"The private lives of Pippa Lee" von Rebecca Miller

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Das Leben als mühsame Reise hin zu selbst – das ist eines der Grundmotive in Rebecca Millers „The private lives of Pippa Lee“, mit dem die Regisseurin ihren gleichnamigen Roman selber verfilmt hat.

Nachdem die 50jährige Pippa Lee (Robin Wright Penn) mit ihrem 30 Jahre älteren Mann (Alan Arkin) in einen Wohnpark für gutbetuchte Senioren gezogen ist, lässt sie ihr bisheriges Leben dort noch mal Revue passieren. Oberflächlich betrachtet scheint alles in bester Ordnung zu sein. Pippas Mann ist ein ehemals sehr einflussreicher Großverleger, der langjährige Freundeskreis besteht aus Künstlern- und Intellektuellen, das Paar hat zwei gemeinsame Kinder und keinerlei materielle Sorgen. Bei näherem Hinschauen zeigen sich aber tiefe Brüche im Leben der Titelheldin. Der Film geht mit vielen Rückblenden in ihre Kindheit und Jugend der Frage nach, wie aus einem mit Drogen und Sex experimentierenden Hippiemädchen eine scheinbar perfekte Ehefrau werden konnte, die sich für ihren Mann aufopfert und zwischen Köchin, Gastgeberin, Mutter und Krankenschwester mühelos hin und her wechselt, ohne dabei an eigene Bedürfnisse zu denken.

Zu den großen Stärken des Films gehört die einfühlsame Darstellung der zwischen extremer Abhängigkeit und Ablehnung pendelnden Beziehung zwischen Pippa und ihrer labilen Mutter, eine fatale emotionale Konstellation, die Pippas Leben auch als erwachsene Frau noch nachhaltig beeinflussen wird. Zwar gelingt es ihr durch die Flucht aus dem Elternhaus zumindest räumlich, sich aus der Abhängigkeit von der Mutter zu befreien. Die gewonnene Freiheit wird aber überschattet von Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten. Es zeigt sich, dass auch Pippa in ihrer Ehe unter dem Zwang leidet, stets perfekt und gut gelaunt zu agieren und es immer allen recht zu machen. Während Pippas Mutter diesem Druck nur mit Hilfe von täglichen Medikamenten Stand halten konnte, versucht sie selbst lange Zeit, es auch so zu schaffen. Irgendwann muss sie sich dann allerdings eingestehen, dass ihr bisheriges Leben langsam aber sicher auf einen Zusammenbruch zusteuert.

Das der Film trotz seiner über weite Strecken sehr einfühlsamen Darstellung der inneren Verletzungen seiner Titelheldin nicht restlos überzeugen kann, liegt vor allem in seiner besonders in den Schlusssequenzen deutlich werdenden Tendenz, die Konflikte am Ende wieder glatt zu bügeln und zu harmonisieren. Nach der Tragweite der zuvor darstellten Probleme wirkt der Schluss mit seinem Happy End insgesamt zu versöhnlich. Dennoch ein sehenswerter Film, der hellsichtige Einblicke in die Dynamik menschlicher Beziehungen bietet.

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Titel

Orignaltitel

The Private Lives of Pippa Lee

Credits

Regisseur

Rebecca Miller

Schauspieler

Monica Bellucci

Julianne Moore

Keanu Reeves

Winona Ryder

Drehbuch

Kamera

Declan Quinn

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2009

Dauer

93 min.

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