Was macht Liebe auf der Leinwand glaubhaft? Sind es Gesten, Blicke, Tränen oder Küsse? Sind es Situationen, die wir in uns wiederfinden? Wie das Gefühl selbst, kann man es wohl schwer festmachen. Schwer zu sagen, weshalb mich die Liebe zwischen dem 60 jährigen Professor David Kepesh und seiner jungen Studentin Consuela lange kalt lässt.
Vielleicht kommt die Kühle von Kepesh, gespielt von Ben Kingsley, der in sich selbst gefangen ist, unfähig die Kontrolle über sein unkontrolliertes Leben abzugeben. Genauso wie sein Dichterfreund George (Dennis Hopper) erlaubt ihm sein Erfolg auch im Alter ein ungebundenes Liebesleben mit jungen Studentinnen fortzuführen. Doch der typische Mann, der sich nicht binden will, kommt dann ins Wanken, wenn er sich verliebt, ohne es zu wollen. Kepesh’s Studentin Consuela (Penélope Cruz) wird nicht zu einer seiner Affären, sondern zu der Frau, nach der David Kepesh nie gesucht hat. Für ihn ist es aber nicht der siebte Himmel, sondern eine Hölle. Er leidet. Warum soll Sie gerade ihn, den 30 Jahre älteren Professor lieben und treu bleiben? Die Angst des Verlustes beginnt mit dem ersten Gefühl der Liebe und macht ihn panisch.
Wie ein Sinnbild steht Ben Kingsleys maskuliner kahler Kopf für die glatte Selbstsicherheit von Kepesh. Eindrucksvoll verkörpert Kingsley einen Mann, der hilflos auf die vielleicht erste Erfahrung von Liebe reagiert. Penelope Cruz hat es dagegen schwer von ihrem Image als Model-Schauspielerin loszukommen. Zweifellos ist sie eine gute Wahl für den Part der Consuela. Allerdings wird die Liebe von Kepesh fast ausschließlich auf den Körper von Consuela reduziert und so steht allein durch das Drehbuch das makellose Aussehen von Penélope Cruz und ihre verführerischen Blicke im Vordergrund. Cruz selbst reagierte auf der Pressekonferenz ungehalten auf die Debatte, ob ihr gutes Aussehen sie als seriöse Schauspielerin disqualifiziere (wenig hilfreich dabei waren sicherlich die vielen Werbeplakate auf denen Cruz omnipräsent für den Berlinale Sponsor L'Oreal wirbt.
In "Elegy" ist Penelope Cruz außergewöhnliches Aussehen neben der Unzugänglichkeit der Kepesh Figur ein weiter Grund, warum sich in Isabel Coixet neuestem Werk "Elegy" dem Zuschauer lange keine Zeit keine Möglichkeit zur Anteilnahme bietet. Erst als zum Schluss die Sicherheiten wegbrechen, löst sich die Distanz zu den Figuren.
Erfrischend in diesem Film, in der die Tragik der Bilder und der Musik (u.a. Erik Satie) oft nicht mit der erzählten Geschichte in Deckung zu bringen ist, ist insbesondere Dennis Hopper in der Rolle des besten Freundes von Kepesch.
Kommentare ( 2 )
Du bist vielleicht auch an dem gescheitert, was die Hopper Figur die "Beauty Barrier" nannte. Ich fand man hat mehr gesehen als Schönheit. Sicher, dieser Keppesh liebt ihren Körper sehr, 30 Jahre jünger, einfach schön. Aber nicht nur deshalb. Er glaubt noch immer so alt wie sie zu sein, auch wenn er weiß, es ist nicht so. Das fand ich spürbar in seiner Figur.
Bei Consuela dagegen, dass sie nicht erst am Ende die Ältere ist, sondern von Anfang an die klarere, bewusstere, ehrlichere, reifere Figur in der Beziehung war.
Ich finde Cruz schafft es uns hinter die Fassade dieser schönen Frau blicken zu lassen und dabei auch gleich jenen unnahbaren, sich hinter seinem Intellekt und seiner Geilheit verschanzenden Kepesh zu zeigen.
Was ich komisch fand, waren die Kommentare der Kepesh Stimme aus dem Off: war das die Referenz an Roland Barth und den mehrfach zitierten Satz, dass der Leser (in diesem Fall der Zuschauer) selbst zum Autor wird, wenn er ein Kunstwerk betrachtet? Also gewissermaßen Kepesh sich selbst oder Consuela als Kunstwerk nochmals liest?
Oder ein Verweis auf das berühmte Velasquez Gemälde mit dem König im Spiegel? Ok, es stimmt, in einem Buch, das man nach 10 Jahren nochmals liest, entdeckt man ganz andere Dinge, als beim ersten Lesen. Aber die Off Stimme lieferte überhaupt nichts, was wir nicht selbst auch sehen konnten, keinen einzigen Kommentar, der größeres Verständnis für sein Verhalten schaffen würde.
Der Film läuft auf den einen Satz zu: nicht man selbst besitzt ein Kunstwerk, sondern sie besitzen uns. Und mit den Fotos, die er am Ende von ihr macht, auf denen sie aussieht, wie das Mädchen auf dem Goya Bild, nimmt Concuela endgültig Besitz von Kepesh, obwohl er doch glaubte, sie zu besitzen. Ihre Schönheit wird bleiben, Kepesh Libido wird sterben.
Posted by Christian | 11.02.08 16:06
Nein, also ich weiß ja nicht, aber mir schmeckte diese ganze Verfilmung doch zu sehr nach Altherrenfantasie. Das ganze Böse, Ballige von Roth ist hier ästhetisch glattgebügelt worden. Gut, die Einsamkeit und emotionale Unfähigkeit von Kepesh kam schon gut rüber, aber mir war das Ganze viel viel viel zu brav. Jede Einstellung ein Gemälde. Gähn! Hätte mal lieber gesehen, dass ein bisschen an der Oberfläche gekratzt wird...
Posted by tiz | 12.02.08 19:14