult, dem sich Menschen durch den verzweifelten Versuch der Zweisamkeit aussetzen. Franz liebt Julie, Julie weiß nicht so genau, ob sie das auch tut. Darüber miteinander zu reden, ist für die beiden unmöglich – also tun sie es mit Freunden. Heraus kommt der ultimative Diskursfilm über das Leben, die Liebe und den Sex mit komischen und niederschmetternden Gesprächen über gescheiterte Beziehungen und darüber hinaus „echtem“ Sex. „Chien Fuck!“ läuft im Rahmen des Festivals „50 Jahre Anderground“ am Donnerstag, 17. Juli, und am Mittwoch, 23. Juli, jeweils um 22 Uhr in den Tilsiter Lichtspielen sowie am Montag, 28. Juli, im 22 Uhr in der Brotfabrik.

"50 Jahre Anderground": Filmfest für Carl Andersen in Berlin

Zum Geburtstag: Frauen, Liebe, Sex und das Zwischenmenschliche

Carl Andersen feiert einen doppelten Geburtstag: Der Wiener, der seit 1991 in Berlin lebt und filmt, wird ein halbes Jahrhundert alt und geht seit nunmehr zwanzig Jahren als konsequenter No-Budget-Filmschaffender seinen Lieblingsthemen nach, zu diesen gehören in loser Folge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Frauen, Vampirismus, Liebe, Gewalt, Sex und das Zwischenmenschliche. (Ein Interview mit Carl Andersen) Mit dem Geburtstagskind feiern das Kino in der Brotfabrik und die Tilsiter Lichtspiele50 Jahre Anderground“. Von Donnerstag 17. Juli bis zum 30. Juli zeigen beide Kinos an jedem Abend um 22 Uhr einen Film von Carl Andersen. Außerdem läuft zum Abschluss am 29. und 30. Juli in der Brotfabrik Lothar Lamberts Dokumentarfilm „Küss die Kamera“ über Carl Andersen und Erwin Leder, Darsteller in Andersens „Vom Luxus der Liebe“ und „Chien Fuck“.

Mehr: " "50 Jahre Anderground": Filmfest für Carl Andersen in Berlin " »

Wolke Neun von Andreas Dresen

Wolke%20neun.jpg

Wer liebt, riskiert zu leiden...

Dass diese Wahrheit als universell und vor allem zeitlos gelten darf, das müssen auch die Protagonisten im neuen Film von Andreas Dresen am eigenen Leibe erfahren. Die Rentnerin Inge, die auf die 70 zugeht und mit ihrem Mann Werner schon seit Jahrzehnten verheiratet ist, verliebt sich aus heiterem Himmel in den achtzigjährigen Karl. Das ganz normale Drama einer heimlichen Liebesbeziehung nimmt seinen Lauf.

Mehr: " Wolke Neun von Andreas Dresen " »

Filmfest München 2008 - 20. - 28. Juni

Mutig ist es ja schon mit 240 Filmen gegen EM und bestes Sonnenwetter anzutreten. Doch den Machern des Münchner Filmfestes war wohl klar, dass Filmliebhaber im Grunde ihres Herzens genauso sind wie wahre Fußballfans: ihre Leidenschaft lässt sie unbeeindruckt an den Versuchungen, die wir Normalsterblichen in diesen heißen Junitagen ausgesetzt sind, unbeeindruckt vorüberziehen. Stattdessen stehen sie seit heute in den Schlangen der Kinokassen, um wenigstens einige Filme aus diesem hervorragenden Filmprogramm zu ergattern.

Mehr: " Filmfest München 2008 - 20. - 28. Juni " »

Internationales Frauenfilmfestival Dortmund Köln 23. - 27. April 2008

iff_2008.jpg

Heute hat man die letzte Gelegenheit auf das Frauenfilmfestival in Dortmund/Köln zu gehen. Bereits seit Mittwoch konnte man sich in 95 Filme einen Überblick über das Filmschaffen von Frauen weltweit verschaffen. Ein Schwerpunkt liegt (ähnlich wie beim Panorama der Berlinale) auf dem Thema Queer und Transgender. Parallel haben Studenten der FH Köln auf einem "Festival-Blog" ; ) das Festival mit Rezensionen, Filmausschnitte, Backstage-Stories begleitet.

EMAF - 23. - 27. April 2008 Osnabrück

emaf_2008.jpg

Das European Media Art Festival (EMAF) widmet sich dieses Jahr dem Thema IDENTITY. Es geht um die Veränderungsprozesse von Identität, Privatleben und Gesellschaft durch die Globalisierung und durch Pervasive Computing (der digitalen Durchdringung unseres Alltags).
Zu sehen sind im Filmprogramm u.a. James Bennings RR und Guy Maddins My Winnipeg. Neben der spannenden Multimedia-Austellung "Young identities-Global Youth" gibt es auch einen "Idendity-Kongress" auf dem u.a. der Mediewissenschaftler Norbert Bolz und der Politologe Ralf Bendrath sprechen werden.

Mehr Infos auf der sehr ansprechenden Festivalseite .

"Sportsfreund Lötzsch" von Sandra Prechtel und Sascha Hilpert

sportsfreund_Loetzsch1.jpg

Aufzeichnungen eines Ausdelegierten

Das „achtung berlin“-Festival zeigt wie die vergangene Berlinale, dass die Realität oft spannender ist als die Fiktion und dass Dokumentarfilme Geschichten erzählen, die man einem Spielfilm kaum glauben würde. „Sportsfreund Lötzsch“ von Sandra Prechtel und Sascha Hilpert zeigt das Menschenverachtende des real-existierenden Sozialismus. Der Radsportler Wolfgang Lötzsch wird wegen seiner ideologischen Unzuverlässigkeit trotz seiner überragenden Leistungen aus dem DDR-Leistungssportsystem „ausdelegiert“ und von der Stasi überwacht. Lötzsch kämpft als Einzelner gegen das System, so sagt er es selbst im Film. Prechtel und Hilbert lassen in ihrem Film nicht nur Freunde und Radfahrerkollegen zu Wort kommen, sondern auch den Major der Staatssicherheit Heinrich Engelhardt, der die Überwachungsoperation „Speiche“ koordiniert hat. „Sportsfreund Lötzsch“ fokussiert auf einen Mann, der nur Sportler sein wollte und zum Rebell gemacht wurde. Der Erkenntnisgewinn durch den Film über das Zusammenwirken von Politik und Stasi im unermüdlichen Kampf gegen die Freiheit des Einzelnen ist enorm.

Mehr: " "Sportsfreund Lötzsch" von Sandra Prechtel und Sascha Hilpert " »

achtung berlin - Filmfestival im Babylon Mitte

achtung_berlin_babylon.jpg

Mehr als 70 Filme laufen vom 16. bis 22. April auf dem Filmfestival „achtung berlin – new berlin film award“ im Babylon Mitte. Im Filmwettbewerb „Made in Berlin-Brandenburg“ treten 36 Filme an, die von einer Berlin-Brandenburger Produktionsfirma realisiert wurden oder sich mit Berlin beschäftigen. Den „new berlin film award“ erhalten die Gewinner in den Kategorien Spielfilm, Dokumentarfilm, Mittellanger Film und Kurzfilm. Ausgezeichnet wird außerdem die beste Kamera und der beste Schnitt. Weitere Festivalsektionen sind Berlin-Brandenburg spezial und HeimatDokumente. Die Retrospektive trägt den Titel „B wie Berlin“, zu sehen sind Kurzfilme aus 60 Jahren Berlinwerbung. Für Kinder und Jugendliche gibt es am Sonnabend- und Sonntagnachmittag ein Kurzfilmprogramm.

11mm Fussballfilmfest in Berlin 4.-7. April

Maradonna%20Kind_1.jpg

Morgen startet das Fussballfilmfest, das schon seit einigen Jahren in Berlin zu den festen Institutionen des Filmfestivalreigens der Stadt gehört. Neu ist der Ort: Das Kino Babylon Mitte, das sich immer mehr zu einem Herzstück der Kino- aber auch Kulturlandschaft in der Stadt entwickelt, nachdem es einige Jahre recht still ohne erkennbare Richtung oder Programm dahinsiechte.

Wie die benachbarte Volksbühne, die nicht nur Theaterstücke zeigt, verbinden die Kinobetreiber des Babylon Filme und Konzerte, zeigen Retrospektiven begleitet von Vorträgen und Diskussionsrunden, haben besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen des jungen deutschen Films gelegt und laden auch ein zu Partys und Lesungen.

Nun also das Fußballfilmfest: 30 Filme, vor allem Dokumentar, aber auch Spielfilme rund um das runde Leder - dazu viele Gäste aus Sport und Film. Aber auch Kunstkinofreunde finden etwas: den auf der Dokumenta gezeigten Film DEEP PLAY des Künstler Harun Farocki. Für seine Installation hat Farocki alle Filmaufnahmen des WM Finales 2006 zusammengetragen. Auf zwölf Monitoren in der Rotunde sind Original-Bilder, Aufnahmen von Überwachungskameras und Grafiken einer mathematischen Analyse gleichzeitig zu sehen. Aber es gibt noch viel mehr:

Mehr: " 11mm Fussballfilmfest in Berlin 4.-7. April " »

Nippon Connection - Japanese Film Festival 2. bis 6. April 2008

japanese_filmfestival.jpg

Freunde des japanischen Films sollten sich schnell nach Frankfurt aufmachen, denn hier sind ab heute bis zum kommenden Sonntag über 130 Filme aus dem Land der aufgehenden Sonne zu "besichtigen". Das Japanese Film Festival gibt es bereits seit acht Jahren und hat mit 13 Filmen angefangen. Die Steigerung um 1000% ist ein Beleg für die große Beachtung, die die verschiedenen Genres des japanischen Films in Deutschland genießen.

Im Programm der Sektion Nipon Cinema sind viele aktuelle Filme aus den Jahren 2006 und 2007. Manche sind bereits auf der diesjährigen Berlinale gezeigt worden, wie z. B. der Preisträger für den besten Erstlingsfilm "Asyl – Park and Love Hotel" von Kumasaka Izuru, aber im Programm sind immerhin auch 13 Deutschlandpremieren, die um den Nippon Cinema Award konkurrieren. Weitere Sektionen sind NIPPON DIGITAL mit einer Auswahl an Animations-, Kurz- und Dokumentarfilmen sowie NIPPON RETRO mit dem vielversprechenden Titel "Wizards of japanese independent Animation, 1960s - Today".

Alles in allem ein vielversprechendes Programm, dass einen kurzen Trip in die Bankenstadt lohnenswert macht.

Lola-Nominierungen für drei Berlinalefilme

lola_schwarz_188x120.gif

Drei Berlinalebeiträge aus den Jahren 2007 und 2008 wurden in dieser Woche für den Deutschen Filmpreis "Lola" nominiert. "Prinzessinnenbad" von Bettina Blümner, der 2007 in der Perspektive Deutsches Kino lief, hat in der Kategorie Bester Dokumentarfilm eine Chance auf die "Lola". Viermal nominierte die Deutsche Filmakademie "Yella" von Christian Petzold aus dem Wettbewerb 2007: In den Kategorien Bester Film und Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin (Nina Hoss) und Beste Kamera (Hans Fromm). "Kirschblüten" von Doris Dörrie, gezeigt im Wettbewerb 2008, wurde in sechs Kategorien berücksichtigt, darunter Bester Film und Beste Regie. Außerdem erhielten die beiden Hauptdarsteller Hannelore Elsner und Elmar Wepper Nominierungen. Doris Dörrie kann sich außerdem Hoffnung auf den Filmpreis für ihr Drehbuch machen und Sabine Greunig tritt in der Kategorie Bestes Kostümbild an.

"Die Österreichische Methode" von Erica von Moeller und anderen

Methode_1.jpg
(Foto: Spirit Filmverleih)

Der Episodenfilm „Die Österreichische Methode“ lief bereits bei den Hofer Filmtagen 2006 und auf verschiedenen anderen Festivals. Jetzt kommt er auch in die Kinos (Starttermin: 20. April 2008). Im Mittelpunkt jeder der fünf Episoden stehen junge Frauen in extremen Beziehungssituationen. Der Film ist ein gemeinsames Projekt von fünf Absolventen der Kölner Filmhochschule Florian Mischa Böder, Peter Bösenberg, Gerrit Lukas, Erica von Moeller und Alexander Tavoli.

Mehr: " "Die Österreichische Methode" von Erica von Moeller und anderen " »

5 Oscars für Berlinale Filme

Man muss Dieter Kosslick eines lassen: einen guten Draht nach Hollywood hat er. Gleich fünf Oscars gingen an Filme, die dieses oder letztes Jahr im Wettbewerb der Berlinale liefen. Daniel Day-Lewis, der vor zwei Wochen noch eine Massenhysterie am Potsdamer Platz ausgelöst hat, bekam den Oscar „Bester Hauptdarsteller“ für seine Rolle als Daniel Planview in "There will be blood". Das neue Werk von Paul Thomas Anderson wurde auf der letzten Berlinale von den Kritikern als Aspirant für den Goldenen Bären gehandelt, bekam aber "nur" den Silbernen Bären für die Beste Regie. Zum Trost gab es gestern noch einen Extra Oscar für die beste Kameraarbeit. Marion Cotillard, die letztes Jahr trotz ihrer herausragenden Leistung in dem Eröffnungsfilm der Berlinale 2007 "La vie en Rose" keinen Bären mitnehmen durfte, bekam gestern den Oscar „Beste Hauptdarstellerin“ für ihre Rolle der Edith Piaf (Ätsch!!!). Wer Marion Cotillard als Edith Piaf und gestern als Marion Cotillard gesehen hat, der muss einsehen, dass "La vie en rose" auch für das "Makeup" mit einem Oscar ausgezeichnet werden musste. Ebenfalls im letzten Jahr auf der Berlinale lief der österreichische Film "Die Fälscher" von Stefan Ruzowitzky. Er gewann gestern den Oscar für den besten ausländischen Film.

Die Preisträger des Max Ophüls Festival 2008 stehen fest!

Filmfestival%20Max%20Ophuels%20Preis_rgb.jpg

Der Max Ophüls Preis 2008 geht an den Regisseur André Erkau für seinen Film „Selbstgespräche“. Ein Film über scheiternde Gestalten in einem Callcenter.

Der Kurzfilmpreis 2008 geht an die Regisseurin Frauke Thielecke für ihren Film „Dunkelrot“.

Für seine Rolle als Konstantin in dem Film „Nichts geht mehr“ von Florian Mischa Böder geht der Preis für den besten Nachwuchsdarsteller 2008 an Jörg Pohl. Ein Film über zwei Brüder, die nach einem Streich irgdendwie ins linksschwärmerische Mileu geraten und als Terroristen verfolgt werden.

Für ihre Rollen als Maike in dem Film „Höhere Gewalt“ von Lars Henning Jung und als Sik in dem Film „Die Tränen meiner Mutter“ von Alejandro Cardenas-Amelio geht der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin 2008 an Alice Dwyer. Höhere Gewalt hat bei den Älteren Besuchern meist Irritation und Ablehnung ausgelöst. Es geht um eine Gruppe Jugendliche und schreckliche Ereignisse an einem Wochenende auf einem Hof.

Der Filmpreis des saarländischen Ministerpräsidenten 2008 UND der Dokumentarfilmpreis 2008 geht an die Regisseurin Alexandra Westmeier für ihre Dokumentation „Allein in vier Wänden“. Der Film ist bedrückend und beieindruckend. Siehe Kritik auf dieser Seite.

Der Publikumspreis des 29. Filmfestivals Max Ophüls Preis geht an den Film „Novemberkind“ des Regisseurs Christian Schwochow. Ein Film über eine Vatersuche.

Max Ophüls Festival: "Nichts geht mehr" von Florian Mischa Böder

Nichts%20geht%20mehr.jpg

Es fängt brillant an: stimmige Bilder, knackige Dialoge und glaubwürdig, eigenwillige Charaktere ziehen den Zuschauer sofort hinein in die Geschichte. Zwei Brüder, ein Sommer in Bochum. Der eine, August ( Jean-Luc Bubert) ist ein wenig der Partyhengst und Macher und Laberkopp, sein jüngerer Bruder Konstantin (Jörg Pohl, der auch den Darstellerpreis gewonnen hat) hat einen ruhigeren und kontrollierteren Charakter, versucht sein Leben nach dem Auszug zu Haus in Fahrt zu bringen. Die beiden verstrahlen die Fröhlichkeit und Lust einer lauen Sommernacht, sie wollen irgendeinen „Scheiß“ machen, sich amüsieren und es allen anderen zeigen. Es beginnt mit einem Einbruch ins Schwimmbad. Sehr witzig und toll gefilmt. Als nächst Aktion wollen die beiden, angetrieben von August alle Ampeln in Bochum anmalen. Das tun sie auch und am nächsten Morgen ......

Mehr: " Max Ophüls Festival: "Nichts geht mehr" von Florian Mischa Böder " »

"Zu Fuß nach Santiago" von Bruno Moll

Zu%20Fuss%20nach%20Santiago%20de%20Compostela.JPG

Das musste ja kommen. Ein Film über den Jacobsweg. Folgerichtig begrüßt der Kinosaalchef das erste volle Kino, das ich auf dem Festival erlebe, mit den Worten: „Wir haben ja alle unseren Kerkeling gelesen...“
Was ist das nur, dass all die Promis und Normalos in den letzten Jahren auf den Jacobsweg schickt? Vielleicht die Mischung, die auch einer der Weggefährten von Roman Weishaupt beschreibt: 1/3 Abenteuerlust, 1/3 sportliche Herausforderung und 1/3 Selbstsuche. Ich würde sagen, es sind eher Fünftel nicht Drittel. Die zwei anderen Fünftel sind zum einen das Massenphänomen Jacobsweg, befeuert durch inzwischen sicher 20 Bücher und ein letztes Fünftel ist romantische Sehnsucht nach Religion oder auch der diffuse Wunsch, an etwas zu Glauben......

Mehr: " "Zu Fuß nach Santiago" von Bruno Moll " »

Max Ophüls Festival: „Eisenfresser“ von Shaheen Dill-Riaz

Eisenfresser%20-%20Copyright%20Lemme%20Film_Zahidul%20Karim%20Selim.JPG

Sofort hatte ich wieder die Fotos von Sebastiao Salgado vor Augen. Der berühmte Fotograf hat vor einigen Jahren einen Bildband über die Arbeiter dieser Welt gemacht: Grandiose Schwarz-Weiß Aufnahmen, unfassbar schöne und dabei erschreckende Bilder, die zeigen: Für viele Millionen Menschen findet die Ausbeutung in Minen, Werften und Fabriken noch immer statt, Kinder und Erwachsene ruinieren oft für weniger als 1 Euro am Tag, ohne jeden Vertrag oder Schutz ihre Gesundheit, riskieren ihr Leben. Sie schuften, bis sie eines Tage umfallen und Oben sitzen die sprichwörtlichen "fat cats" und kassieren Millionen. Nicht selten werden die so gewonnenen Produkte oder Rohstoffe dann zu uns, in die so genannte 1. Welt verkauft, oder wir w werden eben am Strand von Chittagong unseren Schrott los. Und der Westen ist so stolz, solch katastrophale Arbeitsbedingungen mit dem Beginn des letzten Jahrhunderts allmählich hinter uns gelassen zu haben.....

Mehr: " Max Ophüls Festival: „Eisenfresser“ von Shaheen Dill-Riaz " »

Max Ophüls Festival: "Allein in vier Wänden" von Alexandra Westermeier

Allein%20in%20vier%20Waenden.jpg
Eine sehr starke Dokumentation über ein Jugendgefängnis im russischen Ural. Ganz im Sinne von Roland Koch werden hier Kinder zwischen 11 und 15 nach Straftaten, die bis zu Mord gehen für drei Jahre weggesperrt. Doch das Lager ist weniger ein Knast als ein Militärcamp mit viel Unterricht und Arbeit. Dieser Film dokumentiert den erbärmlichen staatlichen Versuch, eine militärische Drillantwort auf eine soziale Frage zu geben. Ganz wie beim Militär werden daher den Jungs zuerst die Haare abrasiert und dann erzählen diese ältesten 12 Jährigen, die ich im Kino je gesehen habe, von einem elenden Leben. Einige Jungs erhalten erst in diesem Camp regelmäßig zu Essen gehen, in die Schule lernen und lesen, finden echte Freunde und einen Alltag ohne Drogen, Alkohol und Gewalt. Da wird mancher im Sinne solider 50er Jahre Pädagogik denken, Orrrrrrdnung und Dissssziplin haben noch niemandem geschadet! Erst ganz am Ende des Films, nachdem wir all diese tragischen Geschichten von Kindern gehört haben, die nie Kinder sein konnten, erst dann die lapidare Zeile: 91% der Jugendlichen, die in diesem für russische Verhältnisse sehr progressiven Lager eingesperrt werden, landen wieder im Gefängnis......

Mehr: " Max Ophüls Festival: "Allein in vier Wänden" von Alexandra Westermeier " »

Max Ophüls Festival Kurzfilm: „Über Wasser gehen“ von Ralf Beyerle

Ueber%20Wasser%20gehen.jpg

Der erste Film des Max Ophüls Festivals geht da los, wo ich heute Morgen um 5 in die U-Bahn stieg: Eberswalder Str., Berlin Prenzlauer Berg. Und da, zwischen Schummelkneipen und Sushi Shops, entlang der Danziger und davon nach Rechts und Links spielt sich auch das Leben von Jürgen ab: Ein Versager mit viel Optimismus und noch mehr (dämlichen) Ideen, wie man zu Geld kommen kann, der (warum?) von einem Filmteam beim Scheitern begleitet wird.

Der Film „Über Wasser gehen“ kann sich nicht entscheiden. Er will „Mocufiction“ sein (also ein Film der vorgibt dokumentarisch zu sein, wie Stromberg im Fernsehen als prominentes Beispiel) und auch etwas über diese Typen am Prenzlauer Berg, vielleicht sogar ein kleines Portrait der beschworenen "flexiblen" (ein Wort das Jürgen oft benutzt) Arbeitswelt von Heute sein.

Mehr: " Max Ophüls Festival Kurzfilm: „Über Wasser gehen“ von Ralf Beyerle " »

Ab heute rockt Saarbrücken (im Rahmen seiner Möglichkeiten :-)

Bild003.jpg

Das Saarland schmückt sich schon seit Tagen mit den blauen Herzen, dem Logo des Filmfestival Max Ophüls Preis. In den meisten Kneipen wird wild dekoriert, sogar am Samstagabend haben wir Wirte Poster aufhängen, Herzen malen und Filmrequisiten verteilen sehen in ihren Läden. Alles ist seit gestern bereit. Und heute geht‘ los: das Filmfestival in Saarbrücken - der Max Ophüls Preis wird am Samstag verliehen.

Der Gewinnerfilm des letzten Jahres, war ein Hit in den Programmkinos: Full Metal Village, die Doku über das Heavy Metal Festival in Wacken. Anders als auf diesem Metaller Mosh auf der grünen Wiese, treffen sich ab heute in Saarbrücken etwa 1000 Filmschaffende, vor allem junge deutsche Filmemacher.
Frankreich liegt 5 km weit weg - und so gibt es natürlich auch eine kleine Sektion französischer Film.
Und in diesem Jahr gibt es zum ersten Mal außer dem klassischen 90 Minüter und dem Kurzfilm, auch einen Preis für den einen „mittellangen Film“ (alles über 30 Minuten). Da viele Abschlussfilme der Hochschulen in diesen Bereich fallen, ist die Einführung dieser Kategorie ein weiterer Beweis, dass man in Saarbrücken vor allem sehen will, was der Nachwuchs kann und macht - egal wieviel Minuten er dazu braucht.

Mehr: " Ab heute rockt Saarbrücken (im Rahmen seiner Möglichkeiten :-) " »

Nachtrag Münster Filmfest: ONCE von John Carney

onceplakat.jpg

Liebe mit Musik & vice versa

Gemacht war Once wohl als Mini Indieproduktion für Irland, wo die Band The Frames, in der der Hauptdarsteller singt, Fussballstadien füllen. In Berlin waren letztes Jahr auf dem Frames Konzert etwa 300 Leute, in den USA kannte sie bisher kaum jemand. Ein paar Wochen in Dublin im Kino und dann für DVD - das war der Plan der Miniproduktion. Dann gewann Once in Sundance den Publikumspreis, wurde zum moderaten Hit in den US Kinos und tingelt nun über die weltweiten Festivals, gewinnt andauernd einen Preis. Im Frühjahr kommt er bei uns in die Kinos. In Aachen und Münster auf den Filmfestivals lief er schon.

Die Schauspielerfahrung von Glen Hansard beschränkte sich auf einen kurzen Auftritt im Film The Committments 1991 und seine Partnerin Markéta Irglová, eigentlich Pianistin, hatte überhaupt keine Schauspielerfahrung. Nach einigem hin und her hat der Regisseur John Carney seinen Freund Hansard überzeugt, nicht nur die Musik zu seinem Film zu schreiben, sondern auch gleich die Hauptrolle zu übernehmen. Und das war eine gute Entscheidung!
Der Film braucht gar keine erfahrenen Schauspieler, denn zum einen besteht er aus vielen Szenen, in denen musiziert wird, etwas das Hansard seit 16 Jahren mit den Frames macht, und zum anderen ist der Stil des Films so klar und rund und fein, die Figuren sind gerade glaubwürdig, weil sie so sicher wirken, wenn sie Musik machen und so unsicher, wenn es um den Rest des Lebens (also auch die Darstellung desselben im Film) geht. Das passt einfach.
Once ist eine Musikergeschichte verwoben mit der Geschichte einer unmöglichen Liebe und er ist eine tragisch- schöne Liebesgeschichte verwoben mit einer gelingenden Musikgeschichte.

Mehr: " Nachtrag Münster Filmfest: ONCE von John Carney " »

Das Ende der Panzer-Republik

Eggesin_05.jpg

“Eggesin möglicherweise“ von Olaf Winkler und Dirk Heth, Deutschland 2006

Früher, soll heißen im guten alten Kalten Krieg in DDR-Zeiten, war Eggesin ein „Mythos für die Verschwendung der Lebenszeit junger Männer“. Aber immerhin hatte der Ort in der Nähe von Ueckermünde ein paar Kilometer landeinwärts vom Stettiner Haff als Garnisonsstadt der Nationalen Volksarmee eine solide Existenzgrundlage: In den „besten Zeiten“ 27.000 Soldaten, eine Einwohnerzahl, die sich von 3.000 auf mehr als 9.000 verdreifachte und 2.000 Arbeitsplätze in der Industrie – die Eggesiner sprachen ironisch von der „ Autonomen Panzer-Republik“. 15 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Eggesin kein Bundeswehrstandort mehr. Die unter der Kohlregierung noch modernisierte Artillerie-Kaserne und die Soldatenwohnungen stehen leer, 30 Prozent der Einwohner haben Eggesin bereits verlassen und der Wegzug von weiteren 3.000 Menschen wird erwartet. In dieser Situation haben Olaf Winkler und Dirk Heth eine „dokumentarische Filmerzählung“ gedreht: „Eggesin möglicherweise“.

Mehr: " Das Ende der Panzer-Republik " »

Von Brandstiftern und Kindern

jesuscamp_02.jpg

"Jesus Camp" von Heidi Ewing und Rachel Grady, USA 2006

Eines vorweg: „Jesus Camp“ ist eine Tortur. Kinder, die in Weinkrämpfen zusammenbrechen, sich in Zuckungen am Boden winden, in Zungen Reden und von Erwachsenen solange in hysterische Zustände getrieben werden, bis sie alles nachbeten, was ihnen vorgesagt wird, sind kein schöner Anblick. Dennoch sollte man diesen Dokumentarfilm, der nicht nur im Rahmen des ueber morgen-Festivals in Berlin gezeigt wird, sondern am 1. November in ganz Deutschland anläuft, auf jeden Fall sehen. In „Jesus Camp“ zeigt sich die radikale christliche Bewegung der USA der Evangelikalen, so wie sie ist: selbstbewusst als selbsternannte Krieger in einem politisch-ideologischen „culture war“, für den sie eine neue Generation von wahren Christen erziehen wollen. Die Filmemacherinnen Heidi Ewing und Rachel Grady entlarven die Evangelikalen nicht. Das ist nicht notwendig. Becky Fischer und die anderen Prediger, die das Feriencamp „Kids on Fire“ organisieren, sind stolz auf ihren Radikalismus. Als Mike Papantino, der Moderator einer eher gemäßigten christlichen Radio-Talkshow, sie der „Indoktrination“ bezichtigt, kann Fischer an diesem Begriff nichts Negatives finden.

Mehr: " Von Brandstiftern und Kindern " »

Ueber morgen - Wie wollen wir Leben?

UM_Logo_SL_Gross_CMYK.jpg

Filmvestival der "Aktion Mensch" startet in Berlin


„Utopien, Träume, Weltenentwürfe" lautet der Untertitel des ueber morgen-Filmfestivals, das vom 1. bis zum 11. November mit insgesamt dreizehn Spiel- und Dokumentarfilmen in Berlin startet. Die „Aktion Mensch" und zahlreiche Kooperationspartner stellen mit diesem Festival die entscheidende Frage: Wie wollen wir leben? Nach dem Auftakt in der Hauptstadt, die Berliner Festivalkinos sind das „Filmtheater am Friedrichshain" und das „Broadway", geht das Festival bis zum Juni 2008 auf Tour durch 100 deutsche Städte. Hier die Berlin-Termine des ueber morgen-Festivals.

Mehr: " Ueber morgen - Wie wollen wir Leben? " »

Alle Jahre wieder....

badewitz.jpg

Heinz Badewitz moderiert das Gespräch mit Wayne Wang an.

Mehr: " Alle Jahre wieder.... " »

Miehen työ - Man's Job von Aleksi Salmenperä

tb_53.jpg

Finnischer Gigolo scheitert am Handwerk - Der Sieger von Münster

Als sein kräftiger Körper am Ende von der Arbeit an den Frauen ramponiert ist - Loch im Kopf, Finger gebrochen, blaues Auge - von den seelischen Wunden seiner Arbeit gar nicht zu sprechen - da zertrümmert ihm seine Ehefrau mit einem Hammer den Knöchel. Um ihm was Gutes zu tun und die Familie zu retten. Und er lächelt - zum ersten Mal.

Der Weg bis zu dieser Szene: Steinmetz Juha wird arbeitslos und kommt durch Zufall auf die Idee als Gigolo für ältere Frauen zu arbeiten. Freunde helfen ihm bei den logistischen Schwierigkeiten und beneiden ihn um seinen Job. Aber Juha lernt die ganzen Härten des Sexgeschäfts kennen - bis hin, dass die Familie an seiner Hurerei fast zerbricht, obwohl er weiter auf den ehrlichen Handwerker zu machen versucht.

Man ist ja immer schnell dabei, jeden finnischen Film mit den Granden des finnischen Kinos, den Kaurismäkis, zu vergleichen. Und natürlich wird auch in diesem Film viel getrunken und geraucht. So sind sie nunmal die Finnen scheint es, wenn sie nicht bei Nokia arbeiten oder Pisa-Test Sieger sind. Aber die Bilder in diesem Film sind nicht gar so trostlos wie bei Kaurismäki und es wird auch mehr geredet. Nicht viel mehr, aber immerhin. .....

Mehr: " Miehen työ - Man's Job von Aleksi Salmenperä " »

Die „Fliegende Bank“ am Boden

grounding_corti.jpg

“Grounding – Die letzten Tage der Swissair“ von Michael Steiner, Schweiz 2006


Am Dienstag, dem 2. Oktober 2001, konnte man rund um den Globus Schweizer weinen sehen – auf Flughäfen. Männer und Frauen standen fassungslos in den Abfertigungshallen oder mussten die Flugzeuge wieder verlassen: Die Swissair, von den Eidgenossen selbstbewusst die „Fliegende Bank“ genannt, war zahlungsunfähig. Weil die Fluglinie weder das Benzin noch die Flughafengebühren zahlen konnte, blieben die Maschinen am Boden. Die Passagiere halfen zum Teil den Crews sogar, das Gepäck wieder auszuladen, weil das Flughafenpersonal ohne vorherige Bezahlung den Service verweigerte. Der Schweizer Regisseur Michael Steiner hat aus dem Wirtschaftsdrama einen dokumentarischen Spielfilm gemacht, der auch beleuchtet, wie ein Unternehmenszusammenbruch zum privaten Drama für die Mitarbeiter wird.

Mehr: " Die „Fliegende Bank“ am Boden " »

60-jährige sind schlecht für die Marke

"Darling" von Johan Kling, Schweden 2007

„Darling“ hat der schwedische Regisseur und Drehbuchautor seinen Johan Kling seinen Film genannt. Für Liebesgefühle ist aber in Zeiten der Arbeitslosigkeit wenig Platz, wie Eva und Bernhard feststellen, als sie sich ihr Weg aus der Arbeitslosigkeit schließlich bei McDonald’s kreuzt. Kling konzentriert sich ganz auf seine Hauptfiguren und zeigt dabei, wie unterschiedlich die Chancen zweier Menschen sind, die sich vermeintlich in derselben Situation befinden. Der Grund: Zwischen ihnen liegt ein Altersunterschied von mehr als 30 Jahren.

Mehr: " 60-jährige sind schlecht für die Marke " »

Die wollen nur spielen

fairplay_klein.jpg

"Fairplay" von Lionel Bailliu, Frankreich 2007


Die Fairness ist ein hehres Ideal, für das der Erfolgreiche in der Wirtschaft nur ein spöttisches Lächeln übrig hat - so die einfache Botschaft von Regisseur und Drehbuchautor Lionel Bailliu in "Fairplay". Sein Film läuft im Wettbewerb des Filmfestivals Münster 2007. Vor dem Hintergrund sportlicher Wettkampfepisoden konstruiert er eine Unternehmensintrige, die in einem klassischen Show-Down auf Leben und Tod endet.

Mehr: " Die wollen nur spielen " »

Ran an die Arbeit

„Work! Don’t Work“ - 2. Filmfestival Münster

Ist das Unternehmen ein Haifischbecken, in dem bis aufs Blut um Positionen und Macht gekämpft wird? Wie tragisch ist das Los Tausender namenloser Menschen, die im Sog des Swissair-Niedergangs nicht nur Haus und Job verlieren, sondern auch den Glauben an ihr Musterland, die Schweiz? „Work! Don’t Work!“ heißt der Titel des europäischen Spielfilmwettbewerbs beim diesjährigen Filmfestival Münster (17.-21. Oktober). Acht Werke – vom Thriller über Musikfilm bis zum Sozialdrama – zeigen alle Aspekte von Arbeit – auch Liebe und Freundschaft, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und zeichnen sich durch ihre künstlerische Originalität aus. Der Regiepreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Das komplette Programm des 12. Filmfestivals Münster ist unter: http://www.filmfestival-muenster.de abrufbar.

Mehr: " Ran an die Arbeit " »

Von Schnecken und Menschen

oldjoybild.jpg

Old Joy von Kelly Reichhardt, USA 2005

Vorbei an der größten Favela Südamerikas, die wunderbar schimmernd am Hang über dem Meer liegt, rast unser Taxi in einen Vorort, der von der reichen Mittelklasse Rios bewohnt wird. Dort nur die üblichen Rio Plattenbauten (die Armen wohnen in dicht gedrängten Minihäusern, Platte heißt hier Wohlstand) Zwischen den Nobelplatten des Retortenviertels am südlichen Ende der Stadt kommt eine Shopping Mall nach der nächsten und Großrestaurants an der 6spurigen Ausfallstraße. Der Taxista will uns überreden in eine ihm bekannte Riesenmall zu fahren, da gäbe es auch viele Kinos. Von Festival do Rio hat er gehört, mehr aber auch nicht. Wir stehen schließlich in einer kleinen Mall und sind lange die einzigen, die den Film Old Joy sehen wollen. Und das eigentlich auch nur, weil der von uns geschätzte Musiker Will Oldham, alias Bonny Prince Billy dort seine erste Hauptrolle spielt. Und dann kurz vor Beginn finden sich noch etwa 10 andere - entweder Fans oder Filmbuffs oder vom Vorort Gelangweilte - hier ein, die diesen kleinen Indiefilm sehen wollen in dem auf etwa 13 Grad runtergekühlten, überdimensionierten Saal.

Mehr: " Von Schnecken und Menschen " »

An der Copacabana im Kalten und Dunklen - Filmfestival Rio de Janeiro

Da tragen Leute Surfbretter durch die Straßen, da sind die Bikinis und geshapten bodys, da sind die Caipies und die Sonne und die Wellen und Zuckerhut und alles, was man so erwartet in Rio. Was man nicht erwartet: das Rio Filmfestival, eins der größten in Südamerika. 15 tage 300 Filme aus aller Welt (aus Deutschland u.a. Yella, Eichmann, Das Fräulein, der Dani Levi Hitlerfilm, eine Doku über die frühen Jahre von Wim Wenders, der auch schon auf der Berlinale lief) die Cannes und Venedig Gewinnerfilme, dazu andere Festivalfilme der zweiten reihe aus Toronto, von der Berlinale usw. Ältere Arthouseware und ein paar frische Indies und Festivalfilme.

Mehr: " An der Copacabana im Kalten und Dunklen - Filmfestival Rio de Janeiro " »

Diskussion: Wozu brauchen wir Festivals?

Erster Eindruck am Samstag. Programmleiter Klaus Eder diskutiert mit Filmemacherin Lucia Puenzo ("53 dias de invierno") , Filmkritikerveteran Derek Malcom (The Guardian, Evening Standard), der Agentin Adriana Chiesa und Produzent Nik Powell ("The crying Game") über die Zukunft der Filmfestivals. Einhellig ist die Kritik an der Dominanz Hollywoods in europäischen Kinos. Festivals sollen eine Art Bollwerk gegen die Shreks und Spidermänner dieser Welt sein. Sie sollen das "gute" World Cinema promoten. Zunehmend wird es aber zum Problem, so Derek Malcolm, die Berichterstattung über kleine Filme gegen die Berichterstattung vom Roten Teppich durchzusetzen. Da sind dann meiner Meinung nach Online-Blogs und -Magazine wie festivalblog.com gefragt. Sie unterliegen nicht dem Druck, Massenwirkung zu erzielen, und können kleinen Spartenfilmen den nötigen Raum geben.

Es geht doch: Ein deutsches Filmfestival im Sommer

Das Münchner Filmfest hat zwar keinen Wettbewerb, aber es ist immerhin das größte Filmfestival nach der Berlinale. Dieses Jahr hat es genauso wie Cannes Jubiläum. Zum 25. Mal wird das Filmfest heute eröffnet. Gezeigt werden 234 Spielfilme. Mit dabei u.a. die Cannes-Filme "Am Ende kommen Touristen" von Robert Thalheim, "Import Export" von Ulrich Seidl, eine Reihe über "American Indies" und eine Retrospektive zu Werner Herzog.

Cannes spricht deutsch

Wie kann man über ein Film-Festival an der Côte d’Azur schreiben, wenn man in Bayern festsitzt? Wenn vor dem Fenster nicht Angelina Jolie und Martin Scorsese vorbeiziehen, sondern deutsche Laster auf deutschen Autobahnen? Ich bin ein wenig sprachlos und ganz sicher neidisch, trotzdem aber auch voller Vorfreude, denn irgendwann werden es die vielen Entdeckungen von Cannes ja auch auf deutsche Leinwände schaffen.
Dass die deutschsprachigen Filme dieses Jahr besonders wohlwollend aufgenommen wurden, erfüllt die Abgesandten der deutschen Filmkritik hörbar mit Stolz.

andere_seite_cannes_2007.jpg

Fatih Akins neuer Film „Auf der anderen Seite des Lebens“ aber wird nicht nur von ihnen sondern auch von der internationalen Filmkritik als heißer Kandidat auf die goldene Palme gehandelt. So ist Akin (Jahrgang 73) für die spanische Tageszeitung El pais „la voz de una juventud que necesita una identidad no nacionalista, una juventud que busca sus orígenes pero que detesta las banderas, que en definitiva cree que se puede -y se debe- vivir entre culturas.” (die Stimme einer Jugend, die eine nicht nationalistische Identität braucht, einer Jugend die nach seinen Urprüngen sucht, die Grenzen hasst, die glaubt sie kann – und sollte – zwischen den Kulturen leben“). Nach „Gegen die Wand“ ist „Auf der anderen Seite des Lebens“ der zweite Teil einer Trilogie. Leitthema ist diesmal nicht Liebe sondern der Tod.

Mehr: " Cannes spricht deutsch " »

Die Trends kommen aus Osnabrück

In Cannes, Berlin und Venedig treffen sich die Stars, in der Provinz trifft sich die Szene. Mit 160.000 Einwohnern zählt Osnabrück zwar bereits als Großstadt, aber nicht zu Unrecht gilt es als eines der durchschnittlichsten Flecken Deutschlands. Wer Aufregung sucht, geht woanders hin. Trotzdem oder vielleicht gerade aus diesem Grunde hat sich hier eines der wichtigsten Festivals für Experimentalfilm und Medienkunst etabliert.

Confused_pic.jpg
Quelle: EMAF

Auch wenn das 20. European Media Art Festival heute seinen letzten Tag hat, läuft die angegliederte Ausstellung "FINAL CUT- Medienkunst und Kino" in der Kunsthalle Dominikanerkirche noch bis zum 20. Mai.

Suchttherapie für 32 Euro

sehsuechte.gif
(Quelle: Sehsüchte)

Hervorgegangen ist das Internationale Studentenfilmfestival in Potsdam aus den FDJ-Studententagen und es war einmal "das größte studentische Filmfest des Ostblocks". Zu neuem Ruhm gelang das Festival 1995, als es von Studenten und Professoren der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg unter dem Label "Sehsüchte" neu gegründet wurde.
32 Euro kostet eine Dauerkarte für Sehsüchte 2007. Dafür gibt es vom 24. - 29. April 135 studentische Kurzfilme. Regionaler Schwerpunkt ist dieses Jahr die Andenregion (Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien, Chile). Neben dem Filmprogramm gibt es auch interessante Rahmenveranstaltungen, z. B. das Werkstattgespräch mit der Regisseurin Ann-Kristin Reyels ("Jagdhunde") oder die Drehbuchlounge, ein Drehbuchleseabend u.a. mit den Synchronsprechern von Johnny Depp (David Nathan) und Cate Blanchet (Arianne Borbach).

Nachbarn in Europa

Heute beginnt das Festival des mittel- und osteuropäischen Films goEast in Wiesbaden. Bis zum 3. April werden Filme u. a. aus Polen, Ungarn, Tschechien und Lettland gezeigt. Allein im Wettbewerb sind 10 Feature- und 6 Dokumentarfilme vertreten. Dazu kommen 40 Kurzfilme im Hochschulwettbewerb und 6 Filme aus einer Hommage an das Frühwerk des Regisseurs Miloš Forman. Begleitet wird das Filmprogramm von Lesungen, Vorträgen und Podiumsdiskussionen.

Warum Filme zeigen nicht genug ist

Filmfestivals sonnen sich gern im Ruhm ihrer Neuentdeckungen. Dabei steht ihre Arbeit als Perlensucher in keinem Vergleich zum Aufwand der Produktion eines Film. Nicht wenige vielversprechende Projekte erleben nicht ihren ersten Drehtag, andere bleiben auf halber Strecke liegen oder brechen kurz vor dem Ziel in sich zusammen. Eines der spektakulärsten Beispiele ist sicherlich Terry Gilliams „The Man Who Killed Don Quixote“. Das Hauptproblem ist eigentlich immer dasselbe: es ist kein Geld mehr da oder war vielleicht auch nie da. Gescheiterte Filmprojekte nutzen Filmfestivals reichlich wenig und so haben sich die Großen unter ihnen entschlossen, in Sache Talentförderung es nicht bei der Einladung von Filmen zu belassen.
Cannes z. B. holt dieses Jahr zum dritten Mal eine ausgesuchte Schar an jungen Filmemacher in das Atelier de la Cinéfondation. Hier wird das Festival seine Beziehungen spielen lassen und sie vom 18. bis zum 25. Mai bei der Suche nach Geldgebern für ihre neuen Projekte unterstützen. Unter den 15 Filmemachern aus 15 Nationen, die in der Regel für ihr erstes oder zweites eigenes Filmprojekt werben, ist auch der taiwanesische Tsai Ming Liang, der mit „Salomé“ allerdings schon seinen neunten Film vorbereitet.
Im Gegensatz zum Atelier de la Cinéfondation setzt Films in Progress (Cine en Construcción) genau am anderen Ende des Produktionsprozesses an und hat zudem einen regionalen Schwerpunkt. Auf der vom Filmfestival in San Sebastian 2002 initiierten Veranstaltung begutachten Filmarbeiter aus verschiedenen Bereichen Feature Filme aus Lateinamerika, denen das Geld fehlt, die Postproduktion abzuschließen. Die informelle Zusammenkunft findet normalerweise zweimal im Jahr statt: im September beim Filmfestival in San Sebastian und im März beim Rencontres Cinémas d'Amérique Latine in Toulouse. Dieses Jahr finden die Frühjahrstreffen von Films in Progress nicht nur heute in Toulouse statt, sondern nächste Woche auch auf dem Filmfestival in Guadalajara.
Viel direkter als Cannes und San Sebastian engagiert sich die Berlinale bei der Produktionsförderung. Die Filmfestspiele von Berlin helfen nicht nur bei der Suche nach Geldgebern, sondern sie sind selbst einer. Zusammen mit Kulturstiftung des Bundes haben sie den World Cinema Fund gegründet, der mit einem Jahresbudget von ca. 500.000 Euro Filme aus den Regionen Lateinamerika, Afrika, Naher/Mittlerer Osten, Südostasien und Kaukasus unterstützt. Zu den geförderten Filmen gehörten bisher nicht nur Hany Abu-Assads hochgelobtes Werk „Paradise Now“ sondern auch der Film „El Otro" von Ariel Rotter, der dieses Jahr auf der Berlinale gleich zwei Silberne Bären gewonnen hat.

33 Sahneschnittchen

Gebutstagslaune in Cannes: 60 Jahre sind Stars und Sternchen nun schon die Croissete rauf und runter gelaufen. Es wird also gefeiert werden, bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes. Ohne Pomp und Gloria allerdings, so verspricht es Festspieldirektor Gilles Jacob. Im Mittelpunkt soll vielmehr das stehen, was Cannes groß gemacht hat: Film als Kunstform.

Symbolisch hat sich das Geburtstagskind etwas ganz Besonderes von denjenigen gewünscht, die selbst in Cannes reich beschenkt wurden. 33 Regisseure, allesamt Gewinner der goldenen Palme, sollten ein kleines Werk, nicht länger als 3 Minuten, zu einem Kompilation - Film beisteuern. Genaueres wird nicht verraten, denn das Projekt trägt das Siegel „Streng geheim“. Am 20. Mai wird das Geheimnis bei einer Geburtstagsgala gelüftet werden. Wer jemals einer Kurzfilmnacht beigewohnt hat, weiß zwar, wie schnell so einem Event nach einer halben Stunde die Puste ausgehen kann. Auf der anderen Seite, wem läuft nicht das Wasser im Munde zusammen, wenn er hört, wer die Köstlichkeiten kredenzen wird? Olivier Assayas, Jane Campion, Michael Cimino, Hou Hsiao Hsien, Aki Kaurismaki, Takeshi Kitano….und das sind erst 6 von 33.

Hofer Filmtage 2006: Lichter der Vorstadt von Aki Kaurismäki

Das Bundesgesundheitsministerium hätte vermutlich nicht viel Freude am neuen Film von Aki Kaurismäki. Es gibt dort praktisch keine Szene, in der nicht entweder geraucht oder Alkohol getrunken wird. Und auch sonst unterscheiden sich die blassen, wortkargen Hauptfiguren des Films frappierend vom allgegenwärtigen Idealbild des dynamischen Erfolgsmenschens.

Mehr: " Hofer Filmtage 2006: Lichter der Vorstadt von Aki Kaurismäki " »

Hofer Filmtage 2006: "The Brothersome Man" von Jens Lien

20 Uhr. Der IKEA Markt schließt und alle gehen. Doch wir dürfen nicht raus. Stattdessen bekommen wir Gesellschaft: die glücklichen Gesichter aus den IKEA Katalogen. Dann wird der IKEA Markt in den hintersten Winkel der Welt gebeamt und ist von nun an unsere Welt: 24x7. Es gibt kein Entrinnen.

Mehr: " Hofer Filmtage 2006: "The Brothersome Man" von Jens Lien " »

Hofer Filmtage 2006: Shoppen von Ralf Westhoff

Wie finde ich einen Mann? Wie finde ich meine Traumpartnerin? Immer neue Methoden werden erdacht, um Großstadtsingles miteinander zu verkuppeln. Unter diesen "Innovationen" hat "Online-Dating" dem "Speed-Dating" zwar längst den Rang abgelaufen, aber trotzdem ist "Speed-Dating" eine spannende Form sozialer Interaktion geblieben und darüber hinaus, wie sich durch "Shoppen" herausstellt, ein idealer Filmstoff.

Mehr: " Hofer Filmtage 2006: Shoppen von Ralf Westhoff " »

Hofer Filmtage 2006: Lecke Milch von Oliver Haffner

Am Mensa- oder Kantinentisch sind wir Gefangene unserer Tischnachbarn. Ungefragt erzählen Kollegen oder Kommilitonen von ihrem Intimleben oder reihen Peinlichkeiten derart gekonnt aneinander, das wir das Dessert unangerührt auf dem Tablett stehen lassen.

Mehr: " Hofer Filmtage 2006: Lecke Milch von Oliver Haffner " »

Traditon 1: Fußballturnier

fussball_1.jpg

Jedes Jahr trifft sich am Samstag, dem vorletzten Tag des Hofer Festivals, das Team der Hofer Filmtage, um auf dem Platz der Freien Turnerschaft gegen den "FC Hofer Filmwelt" anzutreten. In den vergangenen Jahren hatte der "FC Hofer Filmwelt" u.a. Tom Tykwer und Sönke Worthmann verpflichtet.

Mehr: " Traditon 1: Fußballturnier " »

Vorstellung am Hofe

Es ist wie ich es mir vorgestellt habe: man kennt sich. Im kleinen Pressebrüro, das den Charme der 80er Jahre "Kommunikationszentren" hat, hängen Schnappschüsse aus diesem Jahr von Alexander Kluge bis Tom Tykwer. Im Flur beruhigt eine Mitarbeiterin die Assistentin von Monika Bleibtreu, dass Bleibtreu auch bestimmt keine Eintrittskarte abverlangt wird. Schliesslich ist Monika Bleibreu nicht irgendwer in Hof. Im nahegelegenen Pressecafe steht umsonst Kuchen auf den Tisch und hinter mir sitzt Hans Christian Schmidt.

regina_1.jpg


Der sitzt um 12:00h auch hinter mir bei meiner ersten Vorstellung im "Regina". Vor mir dagegen in dem kleinen 50er Jahre Kino, werden schon die ersten Picolo Flaschen geleert. Es geht beschwingt los.

Ankunft Hof

Nach 2 1/2 Stunden Bahnfahrt empfängt mich Hof mit einer schmucken Bahnhofshalle und einer Bahnhofsstraße, die gleich klarmacht, was Hof zum Charme der Filmtage beiträgt: Nostalgie.

welcome_hof.jpg


Mehr: " Ankunft Hof " »

Das Festival des deutschen Films

Während die Filmkritiker noch über das 12 Millonen Dollar Spektakel von Rom schreiben oder sich vom Filmfestival in Pusan erholen, starten heute im oberfränkischen Hof zum 40. Mal die Hofer Filmtage.Begonnen hat alles 1967 mit 2 Stunden Programm. Heute umfasst das Programm 108 Filme darunter 48 Spiel- und Dokumentarfilme, 34 Kurzfilme und 18 Filme in der Retrospektive. Die Hofer Geschichte ist auch die Geschichte des deutschen Films: hier sind Regisseure wie Doris Dörie, Christoph Schlingensief, Tom Tykwer und Christian Petzold ins Scheinwerferlicht getreten.

2006 gibt es in Hof neben deutscher Filmkunst (u.a. Dominik Grafs "Eine Stadt wird erpresst") aber auch internationale Produktionen wie Nanni Morettis "Il Caimano" und Aki Kaurismäkis "Laitakaupungin Valot" zu sehen.

Mehr und live von den Hofer Filmtagen am Wochenende.

Britspotting 2006
"Leaving Home / Coming Home" von Gerald Fox

0013.jpg

Robert Frank Doku enttäuscht leider ein wenig

Der Film "Leaving Home /Coming Home" darf auf Geheiß von Mr. Frank weltweit nur drei Mal im Jahr gezeigt werden. Auf diese Weise will Robert Frank, der heute 81 Jahre alt ist, zum einen seine Kunst schützen (der Film enthält viele Fotos und Filmsequenzen aus seinem Werk der letzten 50 Jahre), aber zum anderen versucht er offenbar auch, den Mythos um seine Person aufrecht zu erhalten. In der Dokumentation hat er nämlich nach Aussage alter Freunde mehr über sich und seine Kunst gesprochen, als mit ihnen während ihrer ganzen Freundschaft.

Obwohl ich also mit etwa 60 anderen Kinobesuchern zu den erlesenen Wenigen gehörte, die ihn in Berlin sehen konnten, war ich etwas enttäuscht. Das lag vor allem an der fehlenden Dramaturgie des Films...

Mehr: " Britspotting 2006
"Leaving Home / Coming Home" von Gerald Fox " »

Britspotting 2006
Großartig! A Cock and Bull Story von Michael Winterbottom

tristramshandy_24A-rC7.article.jpg

Auf der Berlinale noch mit seinem politisch anspruchsvollen, aufrüttelnden Film "The Road to Guantanamo", ist Winterbottom beim Britspotting Festival mit einem Beitrag vertreten, der kaum weiter entfernt von einem Film über entrechtete Häftlinge und Folter sein könnte. Eine grandiose Komödie über das Leben, die Kunst, den Film und die Vermessenheit, das Leben in Kunst abbilden zu wollen.

"A Cock and Bull Story" ist vorgeblich die Verfilmung von Lawrence Sternes Roman: Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys, von 1760, dem ersten postmodernen Roman, bevor es überhaupt die Moderne gab. Das Buch galt als unverfilmbar, aber Winterbottom gelingt es, indem er es erst gar nicht versucht.

Winterbottoms Film will ein Buch verfilmen, das am Ende zugibt, dass es nur ein gescheiterter Versuch ist, das eigene Leben zu beschreiben. Der Film rettet sich, indem er zu einer Geschichte über das Scheitern einer filmischen Literaturadaption wird und am Ende nur noch über sich selbst spricht: Über scheiternde Regisseure, egozentrische Schauspieler, über ausfallende Haare, sich gelb verfärbende Zähne, über Cocks and Bulls. Das ist so witzig schräg und leicht, dabei zugleich tief philosophisch und wahrhaftig, wie ich es lange im Kino nicht mehr gesehen habe. Indem sich der Film in Details und menschlichen Makeln verliert, spricht er über das Leben, über den Anspruch und über die Esszens desselben. Der Rest ist Konstruktion und blosse Nachahmung des Lebens in der Kunst.

Doch, um mit Tristram Shandy zu sprechen: I am getting ahead of myself. Erst Mal will ich die Struktur des Films erläutern und zeigen, wie alles mit allem zusammenhängt: ganz wie wir Menschen es immer machen, wenn man etwas unfassbar Grosses und Komplexes zu fassen versucht...

Mehr: " Britspotting 2006
Großartig! A Cock and Bull Story von Michael Winterbottom " »

Britspotting Festival in Berlin

shorts_various1_02.gif

Vom 20 bis 28. April läuft das Britspotting Festival in Berlin und Potsdam.
Viele Erstlingswerke irischer und britischer Filmemacher und dazu ein paar alte Bekannte von der diesjährigen Berlinale. "37 Uses of a dead Sheep" und der sehr sehenswerte Punkmusik-und-wilde-70er-Film "Brothers of the Head", sowie "Breakfast on Pluto" haben ja schon im Februar beeindruckt. Auch von Michael Winterbottom, auf der Berlinale mit "The Road to Guantanamo", gibt es einen Film. Er hat sich in "A Cock & Bull Story" den irrsinnigen Roman "Tristam Shandy" von Sterne vorgenommen und das Unverfilmbare verfilmt.

Dann gibt es natürlich viel neues, sehr britisches Kino: Das heisst Sozialdramen aller Art, figurenorientiert, ohne Schnörkel und Mätzchen. Da wäre zum Beispiel der Film "Night People" der wie Jim Jarmuschs "Night on Earth" 3 Leute unterwegs (z.T. auch im Taxi) durch die Nacht zeigt. Alle begegnen Menschen, die ihr Leben verändern, wenn auch nur für diese eine Nacht.
Besonders freue ich mich auf einen Dokumentarfilm über meinen Lieblingsfotografen: Robert Frank. In "Leaving Home - Coming Home" werden die Phasen dieses grossartigen Künstlers, der seit den 50ern das Amerika der Beats und Wegesränder, der Gestrauchelten und Mad-Ones dieser Welt festgehalten hat, der ausserdem die Subjektivität des Sehens und Erzählens in den eigenen Bildern grandios abbildete.(Fotos hier)...

Mehr: " Britspotting Festival in Berlin " »

Raindance East 2005
Closing Night, Rio Cinema, Hakney

preise.jpg

Wie die Grossen so die Kleinen. Was ist ein Filmfestival ohne Preise? Auf der Abschlussveranstaltung ist es dann soweit: drei Briefumschläge, drei Preise (ein Publikumspreis für das beste Feature und zwei Kurzfilmpreise). Statt Löwen, Bären, Teller oder Goldmännchen gibt es eine Flasche Sekt. Das steht fürs ganze Festival: unkompliziert, praktisch und sehr grassroot.

Raindance East 2005
Cutting East Open Deck, Spitz, Brick Lane

presentation.jpg
Jeder der Regisseure muss seinen Beitrag dem Publikum vorstellen

Nicht open mike, sondern open deck...jeder kann seinen selbstgedrehtes Werk einreichen. Doch aufgepasst: wenn das Publikum den Streifen nicht mag, dann ist es vorbei. Dann kommt der nächste Film. Zuerst habe ich Bedenken, dass die Briten viel zu höflich sind, um junge, hoffnungsvolle Filmemacher niederzumachen. Doch weit gefehlt. Zwei der Streifen erwischt es kalt. Nach lauten Buhrufen und Pfiffen heisst es: cut! Nichts für zarte Kreativseelen.

open_deck.jpg

Die 15 gezeigten Kurzfilme decken alle Sparten ab: es gibten einen Londoner Hip-Hop Clip, einen japanischer Animationsfilm, in dem man im Supermarkt nicht nur mit Karten sondern auch mit Babys bezahlen kann, und eine spontan gefilmte Aktion, in der der Regisseur pubertierenden israelischen Strassenkids auf deren Drängen einen Dildo im einzigen Sexshop Jerusalems kauft.

Der Moderator des open deck ist leicht angetrunken und macht anzügliche Witze, das Publikum pöbelt, die Stimmung ist gut. Kino unfrisiert.

Raindance East 2005
Veranstaltungsort: The Spitz, Kulturzentrum

spitz.jpg

Das Spitz liegt am Rande von Brick Lane in den berühmten Old Spitalfields Market, wo sich beim sonntäglichen Flohmarkt die Massen tummeln. Das Spitz gibt es als Kulturzentrum seit 1996 und besteht aus Bar, Galerie und dem Venue im 1.Stock, ein Veranstaltungsort für Konzerte und mehr....garantiert mit Jungendzentrumsatmo.

Raindance East 2005
Meisterklasse mit Danny Boyle - Teil 2

Nach der Vorführung von "Come and See" warte ich gespannt auf die Erklärung von Danny Boyle, warum er gerade diesen Film ausgesucht hat. Der Film habe so Boyle großen Einfluss auf ihn gehabt. Die technische Machart, insbesondere die Soundabmischung sei einzigartig. Wie der Junge Florian nach einem Bombenabwurf sein Gehör verliert und sich alles um ihn herum in eine chaotische Soundcollage verwandelt, ist in der Tat ein meisterhaftes Sinnbild für den Schwindel des Krieges. Ich hätte aber auch nichts dagegen gehabt, wenn Danny Boyle einen seiner anderen drei Filme genommen hätte, die er in Erwägung gezogen hat (Buffalo Soldiers, Open Range von Kevin Costner oder The Thing von John Carpenter).
Das Publikum im Saal besteht aus Filmliebhabern und angehenden Filmschaffenden. Bereitwillig beantwortet Danny Boyle ihre Fragen.

Ob er sich während der Dreharbeiten auch ab und zu "absolutely lost" fühle?
"Ja, klar. Jeden Tag. Aber am nächsten Morgen denke ich mir wieder: Du bist ein Genie. Ich glaube in diesem Gleichgewicht muss es sich halten".

Gibt es Trainspotting Teil zwei?
"In der Tat wollen wir eine Fortsetzung von Trainspotting drehen. Es ist doch interessant zu sehen wie sich bei den Hauptcharakteren von Trainspotting ihr Lebensstil auswirkt, wenn sie nicht mehr jung und frisch sind und die 40 erreichen. Leider achten die Schauspieler aus Trainspotting zu gut auf ihr Äusseres. Sie sehen noch genau so aus wie früher. Also müssen wir noch zehn Jahre warten."

Seine Haltung zu Adaptionen?
"Wir haben eine gute Adaption gemacht, Trainspotting, und eine weniger gute, The Beach. Ich glaube Trainspotting war deshalb besser, weil wir das Buch von Irvine Welsh so nicht verfilmen konnten und es komplett umgearbeitet haben."

Bleibt Danny Boyle Grossbritanien erhalten?
"Ich liebe Britain. Ich muss zwar ab und zu geschäftlich nach L.A., aber ich hasse L.A. Ich könnte da nie leben. Ich vermisse die Jahreszeiten. In L.A. ist jeder Tag gleich. Jeder Tag ist wie eine Photokopie von gestern. Wenn man wirklich ganz große Projekte machen will, dann muss man in L.A. wohnen. Doch das ist eh nichts für mich, das habe ich bei The beach gemerkt. Ich fühle mich wohler 'below the radar'."

Wie steht es mit der britischen Filmindustrie?
"Es ist zur Zeit sehr schwierig. Das meiste Geld kommt heute aus den USA. Wenn wir hier die Gehälter in britischen Pfund auszahlen, dann verlieren wir viel durch den ungünstigen Umtauschkurs vom Dollar in den Pfund. Wir weichen daher oft aus z.B. in die Peter Jackson Studios nach Australien, des Umtauschkurses wegen. Viele Projekte werden daher abgesagt ... und es gibt Gerüchte. Es gibt Gerüchte das wir die Harry Potter Filme verlieren und das auch die nächsten Bond Filme nicht mehr in UK gedreht werden. Das wäre ein harter Schlag für die britische Filmindustrie."

Danny Boyle ist ein guter Plauderer. Mindestens genauso gut ist der Moderator, Jason Solomons. Man wünschte sich der Filmkritiker würde für einige deutsche Filmfestivals Moderationskurse geben.

Raindance East 2005
Meisterklasse mit Danny Boyle - Teil 1

Die Meisterklassen des Festivals scheinen immer für eine Überraschung gut zu sein. Heute stand die Meisterklasse mit Regisseur Danny Boyle (u.a. "Trainspotting", "The Beach", "24 hours later") an. Im Programm war angekündigt, dass er einen seiner Filme mitbringt. Ich komme zu spät zum Beginn der Veranstaltung ... höre nur noch wie sich Danny Boyle für irgendetwas entschuldigt und sagt nach den 2,5 Stunden Film gäbe es eine kurze Pause. Ups....2,5 Stunden..ok....die letzte Vorstellung auf der Berlinale war für mich Heavens Gate. Michal Chiminos Film ging über vier Stunden und mir war nie langweilig. Der Film beginnt. Erst einmal der für britische Kinos obligatorische Hinweis auf die Altersfreigabe: ab 15, Titel des Films "Come and see". Noch nie gehört, das Danny Boyle einen Film mit diesen Titel gemacht hat. Erste Szene: zwei Jungen auf einem Schlachtfeld. Tippe auf zweiten Weltkrieg. Sie rauben den Kadavern ihre Gürtel. Einer der Jungen findet ein Gewehr. Sie reden russisch. Als dann auch der Vorspann in russisch ist, schwant mir, dass dies definitiv nicht ein Film nicht von Danny Boyle ist. Statt dessen folgt ein 2,5 stündiger russischer Kriegsfilm. 2,5 Stunden harte Kost. 2,5 Stunden wie der Junge Florian in den russischen Partisanenkampf gegen die Deutschen eingebunden wird. 2,5 Stunden Greueltaten der deutschen Wehrmacht: wie sie sein ganzes Dorf massakrieren und wie sie gut gelaunt, Jodelmusik von Plattenteller im Hintergrund, Kinder und Frauen in Ställe treiben, um diese dann anzuzünden. Mir wird ungemütlich. Fange an mich zu ärgern. Die Grausamkeit der deutschen Kriegsführung in Russland ist belegt. Trotzdem hilft die absolute Dämonisierung, die Entmenschlichung in der Darstellung der Deutschen kein wenig in der Klärung, wie es zu so etwas kommen kann. Vielleicht ist das auch überhaupt nicht das Anliegen des Films. Ganz sicher ist es nicht der Grund, warum Danny Boyle den Film ausgesucht hat. Ich ärger mich trotzdem.
Technisch ist der Film innovativ...keine Frage. Der Film findet seine eigenen, aussergewöhnlichen Mittel Trost- und Hoffnungslosigkeit des Krieges für die russische Landbevölkerung darzustellen. Innovativ hin oder her - ich bin heilfroh als die 2,5 Stunden vorbei sind. Ohne Vorwarnung hat mich der Film kalt erwischt.

Raindance East 2005
"Kebab Conneciton" von Anno Saul

Deutschland 2004 * Regie: Anno Saul* Drehbuch: Fatih Akin, Jan Berger, Anno Saul * Darsteller: Nora Tschirmer, Dennis Moschitto, Guven Kirac, Sibel Kekilli

kebab_1.jpg

Ich bin hingerissen, gleich von der ersten Minute an. Mache das was Kino zum Kino macht: lache laut. Das geht den ganzen Film so weiter. Entweder lache ich oder ich bin gerührt. Am Lachen erkenne ich, dass nicht nur ich, sondern auch meine Mitschauer verzückt sind. Über die Dieter Bohlen Witze lacht natürlich nur die deutsche Hälfte im Kino.
Diese Mischung aus Martial Arts, Döner, Schanzen Atmo, türkisch deutschen Alltag und viel, viel Herz....das ist...ich sage es nicht oft: einfach genial.
Es ist eine leichte Komödie. Was für ein altmodischer Begriff: Komödie. Da muss ich immer eher an Heinz Rühmann denken. Kebab Connection also die Fortsetzung der Feuerzangen Bowle im Jahr 2005? Gut....also der Film ist "leicht". Aber wir wissen ja... das Leichte ist das Schwerste. So wenn einer zu dir kommt und sagt: "Bleib mal locker, Mann". Mach das mal auf Befehl! Kebab Connection wirkt wahr und glaubhaft, selbst wenn es absurd wird oder Klischees bedient werden. Die Schauspieler kommen entspannt rüber: Super sympatisch Denis Moschitto als verträumter Nachwuchsregisseur mit Bruce Lee Addiktion, Nora Tschirmer als seine toughe Freundin spielt zum Verlieben und in einer kleinen Nebenrolle sehen wir auch Sibel Kekilli, Hauptdarstellerin aus „Gegen die Wand“ (der Regisseur Fatih Akin von „Gegen die Wand“ hat auch am Drehbuch von Kebab Connection mitgeschrieben). Ich hoffe der Film findet einen Verleih in UK. Dann wird klar das Deutschland mehr ist als Hitler, Rammstein und Oliver Kahn.

Raindance East 2005
Q&A nach “Man about dog” mit Produzent Channing-Williams

Was für ein Unterschied: wer fühlt sich nicht peinlich berührt, wenn nach einer Vorstellung auf der Berlinale der Regisseur auf die Bühne kommt und der Moderator, nachdem er seine Fragen losgeworden ist, sich an das Publikum wendet: "Fragen aus dem Publikum?" 1, 2, 3 ....noch immer Stille....
Bereits vor dem Beginn der Aufführung weisst der Produzent Channing-Williams daraufhin, wie wichtig ihm das Feedback aus dem Publikum ist. "Auch wenn ihr den Film hasst, ich möchte wissen, was ihr darüber denkt". Hintergrund: obwohl der Film in Irland ein großer Erfolg war, hat der Vertrieb Bedenken "Man about dog" in England auf den Markt zu bringen. Falls der Film in England starten sollte, steht noch ein Budget für die Überarbeitung zur Verfügung.
Und tatsächlich ... die Hälfte des Publikums beteiligt sich sofort an der „Question and Answer“ Session nach dem Film. Alle sind sehr positiv von dem Film eingenommen. Besonders die lokale Prägung des Films wird zum Thema. Erleichtert stelle ich fest, dass nicht nur mir einiges im Film entgangen ist. Auch die englischsprachigen Zuschauern konnten 10% der Dialoge aufgrund des irischen Slangs nicht folgen. Aber so einer der Zuschauer, dies mache auch den Charme des Films aus, der dadurch auch sehr authentisch wirke. Channing-Williams nimmt diesen Punkt jedoch sehr ernst und so ist geplant, für den englischen Release einige Passagen des Films neu zu synchronisieren.

Raindance East 2005
"Man about dog" von Paddy Breathnach

Irland/GB 2004 * Regie: Paddy Breathnach* Drehbuch: Pearse Elliott * Darsteller:Allen Leech, Tom Murphy, Ciaran Nolan, Sean McGinley

Irischer Coctail

2 cl Snatch, 2 cl Commitments und eine Prise Trainspotting. Einmal gut Schütteln. Voila. Die Mischung schmeckt. Aber wir sind auch nicht wirklich überrascht. Wir unterhalten uns, gehen aus dem Kino und aber vielleicht werden wir uns schon bald nicht mehr an Man about dog erinnern. Es ist ein kurzweiliger Film. Das Trio der drei Belfaster Underdogs, ein "Brad Pitt", ein Kiffer und ein Schotte, sie harmonieren. Der Plot wie sich die drei gegen die Hunderennenmafia durchsetzen geht auf. Die Scherze, na ja...sie sind nicht immer political correct, sinken ab und zu auf Teenie Klamotten Niveau und, gehen (Tierliebhaber seien gewarnt) auf Kosten von Hunden, Katzen und Ochsen.

Raindance East 2005
Meisterklasse mit Simon Channing-Williams - Teil 2

channing_wiliams.jpg

Nach dem Film "Naked" das Gespräch mit Simon Channing-Williams. Meine Vorstellung an die Persönlichkeit eines Producers gehen in die Richtung eines gewieften Verkäufers, der sein Produkt schönreden kann, um Geld locker zu machen .... oder als ein Schatten im Hintergrund des Regisseurs, der ihn jeden Tag anruft und sagt: "Schneller, Schneller. Zeit ist Geld!". Simon Channing Williams aber ist ruhig, nett, geduldig und leise, manchmal so leise, dass in Deutschland die hinterste Reihe sofort gebrüllt hätte: "Lauter!!!!". Er erzählt wie wenig der große künstlerische Erfolg von Vera Drake die Finanzierung neuer Projekte mit Mike Leigh erleichtert hat. Nach wie vor sind amerikanische Studio Bosse überfordert, wenn sie Geld locker machen sollen. Dies liegt insbesondere an der Arbeitsweise von Leigh. Zum Zeitpunkt der Finanzierung des Projekts steht noch nichts. Kein Script, keine Castliste, keine Idee. Channing-Williams kann den Geldgebern nichts vorweisen ausser einen Namen und den letzten erfolgreichen Film. Letzteres sei oft auschlaggebend sagt der freiberufliche Producer: "You are only as good as your last Job".
Auf "Naked" ist Channing-Williams wie Mike Leigh, nach wie vor besonders stolz. "Bahnbrechend" sei der Film gewesen. In Amerika hatten das zunächst nicht alle so gesehen. Als Leigh und er gemerkt haben, das das Marketing Team für den Vertrieb in den USA den Film nicht mochte, haben sie den Vertrieb in die eigene Hände genommen.

Raindance East 2005
"Naked" von Mike Leigh

1993 hat Naked die goldene Palme in Cannes gewonnen. Auch 12 Jahre später ist der Film von Mike Leigh noch immer ein unbequemer Störenfried. Auf seiner Odysee streunt Johnny wie ein geschlagener und bissiger Hund durch die Strassen von London und findet nichts ausser Absurdität, Unglück und Gewalt verschiedener Existenzen. Er will verstehen und glauben wird dadurch aber nur noch ungläubiger. Auf Zuneigung reagiert er mit Zynismus und Gewalt. Er ist Inbegriff und Spiegel der entwerteten Gesellschaft. Weil seine nihilistische Herausforderung 2005 in einer Welt der pervertierten Ideale nichts an seiner Provokanz verloren hat, macht sie nicht nur den Figuren im Film Angst sondern auch mir. Eine Antwort scheint weiter entfernt als 1992.

Raindance East 2005
Meisterklasse mit Simon Channing-Williams - Teil 1

Seit "Life is sweet" ist Simon Channing-Williams der Producer im Hintergrund von Mike Leigh. Letzter großer Erfolg ihrer Zusammenarbeit ist Vera Drake, Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig. Im Programm hiess es, dass er zwei seiner produzierten Filme "Naked" und "Man about Dog" mitgebracht hat. Ich erwarte ein zweistündiges Gespräch mit Filmeinspielungen. Bin dann überrascht als angekündigt wird, dass beide Filme in voller Länge gezeigt werden.....

Raindance East 2005
Ankunft

raindanceeast_festivalstand.jpg

Was für eine Entspannung nach der Berlinale .... keine lange Schlangen. Als ich eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung ankomme, wird gerade erst der Stand von den Festivalproducern aufgebaut. Akkreditierung scheint es keine zu geben. Setze auch nicht nach. Schliesslich kostet der Festivalpass, womit ich alle Veranstaltungen besuchen kann, genauso viel wie die Akkreditierung auf der Berlinale. Der Pass kann nicht am Wochenende ausgestellt werden, weil vorher keiner vom Festivalteam ins Festivalbüro. Aber wenn ich mich einfach bei den Ständen in den Kinos melde, dann komme ich umsonst rein. Unkompliziert.

Raindance East 2005
Veranstaltungsort: Rio Cinema, Stadteil Hackney

rio_cinema.jpg

Das Rio hat eine lange Tradition im Stadtteil Hackney. Bereits 1915 wurde es eröffnet und hat bis heute unzählige Male Besitzer und Namen gewechselt: vom Kingsland Empire und Dalston Classic über Classic Cartoon Cinema, Classic Continental Cinema bis zu seinem jetzigen Namen Rio. Auch die Nutzung wechselte: im zweiten Weltkrieg bot das Kino nach den Abendvorstellungen einen Schutz vor deutschen Bomben und in den Siebzigern wurde es kurzzeitig zur Herberge von Live Strip Shows.
Ende der siebziger wurde das Kino auf Initiative einer lokalen Arbeitsgruppe von der Kommune aufgekauft und hat sich bis heute als lokales Community Cinema halten können. In der Rio Historie heisst es:

"The Rio has developed to be a cinema that is responsive to the interests of the community often ignored by mainstream commercial cinema. While all other cinemas in Hackney have disappeared or become snooker halls and car auction rooms, the Rio has flourished."

Doch auch das Rio kämpft ums Überleben. Vor allem die großen Multiplexe werden zur harten Konkurrenz, sagt ein Angestellter. Multiplexe geben die Antwort auf die heutige Unverbindlichkeit und Mobilität. Sie bieten den Zuschauern die Möglichkeit, sich erst in letzter Sekunde für einen Film zu entscheiden.

Raindance East Festival - 21.04. -28.04.2005

Raindance Festival. Ja, schon mal von gehört....aber war das nicht schon? Ja, checker, das war schon. Das "normale" Raindance Festival ist immer im Herbst...jezt läuft das Raindance East Festival. Motto: Filme in East London zeigen und die lokale moviecrowd supporten. Nichts grosses, nur 20 Feature Filme . Mit dabei u.a. der neue Film von Danny Boyle "Millions" und der deutsche Film "Kebab Connection"....bin schon gespannt wie die East London Audience auf eine deutsche Multikulti Komödie reagiert.....ok....jetzt erstmal schlafen und morgen gehts los.

Impressum