Die Erwartungen waren hoch, hatte doch der Debütfilm von Courtney Hunt beim diesjährigen Sundance Festival den Preis der Jury in der Kategorie "bestes Filmdrama" gewonnen. Das diese Auszeichnung auch berechtigt ist, zeigte sich schnell: "Frozen River" ist ein sowohl sozialkritischer als auch extrem mitreißender Film, der den Zuschauer trotz der deprimierenden Grundthematik von der ersten Minute an gefangen nimmt.
Die Geschichte spielt an der Grenze zwischen dem Bundesstaat New York und Kanda. Dort befindet sich das St. Regis Mohawk Indianerreservat, das durch den Fluss St. Lawrence in zwei Teile geteilt wird, von denen einer in den USA und einer in Kanada liegt. Einer der wichtigen Wirtschaftszweige in diesem Gebiet ist die Glücksspielindustrie mit Spielcasinos und Bingohallen. Zugleich befindet sich hier auch ein Zentrum für Schmuggel aller Art. Und genau hier treffen sich im Film dann auch die Wege zweier sehr unterschiedlicher Frauen: Die junge Mohawk Laila, die alleine in einem heruntergekommenen Wohnwagen haust, und Ray, deren spielsüchtiger Mann gerade mit dem ganzen Geld der Familie durchgebrannt ist und sie und ihre zwei Söhne vollkommen mittellos zurückgelassen hat. Obwohl sich beide nicht über den Weg trauen, schließen sie sich zu einer Notgemeinschaft zusammen, um so das eigene Überleben zu sichern. Sie transportieren im Kofferraum von Rays Auto illegale Einwanderer über den zugefrorenen St. Lawerence Fluss in die USA - ein sehr einträgliches aber auch riskantes Geschäft.
"Frozen River" bietet Einblicke, in Welten, die normalerweise für außen Stehende verschlossen bleiben. Das gilt sowohl für den in sich geschlossenen Kosmos im Mohawk Indianerreservat als auch für die Schicksale der illegalen Einwanderer, auf die nur ein kurzes Schlaglicht geworfen wird, bevor sich ihre Wege wieder irgendwo im Unbekannten verlieren. Aber gerade diese kurzen Momentaufnahmen machen einen Reiz des Films aus. Eine weitere Stärke liegt in der Hauptdarstellerin Melissa Leo, die als Ray sehr glaubhaft darstellt, was es heißt, am Rande der Gesellschaft zu leben, ohne eine Chance, der Armut zu entkommen. Auch wenn das leicht rührselige Ende vielleicht nicht notwendig gewesen wäre, ist "Frozen River" insgesamt ein gelungenes Debüt, das zeigt, dass es durchaus möglich ist, einen "Problemfilm" zu drehen, der trotzdem unterhält.