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Januar 2007

Das Programm: Sektionschefs über ihre Filme

Gestern sprachen die Sektionsleiter über ihre Filme: Christoph Terhechte, Leiter des Forums sieht eine Renaissance der politischen Themen im Kino, die sich seit zwei Jahren angekündigt hat und nun voll da ist. Dabei geht es um Fragen der Demokratie und wie sie funktioniert. Filme, die im Sinne der 60er Jahre sagen: Alles Private ist politisch - also allgemein die Frage „Wie lebe ich?" stellen, sind wieder mehr verteten. Als Beispiel für solch einen Film nennt er den amerikanischen Independent Film „Shot Gun Stories" von Jeff Nichols, der sich mit einer Familienfehde befasst.
Statt des Wohnzimmers im Atrium des Arsenals wie im letzten Jahr gibt es jetzt das Gossip Studio, also eine Gerüchteküche als Treffpunkt für Filmemacher, -gucker und -quatscher.

Wieland Speck, Leiter des Panoramas sagt, dass besonders die amerikanischen Independent Filme endlich wieder radikaler sind, nachdem sie die letzten Jahre vor allem auf Marktkompatibilität geschielt hätten.....

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Berlinale Programm ist Online

Gleichzeitig mit der Pressekonferenz geht auch das diesjährige Festivalprogramm online. Hier kann man sich schon mal sein persönliches Programm zusammenstellen. Der Kartenvorverkauf beginnt in einer Woche am Dienstag den 6. Februar.

The Didi Kosslick Show: Pressekonferenz zur Berlinale

Damit wir das weghaben hier die diesjährige Namedroppingkette! Auf dem Roten Teppich dieses Jahr: Willem Dafoe, Gael Garcia Bernal, Mario Adorf, Cate Blanchett, Robert DeNiro, Lauren Bacall, Clint Eastwood, Judie Dench, Steven Soderbergh, Sharon Stone, Jennifer Lopez, Matt Damon, Antonia Banderas, Ben Kingsley, Jeff Goldblum (mit Hal Hartley, seit neuestem Berliner Bürger, für die American Indie Filmfans), Francois Ozon, July Delpy, Faye Dunaway, Marianne Faithful, Frank Miller (der von Sin City), Emanuelle Béart, Jamie Bell (Billy Elliott, Flags of our Fathers), Guilliaume Depardieu und, und, und Hunderte sehr spannende andere, nur weniger bekannte Schauspieler und Filmemacher, die ein Festival aber erst zum Festival und die Filmwelt zu einer Welt machen.
Dieses Jahr darf niemand behaupten, die Berlinale stehe beim Celebrity-Faktor hinter Cannes zurück. Nur mit dem Wetter scheint es wie jedes Jahr Probleme zu geben....
kosslickbaer.jpg It' his Show...

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"Politisch relevante Filme sind nach wie vor ein Schwerpunkt"

Interview mit dem Leiter des Forums, Christoph Terhechte

Das „Internationales Forum des Jungen Films“, kurz Forum genannt, hat sich von einem aus Protest gegründeten Gegenfestival zu der Plattform der Berlinale gewandelt, auf denen Filmemacher Werke vorstellen können, die thematisch und in der Form über das konventionelle Kino hinausgehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um erzählende oder dokumentarische Formate handelt. Dass das Ungewöhnliche auch erfolgreich sein kann, hat das Forum als Startrampe für ambitionierte Regisseure immer wieder bewiesen. Dafür stehen Namen wie Aki Kaurismäki, Wong Kar-Wai oder auch Michael Moore. Jüngstes Beispiel ist der Dokumentarfilm „My Country, My Country“ von Laura Poitras, der 2006 im Forum lief und jetzt für den Oscar nominiert wurde.

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Christoph Terhechte sitzt seit zehn Jahren im Auswahlkomitee des Forums und ist seit 2001 Leiter der Berlinalesektion. ::festivalblog sprach mit ihm über die Entwicklung des Forums, den Auswahlprozess und das Programm des Forums 2007.

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Die Wirklichkeit da draußen - 4 Dokumentarfilme in der Perspektive

Vier Dokumentarfilme komplettieren das Programm der Perspektive Deutsches Kino: Drei davon beschäftigen sich mit sozialen Problemen in Berlin und Hamburg: Zum einen "Zirkus is nich" von Astrid Schult, der von einem Jungen in Berlins Wildem Osten erzählt, der viel zu früh erwachsen werden muss. Dann "Prinzessinnenbad" von Bettina Blümner, die für ihren Titel das bekannte "Prinzenbad" in Kreuzberg umbenannt hat, um sich drei Mädchen aus der Gegend um das Kottbusser Tor zu widmen, einem sozial und ethnisch sehr gemischten Bezirk der Stadt. Der Film "Osdorf" von Maja Classen dagegen schaut dann nicht auf die Mädchen, sondern auf ein paar Jungs in Hamburg: drei von ihnen mit Migartionshintergrund, wie das neu-deutsch und schrecklich abstrakt heißt.
Der vierte Dokumentarfilm in der Perspektive hat dann ein ganz anderes Thema: Das Kino selbst nämlich und einen seiner berühmtesten deutschen Vertreter: Wim Wenders. Marcel Wehns Film "Von einem der auszog - Wim Wenders frühe Jahr" hat sich - wie der Titel schon sagt - mit den älteren Werken von Wenders beschäftigt und offenbar so manchen Wegbegleiter und den Meister selbst vor die Kamera bekommen. Wir dürfen gespannt sein.
Außerdem wurden auch die letzten beiden Spielfilme des Programms benannt: Claudia Lehmanns Kurzfilm "Memoryeffekt" in der eine Frau an Albträumen leidet und siche einer darin vorkommenden anderen Frau annähert. Und der Episodenfilm von Sonja Heiss "Hotel Very Welcome", in dem fünf junge "Backpacker" in Thailand und Indien eine sinnlose Suche nach ihrem Selbst veranstalten oder das "wahre" Asien kennenlernen wollen, aber nicht wirklich etwas erreichen.

Der Daddy von Neu-Hollywood wird geehrt

Die Hommage der 57. Filmfestspiele hat nach drei Jahren Pause wieder einen ehrwürdigen Filmemacher gefunden: Der Regisseur Arthur Penn, der im September 85 Jahre alt wird.

Genau wie bei Jury Präsident Paul Schrader begann Penns Aufstieg in den wilden 60ern, die nicht nur gesellschaftlich und politisch Umwälzungen brachten, sondern auch das Filmbusiness gehörig aufwirbelten. Penn hatte zwar schon Ender der 50er und Anfang der 60er Jahre ein paar Filme gemacht, die sogar leidlich erfolgreich waren (mit seinem zweiten Film „The Miracle Worker" (1962) wird er für den Oscar nominiert), aber der große Durchbruch kam erst danach.
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Ehrlicherweise muss man auch sagen, dass Penn in fast 50 Jahren als Regisseur nicht so viele Filme gemacht hat, und auch nicht so viele gute: Aber dafür einen, den man wohl als Wendepunkt der amerikanischen Fimgeschichte bezeichnen kann: „Bonnie and Clyde" von 1967 und einen, der den ganzen New-Hollywood Phase mehr oder minder abschließt und das gute alte Privatdetektiv Genre gleich mitbeerdigt: „Night Moves" von 1975 mit Gene Hackman in der Hauptrolle. Domink Graf bezeichnet „Night Moves" als....

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Filmlabor Forum

"Weltkinematografie der schroffen Gegensätze und verblüffenden Parallelen", so beschreibt das Internationale Forum des Jungen Films sein neues Programm, das es gestern bekannt gab. Deutsche Produktionen bilden dieses Jahr einen Schwerpunkt. Mit dabei sind u.a. "Madonnen" von Maria Speth ("In den Tag hinein") mit der Preisträgerin des Silbernen Bären 2006 Sandra Hüller und der neue Film von Angela Schanelecs "Nachmittag", eine Variation von Tschechows "Die Möwe". Darüberhinaus gibt es so spannende Gegensätze wie den Bollywood Gangster Film "Don" mit dem Superstar Shahrukh Khan, das Selbstporträt der amerikanisch-koreanischen Künstlerin a.k.a Nikki S. Lee sowie "Dol" vom irakisch-kurdischen Regisseur Hiner Saleem, der 2005 im Wettbewerb von Cannes mit "Kilomètre Zéro" den ersten irakischen Film nach dem dritten Golfkrieg vorgestellt hat.

Das komplette Programm findet sich auf den Seiten des Forums und der Berlinale.

Der Chef vons Janze - Portrait des Jury-Präsidenten Paul Schrader

Ein Drehbuchautor als Präsident - das ist selten - sind es doch meist die „Checker & Könige" des Filmgeschäfts, Regisseure oder Schauspieler wie letztes Jahr Charlotte Rampling, die den Geist einer Jury verkörpern und Öffentlichkeit schaffen sollen. Doch dieser Drehbuchautor ist ja viel mehr als eine der fleißigen Bienen im Hintergrund, die kaum jemand kennt: Er ist selbst eine Marke und ein Monolith in der amerikanischen Filmlandschaft geworden, war Teil des rebellischen „New Hollywood" in den 60ern und 70ern (Retrospektive der Berlinale 2005) und kann auf einige eindrucksvolle und manchmal stilbildende Filme in seinem Schaffen zurückblicken.
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Paus Schrader wird 1946 als Sohn strenggläubiger Calvinisten geboren und erzogen, er studiert folgerichtig und brav bis zum „Schicksalsjahr" 1968 Theologie, um sich dann aber dem zuzuwenden, was die Fundamentalisten in den USA als die Mächte des Teufels bezeichnen: dem verlotterten Filmgeschäft. Heute beschreibt er den Calvinismus als eine Art permanente, milde Depression.
Er nimmt Film-Kurse an der Columbia University in N.Y., schreibt Kritiken. 1972 erscheint sein Buch "Transcendental Style in Film" in dem er religiöse und mythische Tedenzen in den Werken von YazujiroOzu, RobertBresson und Carl Theodor Dreyer analysiert. In dieser Zeit beginnt er auch erste Drehbücher zu schreiben. Das Theologiestudium und den vom „Glauben abgefallenen" merkt man seinen Filmen oft genug an, nicht nur in „The Last Temptation of Christ", den er 1987 mit Scorsese machte. Es ist fast so, als riefen seine Figuren immer wieder „Ich will ja glauben, aber wie denn, woran denn bitte?"

Schrader kämpft in den 70ern mit Drogen und Alkohol und ringt mit seiner Bestimmung. Er ist pleite, schläft in seinem Auto und geht nachts in Pornokinos - aber aus dieser veritablen Lebenskrise gehen eine Reihe wichtige Filme (Taxi Driver, Hardcore, American Gigolo, Light Sleeper) hervor, in der männliche Krisen die Krisen der Gesellschaft werden und umgekehrt.
Überhaupt sind die richtungslosen Männer dieser Welt, ihre Codes, ihre seltsamen Vorstellungen von Ehre und Gewalt als Lösung sein Thema. Ob in Yakuza Filmen, bei den nächtlichen „Lonern" in „Taxi Driver", „Bringing out the Dead" oder die Figur in „Light Sleeper" - ja sogar in „Last Temptation of Christ" geht es ja vor allem um Männer und ihre Art zu scheitern.

Nach „Taxi Driver" (Schrader bezeichnete Travis Bickle als „god's lonely man") führte Schrader auch selbst Regie, arbeitete als Autor unter anderem mit Coppola, Lucas, Pollack, DePalma, Spielberg, Peter Weir sowie mehrfach mit Scorsese.
Mit "Mishima" inszeniert er 1985 einen komplexen, filmsprachlich ambitionierten Film über den letzten Tag des japanischen Schrifstellers Yukio Mishima, der gefangen zwischen der Tradition kriegerischer Samuai und den Errungenschaften der westlichen Marktwirtschaft und Kultur Paul Schraders Position in der amerikanischen Filmwirtschaft spiegelte. Auch Schrader begreift sich offenbar als ein solcher Mann alten Schlags.

Heute ist der rebellische Mann im Hollywood Establishment angekommen, was man ihm aber ganz sicher nicht vorwerfen kann. Alles hat seine Zeit. Über seine wilden Jahre sagt er: „But our attitude was: we don`t like you and we don't care if you like us. And the phantastic thing about it was that you could still make money with it!"
Nun wird er Jurypräsident der Berlinale und keiner wird ihm reinreden können - denn er ist der Boss, ein echter Kerl - eine Rolle, die er schon sein ganzes Leben gibt.

15 von 21 Wettbewerbsfilmen stehen fest

Am vergangenen Montag gab die Berlinale weitere acht Wettbewerbsfilme bekannt. Am meisten Publicity dürfte sicherlich Clint Eastwoods „Letters from Iwo Jima" bekommen (siehe auch „Zwei Brüder, zwei Perspektiven“). Wie „Letters from Iwo Jima“ muss auch „The Walker“ außer Konkurrenz laufen. Mit Paul Schrader als Regisseur und Willem Defoe als Schauspieler sind zwei Mitglieder der Berlinale Jury an dem Film beteiligt und dies verhindert verständlicherweise die Teilnahme am Wettkampf um die Bären. Ebenfalls aus Hollywood kommt „Bordertown“ von Regisseur Gregory Nava. Ob die Qualität dieses Films auch an den Glamourfaktor der Hauptdarsteller (u.a. Jennifer Lopez und Antonio Banderas) herankommt, bleibt abzuwarten.
Nicht nur „Veteranen“ des amerikanischen Kinos sondern auch Altmeister des französischen Kinos sind eingeladen. Der fast 78-jährige Regisseur und ehemalige Chefredakteur der „Cahiers du cinéma“ Jacques Rivette gilt als einer der Gründer der Nouvelle Vague. Er ist bekannt für improvisierte Dreharbeiten und langsame Erzählweise. Sein Meisterwerk „Out 1 : Noli me tangere“ dauerte immerhin 12 Stunden und 40 Minuten und lief 1991 im Forum. 2007 stellt er nun das Liebesdrama „Ne touchez pas la hache“ vor. Die Besetzung der Hauptrollen mit Guillaume Depardieu und Michel Piccoli ist ein Zusammentreffen der Schauspielgenerationen. Überhaupt „die Depardieus“: Vater Depardieu spielt in dem Eröffnungsfilm „La vie en Rose“ und Schwester Julie Depardieu in dem ebenfalls eingeladenen „Les Témoins“ von André Téchiné . Téchiné war vor 2 Jahren mit „Les Temps qui changent“ auf der Berlinale. In der Hauptrolle damals, wie könnte es anders sein: Gerard Depardieu.
Weitere Filme des Wettbewerbs: „Die Fälscher“ (Österreich) von Stefan Ruzowitzky (u.a. „Anatomie“), „In Memoria di me“ (Italien) von Saverio Costanzo (die zweite Regiearbeit des Regisseurs, der für das Nahost-Drama „Private“ hoch gelobt wurde) und die Literaturverfilmung „I Served the King of England“ (Tschechische und die Slowakische Republik) von Jiri Mentzel u.a. mit Julia Jentsch.

Zwei Brüder, zwei Perspektiven - Clint Eastwoods Kriegsfilm „Letters from Iwo Jima"

Clint Eastwoods Kriegsdrama „Letters from Iwo Jima" wird auf der Berlinale außerhalb der Konkurrenz laufen. Leider. Er kam vor einigen Wochen in den USA ins Kino, wo wiederum einige Wochen früher auch der gewissermaßen erste Teil dieses Dramas bereits anlief: „The Flags of our Fathers" (der diesen Donnerstag in die Kinos kommt). Doch die beiden Filme sind eher zwei Seiten einer Medaille als aufeinander folgende Geschichten - sie beziehen sich aufeinander, ohne sich zu begegnen, stehen sich gegenüber wie die dargestellten Kriegsgegner in den Schützengräben: ohne das Gesicht des anderen erkennen zu können, schiesst jeder hinüber auf die andere Seite und wartet, was von dort kommt.

Beide Filme handeln von der Schlacht um die Insel Iwo Jima im Zweiten Weltkrieg. „The Flags of Our Fathers" aus amerikanischer Perspektive (bei dieser Schlacht entstand das sehr berühmte, inzwischen ikonographische Kriegsfoto von sechs GIs, die eine amerikanische Flagge auf den Gipfel des Hügels rammen) und „Letters from Iwo Jima" aus japanischer Perspektive.
Die Kritiken waren überragend und das, obwohl doch das Genre des Kriegsfilms, besonders des 2. Weltkriegsfilms, mehr als oft genug erzählt wurde.
Die beiden Eastwood Filme beweisen offenbar, dass man über den Krieg ebenso viele Filme machen kann, wie über die Liebe: unendlich viele.
Die NY Times schrieb, es gebe wohl kaum einen Kriegesfilm der intimer ist und sich mehr darum bemüht, tief in die Psyche und Menschlichkeit des Feindes vorzudringen und dabei die Absurdität vorzuführen, mit der Individuen im Krieg gezwungen werden, ihre Persönlichkeit zugunsten einer Todesmaschinerie aufzugeben.
Kein amerikanisches Heldendrama nach Schema-X (Saving Private Ryan etc.) also. Wie auch mit unbekannten japanischen Schauspielern und auf Japanisch mit Untertiteln - normalerweise Garantie für einen Misserfolg in den USA. Wir dürfen gespannt sein.
Schade nur, dass wie letztes Jahr mit „Syriana" die ambitionierten amerikanischen Filme außerhalb der Konkurrenz laufen.

Rezension aus der New York Times
und eine Rezension aus dem Tagesspiegel

Die Jury, das unbekannte Wesen - Eine Suche

Eine Jury nennt man zwar auch Schlagersänger und speckige Tanzlehrer, wenn sie im Fernsehen auftreten, und durchschnittlich begabte Jungs und Mädel zu Superduuperstars ernennen, aber die Jury eines Filmfestivals ist ein ganz anderes Wesen: Nämlich ein eierlegendes Wollmilchschwein mit Rehaugen und Hirn, sanften Händen und klarer Meinung...

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Berlin verärgert Rom

Nach den Scharmützeln des letzten Jahres um das neue Filmfestival in Rom hat sich nun auch Berlinale Leiter Dieter Kosslick öffentlich zu Wort gemeldet. Kritisch bemerkte er in einem Interview mit promedia, dass die neuen Festivals in Rom und in Dubai mit großem Geld Stars einkaufen.
Das Festival in Rom fand letztes Jahr zum ersten Mal vom 13. - 21. Oktober statt. Mit üppigen 10 Millionen lag das Budget schon im ersten Jahr gleichauf mit dem Etat der Filmfestspiele in Venedig. Dass die Banca di Lavoro als finanzkräftiger Sponsor seine Gelder für Venedig und die Filmfestspiele in Taormina gestrichen hatte und nur noch das Festival in Rom unterstützt, heizte die Stimmung weiter auf. Roms Festivalchef Goffredo Bettini regagierte dann auch empfindlich auf Kosslicks Anspielungen. "We are sorry that our event's great success is causing jealousy and a mud-slinging campaign that is so extreme as to really seem ridiculous", ließ Bettini am Freitag verlauten (Variety).
Doch die Kritik Kosslicks ist nicht unberechtigt. Der Eröffnungsfilm „Fur“ mit Nicole Kidman war 2006 eigentlich für San Sebastian vorgesehen. Aber die baskische Festivalleitung konnte und wollte wohl auch nicht den Privatjet bezahlen, den Nicole Kidman für ihre Anreise verlangte. Rom dagegen ließ sich nicht lumpen. Laut Spiegel-Online kostete die Anreise von Kidman & Co. Rom 500.000 Euro.
(Hanns-Georg Rodek hat sich in einem Artikel der „Welt“ genauer mit dem „Wettebewerb der Festivals“ befasst)

Actor Director – Schauspieler führen Regie im Panorama

Ein auffallend große Zahl an Filmen, in denen Schauspieler die Seiten getauscht haben und Regie führen, finden sich dieses Jahr im Panorama. Neben Antonio Banderas stellen auch July Delpy, Steve Buscemi und Mitchell Lichtenstein ihre Arbeiten vor. Des weiteren kann man sich auf die Arbeiten etablierter Regisseure wie Hal Hartley und Thomas Arslan freuen. Die Hälfte der Panorama Filme wurde schon bekannt gegeben (link), die andere Hälfte wird Ende Januar vorgestellt.

Cannes hat auch einen Präsidenten

Der alte Konkurrent, die Filmfestspiele von Cannes, wollte wohl der Berlinale nicht nachstehen. Auch sie gaben bekannt, wer ihr nächster Jury Präsident sein wird: es ist Stephen Frears. Nachdem er schon Jahre keinen Aufsehen erregenden Film mehr gemacht hatte, feiert er derzeit mit „The Queen“ ein großartiges Comeback. Die Filmfestspiele von Cannes finden statt vom 16. – 27. Mai 2007.

Die glorreichen Sieben

Wettbewerbs-Jury bekannt gegeben

Ein spannendes Mix an anerkannten Filmschaffenden wird dieses Jahr die Bären im internationalen Wettbewerb vergeben. Man kann Kosslick beglückwünschen zu dieser Jury, die nicht Film als showbiz sondern Film als Kunstform repräsentiert.

Präsident der Jury ist Regisseur und Drehbuchautor Paul Schrader. Bekannt geworden ist er durch die enge Zusammenarbeit mit Martin Scorsese. Er schrieb die Drehbücher zu den Klassikern „Taxi Driver“ und „Raging Bull“.

Der Charakterschauspieler Willem Dafoe, der auch in Paul Schraders Film „Light Sleeper“ mitspielte, hat vielleicht eines der markantesten Gesichter Hollywoods. Er ist dafür bekannt, mit Blockbuster sein Geld zu verdienen, um auch in kleineren Filmen oder Theaterproduktionen der „Whooster Group“ mitspielen zu können. Seine Filmografie beinhaltet u.a. “Heavens Gate”, “Platoon”, “The Last Temptation of Christ “ und “Spiderman”.

Der Shooting Star Gaél Garcia Bernal gelang der internationale Durchbruch mit „Y tu Mama tambien“ sowie „Amores Perros“, dem hoch gelobten Film von Alejandro González Iñárritu. Seit dem hat er u.a. in Filmen von Walter Salles („Die Reise des jungen Che“) und Pedro Almodóvar („La mala educacíon“) mitgespielt. Letztes Jahr war Bernal mit „The science of sleep auf der Berlinale“ . Zur Zeit ist der mexikanische Schauspieler in Iñárritus neuen Meisterstück „Babel“ auf hiesigen Leinwänden zu sehen.

Mit 75 Jahren ist Mario Adorf der Grand Signore in der Jury. Auch wenn er in Arthouse Filmen wie „Die Blechtrommel“ und Fassbinders „Lola“ mitgewirkt hat, wird er uns immer durch seine Rolle als Bandit in „Winnetou“ in Erinnerung bleiben.

Die palästinensische Schauspielerin Hiam Abbass ist durch ihre Rollen in den preisgekrönten Filmen „Die syrische Braut“ und „Paradise Now“ bekannt geworden. Sie lebt zur Zeit in Paris und arbeitet nicht nur als Schauspielerin sondern auch als Regisseurin und Drehbuchautorin.

Seit mehr als 20 Jahren ist Nansun Shi fester Bestandteil der asiatischen Filmszene. Als Filmproduzentin ist sie u.a. verantwortlich für die Hong Kong Produktionen „Infernal Affairs“ (die Vorlage zu Scorseses „The Departed“) und Tsui Harks „Seven Swords“.

Molly Malene Stensgaard hat Dogma den Schnitt gegeben. Sie ist quasi die „house cutterin“ von Lars von Trier. Der Regisseur hat mit Stensgaard u.a. bei „Idioten“, „Dancer in the Dark“ und „Manderlay“ zusammengearbeitet.

Film über Edith Piaf“ eröffnet Berlinale

Das Biopic „La vie en rose“ über die wohl berühmteste Sängerin Frankreichs wird am 8. Februar die Berliner Filmfestspiele eröffnen. Der Film steht in einer Reihe mit Filmbiographien wie „Walk the Line“ oder „Capote“, die im letzten Jahr sehr erfolgreich waren. Wie bei Johnny Cash und Truman Capote liefert das Leben der Edith Piaf mit seinen Höhen und Tiefen eine ähnlich gute Vorlage.
Regie führte Olivier Dahan, dessen letzter Film „Die Purpurnen Flüsse 2“ mit Jean Reno nur sehr bescheidene Kritiken bekam.
Dargestellt wird die Piaf von Marion Cotillard. Die Schauspielerin und aktive Greenpeace Aktivistin nach ihrer letzten Rolle in dem frankophilen Kitschstreifen „Ein gutes Jahr“ von Ridley Scott zu beurteilen, wäre sicherlich ungerecht. In Frankreich ist sie durch „Taxi“ und die entsprechenden Sequels bekannt geworden. In internationalen Produktionen spielte Cotillard u.a. in Tim Burtons „Big Fish“. Für die Nebenrolle in Jean-Pierre Jeunets „Mathilde – Eine große Liebe“ bekam die 31-jährige Schauspielerin 2005 einen Cesar. Das Marion Cotillard nachgesagt wird, gut singen zu können, ist für die neue Rolle sicherlich „nicht unbedeutend“.
Für den Verleih ist die Weltpremiere auf der Berlinale optimal. Zwei Tage nach der Uraufführung in Berlin läuft der Film in den USA an, am 22. Februar dann auch in Deutschland. Zur Premiere kann auch Gérard Depardieu erwartet werden, der eine Nebenrolle spielt. Ein Trailer zu „La vie en rose“, der in Frankreich unter „La Mome“ läuft, steht bereits online (link).

6 Filme für Perspektive Deutsches Kino

Als einer seiner ersten Schritte bei seinem Amtsantritt 2001 hat Dieter Kosslick die Gründung der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ veranlasst. Kosslicks eigene Leidenserfahrung als Leiter der Filmstiftung NRW mag da eine Rolle gespielt haben, denn seit Bestehen der Berlinale wurde die Festspielleitung immer wieder von der deutschen Filmlobby kritisiert, es würden nicht genug deutsche Filme auf der Berlinale gezeigt.

In den 6 Jahren ihres Bestehens hat sich die „Perspektive Deutsches Kino“ unter der Leitung von Alfred Holighaus erfolgreich als Plattform des deutschen Filmnachwuchses etabliert. Filme wie „Fickende Fische“, „Muxmäusschenstill“ oder „Netto“ hatten hier ihre Premiere.
Für Berlinale 2007 stehen bereits die Hälfte der für die Sektion eingeladenen Filme fest. Wieder sind überwiegend Arbeiten von Absolventen der deutschen Filmhochschulen.

Bastian Günther greift mit seinem Langfilmdebüt „Autopiloten“ ein Thema auf, das er bereits in seinem prämierten Kurzfilm „Ende einer Strecke“ umgesetzt hat: Die Autobahn als Schauplatz deutscher Komödien und Tragödien.

Einem anderen Verkehrsknotenpunkt hat sich Ben von Grafenheim ausgesucht. "Blindflug" ist eine Liebesgeschichte am Flughafen.

Ebenfalls ihr Debüt feiert Julia von Heinz mit „Was am Ende zählt“ und widmet sich wie schon „Lucy“ auf der Berlinale 2006 dem Problemthema ungewollte Schwangerschaft bei Jugendlichen.

Auch wenn der eingeladene Spielfilm „Alle Alle” erst der zweite Lang-Spielfilm von Regisseurs Pepe Planitzer ist, wirkt dieser schon wie ein alter Hase. Er wurde bereits 2003 für sein Debüt „Ein Schiff wird kommen“ für den deutschen Kamerapreis nominiert.

Um für Arbeiten der Filmhochschulen möglichst offen zu sein, werden die formalen Beschränkungen in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ bewusst niedrig gehalten. So finden auch die beiden halbstündigen Hochschulfilme „Aschermittwoch“ von Ileana Cosmovici (HFF München) und „Aufrecht stehen“ von Hannah Schweier (Filmakademie Ludwigsburg) hier ihren Platz.

Die restlichen Filme der Sektion werden Mitte Januar bekannt gegeben.

Stummfilmspektakel im Forum

Das Forum wird auf der Berlinale 2007 das neue Werk „Brand Upon the Brain!“ des kanadischen Experimentalfilmers Guy Maddin präsentieren. Ort der einmaligen Aufführung am 15. Februar ist nicht ein Kino am Potsdamer Platz, sondern die Deutsche Oper. Untermalt wird der Stummfilm durch das Orchester der Deutschen Oper und einer Erzählerin, deren Vater im dem letztjährigen Berlinale-Film von Maddin („My Dad Is 100 Years Old“) porträtiert wurde: Isabella Rossellini.
Nach seinem ersten Kurzfilm „The Dear Father“ hatte Guy Maddin’s mit „Tales from the Gimli Hospital“ (1988) und „Archangel“ (1990) internationale Anerkennung gewonnen. Im Dezember 2006 startete „The Saddest Music in the World“ in den deutschen Kinos, in der der Hauptrolle war Isabella Rossellini zu sehen.
„Brand Upon the Brain!“ hatte seine Premiere auf den Filmfestspielen in Toronto 2006 (siehe Kritik in Variety). Es geht um den Charakter Guy, der nach 30 Jahren auf seine Heimatinsel „Black Notch“ zurückkehrt. Guys Reise in seine Vergangenheit lässt sich in Worten nur schwer beschreiben. Im Festivalkatalolg von Toronto wird „Brand Upon the Brain!“ angekündigt als “equal parts childhood reminiscence, Expressionist horror movie, teen detective serial and Grand Guignol reverie”.
Karten zu dem Ereignis kosten 18 Euro und sind bereits jetzt zu haben, u.a. unter http://www.deutscheoperberlin.de/ oder am Kartenschalter der Deutschen Oper.

Foto und Film - aus 1 wird 24 pro Sekunde - Sonderreihe Magnum in Motion

Man kann kaum ermessen, wie umfassend die Fotografie der Agentur Magnum in den letzten sechs Jahrzehnten unser kollektives Bildbewusstsein und unseren internen Bildspeicher geprägt hat.
Jeder, der schon mal in einer Fotoausstellung der ganz großen dieser berühmten Fotoagentur gewesen ist, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa oder Elliott Erwitt, wird vor einem der Fotos gestanden und gedacht haben: „Ach, von dem ist das!" So z.B. das wohl berühmteste aller Kriegsfotos: der getroffene, nach hinten stürzende Soldat aus dem Spanischen Bürgerkrieg, das in so manchem 80er Jahre Jugendzimmer als Poster mit der Überschrift „Why?" hing. Oder Giacometti wie er zwischen seinen Skulpturen hindurch huscht, das Knittergesicht von Samuel Beckett oder.....

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Neo-Noir, Lügen und Spione in Berlin

Soderberghs neuer Film "The Good German" mit George Clooney in der Hauptrolle ist eine Hommage an die alten Noir Filme und optisch inpiriert durch "Der Dritte Mann" oder "'Casablanca" und die Figuren erinnern nicht zufällig an Orson Welles, Fassbinders Veronika Voss oder den guten alten Bösewicht Peter Lorre. Er wird im Wettbewerb der Berlinale laufen.

In den USA bereits angelaufen und mit gemischten Kritiken bedacht, wird "The Good German" auf der Berlinale dennoch Aufsehen erregen, einfach weil er in den Ruinen unserer Stadt nach dem Krieg spielt und weil die Darsteller Clooney, Cate Blanchett und Tobey Maguire Hoffnungen auf die jedes Jahr heiß diskutierten Starbesuche wecken, mit dem die Berlinale immer wieder gegen Cannes anstinken möchte.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Vorlage ist ein Roman von Joseph Kanon, der von einem amerikanischen Journalisten (Clooney) erzählt, der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Potsdam zurückkehrt und dort seiner alten Liebe (Blanchett) begegnet. Mit dabei ein fieser Sadist, der mit Cate Blanchett fiese Sachen macht (Tobey Maguire) und diverse zwielichtige Typen. Es geht um die Jagd auf deutsche Wissenschaftler, die im beginnenden Kalten Krieg von den Amerikanern rekrutiert werden, damit die Russen sie nicht rekrutieren. Die Themens sind wie nicht anders zu erwarten Kriegsverbrechen, Ausbeutung, Vergewaltigung, Gewalt, Mord, Verschwörung und die Spionagespielchen zwischen Russen und Amerikanern.

Kritisiert wurde an dem Film vor allem, dass er sich in seiner Ästethik zu sehr selbst gefällt, alle alten Vorbilder zitiert und mit Soderberghs eigenen Hochglanzfilmen wie "Oceans Eleven" mischt, aber nichts wirklich neues schafft, ausser einen Neo-Noir Film, der mehr Gewalt und Sex, als es in den Orginalen in den 50er möglich war, auf der Leinwand zeigt.
Ich bin als Fan der 50er Jahre Filme trotzdem sehr gespannt...

Die Reise beginnt schon...

Einige Wettebewerbsfilme sind jetzt benannt worden. Und schon bei diesen wenigen beginnt die beliebte Kino Reise um die Welt und durch die Zeit: Zum zweiten Mal im Wettbewerb der Berlinale Christian Petzold mit seinem neuen Film "Yella", eine Ost-West Geschichte. Aus Südkorea "I Am A Cyborg But That’s Ok" von Park Chan-wook, in dem sich eine Frau in einer Irrenanstalt ausnahmsweise nicht für Napoleon, sondern für einen Roboter hält. Desweiteren ein Film des Oscarpreisträgers Billy August über den Gefängniswärter von Nelson Mandela, "Goodbye Bafana", sowie der Film "Irina Palm“ mit der Sängerin Marian Faithfull in der Hauptrolle als Frau um die 50, die sich für einen erotischen Job engagieren lässt.
Hoffen können alle Fans des amerikanischen Kinos auf Starbesuche durch George Clooney (dessen Besuch letztes Jahr schon große Wellen schlug, er ist gut mit Kosslick bekannt) und Robert DeNiro. Clooney ist Darsteller in Soderberghs Schwarz/Weiß Drama "The Good German", das im Nachkriegs Berlin spielt. DeNiros zweite Regiearbeit hat einen ähnlichen Titel, nämlich "The Good Shepherd", spielt einige Zeit früher während des Zweiten Weltkriegs und ist ein Geheimdienstdrama.

Die Auswahl der beiden Filme ist aus Publicity Gründen sehr geschickt, denn die Liste der in den Filmen vertretenen Stars und damit möglichen Berlinale Gäste ist neben Clooney und DeNiro lang: Cate Blanchet, Tobey Maguire, Beau Bridges, Matt Damon, Angelina Jolie. Warten wir's ab, wer am Roten Teppich in diesem Jahr bekreischt wird...

Banderas im Panorama

Der neue Film von aber nicht mit Antonio Banderas 'Camino de los Ingleses' ist für die Sektion Panorama ausgewählt worden. Der Film ist im Dezember bereits in Spanien angelaufen und wird vor der Berlinale auf dem Sundance Festival gezeigt werden.

Die neuen Gewänder der Berlinale 2007

Die Berlinale ist eine Grand Dame unter den Filmfestivals 1952 gegründet, fühlt sie sich Traditionen verpflichtet. Doch in den letzten sieben Jahren hat die Berlinale ihr Gesicht verändert wie wohl noch nie in ihrer über 50-jährigen Geschichte.
Nach dem Umzug im Jahr 2000 an den Potsdamer Platz wurden 2001 die vielleicht wichtigsten Führungspositionen des Festivals neu besetzt. Der Festivaldirektor Moritz de Hadeln musste Dieter Kosslick das Feld überlassen. Auch Ulrich Gregor, der dem Internationalen Forum des Jungen Films seit dessen Gründung vorstand, nahm seinen Abschied (im Unterschied zu De Hadeln allerdings freiwillig). Gregor folgte auf dessen eigenen Vorschlag Christoph Terhechte.
In den vergangenen Jahren wurde unter der geschickten Leitung Kosslicks, der auf die Kooperation der Festival-Sektionen setzte, die Berlinale Zug um Zug reformiert. Gleich in seiner ersten Berlinale 2002 führte Kosslick eine neue Sektion für den deutschen Film ein: die „Perspektive Deutsches Kino“. Als deren Leiter konnte er Alfred Holighaus gewinnen. Im selben Jahr übernahm Thomas Hailer die Leitung des Kinderfilmfests.
2003 wurde der Berlinale Talent Campus als ein an das Festival angegliederte Plattform für den Filmnachwuchs ins Leben gerufen. Der Event hat sich als kleine Filmakademie etabliert und hat 2007 in seinem fünften Jahr ein kleines Jubiläum.
Auch auf der diesjährigen Berlinale wird die Reformpolitik fortgesetzt. Das Kurzfilmprogramm des Panorama wird dem Kurzfilmprogramm des Wettbewerbs eingegliedert. Dies mag einer der Gründe dafür gewesen sein, dass Margarete von Schiller, die stellvertretende Leiterin des Panorama und langjährige Berlinale-Gefährtin von Wieland Speck, im Oktober 2006 ihren Hut nahm. Ihre Position wird dieses Jahr von Paz Lazaro wahrgenommen. 2006 ging auch der Leiter der Retrospektive Hans Helmut Prinzler (aus Altersgründen). Rainer Rother übernahm von ihm nicht nur die Leitung der Retrospektive sondern auch der Deutschen Kinemathek. Bereits 2004 wurde das Kinderfilmfest um das Programm für Jugendliche „14plus“ erweitert. Nun wird „14plus“ zusammen mit den Kinderfilmen aus dem Schwerpunkt „Kplus“ nicht mehr unter den Namen Kinderfilmfest, sondern „Generation“ weitergeführt. Inwieweit sich diese Umbenennung bei der „Zielgruppe“ durchsetzen wird, kann genauso gespannt abgewartet werden, wie die Frage, ob auch 2007 Reformen und bewährte Traditionen zu einem aufregenden und gelungenen Filmfest führen werden.

Berlinale 2007 im internationalen Wettbewerb

Noch gut einen Monat, dann hat das Warten endlich ein Ende und zum 57. Mal werden die Internationalen Filmfestspiele von Berlin eröffnet. Man darf gespannt sein, wie sich die Berlinale im Wettkampf der Filmfestivals um die besten Filmproduktionen des Jahres 2007 behaupten kann. Zwar steht die Berlinale zusammen mit den Filmfestspielen von Cannes und Venedig noch immer ganz vorne im internationalen Renommee, aber die Luft wird dünner. Noch klingt einem die Diskussion des letzten Jahres um die Filmfestspiele von Rom in den Ohren. Die Gründung des Filmfestes wurde von der Presse als Konkurrenz zu den Festspielen in Venedig aufgebaut und auch in den Kommentaren des Festivalbetriebs außerhalb Italiens war eine gewisse Nervosität nicht zu überhören.
Für die Berlinale sind die italienischen Festivals aufgrund des zeitlichen Abstands keine direkte Konkurrenz. Gemütlich machen kann man es sich in der deutschen Hauptstadt dennoch nicht. Zu dem traditionellen Rivalen Cannes hat sich inzwischen auch das nordamerikanische Festival in Sundance gesellt. Sundance hat zwar weder „A-Status“ noch internationalen Wettbewerb, wird aber zunehmend genutzt um auch große Produktionen das erste Mal der Öffentlichkeit zu zeigen. Da das Berlinale Regelement einen Film, der bereits außerhalb des Produktionslandes gezeigt wurde, für den Wettbewerb nicht zulässt, stehen die meisten Produktionen, die in Sundance gelaufen sind, nur noch für die Berlinale-Sektionen Panorama und Forum zur Verfügung. Aber nicht nur die Filmfestivals könnten es der Berlinale dieses Jahr schwer machen. Nur drei Tage nach dem Beginn der Berlinale werden in London die (Orange) British Academy Film Awards verliehen. Die Preisverleihung der BAFTA (British Academy of Film & Television Arts) gehört neben den Oscars zur Meistbeachtesten Preisverleihung im Filmbusiness. Durch eine Änderung des Regelements müssen 2007 alle BAFTA nominierten Filme bereits vor der Preisverleihung am 11.02. in den britischen Kinos angelaufen sein (letztes Jahr blieb noch Zeit bis Ende März). Eine gleichzeitige Anmeldung für den Berlinale Wettbewerb und den BAFTA Preis war somit fast unmöglich und machte es insbesondere den Verleihern amerikanischer Großproduktionen unnötig schwer. Zur Zeit scheint es allerdings so, als habe sich die BAFTA mit dem neuem strikten Regelement ein Eigentor geschossen. Viele heiße Oscar Anwärter wie „The Good German", "Letters from Iwo Jima" und "The Good Shepherd" konnten aus formalen Gründen nicht nominiert werden (siehe auch Artikel in Variety).