Das Programm: Sektionschefs über ihre Filme

Gestern sprachen die Sektionsleiter über ihre Filme: Christoph Terhechte, Leiter des Forums sieht eine Renaissance der politischen Themen im Kino, die sich seit zwei Jahren angekündigt hat und nun voll da ist. Dabei geht es um Fragen der Demokratie und wie sie funktioniert. Filme, die im Sinne der 60er Jahre sagen: Alles Private ist politisch - also allgemein die Frage „Wie lebe ich?" stellen, sind wieder mehr verteten. Als Beispiel für solch einen Film nennt er den amerikanischen Independent Film „Shot Gun Stories" von Jeff Nichols, der sich mit einer Familienfehde befasst.
Statt des Wohnzimmers im Atrium des Arsenals wie im letzten Jahr gibt es jetzt das Gossip Studio, also eine Gerüchteküche als Treffpunkt für Filmemacher, -gucker und -quatscher.

Wieland Speck, Leiter des Panoramas sagt, dass besonders die amerikanischen Independent Filme endlich wieder radikaler sind, nachdem sie die letzten Jahre vor allem auf Marktkompatibilität geschielt hätten.....

Das sei vorbei. Auch hier gibt es viele politische Stoffe, wie die Dokufiction „Strange Culture" von Lynn Hershman oder Hal Hartleys „Fay Grim".
Er hebt drei Filme über Musik oder Musiker hervor: Zum einen ein Portrait der Solokarriere von Scott Walker, „Scott Walker - 30 Century Man" von Stephen Kijak. Der Film, produziert von David Bowie, zeigt einen eigenwilligen Musiker der 60er, dessen Absturz in den 70ern und ein in Musikkreisen beachtetes Comeback letztes Jahr. Und wer sich schon immer gefragt hat, von wem der wunderbare Berlinale Trailer stammt, der vor jedem Film läuft, den Macher lernt man nun durch einem Film kennen: Uli M. Schueppel hat in "Berlinsong" die die wachsende internationale Musikszene in Berlin portraitiert. Musiker aus allen Regionen der Welt treffen sich in Berlin- angeblich deshalb, weil die Stadt immer noch als Großstadt ohne "Konsumzwang" (na ja..) und kommerziellen Druck (mmh?) gilt. Als dritten Musikfilm erwähnte Speck „Der Rote Elvis" von Leopold Grün über den Amerikaner Dean Reed, der in der DDR zum Star wurde, aber auch viel über die deutsche Mentalität erzähle.

Thomas Hailer, Leiter der Sektion Generation (früher Kinderfilmfest) hebt zwei Filme hervor: einmal den Kinderhorrorfilm (tolle Idee, Hailer musste schon bei einigen Stellen wegschauen - das wird sicher eine Kreischorgie im Saal) aus Thailand „Dek Hor" und einen Film über eine brasilianische Mädchenband den Film „Antonia" von Tata Amaral, der zugleich Eröffnungsfilm der Sektion ist.

Dieter Kosslick, Chef vons Janze, war sehr stolz, dass Clint Eastwood in diesem Jahr dabei ist, nachdem er ihn jahrelang gedrängt hat. Einer der großartigsten Regisseure unserer Zeit, der sehr eigenwillige Filme macht. Er erzählte auch kurz, wie er Eastwood bei einer Vorführung von „The Good German" mit jemanden verwechselte, auf ihn zustürzte und so ins Gespräch mit Eastwood kam. „Keep pushing me", habe Eastwood dann bezüglich eines Berlinale Besuchs gesagt. Es hat dann ja gleich dieses Jahr geklappt.

Alle Sektionsleiter betonten die starke deutsche Beteiligung: Deutsche Schauspieler sind in vielen internationalen Produktionen vertreten (so z.B. Martina Gedeck in Robert DeNiros „The Good Shepard") und in allen Sektionen sind viele Deutsche Filme zu finden - insgesamt 59!

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