Den Vorsitz hat bekanntermaßen die schottische Aristokratin Tilda Swinton, die, wenn man der Regenbogepresse glaubt, gerade eine Menage a Trois auf ihrem Schloss lebt und der auch was das künstlerische angeht etwas außergewönliches gelang: beginnend mit Derek Jarman Independentfilmen bis hin zu Burn after Reading der Brüder Coen letztes Jahr hat sie bei Anspruchsvollem, bei Tiefsinn und Spaß, schwierigen Stoffen und Unterhaltung immer überzeugt.
Eine Überraschung und Freude dürfte die Nominierung von Christoph Schlingensief sein, der filmisch zwar eher durch wilden Trash wie das Deutsche Kettensägen Massaker (1990) und einen grandiosen Hitlerfilm aufgefallen ist - dagegen aber das Theater in Deutschland mit wild assoziativen, hochpolitischen, schrägen, schmerzhaften und verstörenden Stoffen, Inszenierungen irgendwo zwischen darstellender Kunst, Installation und Theater beglückte. (Ein sehr bitteres Gespräch über Kunst und Leben hier)
Schlingensief hat sich immer wieder mit Afrika beschäftigt und dort Kunst gemacht und gesucht. Sein Jury Kollege Henning Mankell lebt auch in Afrika, hat Bücher über den Kontinent und seine Kulturen geschrieben. Mankell ist also kein ausgesprochener Film-Mann, sondern vor allem Krimiautor. Was ja nichts heißen muss. Von Dramaturgie und Bildern versteht er jedenfalls eine Menge.