FRANCES HA von Noah Baumbach

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Frances (Greta Gerwig) ist eine nett-verbimmelte Endzwanzigerin, die älter aussieht und sich jünger benimmt. Jedem sollte einmal im Leben eine Frances begegnen, um die eigene Toleranz und Spießigkeit zu testen. Der unterhaltsame und bei aller Leichtigkeit auch sehr lebensnahe Noah Baumbach Panorama Beitrag FRANCES HA ist Schwarz-Weiß gefilmt, was ihm eine Aura von kunstbeflissenen, allzu ernsten Autorenfilm zu geben scheint, die jedoch von der witzigen, schlagfertigen und klugen Geschichte konterkariert wird, so dass beides am Ende sogar klarer hervortritt: Die Bilder und die Geschichte.
Die Ernsthaftigkeit des Themas schmuggelt sich wie in U-Boot unter all dem Lachen und Fremdschämen und innerlich Ratschläge verteilen durch: Wie lang soll sie an ihrem Traum festhalten und wann ist es Zeit, den Traum sausen zu lassen?
Am Ende wird Frances - entgegen der meisten Ratschläge in den Köpfen der Zuschauer - alles richtig und auf ihre Art gemacht haben - auch wenn es eine ganze Weile überhaupt nicht danach aussieht.

Frances ist Tänzerin, sagt sie. Aber sie tanzt selten und was man so sehen kann auch nicht wirklich gut. Zumindest verdient sie ein wenig Geld damit, um in New York von der Hand in den Mund zu leben. Sie wohnt bei ihrer besten Freundin, die dann aber kurz nachdem sich Frances von ihrem Freund trennt, weil er mit ihr zusammenziehen wollte, zu ihrem Freund zieht. Dann beginnt das Wohnungshopping, das Frances irgendwann kurz vor die Obdachlosigkeit führt - ohne dass man ihr dabei Verzweiflung ansehen würde.

Höchstens an ihren Lügen gegenüber Eltern und der besten Freundin in Sachen Job und Wohnung wird erkennbar, dass Frances sich sehr wohl bewusst ist, was gerade passiert, dass sich die Dinge bald entscheiden werden. Dann trifft sie einige scheinbar dämliche Entscheidungen, nimmt einen Job nicht an, reist spontan, längst total pleite auf Kredit nach Paris. Aber es musste wohl für sie erst ganz runter gehen, bevor sie sich bewegt. Aber auch als Zuschauer ist man immer ganz entspannt und lacht viel über die tollpatschige, spontane Frances und ihre oft erfrischend ehrlichen (bzw. naiven) Fragen und Antworten. Da sind einige Stellen im Film, wo der Spießer in einem sagt, „Mädchen, nimm jetzt diesen Scheiß Job an!“ oder ähnliches. Macht sie aber nicht, sondern dreht noch eine Weile Pirouetten. Bis, ja bis, sie erkennt, dass im Leben ihrer Freundin auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Eine Befreiung.

Wie in dem anderen amerikanischen Film des Tages, BEFORE MIDNIGHT, dachte ich hinterher: Die können es eben doch, die Amis. Knackig, schnelle, kluge Dialoge, tolle Schauspieler, eine echte Geschichte ohne in Plothörigkeit und Drehbuch Ein-Mal-Eins das Besondere und Eigene zu verlieren.

Warum GREENBERG, auch mit Greta Gerwig, letztes Jahr im Wettbewerb lief, FRANCES HA aber „nur“ im Panorma ist so ein Geheimnis der Berlinale. Egal. Frances hätte sicher auch einige verworren-verwirrende Sätze dazu zu sagen, wie etwas zunächst aussieht und dann am Ende wirklich ist.

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Titel

Orignaltitel

Frances Ha

Credits

Regisseur

Noah Baumbach

Schauspieler

Adam Driver

Greta Gerwig

Mickey Sumner

Land

Flagge BrasilienBrasilien

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2013

Dauer

86 min.

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