Deutschland im Jahre 2009 ist ganz offensichtlich für eine Reihe der gefragtesten und bekanntesten deutschen FilmemacherInnen eine große Enttäuschung. Und, mir sei die plumpe Analogie verziehen, ihre Kurzfilme darüber enttäuschen ebenso.
Sie sind langweilig, uninspiriert, wenig mutig und oft entsetzlich klischeebeladen. Böse sind: Gentrifizierung. Polizei. Überhaupt, der Staat. Konsum. Nazis. Gegenwart. Damit das auch alle verstehen, ist sich der begabteste Regisseur nicht zu schade, die Botschaft gaaaanz deutlich zu machen. Am grauenhaftesten im Beitrag „Krankes Haus“ von Wolfgang Becker: die Anspielungen könnten nicht billiger sein. Das ist einfach nur noch ärgerlich. Nicolette Krebitz’ Kurzfilm hat für mich das meiste Potential: es geht um drei interessante Frauenfiguren, dargestellt von drei interessanten Frauen, in einem durchaus gewagten Format. Leider ist das Ergebnis total verschwurbelt. Dominik Graf zeigt anhand von architektonischer Entwicklung, dass früher alles besser war (was bei der Sicht auf Häuser der 50er Jahre im Ruhrgebiet zumindest ein mutiger Ansatz ist), und die Moderne eine kalte und gesichtslose Welt. Ach ja. Jammer jammer. Es zieht einen herunter, diese mutlose, blutleere und eindimensionale Betrachtung der Gegenwart in Deutschland. Zum Glück gibt es da noch das „Kleine Demokratie-Lehrstück“. Der einzige Lichtblick – in knapp drei Stunden Film!
Kommentare ( 2 )
Nie gesehen das Ding. Das klang von Anfang an wie eine doofe Idee. Soviel Konzept ist auch arg teutonisch. Dein Verriss lässt vor meinem Auge 151 humarlos-hölserne Minuten auftauchen. Arrgh!
Posted by Steffen | 01.02.12 19:38
unfassbar, wie gute regisseure so schlechte kurzfilme machen können und wie das alles zusammengenommen einen an der künstlerischen eignung sämtlicher beteiligter (auch der halb-gelungenen) zweifeln lassen. vielleicht war konzept-kunst eben 70er. die sind zum glück vorbei
Posted by christian | 03.02.12 11:54