In Cinema with Madonna
Vom besonderen Erlebnissgehalt des gestrigen Madonnawatchings ist an dieser Stelle ja schon ausführlich berichtet worden, deshalb nur soviel: Ja, es war schon toll, als Gemeinschaftserlebnis mit "ihr" in einem Kino zu sitzen, um dann als Teil einer riesigen Fangemeinde ihr Werk anschauen zu dürfen. Während der Filmvorführung erging es mir dann genauso, wie dem Pärchen neben mir, das sich ungefähr nach der ersten Hälfte des Films sehr überrascht zuflüsterte: "Du, der Film ist ja wirklich nicht schlecht". Das trifft es schon ziemlich genau.
Erzählt wird die Geschichte einer Dreier-WG in London. Andriy, Juilette und Holly haben sehr unterschiedliche Lebensträume: Während es das ehrgeizige Ziel von Andriy ist, mit seiner Ethno-Punkband ein Megasuperstar zu werden, wünscht sich Juilette, als Entwicklungshelferin in der dritten Welt zu arbeiten. Holly trainiert jede freie Minute als Ballettänzerin, um irgendwann im Royal Ballet zu tanzen. Alle drei Mitbewohner verbindet eine Gemeinsamkeit: Da keiner von ihnen von seinem Traum leben kann, sind sie alle gezwungen, durch Nebenjobs ihr Geld zu verdienen. Während Juilette in einer Apotheke jobbt, arbeitet Holly als Stripperin in einem Sexclub. Andriy verdingt sich derweil als Partner für bizarre Rollenspiele mit verheirateten Männern.
Das alles wird mit einem leicht ironischen Unterton erzählt. So tritt die Hauptfigur Andriy immer mal wieder aus der Handlung heraus, wendet sich direkt an die Zuschauer und gibt dann Lebensweisheiten im Stil von "Schmutz und Weisheit sind nur die verschiedenen Seiten derselben Medaille" von sich. Zwischendurch gibt es dann auch noch jede Menge Musik sowohl von der Ethno-Punk-Band von Eugene Hutz als auch in einer selbstironischen Szene von Madonna und von Brittney Spears. Am Schluss sind alle ein bißchen glücklicher geworden und ihrem Ziel näher gekommen. Also trotz der geschilderten Probleme durchaus auch Wohlfühlkino. "Filth und Wisdom" ist natürlich auch ein Musikfilm und es bedarf nicht all zu großer hellseherischer Fähigkeiten, um voraus zu sagen, dass sich der Soundtrack zu einem Megaseller entwickeln dürfte.
Madonnas Film wird vermutlich nicht als Meilenstein in die Filmgeschichte eingehen, aber mir auf jeden Fall als nettes Kinoerlebnis in Erinnerung bleiben. Besonders angenehm fällt auf, dass die Handlung ohne großes Sendungsbewußtsein daher kommt. Hier soll nicht die Welt verändert werden, sondern es scheint tatsächlich so, als hätte Madonna einfach nur einen charmanten, kleinen Film über ungewöhnliche WG-Bewohner in London machen wollen. Diesem Anspruch ist sie jedenfalls gerecht geworden.
Vereinigtes Königreich