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Dezember 2011

Berlinale 2012: Perspektive eröffnet mit Dokumentarfilm über Diane Torr

Katarina Peters Dokumentation MAN FOR A DAY über die Künstlerin Diane Torr eröffnet die Perspektive Deutsches Kino des Jahres 2012. Torr ist unter anderem durch ihre Drag King-Workshops bekannt geworden: In zehn Stunden werden Frauen darauf vorbereitet, eine männliche Identität anzunehmen. Torr berät dabei nicht nur in Make Up- und Kleidungsfragen. Mit ihrer Erfahrung als Hamish McAllister, Jack Sprat oder Danny King vermittelt sie, was es heißt, als Mann zu gehen, zu stehen zu reden und Bier zu trinken. Die Regisseurin zeigt in ihrem zweiten Langfilm die Arbeit der Performerin bei einem Workshop in Berlin.

Berlinale 2012: Kein Trainerwechsel

Dieter Kosslick auf der Preisverleihung der Unabhängigen Jurys (Berlinale 2007)

Im Fußball hält die Geduld nicht lange an. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, bedient man sich immer des gleichen Rituals. Obwohl alle wissen, dass Erfolg von vielen Faktoren abhängt, ist es immer ein bestimmter Kopf, der rollt: der vom Trainer.

Bei einem Filmfestival dauert eine Saison nur 10 Tage und es gibt keine Regeln, die einem sagen, ob man gewonnen oder verloren hat. Am Ende des Festivals wird aber trotzdem Bilanz gezogen und wenn sich dann ein Gefühl der Unzufriedenheit Bahn bricht, steht auch hier eine bestimmte Person im Kreuzfeuer: der Festivaldirektor.

Es ist daher nach den durchmischten Kritiken zur Berlinale 2011 zunächst nicht verwunderlich, dass sich die Jubelschreie über die Vertragsverlängerung des Berlinale Leiters Dieter Kosslick in Grenzen hielten. Besonders die Community der “Filmexperten” grummelte über die Selbstverständlichkeit mit der Kosslick Berlinale Direktor bleiben darf. Sie wollen die Berlinale wieder in der Champions League sehen und sich dem FC Barcelona der Filmfestivals, dem Festival in Cannes, nicht geschlagen geben.

Neben der Sorge um die Filmkunst kann man aus den Kommentaren, aber auch ein Stück verletzte Berufsehre heraushören. Dazu gibt eine kleine Vorgeschichte. Im Oktober 2011 hat der Verband der deutschen Filmkritik e.V. ein Symposium zur Zukunft der Berlinale veranstaltet. Dieter Kosslick war eingeladen, hatte zugesagt, dann seine Zusage aber wieder zurückgezogen. Kosslick hatte den Eindruck, dass die Veranstalter nicht ganz unvoreingenommen waren. Angesichts des Veranstaltungstitels "Was kommt nach den Verrissen" lag er damit sicherlich nicht ganz falsch.

Nun ist die Beziehung zwischen der Berlinale und Filmkritikern immer eine besondere gewesen. Aus Unmut über das Wettbewerbsprogramm wurde 1964 die "Woche der Kritik" als eine Gegenveranstaltung ins Leben gerufen. 1970 wurde sie als "Internationales Forum des Jungen Films" in die Berlinale integriert und vom Filmkritiker Ulrich Gregor maßgeblich geprägt.

Wie berechtigt ist nun die gegenwärtige Kritik am Wettbewerbsprogramm und der Berlinale insgesamt? Aus meiner Sicht ist eine wertende Berlinale-Bilanz immer eine sehr persönliche Angelegenheit und hat viel mit der individuellen Filmauswahl zu tun. Richtig ist, dass Cannes in den letzten Jahren die großen Namen an Bord ziehen konnte und die Berlinale vergleichsweise leer ausging. Man kann aber auch Kosslick schwerlich widersprechen, wenn er anmerkt, dass das Festivalprogramm 2011 einige Highlights bereithielt (wie z.B. NADER AND SIMIN und THE TURIN HORSE). Was mich in jedem Fall wundert ist, dass sich die Filmkritiker so sehr am Wettbewerb festbeißen. Filmkunst hat ihren Platz sehr viel stärker in den Nebensektionen Panorama und Forum als im Wettbewerb. Deren Leiter bleiben aber weitestgehend verschont.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass Dieter Kosslick nach der Ära Moritz de Hadeln viel für die Publikums- und Öffentlichkeitswirksamkeit der Berlinale getan hat. Sein Steckenpferd das Kulinarische Kino wird zwar von der Filmkritik oft hämisch kommentiert, von anderen Festivals wie dem Filmfestival in San Sebastian aber adaptiert.

Ich freue mich in jedem Fall, dass auch in den nächsten Jahren Teppich und Schal in einheitlichem Rot zusammenfinden, und wünsche Dieter Kosslick viel Glück für die nächsten 5 Jahre.

Berlinale 2012: Plakat 2012 aus anderen Zeiten und für andere Orte

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© Internationale Filmfestspiele Berlin, Grafik: Boros, Agentur für Kommunikation

Nachdem das Plakat letztes Jahr ein beeindruckend psychedlisch stroboskoplicht-mäßiges Riesen-B war, durch Prägnanz, Schlichtheit und Dynamik zum Klauen gereadezu animierte, gibt es dieses Jahr bunt auf die Augen: 80er Jahre Ballonseidenjacken Farb-Ästethik, der Berlinale Bär in eigenartiger Farbschattierung.

Sicher will man uns den grauen, kalten, bösen Ferbruar vergessen machen mit diesen Farben, die zugleich an den 60er Jahre Day-Glow Bus von Ken Kesey aber ohne die schönen Rundungen, oder die gerade überstandene Retro-80er-Welle hierzulande erinnern.
Ohne LSD oder Blue Curacau ist das aber ZUVIEL....Farbe? Paint-Ball Schießen ohne Waffen, Prenzlauer Berg Damen-Oberteile ohne Inhalt. Hoffentlich gelingt 2013 wieder ein gegenwärtiges Motiv.

Berlinale 2012: Berlinale-Jury komplett

Jury-Präsident Mike Leigh bekommt Gesellschaft, die Besetzung der Berlinale-Jury 2012 steht fest. Über die Bären-Gewinner und den Alfred-Bauer-Preis für neue Perspektiven in der Filmkunst werden außer Leigh entscheiden: Der Regisseur und Fotograf Anton Corbijn, der Gewinner des Goldenen Bären 2011 und des Silbernen Bären 2009, Asghar Farhadi; außerdem die Schauspielerinnen Charlotte Gainsbourg und Barbara Sukowa und der Schauspieler Jake Gyllenhaal. Auch der französische Regisseur François Ozon und der algerische Schriftsteller Boualem Sansal, der in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewann, gehören dem Gremium an.

Berlinale 2012: Berlinale gibt fünf Filme für den Wettbewerb bekannt

Jetzt geht's los: Die ersten fünf Filme für den Wettbewerb der 62. Internationalen Filmfestspiele Berlin stehen fest - genauer gesagt drei Filme, die sich um den Goldenen Bären bewerben und zwei internationale Premieren, die außer Konkurrenz laufen.
Der Wettbewerbsbeitrag CAPTIVE ist eine Koproduktion von Frankreich, den Philippinen, Deutschland und Großbritannien. Der Film des Regisseurs Brillante Mendoza dreht sich um die Entführung einer Touristengruppe auf den Philippinen durch Terroristen im Jahr 2001. Die Hauptrollen spielen Isabell Huppert, Katherine Mulville und Marc Zanetta. Mendoza wurde 2009 in Cannes für KINATAY als bester Regisseur ausgezeichnet und gewann 2008 im Forum der Berlinale mit TIRADOR den Caligari Filmpreis.
Der spanische Wettbewerbsbeitrag DICTADO des Regisseurs Antonio Chavarrías ist ein Roadmovie mit Horrorelementen. Der dritte Beitrag ist der Film KEBUN BINATANG (Postkarten aus dem Zoo) des indonesischen Regisseurs Edwin über ein kleines Mädchen, das im Zoo aufgezogen wird.
Außer Konkurrenz wird EXTREMELY LOUD AND INCREDIBLY CLOSE von Stephen Daldry gezeigt. Diese Verfilmung des Romans von Jonathan Safran Foer läuft in dieser Woche in den USA an und erzählt mit Staraufgebot (Tom Hanks, Sandra Bullock) die Geschichte eines Jungen, dessen Vater bei den Terroranschägen von 9/11 ums Leben kommt. Die verschiedenen Trailer wecken schlimmen Schmonzetten-Verdacht und lassen eine misslungene Verfilmung eines sehr guten Buches befürchten.
Ebenfalls nicht im Rahmen des Wettbewerbs läuft der neue Film von Zhang Yimou JIN LING SHI SAN CHAI (Die Blumen des Krieges). In der chinesischen Produktion spielt Christian Bale einen Priester, der eine Gruppe Frauen während des Massakers der Japanischen Armee im chinesischen Nanking im Jahr 1937 retten will.

Berlinale 2012: Charlotte Gainsbourg pflegt schlechten Umgang

Die französische Schauspielerin und Sängerin Charlotte Gainsbourg kann einer notorisch unzuverlässigen Quelle zufolge ihre Klappe nicht halten: Im Interview mit einem unaussprechlichen Berliner Schmierblatt mit zwei Buchstaben (Name der festivalblog-Redaktion bekannt) sprach Gainsbourg angeblich darüber, dass sie Mitglied der Berlinale-Jury werde. Gegenwärtig kann keine seriöse Quelle dieses Gerücht bestätigen.

Berlinale 2012: Mike Leigh wird Jury-Präsident

Dieter Kosslick kümmert sich rührend um Senioren: 2012 wird der Großvater des New British Cinema, Mike Leigh, Präsident der Berlinale-Jury. Am 20. Februar, einen Tag nach Festivalende, feiert der englische Regisseur und Drehbuchautor seinen 69. Geburtstag. Leigh war zum letzten Mal im Jahr 2008 bei der Berlinale mit dem Wettbewerbsbeitrag HAPPY-GO-LUCKY zu Gast. Sally Hawkins, die Hauptdarstellerin des Films, erhielt damals den Silbernen Bären als beste Hauptdarstellerin. Mike Leigh wurde als Regisseur oder Autor insgesamt sieben Mal für den Oscar nominiert, zuletzt im Jahr 2010 für das beste Orginaldrehbuch zu ANOTHER YEAR.