Die erste Einstellung: Blick auf dem Himmel; aus dem Off beginnt der Regisseur zu erzählen: Er habe neulich in der Fussgängerzone zufällig seinen Vater getroffen. Sie hätten sich zwei Jahre nicht mehr gesehen. In der Fußgängerzone habe er so verloren gewirkt.
Ich weiß sofort, dass ich diesen Film lieben werde.
Ein Film über die eigenen Eltern kann schnell „gefühlig“ werden. Liechti ist dieser Gefahr (zum Glück) entgangen. Er bricht Realszenen mit Kasperltheater, in der ein Hasenmann und eine Hasenfrau Teile der Interviews mit seinen Eltern nachspielen. Zu den Äußerungen seines pedantischen Vaters mischt er harte Gitarrenmusik, wenn er an ihnen zu verzweifeln droht.
Der schweizerische Regisseur legt mit seinen Fragen die Gedankenwelt der Eltern schonungslos offen, führt sie aber nicht vor. Er zeigt den Alltag der Eltern und beleuchtet ihr aus der Zeit gefallendes Rollenverständnis. Der Vater scheut sich nicht, immer wieder zu betonen, dass die Frau das schwächere Geschlecht sei. Es ist für ihn selbstverständlich, dass er in Diskussionen am Ende die richtige Meinung hat. Die Mutter fügt sich, obwohl sie viel reflektierter ist und die Mechanismen ihrer Beziehungen genau analysieren kann. Sie sucht die fehlende Anerkennung ihrer Person in Gott und der Religion.
Aus heutiger Sicht würde man einer Ehe zwischen zwei so unterschiedlichen Charakteren keine große Chance geben. Liechtis Eltern sind aber schon 60 Jahre zusammen. Sie sind damit kein Einzelfall, sondern typische Vertreter einer Generation. So manch einer wird Parallelen zu seinen eigenen Eltern entdecken.
Peter Liechti findet mit seinem Film die richtige Balance. Er ist selber gerührt, wie glücklich es den Vater macht, ein Blumenbeet nach einer genau festgelegten Ordnung anzulegen. Es ist aber insbesondere die Verfremdung durch das Puppentheater, die ihm als Sohn und auch dem Zuschauer eine Ebene eröffnet, die über das Emphatische hinausweist.
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