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L´ENLEVEMENT DE MICHEL HOUELLEBECQ von Guillaume Nicloux

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Auch hochintellektuelle Starschriftsteller unterhalten sich zuweilen über so banale Dinge wie die Renovierung ihrer Küche. Sobald der Zuschauer diesen ersten Schock verdaut hat, gilt es auch schon vom nächsten Mythos Abschied zu nehmen: Michel Houellebecq ist nicht nur bitter, menschenfeindlich und durch und durch nihilistisch, nein, er hat tatsächlich auch eine humoristische Seite!

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VATERS GARTEN – Die Liebe meiner Eltern von Peter Liechti

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Die erste Einstellung: Blick auf dem Himmel; aus dem Off beginnt der Regisseur zu erzählen: Er habe neulich in der Fussgängerzone zufällig seinen Vater getroffen. Sie hätten sich zwei Jahre nicht mehr gesehen. In der Fußgängerzone habe er so verloren gewirkt.

Ich weiß sofort, dass ich diesen Film lieben werde.

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ECHOLOT von Athanasios Karanikolas

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Was mach ich nur mit diesem Film? Er ist jung und wild und hat Charakter, etwas Eigenes und Ehrliches. Er ist aber auch prätentiös und selbstverliebt wie seine Charaktere. Rahmen der losen Handlung ist ein Tag und eine Nacht in irgendeinem Haus um Berlin. Eine Gruppe junger Menschen - Typ Neuköllner Studenten mit löchrigen Klamotten und Ledermänteln vom Second Hand Laden und künstlerischen Ambitionen - versammeln sich, um einem Freund zu gedenken, der sich das Leben genommen hat. Warum genau weiß keiner. Und ganz egozentrisch-studentisch geht es in der einzigen Gesprächsrunde auch eher darum, was man zu Selbstmord „generell“ für eine Meinung hat, als ums Verarbeiten. Und wenn der Abend fortschreitet, werden erste Risse in der Gemeinschaft scheinbar in Trauer vereinter, gleichdenkender Freunde sichtbar.

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I USED TO BE DARKER von Matt Porterfield

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I USED TO BE DARKER ist wie der Klang einer Gitarre, eines Akkords. Langsam entwickelt sich der Klang und erfasst so über 90 Minuten eine Konstellation von menschlichen Beziehungen und Gefühlen.

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A SINGLE SHOT von David M. Rosenthal

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In A SINGLE SHOT wird weit mehr als ein einziger Schuss abgefeuert. Doch es ist dieser eine Schuss gleich zu Beginn des Films, der John Moon einerseits in einen Strudel der Schuldgefühle hinabreißt, ihm aber andererseits die große Chance auf einen Ausweg aus seinem verunglückten Leben eröffnet. Denn in den Bergen irgendwo in den USA ist John der größte Loser in einem gottverlassenen Kaff, das eigentlich nur Verlierer kennt. Sein Vater hat vor Jahren die Familienfarm verloren, John wird einen Job nach dem anderen los und nun ist seine Frau mit dem gemeinsamen Sohn aus dem verrotteten Trailer am Waldrand ausgezogen und will die Scheidung. A SINGLE SHOT ist ein klassischer Thriller mit einer ganz besonders dunklen Geschichte um Schicksal, Schuld und eskalierende Gewalt.

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I AIONIA EPISTROFI TOU ANTONI PARASKEUA (THE ETERNAL RETURN OF ANTONIS PARASKEVAS) von Elina Psykou

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Wenn das mit Griechenland so geht, wie mit diesem Film, kann es dauern mit der Genesung. Lange dauern. Alles geht in diesem Film zwar irgendwie weiter, aber planlos dem Beckenbauerschen Diktum folgend: „Schaun mer mal, dann sehn mer schon.“

Ein bekannter Talkshow Morgenmagazin Mann flüchtet in ein leeres Hotel an der Küste. Dort kocht er jeden Tag Nudeln mit Ketchup und experimentiert mit einer Molekularnudel. Er deckt die 100 Tische, er stellt überall Fernseher auf und betrachtet seine alten Sendungen, die von Jahr zu Jahr peinlicher werden. Ab und an kommt der Sendereigentümer, der in seine Flucht eingeweiht ist, bringt Essen und einen Anzug für Weihnachten. Jeden Morgen wacht Antonis Paraskevas um Punkt vier auf und der Zuschauer ahnt, dass die Wende dieses Films sein wird, dass er verschläft, irgendwann.

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Das Forum Expanded Nr. 8 - Geister, Tote und Unsichtbares

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Basma Alsharif, The Story of Milk and Honey (2011)

Das Forum Expanded ist der Begegnungsort von Kunst und Film in seiner reinsten Form. In Kinovorführungen und Ausstellungen werden die Grenzen der „Bewegtbilder“ ausgetestet. Die Gruppenausstellung, in den vergangenen Jahren in einer schönen Altbaubude an der Bülowstraße, findet an einem neuen Ort statt: im silent green kulturquartier, dem ehemaligen Krematorium Wedding. Ein, ja sicher, ruhiger Raum, der wie die Berlinale es formuliert „die Wahrnehmung fokussiert und zu Projektionen im doppelten Sinne einlädt.“ Sehr treffend....
 
Es geht dann um Ozean- und um Schallwellen, um radioaktive Strahlung und um Psychologie, um nationale Schuld und Verantwortung - man könnte wohl sagen, es geht ums Ganze. Grundlage der Installation „Strange Lines and Distances“ von Joshua Bonnetta ist die erste transatlantische Radioübertragung. Seine Idee: Klänge verschwinden nie, sondern werden nur leiser.

Gleich zwei Videoinstallationen widmen Japan nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima: „Spirits Closing their Eyes“ von Nina Fischer und Maroan el Sani und „The Life of Particles“ von Angela Melitopoulos und Maurizio Lazzarato.
Die Künstlerin Wendelin van Oldenborgh untersucht künstlerisch frühere Kolonien der Niederlande in Südostasien.  

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Berlinale 2013: Special Screenings im Forum

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Filmstill aus PORTRAIT OF JASON von Shirley Clarke

Neben dem Wettbewerb hat auch das Forum eine Reihe mit Special Screenings. Gezeigt werden historisch besonders wertvolle Filme, die so vor dem Vergessen bewahrt werden. Einer dieser Filme ist LE COUSIN JULES, der einzige Langfilm von Dominique Benicheti. Das als Meilenstein des Dokumentarfilms beworbene Filmkunstwerk widmet sich dem ritualisierten Alltag eines 80-jährigen Burgunder Bauern und Eisenschmieds.

Eine Besonderheit ist auch CHEONGCHUN-EUI SIPJARO (Crossroads of Youth) von Ahn Jong-hwa. Es ist der älteste erhaltene koreanische Spielfilm. Gezeigt wird der Stummfilm mit Orchester, Sängern und Erzählern.

Bei vielen Filmen reicht es nicht aus, sie nur zeigen. Will man sie bewahren, muss man auch ihren materiellen Bestand sichern. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Projekten zeigt das Forum restaurierte Fassungen von drei Regisseuren.

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Berlinale 2013: Forum gibt Programm bekannt

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Filmstill Stemple Pass

Beim Programm des Internationalen Forum des Jungen Films hat man zwei Möglichkeiten: Man gibt ratlos auf oder man wagt neugierig eine Filmexpedition. Die Zeiten, als Filmemacher immer wieder ins Forum zurückkehrten, scheinen vorbei. Mit Christoph Terhechte als Leiter besinnt sich die Sektion immer mehr auf ihren Namen. Das Forum zeigt junges, bisher ungesehenes Kino. Sobald ein Regisseur im Forum Erfolg hat, findet man ihn in den folgenden Jahren schnell (manchmal zu schnell) in den Sektionen Wettbewerb oder Panorama.

Eine Ausnahme bildet hier der amerikanische Dokumentarfilmer James Benning. Sein zweistündiger Forumsbeitrag STEMPLE PASS hat vier statische Einstellungen. Er filmt eine Landschaft aus immer denselben Blickwinkel zu den vier Jahreszeiten. Den Mut Bennings filmische Stillleben in den Wettbewerb zu schicken, hat Dieter Kosslick bisher noch nicht aufgebracht.

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Filmstill Stemple Pass

Berlinale 2013 - FORUM EXPANDED mit Tieren, Toten und ontologischer Hysterie

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Mammas von Isabella Rossellini

Wenn es zu sehr rauscht – die Leute, die Bilder, die Sinnzusammenhänge – kann der Berlinalebesucher auch dieses Jahr entfliehen. Ins Forum Expanded, das sich mit Videos, Vorträgen und Installationen irgendwo zwischen Kunst, Film und Metaebene präsentiert.
Wie ein Ballon über dem Geschehen schwebend, konnte man in den vergangenen Jahren in einer Altbauwohnung an der Bülowstraße irrwitzige Videokunst oder Ruhiges von James Benning über politisch Aktivistisches von Tom Holerts, Cut-Up-Arbeiten von Beat-Filmen von Burroughs und Gysin von dem großartigen Musiker und Performer Genesis P. Orridge bewundern.

In diesem Jahr ist zum wiederholten Male Isabella Rossellini dabei. MAMMAS ist die Fortsetzung ihrer bizarren Kurzfilmreihe Green Porno, die sie 2008 auf der Berlinale präsentierte. Wieder schlüpft die Schauspielerin und Regisseurin in unterschiedlichste Tierrollen – diesmal, um die Mutterinstinkte verschiedener Spezies zu erforschen.
Ebenfalls zu Gast ist Richard Foreman. Der Gründer des legendären New Yorker Ontological-Hysteric Theatre, kehrt mit seinem Film ONCE EVERY DAY nach über 30 Jahren zum ersten Mal auf die Leinwand zurück.

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