An der Copacabana im Kalten und Dunklen - Filmfestival Rio de Janeiro

Da tragen Leute Surfbretter durch die Straßen, da sind die Bikinis und geshapten bodys, da sind die Caipies und die Sonne und die Wellen und Zuckerhut und alles, was man so erwartet in Rio. Was man nicht erwartet: das Rio Filmfestival, eins der größten in Südamerika. 15 tage 300 Filme aus aller Welt (aus Deutschland u.a. Yella, Eichmann, Das Fräulein, der Dani Levi Hitlerfilm, eine Doku über die frühen Jahre von Wim Wenders, der auch schon auf der Berlinale lief) die Cannes und Venedig Gewinnerfilme, dazu andere Festivalfilme der zweiten reihe aus Toronto, von der Berlinale usw. Ältere Arthouseware und ein paar frische Indies und Festivalfilme.

Aus Brasilien selbst nur eine kleine Zahl, überhaupt sind die aus Südamerika recht überschaubar. Rio ist aber eine Filmstadt, es gibt Programmkinos, es gibt wunderbare alte Kinopaläste und natürlich die unvermeidlichen Multiplexe. Für das Festival ist ein gigantisches Zelt an der Copacabana errichtet worden, klimatisiert und die Mellen nur 10 Meter entfernt. Hier finden die Events statt. Bei einer Stadt mit 7 Millionen Einwohnern kann das Festival aber zu viel Fahrerei führen, denn die Kinos sind über die gesamte Stadt verteilt, was bedeutet, dass es halbstündige Taxifahrten möglich sind, um dann einen amerikanischen Independent Film in einer Shopping Mall in einer Schicki-Micki Gegend mit 8 anderen Zuschauern zu schauen. Oder man hat Glück und kann im Centro in einem alten etwas abgerockten Kollonialbau den neusten Gus van Sant, David Lynch oder Ang Lee schauen. Bei der Vorbeifahrt am Festivalzelt an der Copa denken wir an die Kollegen, die gerade auf der anderen Seite des Ozeans das Filmfest in San Sebastian erlebten und träumen von einem festivalblog, der am Rande aller sieben Weltmeere seine Festivals findet. Rio ist ein Anfang. Aber jetzt raus zum Bodysurfen.

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