Panorama - Berlinale 2023

Berlinale 2023: JOAN BAEZ I AM A NOISE Karen O’Connor, Miri Navasky, Maeve O’Boyle

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© Albert Baez

Joan Baez war mir immer suspekt. Ihre Sopranstimme war schön, so glockenhell, dass sie nicht zu ertragen war. Ihr Aktivismus für Bürgerrechte war gut und wichtig, er war vorbildlich. Damit einher ging eine Ernsthaftigkeit und eine Überzeugtheit, das englische Wort, für das mir keine gute Übersetzung einfällt, ist „earnestness“, die eine abschreckende Wirkung hatte. Joan Baez, geboren 1941, hatte für mich schon den Status einer musealen Legende erreicht, als ich circa 1988 einen gewissen Bob entdeckte, ein Jahrgangsgenosse von Baez, der ihr schlicht den Start seiner Karriere verdankt. Der Film verspricht, die öffentliche, die private und die geheime Seite von Joan Baez zu zeigen. Und siehe da, beziehungsweise höre da: Aus der Legende wird ein Mensch und die Stimme von Joan Baez auf ihrer Abschiedstournee 2018 ist eine Offenbarung.

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Berlinale 2023: INSIDE von Vasilis Katsoupis

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© Heretic

Allein bricht Nemo (Willem Dafoe) in das Appartement eines Kunstsammlers im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers in Manhattan ein. Als er die Wohnung mit seiner Beute wieder verlassen will, spielt das Sicherheitssystem verrückt. Alle Ausgänge sind verschlossen und sein Komplize, mit dem er per Funk in Verbindung steht, lässt ihn im Stich. Nemo ist beim Versuch, aus dem Appartement auszubrechen, ganz auf sich allein gestellt. Klinisch wie eine Versuchsanordnung ist die Prämisse von INSIDE. Katsoupis und Dafoe machen daraus einen Thriller mit großer Sogwirkung.

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Berlinale 2023: PASSAGES von Ira Sachs

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© SBS Productions

Letzter Drehtag an einem Filmset Paris. Regisseur Tomas hat genaue Vorstellungen davon, wie ein Darsteller die Treppe hinunterlaufen soll. Sehr direkt macht er seine Vorstellungen deutlich und den beteiligten Kollegen zur Schnecke. Bei der anschließenden Party kommt es zu kleinen Reibereien zwischen Tomas und seinem Ehemann Martin – der verabschiedet sich früh, und Tomas landet mit Agathe aus der Filmcrew im Bett. Als Tomas am nächsten Morgen atemlos durch die Straßen zu Martin radelt, sieht man ihm an, dass er fast birst vor Energie – und tatsächlich kann er es kaum erwarten, Martin stolz von seiner neuen Erfahrung zu berichten. Und wundert sich dann sehr, dass sein Mann alles andere als begeistert auf die Neuigkeit reagiert.

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Berlinale 2023: SISI & ICH von Frauke Finsterwalder

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© Bernd Spauke

Wenn es jemals ein IT-Girl gegeben hat, war das Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach. Ihre Karriere erhielt den entscheidenden Schub, als die Herzogin in Bayern, so ihr Adelstitel, im August 1853 im Alter von 15 Jahren (ähem) denn Heiratsantrag ihres Cousins (räusper), Kaiser Franz Joseph I. vom Österreich König von Ungarn und Böhmen, annahm und mit der Eheschließung im April 1854 zu unser aller Sisi (bzw. Heimatfilm-Sissi) Kaiserin Elisabeth von Österreich wurde. Man könnte auch sagen: Was Jerry Lee Lewis recht war, war Kaiser Franz Joseph billig (oder umgekehrt). Sisi (Susanne Wolff) war von Herzen unglücklich mit ihrem Kaiser (Markus Schleinzer) und hielt sich immer wieder über lange Zeit von ihm fern. In SISI & ICH weilt die Kaiserin zunächst einmal wieder auf ihrer Lieblingsinsel Korfu, als ihre neue Hofdame Irma Gräfin Sztáray (Sandra Hüller) kommt auf der Insel ankommt.

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