IRON SKY von Timo Vuorensola

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Finnischer Science Fiction Film in Zusammenarbeit mit Australien und Deutschland? Nazis auf der dunklen Seite des Mondes planen die „Rettung“ der Welt und ein gebleichter Schwarzer wird zum Helden? Nur Udo Kier als „Der Führer (Kortzfleisch)“ scheint eine zunächst nachvollziehbare Idee für eine Nazi-Parodie zu sein. Erfahrungen hat er schon als Führer in Christoph Schlingensiefs 100 JAHRE ADOLF HITLER gemacht. Vor dem Film musste ich dem finnischen Radio die Frage beantworten, ob Deutschland reif ist für eine Nazi-Satire. Na klar, gibt ja schon eine ganze Menge. Ob Deutschland reif ist für eine finnische Nazi-Satire überstieg allerdings meine Vorstellungskraft.

Optisch ist IRON SKY aber näher an HELL BOY als am Schlingensiefschen Style. Der Film sieht echt gut aus, ist nicht so eine Bastlel-B-Movie wie die Star Wars Parodie der Filmemacher STAR WRECK, mit dem sie vor ein paar Jahren berühmt wurden.

Von Gil Scott-Heron gibt es den tollen Rap „Whitey on the Moon“. In IRON SKY ist es kein Bleichgesicht auf dem Mond, sondern ein „Brother“, ein schwarzer Mann, amerikanischer Astronaut, der von den Nazis, die sich 1945 auf die dunkle Seites des Mondes geflüchtet haben, gefangen genommen wird und die Geschichte ins Rollen bringt.

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Die Nazis fürchten jetzt die Invasion der Erdlinge und wollen ihr seit 1945 zusammengebautes Riesenraumschiff zur Erde schicken. Die "Wunderwaffe", von der Adolf immer nur gefaselt hat. Das Schlachtschiff kriegen sie allerdings erst durch das von dem amerikanischen Astronaut mitgebrachte iPhone ans Laufen. Ach ja, und Sarah Palin ist Präsidentin der USA, die UNO eine Versammlung von Wirrköpfen, die tun, was die Präsidentin sagt und das ganze Schlammassel beginnt mit der dummen PR Aktion im Wahlkampf, Astronauten auf den Mond zu schicken, wo die eben auf die Nazis stoßen, die da fröhlich weltabgewandt vor sich hin-deutschtümeln.

Alle Figuren sind schön überzeichnet ohne total albern zu sein. Die Raumschiffe und Maschinen haben den gerade sehr angesagten Retro-Zukunfts-Look der auch in Scorseses HUGO CABRET oder Filmen wie SKY CAPTAIN AND THE WORLD OF TOMORROW ebenfalls gepflegt wurde. Es gibt zahlreiche irrwitzige Ideen, wie dass der Schwarze Astronaut James Washington von den Nazis albinosiert wird und als Obdachloser am Times Square von den Mond-Nazis predigend endet, die da längst für die Präsidentin als PR Berater arbeiten. Bissig, witzig, böse und klug.

Die Dialoge sind schnittig und nur punktuell blöde. Lachen muss man über ein paar Seitenhiebe auf Politik und Weltgeschehen, staunen über die kompakte Story, die nachher sogar spannend wird und in einer Art politischen Metapher (zu Lasten amerikanischer Großmannssucht) endet.

(SPOILER-WARNUNG)

Regisseur Timo Vuorensola gelingt fast immer die Balance zwischen Groteske, Action und Science Fiction. Und wenn dann am Ende tatsächlich die blonde, nun geläuterte Nazifrau mit dem schwarzen Amerikaner anbandelt, dann ist das ein Abschluss, den man am Anfang des Films ahnte, aber ohne dass die 90 Minuten dazwischen auch nur im Ansatz vorhersehbar waren.

Kommentare ( 3 )

Schade, jetzt kenne ich das ende schon... Das schmälert die vorfreude ein wenig und wäre doch nicht unbedingt notwendig gewesen, um die Vorhersagbarkeit zu illustrieren...

Das Ende vom Film ist für das Vergnügen irrelevant. Bei James Bond, weiss man doch auch immer wie es ausgeht (die Frau in seinen Armen, der Böse besiegt) - der Weg ist das Ziel. Also reingehen und freuen DWR

Das wird sicher auch passieren. Aber es ist so eine grundsätzliche Frage, die mich ja auch immer wieder beschäftigt: was verrät man, wieviel erzählt man, was ist notwendig und was zu viel? Und Informationen über das Ende zu verraten, finde ich immer kritisch. Daher mein punktuelles "dislike" deines ansonsten guten Beitrags,

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Titel

Orignaltitel

Iron Sky

Credits

Regisseur

Timo Vuorensola

Schauspieler

Julia Dietze

Udo Kier

Christopher Kirby

Götz Otto

Land

Flagge AustralienAustralien

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge FinnlandFinnland

Flagge NiederlandeNiederlande

Jahr

2011

Dauer

93 min.

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