GUNDA von Victor Kossakovsky (Berlinale 2020)

gunda.jpg

GUNDA hat viel mit RIZI von Tsai Ming-liang gemeinsam. Der Unterschied ist, dass Victor Kossakovsky in langen Kameraeinstellungen nicht zwei Männer, sondern eine Schweinefamile beobachtet.

Die Hauptrollen in GUNDA spielen das gleichnamige Schwein und ihre Frischlinge. In Nebenrollen sind auch Hühner und Kühe zu sehen. Kossakovsky lässt sich buchstäblich zu den Tieren herab. Die Kamera filmt Gunda und ihre Familie aus nächster Nähe. Die Großaufnahmen, wie die Schweinemutter ihre Jüngsten versorgt, sind berührend ohne sentimental zu werden. Das gelingt auch deshalb, weil im Gegensatz zu anderen Tierfilmen auf Voiceover und Musik verzichtet wird.

In Erinnerung bleibt besonders eine Szene, in der sich Hühner vorsichtig aus einem Käfig auf eine Wiese heraustasten. Sie stammen augenscheinlich aus einer Legebatterie und waren noch nie in der Natur. Die Bilder, wie ihre Füße langsam und zaghaft den Wiesenboden berühren, sind ein eindrucksvolles Plädoyers für die Freiheit eines jeden Lebewesens.

Spannend ist neben dem Film selbst die Kinosituation bei der Berlinale Vorführung. Im vollbesetzten Zoopalast schauen sich Großstädter in Schwarzweiß und Großformat Schweine vom Land an. Victor Kossakovsky dürfte das gefallen. Für den Regisseur ist das Töten von Tieren moralisch genauso verwerflich wie das Töten von Menschen (siehe dazu auch das Gespräch zwischen ihm und Carlo Chatrian). Trotz dieser "Mission" wird man sich auch als Nicht-Vegetarier für GUNDA begeistern können.

Kommentare ( 1 )

Das ist der beste Einleitungssatz der gesamten Berlinale!

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

Gunda

Credits

Regisseur

Victor Kossakovsky

Land

Flagge NorwegenNorwegen

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2020

Impressum