10 Jahre festivalblog auf der Berlinale

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Bild: ©Brand eins

Dieses Jahr berichtet festivalblog im 10. Jahr von der Berlinale. Im September 2004 gab das Filmfestival in San Sebastian den Startschuß, ein halbes Jahr waren wir auf der Berlinale. Es gab schon einige Blogs, aber die wahre Blütezeit des "Self-Publishing" sollte erst noch kommen. Auf einmal war es wahnsinnig einfach geworden, mit Gleichgesinnten über Dinge zu schreiben, die man liebt, und viele Menschen zu erreichen. Die meisten von uns hatten bereits eine innige Beziehung zur Berlinale, sind mit Ihr und durch sie sozialisert worden. Wir haben noch im Kudamm Center um Karten angestanden und uns im alten Arsenal abgefahrenes Hong Kong angeschaut. Das Format des Blogs eröffnete einen neuen Freiraum. Einige hatten bereits vorher für professionalle Medien über die Berlinale geschrieben, aber auf festivalblog konnte jeder seinen Text so schreiben, wie er es wollte. Kein Redakteur pfuschte dazwischen, lehnte einen Text ab oder kürzte Ihn bis zur Unkenntlichkeit ... und man war schnell. Die Zeitungen kamen mit Ihren Kritiken mindestens einen Tag zu spät.

Schnell wuchs die festivalblog Gruppe. Zwischenzeitlich haben wir mit 10 Freunden auf festivalblog über die Berlinale geschrieben. Dieses Jahr schreiben vier treue Musketiere. In zehn Jahren ist einiges passiert. Das Band zwischen dem Gründungsteam ist nicht durchnschnitten. Es ist nur länger geworden. Viele sind weg aus Berlin. Wir wohnen jetzt in Ramallah, Sao Paolo, München oder Dortmund. Es wurde geheiratat, promoviert, Job gewechselt. Manche haben Kinder gekriegt, Wohnungen gekauft oder sind ausgewandert. Die neuen Jobs fordern, vor allem Zeit: wir sind jetzt Pressesprecher, Redaktionsleiter, Drehbuchschreiber, Performerin, gestalten Verlagsprogramme oder forschen fürs Fernsehen. Viele der Aufgaben haben sich auch durch festivalblog ergeben.

Es hat sich viel verändert, es ändert sich viel und auch festivalblog wird (oder muss) sich weiter entwickeln. Was aber immer bleiben wird, ist die Lust auf Filme und der Genuss, einfach sein Ding machen zu können.


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Celebrating 10 years festivalblog @Good Friends

Kommentare ( 3 )

Für mich war der Blog vor allem Anlass überhaupt auf die Berlinale zu gehen. Denn obwohl ich schon seit 94 in der Stadt wohnte, Filme liebe, war ich erst 2005 das erste mal auf dem Festival. Aber dann gleich richtig: mit 5 Uhr aufstehen und ab halb 6 im Schneeregen bis 8 Uhr in der Schlange vor den VVK am windigen Potsdamer Platz vor den Kassen für Akkreditierte stehen (Fachpublikum muss einige Härten aushalten) - und dann doch oft nicht für die Filme Karten zu bekommen, die man sehen wollte. Eigentlich nur sehr selten für die Filme, die man sehen wollte. Das wurde dann irgendwann zum Prinzip: Eine Art organische Festivalbesuchsstrategie: Hingehen, Lesen, was heute klappen könnte, wenn das nicht geht, Spontanentscheidungen um die (in den ersten Jahren) 4-5 Filme täglich zu haben. Außerdem Schlangesteh-Sharing (Ich steh heute auf und halt eine Platz in der Schlange frei, du morgen...), Kinoschlaf, olfaktorische Belästigung durch ungewaschene Kollegen, die ihre Daunenjacke aufmachen usw.

Dann kam der Aufstieg zur Presseakkreditierung: Keine Schlangen mehr und fast alle Filme, die man sehen will. ALLE! Und das waren bei 600 immerhin sicher 60, was nicht zu schaffen ist - womit ich wieder bei der organischen Planung landete - gucken was geht.

Unvergessen wie Andreas und ich versuchten dem ZDF Mittagsmagazin Twittern zu erkären. Damals waren wir Avantgarde im Social Media, wenn auch nur mit 25 Followern! Und auch Blog musste mann erklären. Allerdings nicht der Berlinale Pressestelle, die schnell kapierte, dass wir viel mehr können, als Zeitungen.

Unvergessen meine Begegnung mit meinem Held Water Murch, Cutter von Coppola, mit einem echten Star: Lauren Bacall (wenn auch nur im PK Raum) oder mit Clint Eastwood. Interview mit heute bekannten Indie Regisseuren. Oder oder oder...

5 Filme und dazu 5 Texte pro Tag zu schreiben (später wurden schlechte Filme ignoriert statt verrissen), das nutzt mir heute für den Job. Eigentlich habe ich diesen Job nur, weil ich für den Blog geschrieben habe und dann immer mehr geschrieben, bevor das Beruf wurde. Was der Beweis für die junge Hüpfer heute ist, dass man tun sollte, was man mag, weil dann die Chance darin gut zu werden deutlich höher ist. Die Investition von Zeit und über die Jahre auch einigem Geld in den Blog zahlt sich, manchmal, Jahre später in Einkommen aus. Deswegen: Festivalblog rules. Wenn auch in diesem Jubiläums-Jahr ohne mich. Good night and good luck ihr anderen! 2016 mach ich Euch endlich mal Locarno...!

Der Blog ist eine echte Fundgrube. Danke für Ihr Engagement!

Das ist wirklich schön zu hören! Vielen Dank, Arijana!

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