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23.04.05

21:00

"Kebab Conneciton" von Anno Saul

Deutschland 2004 * Regie: Anno Saul* Drehbuch: Fatih Akin, Jan Berger, Anno Saul * Darsteller: Nora Tschirmer, Dennis Moschitto, Guven Kirac, Sibel Kekilli

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Ich bin hingerissen, gleich von der ersten Minute an. Mache das was Kino zum Kino macht: lache laut. Das geht den ganzen Film so weiter. Entweder lache ich oder ich bin gerührt. Am Lachen erkenne ich, dass nicht nur ich, sondern auch meine Mitschauer verzückt sind. Über die Dieter Bohlen Witze lacht natürlich nur die deutsche Hälfte im Kino.
Diese Mischung aus Martial Arts, Döner, Schanzen Atmo, türkisch deutschen Alltag und viel, viel Herz....das ist...ich sage es nicht oft: einfach genial.
Es ist eine leichte Komödie. Was für ein altmodischer Begriff: Komödie. Da muss ich immer eher an Heinz Rühmann denken. Kebab Connection also die Fortsetzung der Feuerzangen Bowle im Jahr 2005? Gut....also der Film ist "leicht". Aber wir wissen ja... das Leichte ist das Schwerste. So wenn einer zu dir kommt und sagt: "Bleib mal locker, Mann". Mach das mal auf Befehl! Kebab Connection wirkt wahr und glaubhaft, selbst wenn es absurd wird oder Klischees bedient werden. Die Schauspieler kommen entspannt rüber: Super sympatisch Denis Moschitto als verträumter Nachwuchsregisseur mit Bruce Lee Addiktion, Nora Tschirmer als seine toughe Freundin spielt zum Verlieben und in einer kleinen Nebenrolle sehen wir auch Sibel Kekilli, Hauptdarstellerin aus „Gegen die Wand“ (der Regisseur Fatih Akin von „Gegen die Wand“ hat auch am Drehbuch von Kebab Connection mitgeschrieben). Ich hoffe der Film findet einen Verleih in UK. Dann wird klar das Deutschland mehr ist als Hitler, Rammstein und Oliver Kahn.

Autor: xchange 23.04.05 21:00 | Kommentare (0)

18:26

Q&A nach “Man about dog” mit Produzent Channing-Williams

Was für ein Unterschied: wer fühlt sich nicht peinlich berührt, wenn nach einer Vorstellung auf der Berlinale der Regisseur auf die Bühne kommt und der Moderator, nachdem er seine Fragen losgeworden ist, sich an das Publikum wendet: "Fragen aus dem Publikum?" 1, 2, 3 ....noch immer Stille....
Bereits vor dem Beginn der Aufführung weisst der Produzent Channing-Williams daraufhin, wie wichtig ihm das Feedback aus dem Publikum ist. "Auch wenn ihr den Film hasst, ich möchte wissen, was ihr darüber denkt". Hintergrund: obwohl der Film in Irland ein großer Erfolg war, hat der Vertrieb Bedenken "Man about dog" in England auf den Markt zu bringen. Falls der Film in England starten sollte, steht noch ein Budget für die Überarbeitung zur Verfügung.
Und tatsächlich ... die Hälfte des Publikums beteiligt sich sofort an der „Question and Answer“ Session nach dem Film. Alle sind sehr positiv von dem Film eingenommen. Besonders die lokale Prägung des Films wird zum Thema. Erleichtert stelle ich fest, dass nicht nur mir einiges im Film entgangen ist. Auch die englischsprachigen Zuschauern konnten 10% der Dialoge aufgrund des irischen Slangs nicht folgen. Aber so einer der Zuschauer, dies mache auch den Charme des Films aus, der dadurch auch sehr authentisch wirke. Channing-Williams nimmt diesen Punkt jedoch sehr ernst und so ist geplant, für den englischen Release einige Passagen des Films neu zu synchronisieren.

Autor: xchange 23.04.05 18:26 | Kommentare (0)

17:00

"Man about dog" von Paddy Breathnach

Irland/GB 2004 * Regie: Paddy Breathnach* Drehbuch: Pearse Elliott * Darsteller:Allen Leech, Tom Murphy, Ciaran Nolan, Sean McGinley

Irischer Coctail

2 cl Snatch, 2 cl Commitments und eine Prise Trainspotting. Einmal gut Schütteln. Voila. Die Mischung schmeckt. Aber wir sind auch nicht wirklich überrascht. Wir unterhalten uns, gehen aus dem Kino und aber vielleicht werden wir uns schon bald nicht mehr an Man about dog erinnern. Es ist ein kurzweiliger Film. Das Trio der drei Belfaster Underdogs, ein "Brad Pitt", ein Kiffer und ein Schotte, sie harmonieren. Der Plot wie sich die drei gegen die Hunderennenmafia durchsetzen geht auf. Die Scherze, na ja...sie sind nicht immer political correct, sinken ab und zu auf Teenie Klamotten Niveau und, gehen (Tierliebhaber seien gewarnt) auf Kosten von Hunden, Katzen und Ochsen.

Autor: xchange 23.04.05 17:00 | Kommentare (0)

15:16

Meisterklasse mit Simon Channing-Williams - Teil 2

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Nach dem Film "Naked" das Gespräch mit Simon Channing-Williams. Meine Vorstellung an die Persönlichkeit eines Producers gehen in die Richtung eines gewieften Verkäufers, der sein Produkt schönreden kann, um Geld locker zu machen .... oder als ein Schatten im Hintergrund des Regisseurs, der ihn jeden Tag anruft und sagt: "Schneller, Schneller. Zeit ist Geld!". Simon Channing Williams aber ist ruhig, nett, geduldig und leise, manchmal so leise, dass in Deutschland die hinterste Reihe sofort gebrüllt hätte: "Lauter!!!!". Er erzählt wie wenig der große künstlerische Erfolg von Vera Drake die Finanzierung neuer Projekte mit Mike Leigh erleichtert hat. Nach wie vor sind amerikanische Studio Bosse überfordert, wenn sie Geld locker machen sollen. Dies liegt insbesondere an der Arbeitsweise von Leigh. Zum Zeitpunkt der Finanzierung des Projekts steht noch nichts. Kein Script, keine Castliste, keine Idee. Channing-Williams kann den Geldgebern nichts vorweisen ausser einen Namen und den letzten erfolgreichen Film. Letzteres sei oft auschlaggebend sagt der freiberufliche Producer: "You are only as good as your last Job".
Auf "Naked" ist Channing-Williams wie Mike Leigh, nach wie vor besonders stolz. "Bahnbrechend" sei der Film gewesen. In Amerika hatten das zunächst nicht alle so gesehen. Als Leigh und er gemerkt haben, das das Marketing Team für den Vertrieb in den USA den Film nicht mochte, haben sie den Vertrieb in die eigene Hände genommen.

Autor: xchange 23.04.05 15:16 | Kommentare (0)

13:36

"Naked" von Mike Leigh

1993 hat Naked die goldene Palme in Cannes gewonnen. Auch 12 Jahre später ist der Film von Mike Leigh noch immer ein unbequemer Störenfried. Auf seiner Odysee streunt Johnny wie ein geschlagener und bissiger Hund durch die Strassen von London und findet nichts ausser Absurdität, Unglück und Gewalt verschiedener Existenzen. Er will verstehen und glauben wird dadurch aber nur noch ungläubiger. Auf Zuneigung reagiert er mit Zynismus und Gewalt. Er ist Inbegriff und Spiegel der entwerteten Gesellschaft. Weil seine nihilistische Herausforderung 2005 in einer Welt der pervertierten Ideale nichts an seiner Provokanz verloren hat, macht sie nicht nur den Figuren im Film Angst sondern auch mir. Eine Antwort scheint weiter entfernt als 1992.

Autor: xchange 23.04.05 13:36 | Kommentare (0)

13:15

Meisterklasse mit Simon Channing-Williams - Teil 1

Seit "Life is sweet" ist Simon Channing-Williams der Producer im Hintergrund von Mike Leigh. Letzter großer Erfolg ihrer Zusammenarbeit ist Vera Drake, Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig. Im Programm hiess es, dass er zwei seiner produzierten Filme "Naked" und "Man about Dog" mitgebracht hat. Ich erwarte ein zweistündiges Gespräch mit Filmeinspielungen. Bin dann überrascht als angekündigt wird, dass beide Filme in voller Länge gezeigt werden.....

Autor: xchange 23.04.05 13:15 | Kommentare (0)

12:45

Ankunft

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Was für eine Entspannung nach der Berlinale .... keine lange Schlangen. Als ich eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung ankomme, wird gerade erst der Stand von den Festivalproducern aufgebaut. Akkreditierung scheint es keine zu geben. Setze auch nicht nach. Schliesslich kostet der Festivalpass, womit ich alle Veranstaltungen besuchen kann, genauso viel wie die Akkreditierung auf der Berlinale. Der Pass kann nicht am Wochenende ausgestellt werden, weil vorher keiner vom Festivalteam ins Festivalbüro. Aber wenn ich mich einfach bei den Ständen in den Kinos melde, dann komme ich umsonst rein. Unkompliziert.

Autor: xchange 23.04.05 12:45 | Kommentare (0)

12:30

Veranstaltungsort: Rio Cinema, Stadteil Hackney

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Das Rio hat eine lange Tradition im Stadtteil Hackney. Bereits 1915 wurde es eröffnet und hat bis heute unzählige Male Besitzer und Namen gewechselt: vom Kingsland Empire und Dalston Classic über Classic Cartoon Cinema, Classic Continental Cinema bis zu seinem jetzigen Namen Rio. Auch die Nutzung wechselte: im zweiten Weltkrieg bot das Kino nach den Abendvorstellungen einen Schutz vor deutschen Bomben und in den Siebzigern wurde es kurzzeitig zur Herberge von Live Strip Shows.
Ende der siebziger wurde das Kino auf Initiative einer lokalen Arbeitsgruppe von der Kommune aufgekauft und hat sich bis heute als lokales Community Cinema halten können. In der Rio Historie heisst es:

"The Rio has developed to be a cinema that is responsive to the interests of the community often ignored by mainstream commercial cinema. While all other cinemas in Hackney have disappeared or become snooker halls and car auction rooms, the Rio has flourished."

Doch auch das Rio kämpft ums Überleben. Vor allem die großen Multiplexe werden zur harten Konkurrenz, sagt ein Angestellter. Multiplexe geben die Antwort auf die heutige Unverbindlichkeit und Mobilität. Sie bieten den Zuschauern die Möglichkeit, sich erst in letzter Sekunde für einen Film zu entscheiden.

Autor: xchange 23.04.05 12:30 | Kommentare (0)