Wettbewerb

Bären 2019

GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN FILM

SYNONYMES (SYNONYMS) von Nadav Lapid

Filmstill of SYNONYMES

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AGNÈS PAR VARDA von AGNÈS VARDA (Berlinale 2019)

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Wenn eine Regisseurin einen Film über ihre eigenen Filme und ihre visuelle Kunst macht und dieser Film dann auch noch zum Teil aus ihren eigenen Vorträgen besteht, dann könnte das fürchterlich öde werden. Bei Agnès Varda wird keine Sekunde langweilig. In VARDA PAR AGNÈS, den die Berlinale im Wettbewerb zeigt, hält sich die 90-jährige, die in diesem Jahr auch die Berlinale Kamera erhielt, an ihr eigenes künstlerisches Credo: Inspriation, creation, partage – Inspiration, Kreativität, teilnehmen lassen. Ihr größter Alptraum als Regisseurin? „Ein leerer Kinosaal.“

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ÖNDÖG von Wang Quan’an (Berlinale 2019)

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Eine nackte Frauenleiche, ein junger Polizist und eine Hirtin und ihr Trampeltier verbringen gemeinsam eine bitterkalte Nacht mitten im Nichts in der mongolischen Steppe. Irgendwo in der Umgebung gibt es auch noch eine Wölfin. Deshalb hat der Kommissar der Hirtin befohlen, den jungen Polizisten zu beschützen. Denn sie hat auch ein Gewehr und kann damit umgehen. Am nächsten Morgen wird der Kommissar mit der Spurensicherung wiederkommen.

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DI JIU TIAN CHANG (SO LONG, MY SON) von Wang Xiaoshuai (Berlinale 2019)

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Wir begleiten drei chinesische Paare, eine Single-Frau und drei Kinder als Kino-Zuschauer über drei Stunden hinweg durch ihr Leben – oder auch über einen Zeitraum von 40 Jahren, je nach Sichtweise. Kulturrevolution, Ein-Kind-Politik, Wirtschaftsreform und Turbo-Kapitalismus sind die politischen und gesellschaftlichen Eckpunkte, die – ebenso wie eine private Tragödie – tief gehende Spuren im Leben der Protagonisten hinterlassen. Oder sollte man besser von Narben sprechen? Meisterlich breitet Regisseur Wang Xiaoshuai in DI JIU TIAN CHANG ein Tableau ineinander verschränkter Handlungsstränge, Zeitebenen und Emotionen vor uns aus – und macht damit eindrücklich erfahrbar, was sonst gern als wohlfeiles Diktum behauptet wird: dass das Private und das Politische untrennbar miteinander verwoben sind.

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ELISA Y MARCELA (ELISA & MARCELA) von Isabel Coixet (Berlinale 2019)

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Wenn zwei Frauen sich lieben, kann man das entweder ganz normal finden oder Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um diese vermeintliche „Abnormität“ zu verhindern. Im Argentinien des späten 19. Jahrhunderts standen die Chancen für lesbische Frauen schlecht, ihr Lebensglück zu verwirklichen – oder sie mussten sehr trickreich vorgehen. Die aus Barcelona stammende Regisseurin Isabel Coixet hat mit ELISA Y MARCELA eine verblüffende Geschichte verfilmt, die auf wahren Begebenheiten basiert: 1901 heirateten die gebürtigen Argentinierinnen Elisa Sánchez Loriga und Marcela Gracia Ibeas in Nordspanien – Elisa mit Kurzhaarschnitt, Männerklamotten, falschem Namen und falschem Schnauzer als Bräutigam verkleidet. Nicht lange, und das Paar wurde enttarnt und musste nach Portugal fliehen. Eine spannende, außergewöhnliche und anrührende Geschichte – nur leider fällt Coixets Netflix-Produktion dem unbedingten Willen zur Schönheit zum Opfer.

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SYNONYMES (SYNONYMS) von Nadav Lapid (Berlinale 2019)

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Gleich an seinem ersten Morgen in Paris steht Yoav buchstäblich nackt da – jemand hat ihm in der riesigen, leerstehenden Wohnung, in der er übernachtet hat, Kleider, Rucksack und Gepäck geklaut, während er unter der Dusche stand. Im Grunde will der junge, innerlich offenbar tief verstörte Israeli ohnehin alles ablegen, was ihn mit seinem Heimatland verbindet – aber der Start ins Französischsein ist angesichts der winterlichen Temperaturen und fehlenden Heizung erst einmal vor allem eines: verdammt kalt.

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ICH WAR ZUHAUSE, ABER von Angela Schanelec (Berlinale 2019)

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Philip sitzt im Zimmer des Schuldirektors. Der Direktor schaut aus dem Fenster auf den Schulhof. Er sieht, wie eine Frau über den Schulhof rennt. Sie kommt zur Tür hinein. Er geht aus dem Zimmer, lässt beide allein. Die Frau kniet auf dem Boden und umklammert die Beine des sitzenden Jungen. Es wird kein Wort gesprochen.

Die Bilder von Angela Schanelec sind eine Aneinanderreihung von Gemälden. Ihre Komposition ist ästhetisch bestechend. Es wird wenig gesprochen. Wenn gesprochen wird, dann in einem künstlichen Rezitationsstil, wie bei einer Theateraufführung. ICH WAR ZUHAUSE, ABER würde unglaublich gut als Comic funktionieren. Auch der Comic reduziert aus der Begrenztheit seiner Form heraus.

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L’ADIEU À LA NUIT (FAREWELL TO THE NIGHT) von André Téchiné (Berlinale 2019)

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Wenn man eine Großmutter hat, die wie Catherine Deneuve aussieht, warmherzig und verständnisvoll ist, und obendrein wunderschöne Pferde inmitten einer paradiesischen Landschaft züchtet – warum will man dann im Krieg für den IS Ungläubige abschlachten? Dass diese Frage so penetrant im Vordergrund steht und offensichtlich eine Beantwortung nicht vorgesehen ist, das ist der entscheidende Schwachpunkt in André Téchinés Drama L’ADIEU À LA NUIT. Großartig gespielt von der Deneuve als Großmutter und Kacey Mottet Klein als radikalisierter Enkel, darbt der außer Konkurenz laufende Wettbewerbsbeitrag an seinem unbedingten Willen, Argumente gegen terroristische Radikalisierung allzu holzschnittartig im Versuchsaufbau der Figuren und der Handlung zu implementieren.

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LA PARANZA DIE BAMBINI (PIRANHAS) von Claudio Giovannesi (Berlinale 2019)

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Mit 15 möchte jeder gerne cooler sein, als er ist. Nicola und seinen Kumpels aus dem Altstadtviertel Sanità in Neapel geht es da nicht anders. Nur, dass die Wege, an Coolness (sprich: Geld, Klamotten, Mädchen und das damit verbundene Ansehen) zu kommen im Herzen der Camorra-Stadt Neapel limitiert sind. Zumindest, wenn man nicht ohnehin stinkreich, sehr willensstark oder ein ganz großes Fußballtalent ist. Also das Übliche: Karriere in Sachen Drogendealen, Schutzgelder und Co. Aber statt sich mühsam hochzudienen, haben die Jungs eine andere Idee. Sie booten bei der ersten sich passenden Gelegenheit die alten Chefs aus und übernehmen die Herrschaft über das Stadtviertel ganz einfach selbst.

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RÉPERTOIRE DES VILLES DISPARUES (GHOST TOWN ANTHOLOGY) von Denis Coté (Berlinale 2019)

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Der Blick der Kamera ruht jeweils für einige Sekunden auf tristen, verlassenen Gebäuden, die in ihrer blassen Monochromie fast im Schneegestöber untergehen. Erst eine Art Schuppen, dann eine Garage, ein Wohnhaus. Grobkörniges Filmmaterial, gedreht auf 16mm. Denis Coté, Kanadischer Regisseur, setzt bereits mit den ersten Bildern von RÉPERTOIRE DES VILLES DISPARUES (GHOST TOWN ANTHOLOGY) das Gefühl der Fremdheit und Abweisung, das sich durch den gesamten Film ziehen wird. Dann rast ein Auto durch den Schnee, durch eine scharfe Wendung des Lenkrads prallt es frontal gegen eine Mauer. Ein Knall, Stille. Drei Kinder in seltsam mittelalterlich anmutenden Kostümen, mit Geistermasken aus Pappmaché vor den Gesichtern, nähern sich vorsichtig dem Wrack. Laufen Weg. Wer jetzt mutmaßt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, liegt nicht ganz falsch.

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GOSPOD POSTOI, IMETO I E PETRUNIJA (God Exists, Her Name is Petrunya) von Teona Strugar Mitevska (Berlinale 2019)

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Nicht noch ein aussichtsloses Job-Interview! Petrunija ist 32, unverheiratet, ein bisschen pummelig – und studierte Historikerin. Eine Arbeit findet sie in dem mazedonischen Kaff, in dem sie lebt, natürlich nicht. Die Mutter treibt sie dennoch immer wieder zu demütigenden Interviews, stopft sie ansonsten mit Essen voll, putzt sie gerne mal übelst herunter, und ermahnt sie sicherheitshalber, dem potentiellen Arbeitgeber gegenüber ihr Alter auf 24 herunter zu schrauben. Kein leichtes Los für Teona Strugar Mitevskas Hauptfigur in GOD EXISTS, HER NAME IS PETRUNYA. Aber: Irgendwann ist es genug, und der gestaute Frust der jungen Frau entlädt sich in einem spontanen Akt der Selbstbestimmung und Rebellion. Petunija springt ins kalte Wasser und schnappt sich ihr Glück.

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UT OG STJÆLE HESTER (Out Stealing Horses) von Hans Petter Moland (Berlinale 2019)

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Bäume. Bäume und Söhne. Söhne. Söhne und Pferde. Bäume. Bäume und Söhne. Bäume und Söhne und Pferde. Ein Wettbewerbsfilm. In Hans Petter Molands OUT STEALING HORSES geht es in der Tat um Väter und Söhne, um die Geschichte Norwegens im Zweiten Weltkrieg, um Schmerz, Verlust, Wut, Vergessen und Erwachsenwerden. Ja, auch um die Liebe. Das alles spielt in einer wunderschönen Gebirgs- und Flusslandschaft zwischen Norwegen und Schweden. Leider gibt es darüber schon einen Roman, wohl einen sehr guten, wie man hört, jedenfalls einen äußerst erfolgreichen. Pet Pettersons Vorlage für den Film. Eine ziemlich schlechte Idee ist es dann, Passagen aus dem Buch zu zitieren und sie mit den entsprechenden Bildern zu unterlegen. Doppelt gemoppelt wirkt bisweilen neutralisierend.

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DER GOLDENE HANDSCHUH von Fatih Akin (Berlinale 2019)

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Um es gleich vorweg zu sagen: Dies ist ein schwer erträglicher Film. Er zeigt rohe Gewalt, pervertierte sexuelle Brutalität und widerwärtigste Frauenverachtung. Das tut er auf eine Art, die abstoßen soll und, in der Tat, abstößt. Der Hamburger Regisseur Fatih Akin hat in DER GOLDENE HANDSCHUH die Geschichte des Frauenmörders Fritz Honka verfilmt, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk. Honka hatte in den 1970er Jahren in Hamburg mindestens vier Frauen gequält, vergewaltigt, ermordet und zerstückelt.

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DER BODEN UNTER DEN FÜßEN von Marie Kreutzer (Berlinale 2019)

Filmstill des Berlinale Wettbewerbsfilms der Boden unter den Füßen

Die verunsichernde Erkenntnis, dass zwischen sogenannter geistiger Gesundheit und einer diagnostizierbaren psychischen Erkrankung nur eine fragile Trennungslinie verläuft, steht im Zentrum des österreichischen Wettbewerbsbeitrags von Marie Kreutzer. Bereits die erste Szene markiert eindrucksvoll den Tenor des nun Folgenden: Wir sehen eine scheinbar friedlich schlafende junge Frau, die so abrupt und verstört aufwacht, als hätte sie in ihrer inneren Traumwelt Furchtbares erlebt.

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GRÂCE À DIEU (By the Grace of God) von François Ozon

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Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ist sein einigen Jahren ein Thema, über das endlich offen gesprochen wird. Inzwischen positioniert sich sogar der Vatikan dazu. François Ozon erzählt in GRÂCE À DIEU von einem Aufsehen erregenden Fall, der in Lyon seinen Anfang nahm und 2016 zur Anklage kam, aus der Perspektive der mittlerweile erwachsenen Opfer.

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THE KINDNESS OF STRANGERS von Lone Scherfig (Berlinale 2019)

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Was gehört zu einem Märchen im alten Grimmschen Sinn? Das Gute, das Böse der und Kampf zwischen den beiden. Der Bösewicht stellt die Guten vor eine Reihe von Prüfungen, die sie bestehen müssen, um dem Bösen zu entkommen. Genau diese archaische Form des Märchens hat Lone Scherfig für ihren Film THE KINDNESS OF STRANGERS gewählt, der die Berlinale 2019 eröffnete. Die Mutter Clara (Zoe Kazan) flieht mit ihren beiden Söhnen vor dem prügelnden Ehemann von Buffalo nach Manhattan. Sie verbreitet verzweifelten Optimismus und verkauft ihren Kindern die Flucht als Abenteuerreise. Aber sie hat keinen Plan, wie sie ihrer Situation entkommen soll.

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