« November 2010 | Main | Januar 2011 »

Dezember 2010

Das ist das Ding! Plakat der Berlinale 2011

plakat1.jpg
(Quelle: Berlinale)

Irgendwo zwischen japanischer Kriegsflagge, LSD Ttrip, Lollipop Lutscher und Strobolaserlicht - und in der Mitte das dicke B, das auch Seeed schon besungen haben. Das Plakat hat Kraft und tausend Strahlen führen nach Berlin oder so ähnlich....

Im letzten Jahr zum 60sten Geburtstag ein wenig zu auf "alles muss rein" bedacht, prangte der Bär und eine zerhackte Berlinale auf einer unlesbaren Bleiwüste von Text und Namen und Filmen.

Diesmal ein Plakat wie eine Wiedergeburt. Gelungen!

Irans Nomenklatura straft wie jede Diktatur...

Das diesjährige Jury Mitglied Jafar Panahi, der schon im letzten Jahr an der Reise nach Berlin gehindert und später verhaftet wurde (festivalblog berichtete) ist heute wegen "Propaganda gegen das System" zu 6 Jahren Haft und 20 (!) Jahren Berufsverbot verurteilt worden.

Nach den Hoffnungen im letzten Jahr, dass die Wahlen und folgenden Proteste die Diktatoren haben vorsichtiger werden lassen, ist dieser Schritt ein Zeichen, dass Ahmadinedschad die Daumenschrauben weiter anzieht.

Einen der renomiertesten Regisseure und seinen Regiekollegen Mohammed Rasuf mit zu verhaften, verurteilen und faktisch mundtot zu machen ist eine Katastrophe für alle, die noch Illusionen über die Richtung des Landes haben. Verurteilt wurde der Mann nicht, weil er als politischer Aktivist auffällig geworden wäre (und selbst wenn, ist das in einem freien Land auch keine Rechtfertigung), sondern allein aufgrund seiner künstlerischen Arbeit.

Panahi ist aber leider nur der prominenteste von vielen Oppositionellen Künstlern, Studenten und ganz regulärer Arbeit nachgehenden Iranern, die in den vergangenen Monaten in Gefängnissen verschwunden sind gefoltert wurden und mit absurden Prozessen überzogen werden.

Iran ist eigentlich ein reiches Land, mit breiter kultureller Schicht und liberalen Traditionen, gebildeten Eliten und für den Nahen Osten erstaunlichem Bildungssystem, ein Land mit dem Potential wie die Türkei eine Brücke zwischen islamischer und westlicher Welt zu schlagen. Die Filmwelt Irans ist die spannendste, beste und traditionsreichste der Region und Panahi einer ihrer Köpfe.

Aber: das Land wird regiert von Männern, die behaupten, im Namen einer Religion zu sprechen und handeln und wie so viele, die mit Gott im Rücken Politik machen, auch nur Macht, Einfluss und Geld im Blick haben. Dabei können diese heuchlerischen Politiker aber jeden aus dem Weg räumen, der wie Panhahi in seinen Filmen auf die Absurditäten des "Systems" hinweist. Ihr Referenzsystem "Religion" duldet keinen Widerspruch und hat im Sinn von Deus lo vult immer Recht. Es bleibt nur: Weiter Filme machen, weiter Schreiben, weiter Hinschauen.

Berlinale 2011: Erste Filme des Wettbewerbs

Nachdem Eröffnungsfilm hat die Berlinale weitere 8 Beiträge für das Wettbewerbsprogramm bekannt gegeben. Mit dabei sind u. a. ein 3D-Tanzfilm über die im letzten Jahr verstorbene Tänzerin und Choreographin Pina Bausch von Wim Wenders und das Regiedebüt des Schauspielers Ralph Fiennes, der sich an Shakespeares Tragödie Coriolanus versucht. Gespannt darf man auch sein auf The Future von Miranda July. Es ist der erste Film der US-Independent Regisseurin nach ihrem großen Erfolg Ich und Du und Alle, die wir kennen.

Der Dude mit Hut - Coen Brüder eröffnen die Berlinale

grit.jpg

Das ist ein Eröffnungsfilm! True Grit von von den Coen Brüdern, mit Jeff Bridges UND Matt Damon. Chapeau. Die Coens waren das letzte Mal mit Big Lebowski im Wettbewerb vertreten, den sie dann nicht gewannen, der Film aber zu einem Klassiker geworden und untrennbar mit Jeff Bridges verknüpft ist inzwischen.

Am 10. Februar steigen die Herren (dazu noch Josh Brolin und die Dame zum Trio Hailee Steinfeld) auf die Bühne des Berlinale Palasts. Einziger Wermutstropfen: der Film wird außerhalb der Konkurrenz laufen und nur ein Woche nach der Berlinale ohnehin im Kino starten. Man darf das ganze also als gelungene PR Nummer (für beide Seiten) sehen.

Tru Grit ist ist ein Western, genauer das Remake eines Western mit John Wayne.
Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis die Coens in ihrer Reise durch die Filmgenres beim Western ankommen würden. Unter DER Verkörperung des raubeinigen Cowboys und Reaktionärs schlechthin durch John Wayne wollten sie es nicht machen.

Komödie, Screwball, Krimi, Drama in Schwarz/Weiß oder Farbe, schnell und langsam, mit Stars und ohne - alles schon gemacht. Nun also Western. Für schräge Typen und eigenartige Momente war bisher in jedem Film gesorgt, hier könnte sich das großartig mit der Coen-typischen Unerbittlichkeit paaren, wie sie Leute scheitern oder gleich sterben lassen.

Die Story: Die 14-jährigen Mattie (Hailee Steinfeld) will den Mörder ihres Vaters finden. Da ihr die Behörden dabei nicht helfen wollen, heuert sie Marshall „Rooster“ Cogburn (Jeff Bridges) an, der zusammen mit ihr und dem Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon! das wird interesant) die Spur des flüchtigen Mörders (Josh Brolin) aufnimmt.

Iraner Panahi wird Jurymitglied 2011

the%20circle.jpg

Jafar Panahi, letztes Jahr durch seine Verhaftung an der Teilnahme an der Berlinale gehindert, soll 2011 Jurymitglied werden. Sein Verhaftung im Zuge der Proteste im Iran hatten weltweit Aufsehen erregt und einen weiteren Beleg für die diktatorischen Unrechts Methoden der Regierung Ahmadinedschad geliefert.

Panahi ist ein großartiger Filmemacher, der nicht so sehr durch den traditionell gefplegten filmischen Symbolismus auffiel (der sicher auch mit der Zensur zu tun hat), sondern dessen Filme immer sehr direkt politisch sind, gesellschaftliche Themen geradezu tollkühn offen thematisieren.
Mit dem Film Offside hatte er 2006 den Silbernen Bären gewonnen, einige Jahre zuvor mit The Circle sogar den goldenen Löwen in Venedig.

Wir können uns also auf einen engagierten Filmemacher in der Jury freuen und dabei ganz fest hoffen, dass die Idioten, die im Iran das Sagen haben, ihn diesmal reisen lassen.