Nach “Ghosts” wieder ein Film, der mich an London Supermärkte erinnert. Hier sind Ladenschlussgesetze ausgehebelt und in einigen Supermärkte von Tesco, Sainsbury & Co. kann man die ganze Nacht hindurch alles kaufen, was das Herz begehrt. Dieses kommt auch dem an Schlaflosigkeit leidenden Ben entgegen. Seine Schlaflosigkeit setzt er an der Kasse von Sainsbury in bare Münze um. Das Problem bei Nachtarbeit ist meist aber nicht die Arbeit, sondern die Zeit zwischen 24h und 8h morgens irgendwie totzuschlagen. Ben entwickelt dazu wie alle anderen in der Sainsbury Nachtschicht seine eigene Methode. Er stellt sich vor, die Zeit wäre angehalten und er könnte als einziger zwischen allen Supermarktkunden, die wie Statuen erstarrt scheinen, umher wandeln. "Zufällig" sind die Kunden alle Kundinnen und dazu auch noch ziemlich gut aussehend.
So nutzt Ben die Gunst des "Stillstands" und befreit pralle Brüste von ihren T-Shirts und zieht Hot Pants herunter. Natürlich nur, um sie in Kohlezeichnungen zu verewigen, schließlich ist er ja tagsüber Kunststudent.
Diese Kernszene des Films, die Sean Ellis bereits in seinem gleichnamigen Kurzfilm verarbeitet hat, steht für das gesamte Werk. Der von 18 min. Kurzfilm auf 108 min. aufgeblasene Spielfilm, der in der Nebenreihe Zabaltegi läuft, wirkt wie gerade aus einem feuchten Teenagertraum entsprungen. Er ist eine Mischung aus “Eis am Stiel”, “Vogue” Magazin und britischer Komödie. Die guten Ideen sind nach 20 Minuten schnell verspielt und jede weitere Minute bringt eine neue Plattitüde. Auch Sean Ellis Filmästhetik hilft einem nur wenig über den schwachen Plot hinweg. Sie passt besser in die Playboy Nachtschiene von privaten Fernsehsender oder in die Magazine "ID" und "Harpers Bazar", für die der Regisseur als Modefotograf arbeitet.
Als ich um Mitternacht in eine kühle Nacht am Meer entlassen werde, wünsche ich mir nichts mehr, als dass dieser Film dem deutschen Kinopublikum erspart bleibt. Doch ich hege wenig Hoffung. Die Kurzfilmversion von Cashback hat auf Kurzfilmfestivals bereits einige Preise gewonnen. Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, als die traurige Erfahrung, dass sich nackte Haut in Pseudo-Kunstfilmen nicht nur gut verkauft sondern auch männliche Kritikerherzen “beflügelt”.
Vereinigtes Königreich
Kommentare ( 10 )
Jawoll! Wir brauchen eine Sexismusdebatte im Kunstfilmbereich!!!
Posted by Dominik | 24.09.06 12:44
Nein, wir brauchen Leute, die Schönheit erkennen und darüber schreiben oder Filme machen können...
...Ich bin für den Film im D-Kino - dann kann jeder *seine* Meinung Bilden
Ich fand den "Kino"-Film einfach schön! Der "Kurz"-Film zeigt nur einen Bruchteil der Geschichte (was einige als "sexistisch" angesehen haben)
Posted by Besucher | 19.08.07 01:21
Sexistisch?
The movie is beautiful. The music, the images, the editing... everything works.
I loved it!
Posted by Suzanna | 14.09.07 17:57
ich fand den film genial und ich glaube dein übles review über dieses meisterwerk ist keine kritik sondern eher ein bericht über eine nicht stattgefundene einsicht in die transformation des alltäglichen - dieser film ist einer der besten der letzten jahre - frisch, intelligent und nicht soooo sehr voller nacktem fleisch, wie du es hier versuchst darzustellen - dein "bericht" erinnert mich eher an die kritiken nachdem die blechtrommel von g. grass erschienen ist :).
Posted by alphazeichen | 16.10.07 09:09
hi alpha, der blogbeitrag ist weniger eine kritik, als eine erste filmimpression. er spiegelt genau das wieder, was ich gedacht und empfunden habe als ich aus dem film herauskam (und mit meiner meinung war ich auch nicht allein). gegen sex & nacktheit im film ist ja prinzipiell auch nichts einzuwenden. mir war in cashback der voyeuristische blickwinkel allerdings zu stark ausgeprägt.
aber gut, das es auch andere meinungen zu cashback gibt. natürlich ist filmrezeption immer sehr stark von der stimmung abhängig, in der man sich gerade befindet. wenn der film im fernsehen läuft oder auf dvd rauskommt, werde ich ihn mir daher bestimmt nochmal anschauen...bei soviel begeisterung ; )
Posted by andreas | 17.10.07 18:50
Der Film gab mir ein Stück meines Lebens zurück!
Posted by Danke.... | 10.04.08 23:40
Mir gab er auf wunderschöne Weise ein Stück Ruhe zurück. In dieser Nacht habe ich sehr gut geschlafen..
Posted by Matthias | 09.05.08 01:39
Wie sagte Arthur Shopenhauer ?
"Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das Schöne zu nennen, dies konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt fertigbringen."
Selbstredend wie der Erfolg eines solchen Kurzfilmes zu erklären ist.
Mir persönlich wurde beinahe schlecht.
Posted by Andre | 23.04.09 12:53
ach ja...schopenhauer...schönes zitat ; )
Posted by andreas | 23.04.09 16:27
Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, als die traurige Erfahrung, dass sich nackte Haut in Pseudo-Kunstfilmen nicht nur gut verkauft sondern auch männliche Kritikerherzen “beflügelt”.
wie lächerlich..
die viel nackte haut ist wohl etwas übertrieben und KAUM ein grund einer filmkritik.sehr sehr unpassender kommentar.
cashback ist gut durchdacht / bzw. umgesetzt
und ganz bestimmt wert gesehen zu werden.
Posted by cleo | 18.05.09 16:28