San Sebastian 2005

Abschlussgala

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Und zum Schluss noch einmal alle auf der Bühne versammelt. Mitte: 2. von links Wolfgang Kohlhaase, Annjelica Huston und Tristan Bauer

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Antonio Skármeta gibt den Spezialpreis der Jury an Tristan Bauer für den argtinischen Film Illuminados por el fuego.

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Annjelica Huston mit Regisseur Bohdan Slama und Produzent Pavel Strnad, die die Concha del Oro für Stesti ("Something like happiness") entgegennehmen


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Juan José Ballesta im Blitzgewitter (Preis für den besten Darsteller)

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Ein gerührter Wolfgang Kohlhaase mit dem Preis für das beste Drehbuch für Sommer von Balkon.

Reaktionen

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Die Entscheidung die Concha del Oro, die wichtigste Prämie des Wettbewerbs, an den tschechischen Film Stesti (Something like happiness) zu geben, wurde nicht mit überschwenglichen Applaus empfangen. In der spanischen Presse wurde der Film u.a. als zu deprimierend empfunden. Für mich war er aber klar einer der ehrlichsten und besten Filme des Wettbewerbs. Auch der chinesische Beitrag Xiang Ri Kui (Sunflowers), der Preise für beste Regie und beste Kamera bekommen hat, war bei der Kritik auf wenig Gegenliebe gestossen. Überrascht war ich über die Verleihung des Preises für den besten Darsteller an Juan José Ballesta. Seine Darstellung des Tano in 7 Virgenes war zwar sehr symphatisch, aber nicht sonderlich ausdrucksstark. Von den Preisen im Wettbewerb wurde auf der Pressekonferenz einzig der Spezialpreis der Jury für den argentinischen Beitrag an Illuminados por el fuego positiv aufgenommen. Die Begründung: "Der Film veranschaulicht mit Intelligenz und Gefühl die Sinnlosigkeit des Krieges und die Nachwirkung einer auf schmerzhafen Erfahrungen im Alltag der Menschen."

Die Preise des Wettbewerbs

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Annjelica Huston verliest die Preise des offiziellen Wettbewerbs (die Jury von links nach rechts: Enrico Lo Verso, Veronicá Forqué, Claude Miller, Annjelica Huston, Antonió Skármeta, Dean Tavoularis, Lone Scherfig)

Bester Film - Goldene Muschel (Concha de Oro)

Stesti (Something like happiness) von Bohdan Slama

Regie - Silberne Muschel (Concha de Plata)
Zhang Yang für (Xiang Ri Kui (Sunflowers)

Beste Darstellerin - Silberne Muschel (Concha de Plata)
Ana Geislerová für ihre Rolle in Stesti (Something like happiness)

Bester Darsteller - Silberne Muschel (Concha de Plata)
Juan José Ballesta für seine Rolle in 7 Vírgenes

Beste Kameraarbeit - Preis der Jury
Jong Li für Xiang Ri Kui (Sunflowers)

Bestes Drehbuch - Preis der Jury
Wolfgang Kohlhaase für Sommer vom Balkon

Spezialpreis der Jury
Illuminados por el fuego

Warten auf die Bekanntgabe der Gewinner

Heute um 15.30h werden die Gewinner im Wettbewerb bekanntgegeben. Wirkliche Favoriten gibt es nicht, aber fast einstimmig wird das durchwachsene Programm dieses Jahres kritisiert. Wie die Wahl auch ausfällt...ich bin sicher, dass es auch dieses Jahr in der Pressekonferenz wieder Entrüstung und obligatorische Buhrufe geben wird.

Favoriten der spanischen Presse

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Oscar Sanchez (Spanien - Vieiros)

Favoriten im Wettbewerb
Tideland von Terry Gilliams. Der Film ist unperfekt, aber wahrhaftiges Kino.

Eindruck vom diesjährigen Festival
Die Auswahl der Filme war katastrophal, sowohl in Zabaltegi als auch im Wettbewerb.

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Jerónimo José Martín (Spanien - Präsident des Círculo de Escritores Cinematográficos)

Favoriten im Wettbewerb
Sud Express. Warum? Ich mochte den bittersüssen Ton des Films.

Eindruck vom diesjährigen Festival
Die Filme in der Sektion Zabaltegi waren besser als im Wettbewerb.

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Juan Pablo(Spanien - Pantalla 90)

Favoriten im Wettbewerb
Sud Express

Eindruck vom diesjährigen Festival
Schwache Auswahl an Filmen

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Desirée de Fez (Spanien - El periodico de Catalunya y Guia de Ocio)

Favoriten im Wettbewerb
El Aura von Fabián Bielinsky. Ein sehr wertvoller Film mit faszinierenden Bildern, der mich vom Rhythmus und in der Art wie er gedreht wurde am meisten überrascht hat.

Eindruck vom diesjährigen Festival
Die Auswahl der Filme im offiziellen Wettbewerb sehr "korrekt", weder besonders gut noch besonders schlecht. Die Filme in der Sektion Zabaltegi fand ich eher schwach.

Favoriten der Presse

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Daniel Steinhart (USA / filmjournal interational)

Favoriten im Wettbewerb

A Cock & Bull Story von Michael Winterbottom. Der Film ist ein narratives Experiment, hat Humor und einen resprektlosen Spirit.

Eindruck vom diesjährigen Festival

Die Filme im offiziellen Wettbewerb waren sehr entäuschend, aber die Sektion Zabaltegi und die Retrospektiven haben es wieder herausgeholt. Ingesamt ein sehr informelles Festival in einer freundlichen Athmosphäre.

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Julia Macher (Deutschland/ Inforadio)

Favoriten im Wettbewerb
Ich habe keinen Favoriten, da es für mich keinen herausragenden Film gab. Gut fand ich Cock&Bull Story von Michael Winterbottom, Sommer vom Balkon von Andreas Dresen und Je ne suis pas la pour etre aimé von Stéphane Brizé. Von den spanischen Beiträgen hat mir 7 Virgenes und Sud Express am besten gefallen. Einen Film, den ich gehasst habe: La vida perra de Juanita Narboni.

Eindruck vom diesjährigen Festival
Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, da es für mich das erste Fesitval in San Sebastian war. Das Festival plätschert so vor sich hin, es ist nett, so wie am Strand spazieren gehen.


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Rüdiger Suchsland (Deutschland / Berliner Zeitung - artechock)

Favoriten im Wettbewerb
Wenn ich unter filmischen Gesichtspunkten urteile: Tideland von Terry Gilliams und Cock and Bullstory von Michael Winterbottom. Tideland ist ein poetischer Film, der seinem Stoff gerecht wird und eine hervorragende neunjährige Hauptdarstellerin hat. In der Sektion Zabaltegi liefen oft bessere Filme als im Wettbewerb. Wenn ich Zabaltegi dazunehme, dann ist Sa-kwa von Kang Yi-kwan der beste Film ,den ich auf dem Festival gesehen habe: Korea meets Eric Rohmer.

Eindruck vom diesjährigen Festival
Ich bin seit 5 Jahren auf den Filmfestivals in San Sebastian und dieses Jahr liefen schlechtere Filme als bisher. Das Fesival war zudem schlecht organisiert. Im Pressezentrum ist das Internet dauernd zusammengebrochen, in der Retrospektive liefen die Filme oft nur einmal und die Vergabe von Restplätzen kurz vor Beginn der Vorstellungen war umständlich.

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Edward Lawrenson (Grossbritanien - Sight&Sounds)

Favoriten im Wettbewerb
Ich habe nicht alle Filme im Wettbewerb gesehen, aber mir hat Entre ses mains sehr gut gefallen. Es ist ein subtiler, intelligenter Thriller über Liebesbeziehungen. Bei Bang Bang Orangutang fand ich zwar die Darsteller nicht sehr überzeugend, aber mich hat die Energy und die freche Art beeindruckt.


Eindruck vom diesjährigen Festival
Sehr positiv. Es ist ein sehr einladenes Festival in einer grossartigen Stadt.

Sud Express von Chema de la Peña und Gabriel Velázquez (Wettbewerb)

Spanien 2005 * Regie: Chema de la Peña, Gabriel Velázquez * Drehbuch: Chema de la Peña, Gabriel Velázquez * Musik: José Ángel Lorente * Kamera: David Azcano * Schnitt: Antonio Lara, María Lara * Darsteller: Gerald Morales, Tino Guimarães, Lidia Pinville, Miguel Martín, German A. João

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Sud Express war der letzte Wettbewerbsfilm. Nicht nur ich hatte die Hoffnung, dass zum Schluss ein Film gezeigt wird, der die Herzen höher schlägen lässt, ein Film, der die Hauptprämie des Wettbewerbs, die Concho del Oro verdient, bei dem alle "Hurra" rufen, wenn er gewinnt. Aber auch Sud Express setzt die Mittelmässigkeit in der Wettbewerbssektion des Festivals fort. Es geht mal wieder um Einzelschicksale. Diesmal werden sie durch das Motiv des Zugfahrens verbunden. Alle Hauptfiguren fahren auf der Strecke Paris-Lisabon mit dem Sud Express zu einem für sie bestimmten Ort. Für die einen bedeudet dies schmerzvoller Abschied, für die anderen entäuschte Erwartung oder aufregendes Wiedersehen. Alle erleben durch den Ortswechsel, zumindest für einen Moment, einen Bruch mit der bisherigen Routine ihres Lebens.
In der Theorie hört es sich alles so an, als ob es funktionieren könnte. Aber auf der Leinwand nimmt der Sud Express die einzelnen Geschichten nicht auf. Ihre Verknüpfung ist zu gewollt. Die Geschichten sind im Kern zu unterschiedlich und könnten genauso gut in verschiedenen Filmen erzählt werden. Ein Film, den man sehen kann, aber nicht sehen muss.

Entre ses mains (In his hands) von Anne Fontaine (Wettberwerb)

Frankreich 2005 * Regie: Anne Fontaine * Drehbuch:Anne Fontaine, Julien Boivent * Musik: Pascal Dusapin * Kamera: Denis Lenoir * Schnitt: Philippe Ravoet, Luc Barnier * Darsteller: Benoît Poelvoorde, Isabelle Carré, Jonathan Zaccaï, Valérie Donzelli, Agathe Louvieaux

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Versicherungsangestellte Claire (Isabelle Carré), anscheinend glücklich verheiratet mit Kind, verliebt sich in den Tierarzt Laurent (Benoit Poelvoorde), der vielleicht ein Serienkiller sein könnte. Das ist der Plot. Drumherum: wie Claire immer mehr ihren Gefühlen nachgibt, trotz der ständigen Frage, ist er es nun oder ist er es nicht.
Für mich ist Entre ses mains zu vorhersehbar, zu konstruiert. Um mich herum gab es aber nur Lob und Zustimmung für den Film, auch Erleichterung über den Genrewechsel, da beinah über die Hälfte der Filme im Wettbewerb aus Sozialdramen bestand.

Gala: Verleihung des Donosti Preis für Ben Gazzara

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Das Warten bis der Vorhang aufgeht.

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Ein Zusammenschnitt der Filme in denen Ben Gazzara mitgespielt hat (hier ein Ausschnitt aus "The Big Lebowski")

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Die obligatorische Dankesrede

Ben Gazzara - Photoshooting

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Heute wird Hollywood Urgestein Ben Gazzara mit dem Donosti Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Spanne der Regisseure, unter denen er gearbeitet hat reicht von Otto Preminger (Anatomy of a Murder/1959) bis Lars von Trier (Dogville/2003).


Iluminados por el fuego von Tristán Bauer

Argentinien 2005 * Regie: Tristán Bauer * Drehbuch: Tristán Bauer, Edgardo Esteban, Gustavo Romero Borri, Miguel Bonasso* Musik: Federico Bonasso * Kamera: Javier Julia * Schnitt: Alejandro Brodersohn * Darsteller: Gastón Pauls, Pablo Ribba, Cesar Albarracín, Juan Leyrado, Virginia Innocenti


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Der Falklandkrieg: ein unverarbeitetes, verdrängtes Kapitel der argentinischen Geschichte. Der fehlende öffentliche Diskurs erzeugt Krankheit und Depression, insbesondere bei den "Veteranen" dieses Krieges. Hier setzt der Film an. Als Esteban über zwanzig Jahre nach Ende des Krieges von dem Selbstmordversuch seines ehemaligen Kriegskameraden Vargas erfährt, kommen die Bilder des vergessenen Krieges wieder in ihm hoch. In Rückblenden sehen wir die Hast, mit der die Soldaten über Nacht eingezogen und ohne logistische Vorbereitung auf die Falklandinseln (Islas Malvinas) verfrachtet wurden, wie Kälte, Matsch und die Grausamkeit des Kampfes die Durchhalteparolen einer inkompetenten Miltärführung ad absurdum führen. Stellvertretend für die argentinische Gesellschaft versucht Esteban die Vergangenheit aufzuarbeiten und eine Position zu finden, die ein Überleben in der Gegenwart ermöglicht.
Der Film zeigt wie andere Antikriegsfilme die Absurdität eines jeden Krieges. Problematisch für mich, das, auch wenn der Krieg abgelehnt wird, dennoch ein gewisser Heldenstatus bzw. eine Verehrung für die Soldaten eingefordert wird. Die Soldaten wurden betrogen und ausgenutzt, das ist klar. Ob ihnen als Opfer nicht nur Mitleid, sondern auch Anerkennung gebührt, wird innerhalb der argentinischen Gesellschaft sicherlich anders beurteilt als ausserhalb.

Malas Temporadas von Manuel Martín Cuenca (Wettbewerb)

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In einer durcheinander gewirbelten gesellschaftlichen Realtät gibt es verschiedene Kampfpositionen. Wir können uns, wie der 14-jährige Gonzalo (Gonzalo Pedrosa) für den Rückzug entscheiden. Er weigert sich eines Tages, sein Zimmer zu verlassen und reduziert seinen Lebensraum auf 15qm. Oder wir stehen für das "Gute" ein, wie seine Mutter Ana (Nathalie Poza), die trotz aller Rückschläge weiter in einer Flüchtlingsberatung arbeitet. Wir können uns belügen wie Carlos (Eman Xor Oña), der mit Zigarren-und Kunstschmuggel sein Geld verdient und seinen besten Freund mit seiner Frau Laura (Leonor Watling) betrügt. Oder wir können uns solange weigern, uns mit einer Realität abzugeben, bis wir mit dem Kopf gegen die Wand stossen, wie Mikel (beeindruckend Javier Cámara), der das Innen von sechs Jahren Gefängnis mit dem Draussen zu verbinden sucht.
Ein kleinen Reigen an Gefechtsstationen, den uns Manuel Martín Cuenca da präsentiert. Ein interessanter Film, nicht frei von Klischees, aber gut besetzt und überzeugend gespielt. Fazit: mehr ein Film fürs Fernsehen als für die grosse Leinwand.

Mala Temporadas - Photoshooting

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von links nach rechts: Regisseur Manuel Martín Cuenca, Darsteller Javier Cámara, Natalie Poza, Gonzalo Pedrosa, Leonar Watling

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Odgrobadogroba (Gravehopping) von Jan Cvitkovic

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Pero schreibt und verliest Grabreden für alle Verstorbenen in seinem Dorf. Die wirren, komischen Reden Peros zeigen wie schnell Lachen in Weinen und Weinen in Lachen umschlagen kann. Diese Unberechenbarkeit der Gefühlszustände und der Situationen, die sie hervorrufen, wird zum Grundmotiv von Gravehopping. Es zeigt sich in jedem der Einzelschicksale in Peros Umgebung: in den glücklosen Selbstmordversuchen von Peros Vater, in der Liebe seines besten Freundes Shooki zu seiner taubstummen Schwester Ida, in der dunklen Aura von Renata, der grossen Liebe Peros.
Mit einem lakonischen Humor, der sehr an Emir Kusturica erinnert, schubst Regisseur seinen Film Gravehopping von Komödie zum Drama. Auch wenn der Wandel mir nicht immer geglückt erscheint, ist dabei ein kurzweiliger, unterhaltsamer Film herausgekommen.

Broken Flowers von Jim Jarmush (Zabaltegi)

Zu diesem Film muss man sicherlich nicht mehr viel schreiben, da er inzwischen ja auch in Deutschland angelaufen ist. Er lief hier unter "Perlen anderer Festivals". Ein Film der unbeirrbar seinen Rhythmus folgt, nett erzählt, ein Bouqet an bekannten Schauspielerinnen, Bill Murray wie immer souverän.

Terry Gilliams - Photoshooting

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Terry Gilliams macht Faxen, damit die Fotografen Ruhe geben.

Tideland von Terry Gilliams (Wettbewerb)

Kanada/Grossbritanien 2005 * Regie: Terry Gilliams * Drehbuch: Tony Grisoni * Musik: Mychael Danna, Jeff Danna * Kamera: Nicola Pecorini* Schnitt: Lesley Walker * Darsteller: Jodelle Ferland, Jeff Bridges, Jennifer Tilly, Janet McTeer, Brendan Fletcher

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Nach einer Stunde verlassen die Ersten die Pressevorführung. Zwei Stunden führt uns Terry Gilliams die Fantasiewelt des Mädchens Jeliza Rose vor, eine Welt, die genauso durchgeknallt ist wie die Junkie Eltern (Sally Crooks und Jeff Bridges), die schon nach 30 Minuten an einer Überdosis versterben. Es muss ein Spass sein, verrückte Geschichten zu verfilmen. Leider teilt man diesen Spass als Zuschauer nicht, trotz der hervorragenden Leistung von Jodelle Ferland in der Rolle des Mädchens Jeliza-Rose. Wenn Terry Gilliams seinen Film als "Alice in Wonderland meets Psycho" charakterisiert, klingt das wie eine interessante Mischung. Da aber in der Mischung keiner der Substanzen, weder Spannung noch bezaubernder Traum überleben, bleibt am Ende nur Konfusion. Eine erneute Mahnung nicht immer auf grosse Namen zu schauen.

Fotoshooting - Emmanuelle Béart

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Emmanuelle Béart beim Fotoshooting für den neuen Film von Danis Tanovic "L'enfer", der in der Reihe Zabaltegi läuft.

Something like happiness - Pressekonferenz

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von links nach rechts: Produzent Thanassis Karathanos, Regisseur Bodhan Slama, Darsteller Pavel Liska, Produzent Pavel Strnad

Stesti (Something like happiness) von Bohdan Slama (Wettbewerb)

Tschechische Republik 2005 * Regie: Bohdan Sláma * Drehbuch: Bohdan Sláma * Musik: Leonid Soybelman * Kamera: Divis Marek * Schnitt: * Darsteller: Pavel Lika, Tatiana Vilhelmová, Ana Geislerová, Zuzana Krónerová, Marek Daniel

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Alltagsgeschichten und Gefühlszustände von drei thirty somethings in Cinemascope. Monikas Freund geht nach Amerika und verspricht ihr, sie nachzuholen. Dasha, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, hat eine Affäre mit dem verheirateten Jara. Sie beginnt Stimmen zu hören und dreht durch. Der gutmütige Tonik wohnt bei seiner Tante auf dem Bauernhof und unterstützt sie in ihrem Widerstand, den Hof an die nahegelegende Fabrik zu verkaufen.
Mit unverklärten Blick beobachtet Bohdan Slama uneingestandene Liebe, einseitige Freundschaft und Familienbeziehungen. Something like happiness ist vom kleinen Fernsehspiel koproduziert und richtet sich nicht nach den Erwartungen der Zuschauer. Am Anfang des Films transformiert dies mein an Suspense gewöhnter Wahrnehmungsapparat in Langeweile, am Ende halte ich Something like happiness für einen der besten Filme, die bisher gezeigt wurden.

April Snow - Fotoshooting

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Der Regisseur von April Snow beim Fotoshooting. Er lässt es über sich ergehen.

Wae Chul (April Snow) von Hur Jin-ho (Wettbewerb)

Korea 2005 * Regie: Hur Jin-ho * Drehbuch: Shin Joon-ho, Lee Won-sik, Seo You-min, Lee Il, Hur Jin-ho * Musik: Cho Sung-woo * Kamera: Lee Mo-gae * Schnitt: Lee Eun-soo * Darsteller: Bae Yong-joon, Son Ye-jin, Lim Sang-hyo, Chun Kook-huan, Ryu Seung-su

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Der Plot ist nicht neu: zwei Menschen erfahren erst durch einen schweren Unfall ihrer Lebenspartner, dass diese eine Affäre hatten. In Random Hearts (1999) von Sidney Pollack sterben die Partner durch einen Flugzeugabsturz. In April Snow fallen die Frau von In-su (Bae Yong-joon) und der Mann von Seo-young (Son Ye-jin) ins Koma. Verletzt durch den Betrug und das Unglück der meist geliebten Person in ihren Leben, verarbeiten beide gemeinsam ihren Schmerz und verlieben sich schliesslich ineinander.
April Snow gelingt es nicht, das so oft bemühte Motiv der Liebesgeschichte im Film zu varieren. Die langsame Erzählweise des Films zieht den Zuschauer weniger in seinen Bann als vielmehr in den Schlaf. Entäuschend auch die schauspielerischer Leistung von Bae Yong-joon, im europäischen Kinos zuletzt zu sehen in Untold Scandal, der koreanischen Version von Gefährliche Liebschaften.

Je ne suis pas la pour etre aimé (I am not here to be loved) von Stéphane Brizé (Wettbewerb)

Frankreich 2005 * Regie: Stéphane Brizé * Drehbuch: Stéphane Brizé, Juliette Sales * Musik: Christophe H. Müller, Eduardo Makaroff * Kamera: Claude Garnier * Schnitt: Anne Klotz * Darsteller: Patrick Chesnais, Anne Consigny,Georges Wilson

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Nichts scheint mehr im Widerspruch zu stehen als die Emotion des Tangos und das Leben von Jean Claude. Gleichgültig und ordentlich arbeit er als Gerichtsvollzieher. Wie sein Vater, den er jedes Wochenende im Altersheim besucht und der als Dank nur schimpft und nörgelt. Um wie vom Arzt gefordert durch Bewegung einen Herzinfarkt vorzubeugen, besucht er eine Tangoklasse, trifft Francoise. Der Tango und Francoise wenden sein Gefühlsleben nach aussen. Ein wunderbarer französischer Film, der mit einfachen Mitteln von Normalität erzählt,von sprachlosen Vater-Sohn Beziehungen und von der Unplanbarkeit der Liebe.

Battala en el cielo von Carlos Reygadas (Zabaltegi)

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Ana: "Marcos pon algo de musica". Marcos macht die Musik an. 2,3,5 Minuten. Die Ampel ist grün. Der Wagen steht. Die Musik spielt. Die Autos ziehen vorbei. Marcos bewegt sich nicht. Auch wenn Marcos sich bewegt, bewegt er sich nicht. Alles bewegt sich innen, aber nicht aussen. Ein Ereignis in der Vergangenheit. Seitdem ist alles Paralyse. Marcos sitzt vorne, unattraktiv, schwitzt. Ana sitzt hinten jung, schön. Hitze, Lärm. Mexico Stadt.

William Dafoe - Fotos Pressekonferenz

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William Dafoe - Photoshooting

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William Dafoe erhält für seine bisherige Laufbahn heute abend den Donostia Award.

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Sommer vom Balkon - Fotos Pressekonferenz

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Von links nach rechts: Inka Friedrich, Andreas Dresen, Nadja Uhl und Andreas Schmidt

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Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase

Kohlhaase zu der Frage, wie er zu der Idee zum Drehbuch gekommen ist: "Ich bin einfach morgens aufgewacht und da war die Idee da. Viele wachen morgens auf, haben keine Idee, machen aber trotzdem einen Film."

Sommer vom Balkon von Andreas Dresen (Wettbewerb)

Deutschland 2005 * Regie: Andreas Dresen * Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase * Musik: Pascal Comelade * Kamera: Andreas Höfer * Schnitt: Jörg Hauschild * Darsteller: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld, Christel Peters

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Jedes Mal, wenn ich einen Film über Berlin sehe, geht mir das Herz auf. Klar bin ich schon lange aus Berlin und Deutschland weg und wenn Figuren, die ich wiedererkenne, mit soviel Liebe und Symphatie gezeichnet werden wie bei Sommer vom Balkon, dann bin ich sehr berührt.
Als er das Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase das erste Mal gelesen habe, sagt Regisseur Andreas Dresen, war es für ihn so, als ob das Leben das Fenster öffnet und uns einen Moment lang zuschauen lässt. Zuschauen wie Nike (Nadja Uhl) mit Herz und frecher Berliner Schnauze ihre Arbeit als ambulante Altenpflege meistert. Wie sie nicht richtig weiss, wie sie ihr Beziehung zum Lastwagenfahrer Roland (Andreas Schmidt) einordnen soll, der ein schmales aber sicheres Weltbild hat (O-Ton Kohlhaase). Zuschauen wie Nikes Freundin Tanja (Inka Friedrich), alleinerziehend und arbeitslos, plötzlich im Leben ausrutscht und sich nachts vorm Kühlschrank mit einer Flasche Korn wiederfindet. Zuschauen beim ersten Liebeskummer ihres Sohns.
Besser als Dresen selbst kann ich den Film nicht charakterisieren: es ist ein leichter Film über die Einsamkeit, ein Film, wie sich die Menschen irgendwie, mit Freundschaft und Humor, durch die härter werdene soziale Realtiät Deutschlands/Berlins schlagen.

7 Vírgenes von Alberto Rodríguez

Spanien 2005 * Regie: Alberto Rodríguez * Drehbuch: Alberto Rodríguez,Rafael Cobos López* Musik: Julio de la Rosa * Kamera:Alex Catalán * Darsteller: Juan José Ballesta, Jesús Carroza, Vicente Romero, Alba Rodríguez, Julián Villagrán

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Tano (Juan José Ballesta) hat drei Tage Zeit. Dann muss er wieder zurück in die Erziehungsanstalt. Drei Tage Zeit um sich mit seinen Freunden zu treffen, zu der Hochzeit seines Bruders zu gehen und seine Freundin Patri zu lieben. Drei Tage zusammengepackt in 90 Minuten Film. Zeit genug um einen frischen Blick auf eine Szene Heranwachsender in einer Hochhaussiedlung Andalusiens zu werfen. Kein aussergewöhnlicher, aber unterhaltsamer Milleufilm.

Pressekonferenz: Drabet (Manslaughter)

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Regisseur Per Fly

Nach Filmen über die Upperclass (Inheritence, 2003) und die Lower Class (The Bench, 2000) nun ein Film über die dänische Mittlelschicht: so reiht Regisseur Per Fly Manslaughter in seine bisherigen Filme ein. Für ihn war wichtig zu zeigen, wie die unterschiedlichen Positionen zu Wahrheit und Lüge das Leben seiner Protagonisten verändern. Zum Dillema der europäischen Filme in Hollywood sagt er: "Als ich in Cannes The Bench gezeigt habe, sind die amerikanische Käufer heulend aus der Vorführung gekommen. Gekauft hat schliesslich den Film keiner."

Drabet (Manslaughter) von Per Fly (Wettbewerb)

Dänemark 2005 * Regie: Per Fly * Drehbuch: Kim Leona, Mogens Rukov, Dorte Høgh, Per Fly * Musik: Halfdan E.Muntaketa * Kamera: Harald Gunnar Paalgard * Schnitt: Morten Giese * Darsteller: Jesper Christensen, Pernilla August, Beate Bille, Charlotte Fich, Thomas Voss

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Der Punkt, an dem unser Leben uns leer und nichtig erscheint, wo wir alles haben, aber doch nicht glücklich sind. Wenn wir versuchen die Intensität der Vergangenheit wieder zurück in die Gegenwart zu holen. Der Gedanke: "Wir haben mal für etwas gekaempft. Wir hatten Ideale". Carsten (Jesper Christensen) ist 52, verheiratet, unterichtet Soziologie und hat eine Beziehung zu einer ehemaligen Studentin, der Politaktivistin Pil (Pernilla August). Es ist nicht nur die Attrakivitaet von Pil, die ihn sein Familienleben aufs Spiel setzen lässt, sondern auch die Leidenschaft mit der Pil fuer ihre Ideen kämpft. Als bei einer politischen Aktion Pils ein Polizist ums Leben kommt, zeigt Carsten Solidarität fuer seine Geliebte. Nach und nach bricht er aus einem Leben aus, das er als Lüge empfindet, um sich in einem Gestrüpp neuer Lügen wieder zu verfangen.

Ein unbequemer Film, der den Nerv einer intellektuellen Mittelklasse in Krise trifft.

El Aura von Fabián Bielinsky (Wettbewerb)

2005 * Regie: Fabián Bielinsky * Drehbuch: Fabián Bielinsky * Musik: Lucio Godoy * Schnitt: Alejandro Carrillo Penovi, Fernando Pardo * Darsteller: Ricardo Darín, Dolores Fonzi, Pablo Cedrón, Alejandro Awada, Jorge D’Elia

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Es ist der Moment kurz vorher, wenn Esteban (Ricardo Darin) weiss, dass er einen epeleptischen Anfall bekommen wird. Alles steht still. Es gibt nichts was er tun kann. Für wenige Sekunden das Gefühl von Freiheit. Die Aura.
Esteban lebt in Buenos Aires. In seinem "normalen" Leben ist er Tierpräparator, aber er träumt von dem perfekten Verbrechen. Bei einem Jagdausflug in einem abgelegenden Waldgebiet bekommt er unerwartet die Möglichkeit, seine Mastermindqualitäten zu beweisen. "El Aura" ist ein stimmiger und eleganter Film mit viel Schatten. Nach dem Debuterfolg von Nine Queens ist es der zweite Film von Fabián Bielinsky.

Michalel Winterbottom - Photoshooting

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Sunflowers - Photoshooting

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von links nach rechts: Regisseur Zhang Yang, Darsteller Joan Chen und Sun Haiying, Produzent Peter Loehr

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Regisseur Zhang Yang

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Xiang Ri Kui (Sunflowers) von Zhang Yang (Wettbewerb)

Regisseur: Zhang Yang * Drehbuch: Zhang Yang, Ca Xiang Jun Argazkia * Kamera: Jong Lin Musik: Lin Hai, Schnitt: Yang Hong Yu * Darsteller:Joan Chen, Sun Hai Ying, Liu Zi Feng, Gao Ge, Wang Hai Di

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Der verlorende Traum der Väter projeziert sich auf die Söhne. Der Vater von Xiangyang kehrt nach sechs Jahren Arbeitslager zurück. Seine Hände wurden ihm mehrfach gebrochen, unbrauchbar für die Malerei, seine grösste Leidenschaft. Über drei Jahrzehnte beobachtet Regisseur Zhang Yang die schmerzvolle Beziehung zwischen Vater und Sohn, geprägt von dem Drang des Vaters aus seinem Sohn das zu machen, was er nicht mehr werden kann: einen Maler. Unaufgeregt, in über zwei Stunden transportiert "Sunflowers" traditionelle moralische Wertvorstellungen, die mit den Erwartungen eines westlichen Publikum brechen.

A Cock & Bull Story von Michael Winterbottom (Wettbewerb)

2005 * Regie: Michael Winterbottom * Drehbuch: Martin Hardy * Musik: Michael Nyman * Kamera: Marcel Zyskind * Schnitt: * Darsteller: Steve Coogan, Rob Brydon, Keeley Hawes, Kelly MacDonald, Gillian Anderson

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"The Life and Opinions of Tristam Shandy, Gentleman" von Laurence Stern, herausgekommen Mitte des 18. Jahrhunderts in neun Bänden, gilt als Vorbote postmoderner Literatur. So hat es Michael Winterbottom dann auch verfilmt. In einer Beobachtung über die Verfilmung von Tristam Shandy mit Zeitsprüngen, Perspektivwechseln und Realitätsüberlagerungen destilliert er die Essenz von "Tristam Shandy". Das Verhältnis der Personen zueinander in Tristam Shandy spiegelt sich in den Beziehungen innerhalb der Filmcrew, insbesondere in der Beziehung zwischen den Hauptdarsteller Steve Coogan und Rob Brydon (gespielt von Steve Coogan und Rob Brydon). Die gegenseitigen Hänseleien der beiden on und offstage machen "A Cock & Bull Story" zu einem amüsanten Vergnügen. Insgesamt: eine komplexe Vorlage herrlich leicht erzählt.

Fussnote: In einer kleiner Nebenrolle ist Gillian Anderson zu sehen, besser bekannt als Scully aus Akte X.

Gala - Am roten Teppich

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Kein Star, aber aussehen wie ein Star ist auch nicht schlecht...

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Abel Ferrara, dem eine Retrospektive gewidmet ist.

Kim-Ki-duk - Photo Shooting

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Erstes Photo Shooting mit dem koreanischen Regisseur Kim-Ki-duk.

Angekommen

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Erster Akt: Akreditation....

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Geschafft...habe meine Basics beisammen: mein Festival Pass und den Schlüssel fuer das Pressefach.

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Nett...diesmal gibt es Kaffe umsonst...

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Schliessfachparade


Anfahrt

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Erst im Bus zu San Sebastian höre ich von meiner Nachbarin Clara, das Robert Wise, dem beim diesjährigen Festival eine Retrospektive gewidmet ist, gestern gestorben ist. Clara meint, dass tragischer Zusammenfall von Tod eines Künstlers und Hommage an ihn seine eigene Geschichte hat.

San Sebastian Filmfest

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Am 15. September startet wieder das Filmfest in San Sebastian. Im offiziellen Wettbewerb u.a. Terry Gilliams mit Tideland und Andreas Dresen ("Nachtgestalten", "Halbe Treppe") mit Sommer vom Balkon. Ich packe meine Sachen und ab 15. September werden wir vor Ort berichten.

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