© Michael Kotschi
Eine Langzeitdokumentation über eine Person des öffentlichen Lebens kann deren Kontur, die für die Öffentlichkeit überwiegend durch Zeitungs- und Fernsehberichte gezeichnet wird, schärfen und manchmal auch verschieben. In dieser Hinsicht ist WAGENKNECHT interessant. Die menschliche Seite an der Politikerin Sarah Wagenknecht, schimmert durch die Bilder. Trotzdem hält sich der Erkenntnisgewinn nach 100 Minuten in Grenzen.
© Michael Kotschi
Zu viel bleibt in dem Dokumentarfilm an der Oberfläche. Wir begleiten Wagenknecht bei ihren öffentlichen Auftritten, bei Fahrten zwischen den Auftritten und bei der Planung der Auftritte in ihrem Abgeordnetenbüro. Das Ziel von Sandra Kaudelka war es, den Alltag eines Politikers zu dokumentieren. Das ist sicherlich gelungen.
Im Publikumsgespräch gehen die Regisseurin und Sarah Wagenknecht noch einen Schritt weiter. Sie behaupten, dass der Film mit dem gleichen Ergebnis auch über jeden anderen Politiker hätte gedreht werden können. Für mich stellt sich dann aber die Frage, warum die Regisseurin sich dann nicht eine weniger prominente Person ausgesucht hat. Auch der Filmtitel wirbt klar mit der Person Sarah Wagenknecht.
Die private Seite von Wagenknechts Leben wird fast komplett ausgespart. Wenn Wagenknecht sich am Beginn des Films mit dem Rad einen Berg hochkämpft, um dann die Aussicht zu genießen, ist das für mich bereits die persönlichste Stelle im ganzen Film. Das entspricht Wagenknechts generellen Umgang mit Medien. Sie möchte ihr Privatleben abschirmen und keine Home-Stories. Das kann ich verstehen. Viele Menschen, die im Rampenlicht stehen, machen das so. Allerdings kommt man dann in einem Dokumentarfilm einer Person auch nicht näher als in einem Zeitungsinterview.