ECHOLOT von Athanasios Karanikolas

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Was mach ich nur mit diesem Film? Er ist jung und wild und hat Charakter, etwas Eigenes und Ehrliches. Er ist aber auch prätentiös und selbstverliebt wie seine Charaktere. Rahmen der losen Handlung ist ein Tag und eine Nacht in irgendeinem Haus um Berlin. Eine Gruppe junger Menschen - Typ Neuköllner Studenten mit löchrigen Klamotten und Ledermänteln vom Second Hand Laden und künstlerischen Ambitionen - versammeln sich, um einem Freund zu gedenken, der sich das Leben genommen hat. Warum genau weiß keiner. Und ganz egozentrisch-studentisch geht es in der einzigen Gesprächsrunde auch eher darum, was man zu Selbstmord „generell“ für eine Meinung hat, als ums Verarbeiten. Und wenn der Abend fortschreitet, werden erste Risse in der Gemeinschaft scheinbar in Trauer vereinter, gleichdenkender Freunde sichtbar.

Zu brav um Offenheit bemüht gehört zu der Gruppe allesamt sehr hübscher Menschen auch ein lesbisch-bisexuelles Paar und ein schwules Paar und überhaupt vögeln alle sowieso munter kreuz und quer, so dass irgendwann den Überblick verliert, ob überhaupt irgendwer zu irgendwem gehört - was der identische Klamottenstil und Männer- und Frauentyp noch weiter erschwert. Es wird also statt reflektiert und dem toten Freund gedacht wie sich für junge Leute gehört, vor allem gefeiert und gesoffen und gefickt. Zwischendurch verlässt der Film die nüchtern manchmal nervige Beobachtung der Partynacht und interviewt einige der Protagonisten - offenbar rückblickend. Die Szenen sind zwar sehr schön und natürlich gespielt, aber nehmen dem Film unnötig Kohärenz ohne die Figuren näher zu bringen - denn um den Selbstmord geht es ja eh nicht mehr.

ECHOLOT hat durchaus Drive und vermeidet gekonnt klassische Handlung, Dramaturgie oder Schnittdynamik. Er beobachtet wie ein weiterer, sehr stummer Gast die Zusammenkunft dieser Clique. Wer will, kann schon sehen, dass die Gemeinschaft zerbricht, Beziehungen in Bewegungen geraten, Überzeugungen flöten gehen werden demnächst. Wenn der Film sich nur selbst nicht so furchtbar ernst nehmen würde. Natürlich rauchen alle ganz viel und KEINER schläft in einem Bett, sondern auf dem Boden, auf dem Sofa, in einem Sessel oder auf einer Decke vor dem Bett. Diese bemüht wirkende Ausstellung von „Anders“ weht einen immer wieder an in dem Film, der insgesamt aber ein frischer und eigenwilliger Typ ist, den die vermutlich gern als Freund hätten mit Mitte 20. Weniger Protagonisten und dafür ein genauerer Blick auf die Dynamik zwischen den Figuren hätte dem Film gut getan.

Kommentare ( 4 )

Der Film ist eine Zumutung! Der Regisseur hat die Schauspieler in die offene Klinge laufen lassen und hat dann auch noch die Nerven sich auf die Bühne zu stellen und da mit dem Argument "man hätte das alles gemeinsam entwickelt" alle Verantwortung von sich zu weisen.

ARMSELIG - SOOOO ARMSELIG !!!!!!!!!!!

Also ich bin nach 30 Minuten rausgegangen...

Gestern gab es kein Q&A - der Regisseur war zwar da und hat uns darauf "vorbereitet" was wir jetzt zu sehen bekommen, aber das hat die Sache auch nicht unbedingt besser gemacht. Bin auch nach der Hälfte raus.

Eine Unerschämtheit! Unter dem Deckmantel der Trauerverarbeitung muss man 1 1/2 Stunden Ernst Busch - Studenten beim vögeln zusehen. Dumm, und zwar vom Regisseur. Die talentierten Darsteller haben sich dem ausgesetzt - und sicher auch irgendwas dabei gelernt. Aber ich haette mir diesen Quatsch besser erspart.
Improvisieren bedeutet nach meinem Verständnis zielgerichtet vorher genau definierte Situationen spontan zu erfinden, so wie das dann vor der Kamera passiert, und dabei den Bogen einer Geschichte zu verfolgen.
Das hier wirkt so, als haete man sich getroffen, und dann spontan gefilmt, was eben so passiert, ohne Sinn und Verstand. Die wenigen spannenden Momente sind dann auch die, in denen die Figuren von ihren Begegenungen mit "Franz", dem Verstorbenen berichten, daraus haette man doch einen tollen Kurzfilm machen können.

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Titel

Orignaltitel

Echolot

Credits

Regisseur

Athanasios Karanikolas

Schauspieler

Nina Horvath

Julian Keck

Aenne Schwarz

Lena Vogt

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2013

Dauer

77 min.

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