John Callahan ist ein ziemlich bekannter Cartoonist. Er war für seinen schwarzen Humor bekannt und saß außerdem im Rollstuhl. John Callahan ist seit acht Jahren tot. Und nun hat Gus Van Sant einen Film über John Callahan gedreht. Gus Van Sant hat früher viele tolle Filme gedreht. In denen kamen oft ganz schräge, kaputte Typen vor. Die Filme waren schwierig anzuschauen, aber toll. Der neue Film ist nicht so toll. Weil er eine ziemlich schräge Geschichte in einen ganz braven Rahmen mit Happy End presst. Damit alle sich über das Ergebnis freuen können. Das passt irgendwie nicht. Außerdem hat Joaquin Phoenix, der John Callahan spielt, eine ganz komische, karottenfarbige Perücke auf. Die ist hässlich und sieht außerdem falsch aus. Und er ist mindestens 20 Jahre zu alt für die Rolle.
John Callahan ist 1972, zu Beginn des Films, Anfang 20. Er kommt aus Oregon, lebt aber jetzt in Kalifornien und hat ein ernst zu nehmendes Alkoholproblem. Außerdem weiß er vier Dinge über seine Mutter – unter anderem, dass sie ihn nicht wollte und zur Adoption freigegeben hat. Wahrscheinlich trinkt er deshalb so viel. Bald sitzt er nach einem Autounfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Jack Black saß am Steuer. Der heißt aber im Film Dexter. Nach dem Unfall trinkt John noch mehr. Keiner mag in mehr. Und nun setzt der Film eigentlich ein. Denn nach diesem absoluten Tiefpunkt geht es auf wundersame Weise bergauf für John, denn John arbeitet mit Hilfe einer religiös inspirierten Anonyme-Alkoholiker-Gruppe, die von einem hübschen blonden reichen schwulen Hippie geleitet wird, Punkt für Punkt seine private Soll-Liste ab. Das sieht dann so aus: Alkoholismus – check. Groll gegen die Mutter und den Rest der Welt – check. Freundin finde: check. Sich selbst lieben: check. Dabei glaubt er nicht mal an Gott sondern nur an die Genitalien von Raquel Welsh. Das ist eigentlich schon wieder lustig. Und nebenbei fängt er an, Cartoons zu zeichnen.
Weil Joaquin Phoenix so ein toller Schauspieler ist, macht es manchmal sogar Spaß, da zuzuschauen. Aber eigentlich fragt man sich, warum Gus Van Sant jetzt solche Filme macht. Weil: Obwohl hier viel Kotze und Kacke und Saufen vorkommt, ist alles total clean. Irgendwie nicht echt. Alles wird gut, obwohl zwischendrin auch mal geweint und gestorben wird. In der Therapiegruppe sitzen übrigens Kim Gordon, Udo Kier und Beth Ditto. Aber sie spielen andere Leute. Das ist irgendwie verschenkt. Weil sie hätten dann besser gleich sich selbst spielen sollen. Nur Beth Ditto ist richtig gut. Als echt harte Redneck-Tante mit Herzkrebs. Aber mit Herz. Und das glaubt man ihr, obwohl man vielleicht vorher nicht wusste, dass es Herzkrebs überhaupt gibt.
John Callahan kriegt dann schließlich eine richtig schöne Frau ab. Die richtig schöne und außerdem supernette und kluge Frau ist Schwedin und wird von Rooney Mara gespielt. Sie hat in dem Film nicht viel zu tun. Außer wie ein Engel auszusehen. Schade.
Die Cartoons von John Callahan sind richtig gut. Da haben sich damals viele Leute drüber aufgeregt, weil die alles durch den Kakao gezogen haben, auch die Kirche und so. Aber Richard Pryor war ein Fan. Das passt schon. Wenn ihr nicht wisst, wer Richard Pryor ist, dann googelt halt.
Vielleicht sollte man sich einfach die Cartoons nochmal angucken.
Und wem der Text zu einfach ist, der sollte sich den Film anschauen. Der ist auch einfach.
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Kommentare ( 3 )
Ja, genauso war es...leider! In den ersten Minuten dachte ich, das ändert sich gleich...der Film bewegt sich nur am.Anfang an der Oberfläche, doch dann taucht er ab. Aber der Film kriegt keine Kurve, alles läuft gerade aus auf das Ende zu.
Posted by andreas | 21.02.18 00:08
barrierefrei in einfacher Sprache zu schreiben, weil der Film auch so sein will... toll Signora T!!
Posted by Christian | 21.02.18 06:40
Das ist wirklich ein ärgerlicher Film. Zum X. Mal die Geschichte des Geläuterten erzählt, der sein schweres Schicksal meistert. Joaquín Phoenix darf dann auch noch pittoresk-behindert im Rollstuhl rumdüsen. Der Film benutzt das Thema Behinderung nur als Krücke (haha, Wortspiel), um seine verblasenen christlich angehauchten Botschaften unters Volk zu bringen.
Das Interessante an Callahan waren weder, dass er im Rollstuhl saß noch sein Alkoholismus, sondern dass er sehr guter witzig-bösartiger Zeichner war. Aber seine Kreativität ist nie ein echtes Thema. Die Zeichnungen, die ab und zu auf der Leinwand auftauchen, sind das einzig Gute am Film.
Posted by Steffen | 21.02.18 22:33