Bye, Bye San Sebastian 2006
Die letzten (unscharfen) Bilder von der Abschlussgala des San Sebastian Filmfestival 2006. Cine es imaginación ;)
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Die letzten (unscharfen) Bilder von der Abschlussgala des San Sebastian Filmfestival 2006. Cine es imaginación ;)
Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen leerte sich die Pressekonferenz und vor der Tür wurden mal wieder heiß die Entscheidungen der Jury diskutiert.

"Jury Member" Isabel Coixet, Bruno Ganz und Jeanne Moreau
Es ist raus. Die illustre Jury hat die Conchas (Muscheln) des diesjährigen Festivals bekanntgegeben:
Neben den Hauptpreisen werden noch immer ein Dutzend anderer Preise vergeben. Ein kleiner Auschnitt von Preisträgern, die auch während des Festivals mehrfach gelobt wurden:
Bevor die Jury in einer Stunde die Hauptpreise des diesjährigen Festivals bekannt gibt, soll noch schnell auf einen Film eingegangen werden, der uns fast entwischt wäre. Nach "Living in Oblivion" hat Regisseur Tom DiCillo erneut einen Film mit Steve Buscemi gemacht.
Der Tag empfängt mich wie immer am Ende des Festivals in San Sebastian mit Regen. Heute geht mit dem Festival auch die Saison in San Sebastian zu Ende, die Touristen verschwinden, aus den Pensionen werden Studenten-WGs und es wird so lange regnen, bis die jährliche Niederschlagsmenge von 1500 mm (Berlin hat 580mm) erreicht ist.
Eigentlich ein guter Tag, um den düsteren Film von Todd Robinsson "Lonley Hearts" zu sehen. Doch der Abschlussfilm des diesjährigen Festivals war schon auf dem Filmfest in München zu sehen und wird sicherlich bald in deutsche Kinos kommen. Anstelle des Blockbusters mit John Travolta und James Gandolfini steht daher ein chinesischer Film aus der Zabaltegi Reihe auf dem Vormittags-Programm.
"Lo más bonito y mis mejores años" kommt aus einem Land, das lange nicht mehr mit einem Film auf dem Festival in San Sebastian vertreten war: Bolivien. Anhand der Geschichte um die Freunde Berto und Victor erzählt der Film von der gegenwärtigen Situation der bolivianischen Jugend.
Die Donostia Ehrenpreise für das Lebenswerk eines Schauspielers sind immer eine gute Gelegenheit Celibrities nach San Sebastian zu locken. Auch Matt Dillon war wohl sehr überrascht, schon jetzt diesen Preis zu bekommen.
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Weil Lars von Trier bekanntlich unter Flugangst leidet, ist er nicht nach San Sebastian gekommen. Dafür gab es eine amüsante Videokonferenz mit ihm.
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Bevor Lars von Trier seine mit “Dogville” und “Manderlay” begonnende Triologie fortsetzt hat er sich mit “The Boss of it all” eine Verschnaufpause gegönnt. Zurück auf heimatlichen dänischen Boden hat er mit dänischen Schauspielern und in dänischer Sprache eine kleine, wundervoll absurde Komödie gedreht.
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Mit “Turtles can fly” hat Bahman Ghobadi 2004 in San Sebastian die Concha de Oro gewonnen. Mit “Halfmoon” könnte es ihm dieses Jahr wieder gelingen.
Wie zu erwarten stand bei der Pressekonferenz der patriotische Unterton von "World Trade Center" im Vordergrund. Insbesondere die Darstellung des Marines, der sich auf die Suche nach den Verschütteten macht, und sein Kommentar (“There will be a lot of man needed to revenge this”) war einigen übel aufgestossen.
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Diane Kruger und Agnieszka Holland bei der Pressekonferenz
Ein kurzer Eindruck zum Beethoven Film im Wettbewerb: eines der wenigen Male das ich mir wünsche, dass ich den Film syncronisiert gesehen hätte. Wenn Beethoven und seine Kopistin Anna Holtz sich im feinsten Englisch unterhalten, wirkt dies anachronistisch. Das beste an dem Film ist die Aufführung der 9. Sinfonie, die ist aber leider nicht dem Film anzurechnen. Ein sehr mittelmässiger Film mit Ed Harris und Diane Kruger, der Helena aus "Troy" .
Wie für Oliver Stone war auch für den japanischen Regisseur Hirokazu Kore-Eda der 11. September Auslöser, um seinen neuesten Film zu drehen. Während aber Oliver Stone mit World Trade Center das offensichtliche verfilmt hat, ist "Hana" eine im 18. Jahrhundert angesiedelte Parabel über die Rache. Das Motiv der Rache war es, das Kore-Eda nach 9/11 am meisten beschäftigt hat und so empfand er es als nahe liegend einen Film über Samurai zu machen, eine Kaste für die "Rache" eine Daseinsberechtigung war.
Nachdem ich zwei Stunden lang mit Nicholas Cage und Michael Paeña (u.a. "Crash") mitgefiebert habe, erwartet mich im Foyer des Kino Kursaal eine befreiende Perspektive.
Die Wertungen von Filmen liegen gerade bei Internationalen Festivals weit auseinander. Heute Morgen, als ich bei Croissant und "Café con leche" einen Blick in die Filmkritiken spanischer Zeitungen warf, fragte ich mich wie so oft, ob ich denselben Film gesehen hatte. Es scheint eine Trennungslinie zu geben, nicht nur zwischen nationalen Kulturen, sondern auch zwischen dem "normalen" Kinopublikum und Filmkritikern.
Die Reaktion auf die Tragikomödie "Singapore Dreaming" ist dafür ein gutes Beispiel. Schauplatz des Films ist, unschwer zu erraten, Singapur, Thema sind die Sorgen einer chinesischen Familie.
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Ich glaubte, ich wäre ihm entkommen. Schließlich jagt er "Kid" nicht mehr durch deutsche Wohnzimmer, er ist zum Rettungssschwimmen zu alt und hat inzwischen den hintersten Winkel auf der Erde von seinem Freiheitsdrang informiert.
Dann aber, ich komme gerade aus Bilbao zurück, betrete ahnungslos den Kursaal (Hauptaustragungsort des Festivals), da "lacht" mich von allen Bildschirmen, sein Gesicht an und er ist näher denn je:

Hier in Donostia ist das Wetter so wechselhaft wie die Qualität der Filme. Gestern und vorgestern musste man seinen Tagesplan nicht nur nach den Filmvorführungen sondern auch nach den Regenpausen ausrichten (bei einer Pressekonferenz gingen während eines Gewitters gleich alle Lichter aus), heute bewundern wir wieder den azurblauen Himmel und man fragt sich, was einem jetzt ins Kino drängen kann.
Der dichte Wald im bergigen baskischen Hinterland, unweit vom Austragungsort des Festivals San Sebastian, hat diese geheimnisvolle und verwunschene Athmospäre, die diese Landschaftsform zum beliebten Schauplatz von Horror- und Thriller-Filmen macht.
Was ist Identität und worin besteht der einzigartige und unverwechselbare Kern eines Menschen? Dieser oft gestellten Frage widmet sich der irische Regisseur John Boorman mit seinem neuen Film "The Tigers Tail" auf höchst amüsante und originelle Weise.
Nach “Ghosts” wieder ein Film, der mich an London Supermärkte erinnert. Hier sind Ladenschlussgesetze ausgehebelt und in einigen Supermärkte von Tesco, Sainsbury & Co. kann man die ganze Nacht hindurch alles kaufen, was das Herz begehrt. Dieses kommt auch dem an Schlaflosigkeit leidenden Ben entgegen. Seine Schlaflosigkeit setzt er an der Kasse von Sainsbury in bare Münze um. Das Problem bei Nachtarbeit ist meist aber nicht die Arbeit, sondern die Zeit zwischen 24h und 8h morgens irgendwie totzuschlagen. Ben entwickelt dazu wie alle anderen in der Sainsbury Nachtschicht seine eigene Methode. Er stellt sich vor, die Zeit wäre angehalten und er könnte als einziger zwischen allen Supermarktkunden, die wie Statuen erstarrt scheinen, umher wandeln. "Zufällig" sind die Kunden alle Kundinnen und dazu auch noch ziemlich gut aussehend.
Alfonso Cuarón entwirft in seiner Adaption des Romans von P.D. James ein Horrorscenario der nahen Zukunft:
London im Jahre 2027. Großbritannien hat sich in ein totalitäres System verwandelt, in dem die Staatsgewalt allgegenwärtig ist und jede Form von Widerstand brutal unterdrückt wird. Die Menschheit steht aufgrund einer mysteriösen globalen Unfruchtbarkeit vor ihrem Ende. Der jüngste Mensch der Welt ist mit 18 Jahren soeben gestorben. Flüchtlinge aus allen Teilen der Welt versuchen, illegal nach Großbritannien einzureisen. In allen Medien wird die britische Bevölkerung in einer Art Dauerberieselung dazu aufgefordert, jeden illegalen Einwanderer sofort den Behörden zu übergeben.

Alfonso Cuarón, der bei so unterschiedlichen Filmen wie "Great Expectations", "Y tu mama tambien" und "Harry Potter" Regie geführt hat, und Clive Owen, eine der zurzeit begehrtesten britischen Schauspieler, haben heute "Children of men" präsentiert, einen düsteren, packenden Science Fiction Thriller mit Endzeitversion. Gut nachvollziehen kann ich die guten Kritiken, die der Film bereits bei der Premiere dieses Jahr in Cannes bekommen hat. Es ist ein herausragender Film des Genres und wird ganz sicher später Bestandteil jeder guten DVD-Bibliothek sein.
Wer "Sleeping Dogs Lie" gesehen hat, wird zumindest in nächster Zeit das geflügelte Wort vom "Hund als dem besten Freund des Menschen" nicht mehr unbefangen verwenden können.
Der Film, der von seiner Ästhetik her eine Mischung aus amerikanischem Teenagerdrama und einem Schmuddelfilm fürs Heimkino darstellt, ist eine boshafte und zugleich extrem lustige Satire über den vielzitierten "american way of life". Unbehellicht von Schamgrenzen und Tabus bekommt der Zuschauer höchst erstaunliche Einblicke in die Realität hinter der Fassade eines amerikanischen Familienglücks.
Wie wichtig Fußball für die Gemeinschaft und den einzelnen werden kann, das braucht nach der letzten WM nicht mehr gesagt zu werden. San Sebastian, mit der Mannschaft Real Sociedad in der Primera División (leider haben sie am letzten Wochenende gegen Real Madrid verloren), ist da keine Ausnahme. Einzigartig dagegen ist das Phänomen um einen Fußballer, mit dem sich der am gestrigen Abend gezeigte Film von Carlos Sorin beschäftigt. Armando Diego Maradona galt in der ganzen Welt als Ausnahmefussballer, aber in seiner Heimat Argentinien ist er auch lange nach dem Ende seiner Karriere viel mehr: Diego Maradona ist hier ein Heiliger.
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"Babel" ist ein faszinierender Film, der beim Zuschauer noch lange nachwirkt. Als Abschluss seiner Trilogie über Liebe und Schmerz (die mit "Amores Perroes" und "21 Gramms" begonnen wurde) beschäftigt sich Gonzáles Jnárritu Acaba auch in seinem neuen Film mit menschlichen Grundfragen. Vor dem Hintergrund von Terrorismusangst und Globalisierung führt er den Zuschauer auf einer beklemmenden, weltumspanneden Reise durch unterschiedliche Länder und verschiedene Sprachen.
Bei Filmfestivals stellen einem die Vormittagsvorstellungen immer vor die härteste Probe. Die Zeit zwischen Wach werden und dem ersten Glitzern auf der Leinwand beträgt oft weniger als eine halbe Stunde und der vorherige Abend spielt in diesen Vorstellungen immer eine kleine Nebenrolle.
So auch heute morgen. Für einen schnellen Café hat es immerhin noch gereicht. Die gute Nachricht war dann, dass "Vete de mi" mir den Vormittag nicht unnötig schwer gemacht hat.
Malerischer als hier in San Sebastian kann die Umgebung eines Filmfestivals wohl kaum sein. Zwei der drei Hauptkinos befinden sich direkt am Altantikstrand, das dritte ist ein prunktvoller Jugendstilbau mitten in der verwinkelten Altstadt. Durch diese geographische Lage ergibt sich für das Festivalpublikum die seltene Möglichkeit, zwischen zwei Filmen im Sand am Meer zu liegen, den Surfern zuzuschauen und dabei das soeben Gesehene noch mal Revue passieren zu lassen.
Auch der gestrige Galaempfang in einem der nobelsten Hotels vor Ort war durchaus dazu geeignet, echte Vorfreude auf die kommenden Tage aufkommen zu lassen. Abschliessend nicht unerwähnt bleiben sollen auch die köstlichen Häppchen und Getränke die dort gereicht wurden und die das ihrige zu einer allseits entspannten Stimmung beitrugen.
Tesco und Sainsbury waren in meiner Londoner Zeit immer die englische Entsprechung für Aldi und Edeka. Supermärkte können ein Gefühl von zu Hause vermitteln. Wenn man nach einen stressigen Arbeitstag auch noch um 22h dort einkaufen konnte, lösten Konsum-Angebot und Service immer wieder kleine Begeisterungswellen aus. Wie insbesondere die Produkte für Londoner Verhältnisse so billig in das Regal kommt, darüber habe ich mir nur wenig Gedanken gemacht. Englisches Gemüse, Englisches Fleisch...da wird es schon keine Ausbeutung geben.
Es gibt eine sehr bewegende Szene in dem Dokumentarfilm "Marlene" von Maximilian Schell. In einer Dokumentaraufnahme sehen wir den letzten öffentlichen Auftritt von Marlene Dietrich. Als sie auf die Bühne tritt gibt es standing ovation und Dietrich stehen die Tränen in den Augen. Publikum und Schauspielerin wissen, dass dies vielleicht die letzte Zusammenkunft einer großen Liebe ist.
Als bei der Gala zur Eröffnung des 54. Filmfestivals in San Sebastian die diesjährige Jury Präsidentin Jean Monreau ganz in weiß die Treppe herunterkommt, an das Mikrofon tritt, der Applaus los braust und sie mit heiserer, fragiler Stimme von der Liebe zum Kino spricht, das ohne Waffen versucht Grenzen zu überbrücken, ist dies wie ein Deja vu. Kurz erfüllt eine Stimmung aus Hochachtung, süßer Erinnerung und Wehmut den Raum.
Die Suchmaschine für Filmfestivals des British Council listet inzwischen über 600 Filmfestivals. Doch der erste Blick täuscht. Die sogenannte "A-Klasse" der Filmfestivals besteht nur aus einem Dutzend. Diese 12 Filmfestivals mit internationalen Wettbewerb werden von der FIAPF (Fédération Internationale des Associations de Producteurs de Films) unter strengen Kriterien akkreditiert. Die bisher unangefochtene Spitze bilden die Festivals von Cannes, Berlin und Venedig. Danach drängen sich die kleineren wie San Sebastian, Locarno und Kalrovy Vary und buhlen um die Aufmerksamkeit der Filmwelt.
San Sebastian ist ein selbstbewusstes Filmfestival. Es weiss, dass es wie jedes andere Festival auch, dem Anspruch an Glanz, Glamour und Stars genügen muss. Dieses Jahr werden u.a. Oliver Stone, Adam Sandler, Matt Dillon und Max von Sydow erwartet. Die Festivalmacher wissen aber auch, dass sie sich mit einem Budget von 6 Millonen Euros nicht den Glitter von Cannes oder Venedig auf den roten Teppich holen können. Deshalb setzen sie auf ein Kino, dass nicht im Staraufgebot, sondern in Qualität und in kritischen Beobachtung heutiger Gesellschaften Maßstäbe setzen will.
ist das Festivalblog-Team (oder in diesem Fall eher "Duo") in San Sebastian bereits einige Tage vor Festivalbeginn. Bevor man hektisch durch die Altstadt von Kino zu Kino hetzt, sich den besten Platz bei der Pressekonferenz sichert und in aller Eile noch einen Pintxo (baskischer Tapa) zu sich nimmt und den vino tinto herunter stürzt, gönnen wir uns noch ein wenig relaxte Urlaubsatmo am Strand, schauen entspannt in Strassencafés dem munteren Treiben zu und erkunden das Umland. Das ist es wirklich wert: von Donostia (baskische Name von San Sebastian) ist man schnell in Pamplona (Stadt der irren Stierläufe zu San Fermines), in Bilbao (Guggenheim Museum) und an den netten kleinen Buchten der baskischen Küste. Darin wird das Film-Festival von San Sebastian immer unschlagbar sein: es gibt kein anderes Festival, das an einem Ort mit soviel Urlaubsqualitäten stattfindet.