KISEKI (I Wish) von Hirokazu Kore-Eda

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Mit I WISH hat der japanische Regisseur Hirokazu Kore-Eda einen Film gleichermaßen für Erwachsene wie für Kinder gemacht. Er schildert im Kleinen die großen Themen des Lebens: Was bedeutet Glück? Wie wichtig ist Familie? Was sind meine innigsten Wünsche? Was ist, wenn "die Welt" meine Wünsche ignoriert?

Seit der Trennung ihrer Eltern leben die beiden Brüder Koichi und Ryu in verschiedenen Städten. Koichi lebt in in Kagoshima bei seiner Mutter, die wieder zu ihren Eltern gezogen ist. Ryu ist dagegen in Fukuoka bei seinem Vater, einem Rock-Gitarristen, der Probleme hat, erwachsen zu werden.

Während sich der ruhige und vernünftige Koichi als großer Bruder für das Schicksal der Familie verantwortlich fühlt, ist Ryu ein Luftikus, der immer gute Laune hat und sich durch nichts den Spass verderben lassen will.

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Der große Wunsch von Koichi ist es, die auseinander gebrochene Familie wieder zusammenzuführen. Dies kann seiner Meinung nach aber nur durch ein Wunder geschehen. Die Eröffnung eines neuen Hochgeschwindigkeitszugs (Shinkansen) kommt ihm da gerade recht. Einem Aberglauben zufolge, geht ein Wunsch in Erfüllung, wenn man ihn ausspricht, sobald sich zwei Züge aus entgegengesetzten Richtung treffen. Nach eingehender Planung reisen Koichi und seine Freunde aus der einen Richtung sowie Ryu mit seine Freundinnen aus der anderen Richtung an den magischen Ort, wo sich die beiden Züge treffen. Hier hoffen alle, zu dem besagten Zeitpunkt einen Platz für ihre individuellen Herzenswünsche zu finden.

Am meisten verblüfft an I WISH die Professionalität der beiden Kinderdarsteller Koki Maeda und Ohshiro Maeda, die auch im wirklichen Leben Brüder sind. Koki Maeda hat eine ausdrucksstarke Mimik, gegenüber der Tom Cruise wie ein Laiendarsteller wirkt und Ohshiro Maeda ist ein überdrehter kleiner Jackie Chan, der nicht nur seine Freunde sondern auch den Zuschauer mit seiner guten Laune ansteckt.

Auf der Pressekonferenz in San Sebastian bestätigt sich dieser Eindruck. Pfiffig, und selbstbewusst loben die Maeda-Brüder die Zusammenarbeit mit dem Regisseur, der auch dann nicht seine Ruhe verliere, wenn sie in voller Montur in einen Swimming Pool springen.

Das Schicksal der Erwachsenen bildet in I WISH nur den Rahmen der Erählung: die Mutter (Yui Natsukawa) kommt mit der Trennungssituation noch nicht zurecht, der Vater (Joe Odagiri) lebt zwar unbeschwert, ist sich aber bewusst, dass es für seine persönliche Entwicklung noch Raum nach oben gibt. In einem amüsanten Nebenstrang der Geschichte erzählt Koro-Eda die Geschichte des Großvaters (Yoshio Harada), der auf der Suche nach der idealen Rezeptur für einen ganz besonderen Keks ist.

Im Mittelpunkt des Films stehen aber die Träume und der Alltag der Kinder. Die Darstellung ist anrührend und natürlich. Wie zuvor in STILL WALKING erweist sich Koro-Eda als ein aufmerksamer und einfühlsamer Beobachter sozialer Beziehungen. Sein ruhiger und stilsicherer Erzählstil hebt sich wohltuend von der Hektik der unzähligen Special- Erffekt-Filme ab, die gegenwärtig um die Gunst des jungen Publikums werben.

Auf der Pressekonferenz betont Koro-Eda, dass er I WISH für seine vierjährige Tochter gemacht hat. Wenn sie 10 werde, solle sie seinen Film sehen und verstehen können. Natürlich sei I WISH aber auch für Erwachsene gedacht. Dieses kann man nur bestätigen, denn der Film wurde auf der Pressekonferenz sehr gut aufgenommen.

Einer der Journalist wünschte Koro-Eda, dass er diesmal auch einen Preis gewinnt. Das kommt nicht von ungefähr: der japanische Regisseur war schon zweimal im Wettberb des Filmfest von San Sebastian (mit HANA und STILL WALKING), hat aber trotz guter Kritiken nie einen Preis gewonnen. Von seiner Seite aus hat Koro-Eda in diesem Jahr bereits alle Vorkehrungen getroffen: seinen Rückflug hat er erst für den Tag nach der Preisvergabe gebucht.

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Titel

Orignaltitel

Kiseki

Englischer Titel

I wish

Credits

Regisseur

Hirokazu Kore-Eda

Schauspieler

Ryoga Hayashi

Koki Maeda

Oshiro Maeda

Seinosuke Nagayoshi

Joe Odagiri

Drehbuch

Kamera

Yamazaki Yutaka

Land

Flagge JapanJapan

Jahr

2011

Dauer

126 min.