Krisen, Kriege, Kino

Die Region Naher und Mittlerer Osten auf der Berlinale

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Während der Nahe Osten die schwerste Krise der letzten Jahrzehnte durchmacht, widmet sich die Berlinale der Region dieses Jahr in vielfacher Hinsicht: Im Forum findet ein kleiner Schwerpunkt zum Thema arabischer Film statt. Im Rahmen des Schwerpunktes laufen eine Reihe sehr diverser Filme aus unterschiedlichen Ländern.

A MAGICAL SUBSTANCE FLOWS INTO ME von Jumana Manna beschäftigt sich mit Musik aus Palästina (im Panorama wird dies durch JUNCTION 48 ergänzt, in dessen Mittelpunkt palästinensischer Rap in Israel steht mit Tamer Nafar von DER palästinensischen Rapband DAM). In Kairo spielt Tamer El Saids AKHER AYAM EL MADINA (Die letzten Tage der Stadt), ein Spielfilm, der in den aufgewühlten Tagen kurz vor Revolution und Chaos in Kairo 2010 fertiggedreht wurde. Maher Abi Samra dokumentiert in MAKHDOUMIN (A Maid for Each) die Schicksale von Dienstmädchen aus dem Globalen Süden, die im Libanon oft wie Sklavinnen ausgebeutet werden. Und dann ist da noch ein Land, aus dem man nur selten überhaupt bewegte Bilder sieht: Saudi-Arabien. Es handelt sich aber nicht etwa um eine undercover gedrehte Dokumentation über Menschenrechte im saudischen Königreich; sondern Mahmoud Sabbagh tritt mit einer „romantischen Komödie“ namens BARAKAH YOQABIL BARAKAH (Barakah trifft Barakah) an. Komödien aus Saudi-Arabien, nicht gerade die erste Assoziation zum Land, man darf gespannt sein. Und dann ist da natürlich noch der Iran; auch ein Land zwar mit problematischer Menschenrechtslage, aber auch einer vielschichtigen Gesellschaft mit einer dynamischen und weltoffenen Kulturszene und einer bemerkenswerten Kinotradition.
Auf der Berlinale war der Iran schon oft vertreten. Zuletzt reiste Festivalleiter Dieter Kosslick mit der offiziellen Delegation von Außenminister Steinmeier in den Iran. Dort traf er Jafar Panahi, der in der Vergangenheit schon oft Gast auf der Berlinale war. 2011 blieb sein Stuhl in der Jury leer. Obwohl er mittlerweile unter Hausarrest steht, gelangen ihm trotz aller Beschränkungen immer wieder spektakuläre Filmbeiträge und er gewann 2015 den goldenen Bären für TAXI. Dieses Jahr läuft im Wettbewerb EJHDEHA VARED MISHAVAD (Der Drache kommt) von Mani Haghighi und im Panorama läuft „Lantouri“ von Reza Dormishian über eine gleichnamige Straßengang, die im reichen Teheraner Norden Raubüberfälle verübt. Festivalblog wird über die Filme der Region dieses Jahr intensiv berichten inklusive einiger Interviews, u.a. mit Forum-Chef Christoph Terhechte.

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