Solidarität mit Jafar Panahi

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Quelle: Berlinale

Der iranische Regisseur Jafar Panahi ist Berlinale-Jurymitglied. Doch sein Stuhl bleibt leer. Er sitzt im Gefängnis, weil er Künstler ist, weil er Filme macht. Wunderbare Filme, mutige Filme, Filme in der Tradition der großen Filmnation Iran - und Filme, vor deren Ausdruckskraft sich ein iranischer Staat fürchtet, der die Freiheit seiner eigenen Bürgerinnen und Bürger gewaltsam unterdrückt. Die Berlinale ist solidarisch. Und wir auch! Am 11. Februar - dem 32. Jahrestag der Islamischen Revolution - färben wir in Solidarität mit der grünen Demokratiebewegung unsere Webseite grün und folgen damit einem Aufruf der taz, die auch eine Petition gestartet hat. Die Berlinale zeigt in allen Sektionen Filme von Panahi und vranstaltet eine Podiumsdiskussion.

Sieben Filmschaffende, sieben erfolgreiche und kreative Köpfe sitzen dieses Jahr in der Jury der Berlinale. Theoretisch. Der bekannte iranische Regisseur Jafar Panahi sitzt seit seiner Verurteilung im Dezember 2010 im Gefängnis. Er wurde von den iranischen Behörden zu sechs Jahre Haft, zwanzig Jahren Berufsverbot sowie zwanzig Jahren Reise- und Interviewverbot verurteilt.

Panahi sitzt nicht wegen eines Verbrechens im Gefängnis. Noch nicht einmal wegen eines Films, der das iranische Regime verärgert hätte. Sondern wegen eines noch nicht einmal begonnenen Filmprojektes das er mit dem ebenfalls verhafteten Co-Regisseur Mohammad Rasoulof geplant hatte. Sein Platz in der Jury bleibt nun leer. Das ist nicht das erste Mal. Schon 2010 blieb sein Platz bei den Filmfestspielen in Cannes unbesetzt. Seit der Protestwelle im Iran nach den gefälschten Wahlen und den Repressionen gegen die Demonstranten war Jafar Panahi mehrfach inhaftiert und drangsaliert worden. Von März bis Mai 2010 saß er trotz internationaler Appelle im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis.

In der Vergangenheit hat die Berlinale-Leitung mehrfach gegen Haftstrafen und Zensur gegen iranische Filmemacher protestiert. Und immer wieder hat sie unter der weisen Leitung Dieter Kosslicks in den letzten Jahren versucht, der großen Kinotradition aus dem Iran trotz der schwierigen politischen Verhältnisse gerecht zu werden. Nicht selten musste sie Protest von Aktivisten aushalten, die keine Filme aus dem „Mullahstaat“ auf der Berlinale sehen wollten oder iranische Filme unter den Generalverdacht der Propaganda stellen. Und damit jenen, die unter schwierigen Bedingungen Kunst machen oder sich für ihre grundlegenden Rechte einsetzen einen Bärendienst erweisen (vgl. Letters to the President 2009).

Nach der Verhaftung von Panahi hat sich die Berlinaleleitung entschlossen, in Abwesenheit des Regisseurs mehrere Solidaritätsaktionen durchzuführen. Das beginnt am 11. Februar mit der Sondervorführung von Panahis erfolgreichem Film Offside, der 2006 mit dem goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus werden in allen anderen Sektionen Filme von Panahi gezeigt: Dyereh (Der Kreis, 2000) im Panorama; Talaye sorkh (Crimson Gold, 2003) im Forum; Badkonak-e Sefid (Der weiße Ballon, 1995), Generation; Untying the Knot (2007), Berlinale Shorts.

Am 17.2. findet im Hebbel-Theater am Ufer/ HAU1 um 14 Uhr eine Paneldiskussion mit iranischen Filmemachern zum Thema "Zensiertes Kino" im Iran statt. Teilnehmer sind: Die Regisseure Rafi Pitts (The Hunter, Berlinale Wettbewerb 2010), Ali Samadi-Ahadi (The Green Wave, 2010) und Sepideh Farsi (Tehran Without Permission, 2009), sowie die Autorin und Aktivistin Mehrangiz Kar.

Der leere Jury-Stuhl Jafar Panahis ist ein Armutszeugnis für die iranische Regierung. Die iranische Republik unterdrückt damit nicht nur in rücksichtloser Weise individuelle Rechte, sondern zerstört das kulturelle und kreative Erbe und Potential im Iran. Die weltweite Aufmerksamkeit für die Berlinale ist eine Chance dagegen zu protestieren und Solidarität zu üben.

Am 11.2. (das ist der 32. Jahrestag der Iranischen Revolution) wird die taz ihre Webseite grün färben, wir folgen diesem Beispiel. Unter Hier findet sich noch ein Schwerpunkt „Zensur im Iran“ der taz.

Und auch auf Facebook gitb es eine Soliseite für Jafar Panahi.

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