Bevor Lars von Trier seine mit “Dogville” und “Manderlay” begonnende Triologie fortsetzt hat er sich mit “The Boss of it all” eine Verschnaufpause gegönnt. Zurück auf heimatlichen dänischen Boden hat er mit dänischen Schauspielern und in dänischer Sprache eine kleine, wundervoll absurde Komödie gedreht.
Ein Chef ist immer ein Arsch. Er kann auf Kumpel machen so viel er will: sobald er seinen Angestellten den Rücken zukehrt ist er wieder der “bad guy”. Als Ravn vor 10 Jahren eine IT-Firma gegründet hat, fühlte er sich dieser Rolle nicht gewachsen. Er ist zu sensibel. So hat er einen fiktiven Boss erfunden, der immer in den USA residiert und seine (meist unangenehmen) Entscheidungen per Email kundtut. Der “Softie” Ravn bleibt so immer der gute Kollege und wird von allen geliebt. Als Ravn seine Firma jedoch an ein isländisches Unternehmen verkaufen will, besteht dessen Präsident darauf den “Boss of it all” zu sehen. In Bedrängnis geraten engagiert Ravn den Schauspieler Kristoffer, der für kurze Zeit den Boss spielen soll. Kristoffer (Jens Albinus, u.a. Hauptrolle in Lars von Triers “Idioten”) sieht in der Situation zunächst eine schauspielerische Herausforderung, bis „seine Angestellten“ ihm verdeutlichen, was sein fiktiver Charakter alles auf dem Kerbholz hat.
Wie die BBC Serie “The Office” entblösst “The Boss of it all” den oft lächerlichen Büroalltag. Bis hin zu der Darstellung von IT als Geschäftsfeld der Firma (andere Filme begnügen sich meist damit dem Hauptdarsteller einen Apple Notebook an die Hand zu geben), wirkt alles (erschreckend) authentisch. An dem befreiendem Lachen im Kino war zu hören, wie sehr der eigene Arbeitsalltag wieder erkannt wurde. Ein weiterer Höhepunkt des Films ist die Darstellung der historischen Abneigung zwischen Isländern und Dänen, bei denen die Isländer selbstverständlich nicht besonders gut davon kommen.
Einen Preis kann „The Boss of it All“ nicht gewinnen. Er hatte bereits letzte Woche auf dem zeitgleich stattfindenen Filmfestival in Kopenhagen Weltpremiere, daher läuft er in San Sebastian außer Konkurrenz. Falls der Film einmal auf DVD erscheinen sollte, ist er aber das ideale Geburtstagsgeschenk für jeden Chef.