Berlinale Countdown:
SMOKE von Wayne Wang (1995)

Es hätte der Einstieg eines tollen Autors ins Filmgeschäft sein können - Spezialpreis der Jury auf der Berlinale. Das Drehbuch stammte von Paul Auster, damals einem der Lieblingsautoren der Deutschen. Wayne Wang hat‘s dann gefilmt mit netter Besetzung (u.a. Harvey Keitel, William Hurt, Forest Whitaker). Und mit BLUE IN THE FACE gab es sogar noch eine Star-gespickte Improvisation, die dem Zuschauer die Frage ersparte, wie es wohl weitergeht mit Auggie und dem Tabakladen, mit Brooklyn und den Rauchern.

SMOKE verwebt sich berührende Handlungsstränge in Auster-Manier. Was zufällig wirkt, hängt eigentlich zusammen, eine Handlung in dieser Situation hat unkontrollierbare Folgen in einer anderen - eigentlich klar, aber hier ist das erzählerisches Mittel. Die Entstehung des Films selbst ist so eine Geschichte: Auster schrieb 1990 für die NY Times eine Weihnachtsgeschichte (die am Ende des Films von Keitel erzählt wird). Wang gefiel sie, die beiden trafen sich in Brooklyn und gingen zusammen Austers Zigarillos kaufen. Auster erzählte allerlei Geschichten über das damals noch nicht so angesagte Viertel Brooklyn und Wang schlug vor einen Film zu machen. So geschah es.

Aus zufälligen Begegnungen werden im Film Geschichten. Wir sind Beobachter nicht gerade von außergewöhnlichen Ereignissen, sondern eher der Poesie des Alltags und folgen den Details und Verwobenheiten des Lebens dieser Männer und Frauen, spüren wie sehr die Begegnungen mit Menschen unsere eigenen Entscheidungen und Handlungen formen.

Eine der schönsten Szenen ist, wenn der Tabakladenbesitzer Auggie und der Autor Paul nachts in der Küche sitzen und Augies Fotoalben durchblättern. Der Zigarettenladen Betreiber Auggie macht nämlich jeden Tag zur selben Zeit vom selben Ort ein einziges Foto - Sommer wie Winter. Auf einem der Bilder taucht die verstorbene Frau von Paul auf....
Und da ist der schwarze Junge auf der Flucht vor Schlägern, der bei Paul unterschlüpft und seinen Vater konfrontieren will mit seiner Existenz. Da ist die Verflossene von Auggie, die Probleme mit ihrer Tochter hat, die dann auch seine Tochter sein soll - ein Geflecht von Beziehungen und Lügen und Absichten. Und: es wird geraucht, was das Zeug hergibt. In Europa lief der Film vielleicht auch deshalb erfolgreicher als im Saubermännerland No. 1.

Leider waren nach diesem ersten Treffer die weiteren filmischen Versuche von Paul Auster totale Fehlgriffe. Man kann nur jedem raten, die Finger davon zu lassen und lieber nochmals das tolle „Leviathan“ oder „Moonpalace“ zu lesen und sich eine zu rauchen.

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Titel

Orignaltitel

Smoke

Deutscher Titel

Raucher unter sich

Credits

Regisseur

Wayne Wang

Schauspieler

Giancarlo Esposito

William Hurt

Harvey Keitel

Forest Whitaker

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge JapanJapan

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

1995

Dauer

112 min.

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