Wettbewerbsfilme der Berlinale Teil 2

Er hat es wieder geschafft. Tolle Filme hat Filmfischer Dieter Kosslick ans Land gebracht. Oh "Cheri", möchte man da mit dem Wettbewerbsbeitrag von "Queen-Chronist“ Stephen Frears sagen. Wir sagen dagegen „Oh Michelle…wo bist du solange gewesen?“ In den letzten Jahren hat sich Michelle Pfeiffer sehr rar gemacht. Ihr vielleicht größter Erfolg war die Hauptrolle in „The Fabulous Baker Boys“ aus dem Jahr 1989. Auch zwischen der letzten Zusammenarbeit mit Stephen Frears in „Dangerous Liaisons“ und ihrem jetzigen Auftritt in Frears Verfilmung einer Novelle der französischen Schriftstellerin Colette liegen schon über 20 Jahre.

Von Ellen Barkin dachte man ebenfalls lange Zeit, sie sei dem "Jung und schön"-Filter der Hollywoodmaschine zum Opfer gefallen ist.

Nach ihrem Durchbruch mit „The Big Easy“ und dem blutigen Techtelmechtel mit Al Pacino in „Sea of love“ verschwand sie aus dem filmischen Gedächtnis. Vor ein paar Jahren tauchte sie aber wieder auf. Zunächst in Todd Solondz „Palindromes“ und dann in einer Nebenrolle in „Ocean’s Thirteen“. Nun spielt Barkin an der Seite von Demi Moore, einer anderen „famous from the eighties“-Genossin, der man ihr Alter (dank Wind, Wasser und grünem Tee…) aber nicht ansieht. Zuletzt hat Demi Moore in Bobby von Emilio Estevez bewiesen, dass sie nicht nur in Filmen wie „Drei Engel für Charlie“ eine gute "Figur" machen kann. Gemeinsam spielen Barkin und Moore in "Happy Tears", dem zweiten Film von Mitchell Lichtenstein (Sohn von Roy Lichtenstein), dessen Debüt „Teeth“auf der Berlinale 2007 im Panorama lief.

Nach zwei Jahren kehrt auch François Ozon wieder zurück nach Berlin zurück (2007 war er mit Angel auf der Berlinale). Nicht im sonnigen Cannes lüftet der französische Regisseur den Schleier zu seinem neuesten Werk "Ricky" sondern im kalten Berlin. Eine Verbundenheit, die sicherlich auch mit seinem Durchbruch auf der Berlinale 2002 mit „8 femmes“ zusammenhängt.

Erfolg bindet eben. Das gilt auch für Hans-Christian Schmid. Nach „Himmel und Hölle“ (1995), „23“ (1999),“ Crazy“ (2001), „Lichter“ (2003) und „Requiem“ (2006) ist "Sturm" bereits der sechste Film den Schmid auf der Berlinale präsentiert. Diesmal geht es um den Umgang des Kriegsverbrechertribunal in Deen Hag mit den Opfern von Kriegsverbrechen, die in Zeugenaussagen noch einmal ihre persönlichen Tragödien durchleben müssen.

Politische Filme sind die Spezialität des französisch-griechischen Regisseur Constantin Costa-Gavras. Meisterwerke des politischen Kinos wie „Z“ und „Missing“ zählen zu seinem Ouevre. Letztes Jahr war er noch Präsident der Berlinale Jury, dieses Jahr ist er mitten drin im Wettbewerbsgeschehen mit "Eden à l'ouest", einem Film über illegale Immigranten in Europa. Mit dabei ist auch der deutsche Schauspieler Ulrich Tukur ("Ein fliehendes Pferd", demnächst zu sehen in „John Rabe“).

Neben Costa-Cavras und Angelopoulos vervollständigen der polnische Regisseur Andreij Wajda und Bertrand Tavernier das Altherrenquintett der diesjährigen Berlinale. Am Beispiel von Tavernier Wettbewerbsbeitrag „In the Electric Mist“ kann man schön sehen, wie die Globalisierung auch die Filmproduktion verändert hat oder hätte man sich vor 10 Jahren vorstellen können, dass Tommy Lee Jones und John Goodman in einem Film von Travernier die Hauptrolle spielen?
Andreij Wajda hat 2007 einen Film über das Massaker in Katyń auf der Berlinale uraufgeführt. In „Tatarek“ beschäftigt ihn diesmal nicht das kollektive Schicksal, sondern die sehr persönliche Geschichte einer Frau, die auf einer Erzählung des polnischen Schriftstellers Jaroslaw Iwaszkiewicz beruht.

"Denke ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht". Nach Heinrich Heine müsste man "Deutschland 09" dann wohl als Schlaftherapie sehen. 13 Filmemacher wollen Steinmeier nicht das Feld überlassen und filmen zur Lage der Nation. Die Liste der Regisseure liest sich toll: Fatih Akin, Tom Tywker, Wolfgang Becker, Angela Schanelec, auch Österreicher (Hans Weingartner) und Schweizer (Dani Levy) dürfen einen Blick auf unsere Republik werfen. Die Aussage von des Tom Tywker, der den Film auch produziert hat, es handele sich um einen politisch poetischen Reflex auf die Lage der Nation, lässt erahnen, dass sich „Deutschland 09“ im politischen Verständnis unterscheiden wird von seinem Vorbild „Deutschland im Herbst“. Der Kollektiv-Film „Deutschland im Herbst“ am dem u.a. Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Edgar Reitz und Volker Schlöndorff mitwirkten, war eine Reaktion auf den sog. "Deutschen Herbst" 1977, auf ein Deutschland im RAF-Trauma.

Erst vor wenigen Wochen hat festivalblogger Christian den Film „Fireworks Wednesday“ des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi auf dem Festival „Around the World in 14“ gesehen. Jetzt ist Farhadi im Wettbewerb der Berlinale gelandet mit „Darbareye Elly“.

Über Debütfilme wie z.B. „Katalin“ von Peter Strickland lässt sich im voraus oft nicht viel sagen, aber gerade darum könnten sie auch eine Entdeckung sein, denn der große Name hat sie nicht in die Riege der Auserwählten gebracht. Überraschen lassen kann man sich auch von dem Beitrag „Lille Soldat“ der dänischen Regisseurin Annette K. Olesen oder vom spanisch-peruanischen Beitrag „La Teta Asustada“ der Regisseurin Claudia Llosa.

Sehr bekannt dagegen ist das Thema von Notorious. Der Film von George Tillman Jr., der außerhalb des Wettbewerbs läuft, ist kein Remake von Alfred Hitchcocks Klassiker, sondern die Verfilmung des Lebens von Notorious B.I.G. Der Rapstar war 1997 im Alter von 27 Jahren, ein Jahr nach dem Attentat auf Tupac Shakur, ebenfalls Opfer eines drive-by shootings geworden.

Kommentare ( 2 )

chapeau monsieur tai, nie werden wir zugunsten von admin auf die geschliffen, punktgenauen filmsplitter, die du dem berlinale programm entringst verzichten können. jezt hab ich echt lust, dass es losgeht!!

: )

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