Copyright: faktura film / Shellac
Das Offensichtliche ist an MUSIC das Besondere: es ist eine Geschichte in Bildern. Ein Film, der als Kunst die Grenzen des Films durchbricht. MUSIC würde als Ausstellung, Graphic Novel oder immersives Virtual Reality Erlebnis genauso seinen Zauber entfalten wie als Film.
Die Einstellungen sind lang und ein Genuss für die Augen. Gesprochen wird wenig. Plötzlich hat man viel Luft zum Durchatmen und Zeit, sich in Ruhe in den durchkomponierten Bildern umzuschauen. Es ist eine Justierung der Filmsinne, ein Entzug von abrupten Schnitten und rasanter Plot-Entwicklung.
Es gilt Leerstellen in der Geschichte zu überbrücken. Sie entstehen u.a. durch große Zeitsprünge in der Geschichte. Der Regisseur Christian Petzold sagte heute in einer Pressekonferenz zu ROTER HIMMEL, dass die Bilder im Kopf der Zuschauer gerade durch die Auslassungen entstehen. Das trifft sehr gut Angela Schanelecs neuen Film.
Worum es geht? Um die großen Themen Geburt, Liebe, Tod, Schuld und Schicksal. Zu der Handlung und den Referenzen des Films möchte ich nicht mehr sagen. Das kann überall nachgelesen werden. Außerdem lohnt es, sich MUSIC ohne Vorkenntnisse zu erschließen.
Die ersten Filme von Angela Schanelec liefen in der Berlinale Sektion Forum. Ihr Berlinale Debüt feierte Schanelec vor über 20 Jahren mit dem Film MEIN LANGSAMES LEBEN (2001), der mich sehr beeindruckt hat. Es folgten NACHMITTAG (2007) und ORLY (2010). ICH WAR ZUHAUSE, ABER… war 2019 Schanelecs erster Film, der im Wettbewerb der Berlinale lief, und wurde gleich mit dem Regiepreis ausgezeichnet.