Berlinale 1964

Ein Magazin des Bayerischen Fremdenverkehrsamtes sorgte 1964 für viel Aufregung. Es wurde vorgeschlagen, die Filmfestspiele nach München zu verlegen, um es den sozialistischen Länder zu erleichtern, ihre Filme auf das Filmfest zu senden. Es ging damit nicht nur um die Filmfestspiele, sondern auch um den Status der geteilten Stadt Berlins. Man reagiert sehr empfindlich auf die Veröffentlichung und es wurde deutlich: Die Berlinale war angeschlagen.

Auf einen Nebenschauplatz brachte sich zudem die Filmkritik in Position. Jahrelang hatte man das mittelmäßige Programm der Berlinale kritisiert. Nun ließ man den Worten Taten folgen. Parallel zur Berlinale initiierten die erst ein Jahr zuvor gegründeten Freunde der Deutschen Kinemathek die Berlinale Gegenveranstaltung "Woche der Kritik". Auf diesem Vorläufer des Forum-Sektion lief dann u.a. der von der Festspielleitung abgelehnte Godard-Film Bande à part.

Alfred Bauer war sich der damaligen Macht der Filmkritik wohl bewusst und versuchte das Problem durch eine Umarmungstaktik zu lösen. Für das kommende Jahr wurden auch zwei Filmkritiker in das Auswahlkomitee der Berlinale berufen.

Eine Filmkritik ist, mag sie auch noch so begründet sein, aber auch nur eine Meinung unter vielen. Das zeigt die Beurteilung des türkischen Gewinnerfilms von 1964 Susuz Yaz durch Ulrich Gregor im Spandauer Abendblatt. Gregor hielt den Film für derart mit falscher und naiver Folklore überladen, dass man ihn mit Schweigen hätte übersehen sollen. Der Hamburger Film-Regisseur Fatih Akin dagegen betrachtet "Susuz Yaz“ heute als eines der wichtigsten Vermächtnisse des türkischen Kinos.

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