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Januar 2016

Berlinale 2016: Aktivitäten für Geflüchtete

Berlinale in Zeiten der Flüchtlingskrise

Die Berlinale 2016 findet in politisch besonders bewegten Tagen statt: Deutschland und Europa diskutieren kontrovers über die so genannte „Flüchtlingskrise“ – oft genug leider ein Anlass, um nicht nur in den sozialen Medien rassistische Stereotype und Ewiggestriges hervorzukehren. Da ist die Berlinale wichtiger denn je, denn sie hat auch in „normalen“ Jahren das Zeug mit den Filmen, Schauspielern und Filmemachern aus aller Welt ein Zeichen für kulturelle Vielfalt und Offenheit zu setzen. Für ein paar Tage wird der sonst so öde Potsdamer Platz zu einem Zentrum globaler künstlerischer und politischer Debatten.

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Berlinale 2016: Takeshi Kitano im Panorama

Wayne Wang verfilmt Kurzgeschichte von Javier Marías

Bild von Takeshi Kitano
Takeshi Kitano, Cannes 2000, Bild von Rita Molná

Es ist nicht belegt, ob der in Deutschland nach Akira Kurosawa vielleicht bekannteste japanische Regisseur jemals auf der Berlinale war. 2016 hätte Takeshi Kitano in jedem Fall die Gelegenheit dazu. Unter seinem Künstlernamen Beat Takeshi spielt er die Hauptrolle in Wayne Wangs neuesten Film WHILE THE WOMAN ARE SLEEPING. Der chinesische Regisseur, der nach erfolgloser Schaffenszeit in Hong Kong mit 18 Jahren in die USA emigrierte, verfilmt eine abgründige Kurzgeschichte über Verehrung und Vergänglichkeit des mehrfach ausgezeichneten spanischen Autors Javier Mariás. MIENTRAS ELLAS DUERMEN (so der spanische Originaltitel) wurde 1990 zusammen mit anderen Kurzgeschichten von Mariás veröffentlicht. Die englische Übersetzung lässt sich in voller Länge auf der Seite des New Yorker nachlesen.


Berlinale Jury 2009
Berlinale Jury 2009, Wayne Wang Zweiter von rechts


Wayne Wang ist bereits Teil der Berlinale Geschichte. Vor über 20 Jahren gewann der Regisseur mit seiner legendären Paul Auster Verfilmung SMOKE den Spezialpreis der Jury. 2009 war er (damals noch zusammen mit Christoph Schlingensief und Henning Mankell) Teil der Berlinale Jury.

Gespannt darf man sein, wie Wang die Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge bringt und die ursprünglich spanische Rahmenhandlung in ein japanisches Setting verlegt (seine Besetzung ist durchgängig japanisch).

Verblüffend ist bereits jetzt, dass der Film "nur" im Panorama läuft. Das bisherige Programm des Berlinale Wettbewerbs kann wahrlich nicht mit großen Namen aufwarten und WHILE THE WOMANS ARE SLEEPING erfüllt zumindest ein wichtiges Kriterium für den Wettbewerb: Es wird als Weltpremiere gezeigt.

Berlinale Shorts 2016: 25 Kurzfilme im Wettbewerb

Filme von Gabriel Abrantes, Pimpaka Towira, Réka Bucsi, Ben Russell, Mahdi Fleifel, Christoph Girardet & Matthias Müller


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25 Kurzfilme aus 21 Ländern bewerben sich in diesem Jahr um den Goldenen und den Silbernen Bären in der Konkurrenz Berlinale Shorts. Außerdem werden eine Nominierung für den European Film Award und der mit 20.000 Euro dotierte Audi Short Film Award vergeben. Die Kurzfilmjury 2016 bilden die Kuratorin und Direktorin der Sharjah Biennale aus den Vereinigten Arabischen Emiraten Sheikha Hoor Al-Qasimi, die griechische Kuratorin und Autorin Katerina Gregos und der israelische Filmemacher Avi Mograbi. Außer Konkurrenz wird außerdem LOS MURMULLOS von Rubén Gámez aus dem Jahr 1976 gezeigt.

Berlinale 2016: New York Screwball Comedy im Panorama

Greta Gerwig, Ethan Hawke und Julianne Moore spielen in Independent Produktion MAGGIE'S PLAN


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Nach 2009 (THE PRIVATE LIVES OF PIPPA LEE) ist die Regisseurin Rebecca Miller (Tocher der Fotografin Inge Morath und des Bühnenautors Arthur Miller) wieder mit einer romantischen Komödie auf der Berlinale. Die gerade sehr angesagte Greta Herwig (FRANCIS HA) spielt Maggie, die unbedingt ein Kind will, sich aber selbst für beziehungsunfähig hält. Als sie bereits mit einem Samenspender die Lösung vor Augen hat, lernt sie den jungen Professor John (Ethan Hawke) kennen. Der ist aber bereits mit seiner erfolgreichen Kollegin Georgette (Julianne Moore) verheiratet.

MAGGIE'S PLAN hatte bereits bei den Filmfestspielen in Toronto im September vergangenen Jahres Premiere und lief danach auf dem New York Film Festival (daher kommt der Film für den Berlinale Wettbewerb nicht mehr in Frage).

Ingessamt hat Rebecca Millers fünfter Spielfilm gute Kritiken bekommen (u.a. in Variety und im Guardian). Eine interessante Panel Diskussion zu den Produktionsbedingungen von MAGGIE'S PLAN gibt es auf Youtube.

Berlinale 2016: Emma Thompson und Brendan Gleeson im Widerstand

Vierte Verfilmung von Hans Falladas letztem Werk auf der Berlinale

Rudolf Ditzen alias Hans Fallada wurde 53 Jahre. Am Ende war er stark Morphium süchtig und verbrachte viel Zeit in Sucht-Kliniken. In dieser Phase schrieb er 1946, ein Jahr vor seinem Tod, JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN. Im Mittelpunkt des Romans steht das Ehepaar Anna und Otto Quangel, das sich nach dem Kriegstod ihres Sohnes mit selbst verfassten Briefen und Postkarten gegen das nationalsozialistische Regime engagiert. Der Roman erschien lange Zeit nur in einer gekürzten Fassung. Erst über 50 Jahre später wurde der Roman in der ungekürzten Fassung zum Besteller, zunächst in Frankreich, Israel, den USA und Großbritannien, dann auch in Deutschland.


Die vierte Verfilmung von Falladas Werk Premiere hat nun im diesjährigen Berlinale Wettbewerb Premiere. Das Ehepaar Quangel wird von Emma Thompson und Brendan Gleeson gespielt. Die Rolle ihres Gegenspielers Kriminalkommissar Escherich hat Daniel Brühl übernommen. An der deutsch-französisch-britischen Koproduktion ist u.a. auch X-Filme beteiligt.

Danke und Good bye, film-zeit.de!

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Kurz vor Jahreswechsel, fast unbemerkt im allgemeinen Weihnachtstrubel, wurde ein Kapitel der deutschen Online-Filmkritik geschlossen. Der immer informative, aktuelle und mit viel Herzblut gepflegte Pressespiegel film-zeit.de ist Geschichte. Am 21. Dezember 2015 schrieb Ines Walk:

"Nach 13 Jahren ist meine Zeit mit film-zeit.de abgelaufen. Sie war leidenschaftlich und informativ, kräftezehrend und bestimmend, manchmal auch langweilig und eintönig. Ich habe sie genossen. Ich werde die Site nicht weiter pflegen, mich anderen (nicht)filmischen Dingen widmen."

Wir von festivalblog haben lange, sehr gut und gerne mit Ines und film-zeit.de zusammengearbeitet (insbesondere zur Berlinale aber auch im Seitenprojekt kinokarate.de). Uns und sicherlich vielen anderen wird film-zeit.de fehlen. Wir können uns nur von Herzen für die unzähligen Stunden an Lebenszeit bedanken, die Ines in dieses privat finanzierte aber immer professionelle Projekt gesteckt hat. Viel Glück, genauso viel Spaß und Elan bei den neuen (nicht)filmischen Dingen.