Filmschulfest München:
"Comeback" von Maximilian Plettau

comeback_hartenstein_Maximilian%20Plettau.jpg

Sich nach oben boxen, sich durchboxen...wohl kein Sport versinnbildlicht den Kampf im Alltag so stark wie das Boxen. Davon haben Boxerfilme von "Raging Bull" über "Rocky" bis "Million Dollar Baby" profitiert. Auch Jürgen Hartenstein bildet eine gute Projektionsfläche für den Zuschauer. Der Boxer mit dem Beinamen "The Rock" war 1998 deutscher Meister im Supermittelgewicht. Wenn man einmal einen großen Erfolg gehabt hat wie Hartenstein, wird alles was danach kommt sich an diesem Erfolg messen müssen. Hartenstein scheiterte jedoch auf ganzer Linie mit dem Versuch den Erfolg zu halten. Nach der Meisterschaft verlor er Kampf um Kampf. Als ihm schließlich der Manager absprang, war es auch mit den offiziellen Kämpfen vorbei. An die glanzvolle Zeit erinnern heute nur noch die Fotos, die neben Hartensteins Spiegel hängen. Eines zeigt ihn gemeinsam mit Axel Schulz, ein anderes mit den Klitschko Brüdern. Für Hartenstein sind die Fotos keine Relikte einer nostalgisch verklärten Zeit, sondern eine Motivation, es noch einmal zu versuchen und sich gegen alle Widerstände wieder in den Ring zu boxen.

Maximilian Plettau hat Hartenstein drei Jahre lang begleitet. Ein Jahr davon hat er den Comeback-Versuch von "The Rock" gefilmt. Bum, Bum, Bum...Tänzeln....schnaufen....Bum, Bum, Bum....die Kamera umkreist Hartenstein beim Trocken-Training auf den kalten Dachboden. Wenn man träge im bequemen Kinosessel sitzt, erscheint es einem unvorstellbar, wie viel Liter Schweiß an Hartenstein herunterrinnen. Hartenstein arbeitet unbeirrt auf sein Ziel hin. Er joggt Kilometer durch München oder trainiert im Park Schlag und Deckung mit seinem Coach. "Comeback" zeigt Hartenstein aber auch von einer anderen, privaten Seite, z. B. wie er gemeinsam mit seiner Oma beim Frühstück auf pfälzisch diskutiert, dass er, auch wenn er kein Fleisch isst, kein Vegetarier sei. Wenn er mit ihr zusammen einkaufen geht oder trotz aller Proteste der Oma das Geschirr spült, dann zeigt das die liebevolle und loyale Seite des "Felsen". Hartenstein ist ein Sympathieträger und zwar genau deswegen, weil er eben nicht das ist, was in der Filmbeschreibung des Festival-Katalogs steht: ein Verlierer. Als Sportler-Typ erinnert er eher an Lukas Podolski, an jemanden der trotz aller Niederlagen sein Lachen nicht verliert und weiter hart für seine Chance kämpft. Anders als Podolski, kann es sich Hartenstein aber nicht auf der geheizten Ersatzbank gemütlich machen. Das Training bringt ihm kein Geld. Er muss sich seinen Lebensunterhalt als Türsteher verdienen. Die Zeit zwischen Training und Arbeit nutzt er, um von einem Internet-Cafe aus beharrlich bei Agenten in den USA anzurufen, um dort nach 6 Jahren endlich wieder in den Ring steigen zu können.

Maximilian Plettau überlagert die Dokumentation nicht mit einem Off Kommentar. Auch stellt er keine direkten Fragen an den Boxer sondern beobachtet ihn bei den Gesprächen mit seiner Oma oder seinen Trainer. Das tut seinem Abschlussfilm an der Filmhochschule München sehr gut, denn Plettau gelingt es, allein durch die Komposition des Filmmaterials die Boxer-Geschichte überzeugend rüber zubringen. Am Ende des Films hat sich der Kinozuschauer nicht nur gut unterhalten sondern er kann auch einige "Weisheiten" mit in seinen Alltag nehmen: nach jeder Niederlage wieder aufstehen, immer nach vorne schauen, Witz und Selbstironie nicht verlieren und weiter hart daran arbeiten, woran man glaubt.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

Comeback

Credits

Regisseur

Maximilian Plettau

Drehbuch

Produzent

Oliver Halmburger

Max Plettau

Kamera

Maximilian Plettau

Musik

Maximilian Plettau

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Dauer

79 min.

Related

Maximilian Plettau (Regisseur)

BERLINALE 2011

Eisblumen (Produzent)

Maximilian Plettau (Drehbuch)

BERLINALE 2011

Eisblumen (Produzent)

Maximilian Plettau (Kamera)

BERLINALE 2011

Eisblumen (Produzent)

Maximilian Plettau (Musik)

BERLINALE 2011

Eisblumen (Produzent)

Impressum