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OUR HOUSE von Yui Kiyohara (Berlinale 2018)

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Ein zwölfjähriges Mädchen lebt mit ihrer Mutter in einem kleinen Städtchen am Meer. Die beiden sind ein gut eingespieltes Team und haben sich in ihrem alten Holzhaus mit Papierwänden und Schiebetüren gemütlich eingerichtet. Als die Mutter ankündigt, wieder heiraten zu wollen, kommen Spannungen auf. Eine junge Frau wacht verwirrt an Bord einer Fähre auf – sie weiß nicht, wer sie ist und woher sie kommt. Eine andere junge Frau nimmt sich ihrer an, führt sie zu sich nach Hause – und es ist dieselbe Wohnung, in der auch die Mutter mit ihrer Tochter lebt. Von nun an werden beiden Geschichten parallel erzählt.

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THE GREEN FOG von Guy Maddin, Evan + Galen Johnson (Berlinale 2018)

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Bilderjagd mit Hitchcock, Karl Malden und den Bodysnatchern

Jemand dreht an einem Knopf von „Talk“ auf „Listen“, trotzdem geht es um Bilder nicht um Sprache. Und diese Bilder haben einen Sog, der für die nächsten gut 60 Minuten unwiderstehlich ist. Ich bin selten einem Film so gebannt gefolgt wie diesem. Guy Maddin und Evan und Galen Johnson haben eine Art Riff (oder vielleicht auch eine Meditation) auf Alfred Hitchcocks VERTIGO gemacht – mithilfe von found footage aus Filmen, die ausnahmslos in San Franciscos Bay Area spielen. Filme aus rund 80 Jahren, Kinofilme, Fernsehfilme. Szenen werden in schneller Folge aneinander montiert, eine Verfolgungsjagd über Dächer, ein abbiegendes Auto, eine Umarmung. Das ist das visuelle Pendant zum Scratching eines DJs im frühen Hip Hop. Und keine Angst, diese Technik nervt nicht und sie macht es unmöglich, den Blick abzuwenden.

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AGGREGAT von Marie Wilke (Berlinale 2018)

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Aggregat, das: (Technik) Satz von zusammenwirkenden einzelnen Maschinen, Apparaten und Teilen besonders in der Elektrotechnik. Das ist eine Definition des Deutschen Universalwörterbuchs. AGGREGAT von Marie Wilke zeigt das Zusammenwirken einzelner Teile und Apparate, und zwar der gesellschaftlichen Teilen, Apparate und Institutionen, die den Zustand unserer Demokratie bestimmen: Informationsveranstaltungen im Reichstag, ein „Gespräch am Küchentisch“ der SPD mit Bürgern in Meißen, Redaktionskonferenzen der BILD und der taz in Berlin und öffentliche Veranstaltungen der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) und vieles mehr. Die nie offen gestellte Frage des Films ist: Wie sieht es aus mit dem Zustand unserer Demokratie?

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APATRIDE (STATELESS) von Narjiss Nejjar (Berlinale 2018)

Das Make-up sitzt, aber wir sind doch nicht bei Marokkos next Topmodel

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Der Film beginnt mit Nahaufnahmen einer wunderschönen Frau am Strand. Die Haare aufwendig gestylt, das Make-up sitzt perfekt, die Wimpern sind beeindruckend lang. „Sind die echt?“, ist die erste Frage die mir bei dem Film durch den Kopf schießt.

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MINATOMACHI von Kazuhiro Soda (Berlinale 2018)

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Du bist zur Ausstellungseröffnung eines Freundes eingeladen. Du schaust dir die Kunstwerke an. Dann kommt der Moment. Dein Freund hat Zeit gefunden. Er steht neben Dir. Ihr unterhaltet Euch. Es arbeitet in Dir. "Ich muss jetzt irgendetwas zu seiner Kunst sagen.…Super?... Großartig? … Geht gar nicht. Ist doch Kunst." Warum muss man zu allem und jedem eine Meinung haben? Insbesondere zur Kunst? Oder zu Filmen? Fragt mich also bitte nicht:

"Wie fandst Du MINATOMACHI ?"

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L'EMPIRE DE LA PERFECTION von Julien Faraut (Berlinale 2018)

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Der Wutvulkan spuckt rote Asche

Julien Faraut hat einen Dokumentarfilm über John McEnroe und über die Perfektion des Tennis gedreht. Bis auf die beiden Namen stimmt an diesem Satz nichts. Es geht nicht um Perfektion, es geht nicht um Tennis im eigentlichen Sinne und Julien Faraut hat weite Teile des Films auch nicht selbst gedreht, sondern 16mm-Material verwendet, das Gil de Kermadec in den 80er Jahren bei den French Open gedreht hat. Obwohl L'EMPIRE DE LA PERFECTION ein faszinierender Sportfilm ist, bleibt dann noch die Frage, ob es eine Dokumentation ist. Denn eigentlich ist es ein großes Drama, eine große: Ein Mann im Kampf gegen mächtige Gegner – den Kontrahenten auf der anderen Seite des Netzes, die Linienrichter, den Schiedsrichter, die Umstände – den Platz, die Linien und nicht zuletzt gegen sich selbst.

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Fikkefinken: CASANOVAGEN von Luise Donschen revisited

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Ein Käfig, zwei Finken, zwei Stangen. Um genauer zu sein, ein Käfig, eine Finkenfrau, ein Finkenmann und zwei Stangen - eine waagerechte Stange zum Sitzen links, eine waagerechte Stange zum Sitzen rechts. Als das Finkenpaar in den Käfig gelassen wird, ist die Aufregung bei Frau und Mann groß. Verständlich. Wer wird schon gerne ungefragt mit einem Angehörigen, einer Angehörigen des anderen Geschlechts in einen Käfig gesperrt?

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THE WALDHEIM WALTZ von Ruth Beckermann (Berlinale 2018)

Nicht nur Waldheims Walzer

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Natürlich, die Geschichte ist bekannt. Die von Kurt Waldheim, die eng mit der österreichischen Umdeutung der eigenen Geschichte zusammenhängt: Der Narrativ von Österreich als erstem Opfer des Nationalsozialismus. Und obwohl das hinlänglich bekannt ist, lösen die Bilder, die Ruth Beckermann zusammenträgt, Kopfschütteln aus.

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CASANOVAGEN von Luise Donschen (Berlinale 2018)

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Begehren, Verführung, Lust, Kontrolle, Geschlechterrollen - menschliches Verhalten und erst Recht menschliche Beziehungen sind kompliziert. Wo Vögel nur vögeln, (und so simpel ist es auch nicht, wie uns ein Evolulionsbiologe erklärt) ist bei uns Menschen jede Geste mit Bedeutung aufgeladen.

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