Allzu schöne Menschen…
Der Fahrer mit breitem Kinn sieht gut aus und schweigt. Die Kleine ist wild und hübsch mit franzosenmäßiger Zahnlücke, der Bruder ein schöner Lockenkopf mit sensiblen Augen und der vierte Mitfahrer so ein selbstbewusster Skatertyp mit langen Haaren. Alle sehen also super aus, ziehen ihre T-Shirts ständig aus, aalen sich am Strand und es passiert, was passieren muss. Schweiger und Lockenkopf sowie Skater und Schwesterchen machen es. Es ist schließlich Sommer. Ach ja eine Pistole ist ganz Godard mäßig früh im Bild, um Spannung zu schaffen und es gibt Rückblenden in die Kindheit, um die Verschwiegenheit des Fahrers, die eigenartige sexuelle Spannung zwischen Bruder und Schwester zu erklären (nur der Skatertyp bleibt seltsamerweise ausgespart, ist eh nur Mittel zu Zweck). Diese vier sind unterwegs gen Süden, machen zwischendurch Station beim Bruder Fahrers, der eigentlich zu seiner Mutter will, um sie wegen des Selbstmords des Vaters (mit eben der Pistole) zu konfrontieren.
Warum der Schweiger diese Leute mitnimmt, warum er und sie sich all die gegenseitigen Beleidigungen und Schubsereien gefallen lassen bleibt schleierhaft. Das ständige Wegfahren und Zurückkommen, die criss-cross Begehrlichkeiten im französischen Sommerlicht sehen hübsch aus, wie eben auch die Protagonisten aus Modekatalogen stammen könnten. Die Rückblenden sind dabei der hilflose Versuch die adretten, doch eindimensionalen Figuren mit Vergangenheit auszustatten, aber über die vulgärpsychologische erste Assoziationsebene kommen sie auch nicht hinweg.
Habe das Gefühl, hier sollte der hübsch anzuschauende Film mit hübsch anzuschauenen Homo- und Heterosexuellen mit einer Tragik unterfüttert werden, weil es sonst ein Film über ein einziges Gefühl gewesen wäre: im Sommer bei runtergekurbelten Fenstern gen Süden fahren, die heiß Luft weht herein, die Pinien riechen und man schläft am Strand und ist horny, horny, horny.
Der Versuch jedoch über dieses Sommergefühl hinaus, Spannung und Dramatik einzubauen, ist allzu durchschaubar. Und so ist der Film, wie man es ja leider oft auch von sehr schönen Menschen erlebt: Schön an der Oberfläche, langweilig darunter.