"Derek" von Isaac Julien

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Ich habe noch nie einen Film von Derek Jarman gesehen, aber Mitte der Neunziger tauchte der Name Derek Jarman immer wieder auf, sei es in Gesprächen mit Freunden, in Artikeln oder in Interviews mit Künstlern. Besonders faszinierte mich die Idee seines Films "Blue". Als Ausdruck für die Situation des damals durch seine HIV-Erkrankung fast erblindeten Jarman sieht man die ganze Zeit nur eine blaue Leinwand. Aus dem Off erklärt Jarman seine "Sicht" der Dinge. Seit Jarmans Tod 1994 ist das Werk des wegweisenden Künstlers langsam in Vergessenheit geraten. Ehemalige Mitstreiter von Derek Jarman, allen voran die Schauspielerin Tilda Swinton und der Regisseur Issac Julien, versuchen nun mit "Derek" dieser kulturellen Amnesie entgegenzuwirken.

In „Derek“ wird eines der letzten Interviews mit Derek Jarman zusammengeschnitten mit home-movie footage von Jarman und seiner Familie, Archivmaterial, Super-8 Arbeiten und Ausschnitten aus seinen Filmen wie z. B. dem Debüt Sebastiane(1976), dem Punk Film Jubilee (1977) oder Caravaggio (1986), der den Beginn der Zusammenarbeit mit Tilda Swinton markiert. Zusammengehalten werden die Bilder durch das voiceover von Tilda Swinton, die Letter to an angel rezitiert, einen Brief, den Swinton acht Jahre nach dem Tod des Regisseurs mit großer Resonanz im Guardian veröffentlichte.
„Derek“ ist wie ein Blitzlicht, das noch einmal die inspirierende Kraft von Derek Jarmans Person und seinem Werk in groben Pinselstrichen aufleuchten lässt. Der Film ist kein biografischer Nachruf auf einen verstorbenen Künstler. Im Gegenteil: mit viel Liebe, Herz und Entschlossenheit werden die Ideen Jarmans und seine gemeinschaftsbildende Art Filme zu machen wieder in die Gegenwart geholt. Auf der Pressekonferenz und nach der Premiere des Films sagte Tilda Swinton wie krank es sie mache, wenn sie vor jungen Filmstudenten steht, die nach einer Anleitung für ein selbstbestimmtes Kunstwerk suchen und von Derek Jarman noch nie etwas gehört haben. „Derek“ soll daher jungen Filmemachern Mut machen, ihre Werke nicht als Produkt sondern als Kunst zu begreifen, die das freie Gedankenexperiment nicht scheut und einen Standpunkt in der Gesellschaft nicht leugnet. Es ist aber auch ein Aufruf an die ehemaligen Weggefährten Jarmans, wieder zusammenzufinden und die damals begonnene Arbeit fortzusetzen.
Neben dem Film "Derek" gibt es drei weitere Initiativen, Derek Jarmans Werk wieder öffentlich zu machen: am 23. Februar wird eine von Isaac Julien kuratierte Ausstellung in der renommierten Londoner Serpentine Gallery eröffnet, gleichzeitig wird der von Film London und More4 co-finanzierten Jarman Award für „individual artist film-makers whose risk-taking work resists boundaries and conventional definition“ ausgeschrieben und zu guter Letzt bringt die Edition Salzgeber ab 21.02.2008 Derek Jarmans „Blue“ wieder in deutsche Kinos.

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Titel

Orignaltitel

Derek

Credits

Regisseur

Isaac Julien

Schauspieler

Tilda Swinton

Land

Flagge Vereinigtes KönigreichVereinigtes Königreich

Jahr

2008

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