LOGAN von James Mangold (Berlinale 2017)

Kleine Mutantin des Gemetzels

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Hugh Jackman war vor 17 Jahren zum ersten Mal der Mutant Wolverine (aka. James Howlett aka. Logan) auf der Leinwand in X-Men. Es folgten zwei weitere X-Men-Filme, eigene Wolverine Spin-Offs, Prequels zu X-Men, der übliche Verwertungswahnsinn im Marvel-Universe eben. LOGAN bringt das für Wolverine zu einem Ende. Zu einem Ende, dass man sich düsterer, brutaler und hoffnungsloser kaum vorstellen kann. Ging es in früheren Filmen darum, ob und wie eine Akzeptanz der Mutanten durch die Menschen möglich ist, kann davon im Jahr 2029 in der Welt von LOGAN keine Rede mehr sein. In den USA gibt es keine Mutanten mehr. Logan selbst ist ein versoffener Limousinen-Chauffeur. Und wo ist eigentlich Professor Xavier (Patrick Stewart)? (Im weiteren Verlauf folgen SPOILER)

In der Welt von 2029 ist die Dystopie komplett: Die Gentechnik-Firma Alkali züchtet im Transigen-Projekt Kinder-Mutanten, die nur eines tun sollen: töten. In einem Industriekomplex in Mexiko wird mit den kleinen Killermaschinen experimentiert. Und – was ein Wunder – die Versuche schlagen fehl. Niemand kann die Kinder kontrollieren. Obwohl sie die perfekten Kampf- und Mordmaschinen sind, wollen sie nicht töten. Einige bringen sich um. Der Chefgenetiker Zander Rice (Richard E. Grant) aber denkt gar nicht daran sein Irrsinnsprogramm aufzugeben. Währenddessen versuchen die Krankenschwestern, Kinder zu retten und aus der Experimentierfabrik zu schmuggeln. Nach Norden, nicht in die USA, sondern nach Kanada. Logan wird schließlich zum Beschützer der 11-jährigen Laura (Dafne Keen), die er gemeinsam mit Professor Xavier an den geheimnisvollen Ort Eden bringen will.

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James Mangold entfacht in LOGAN ein höllisches, blutrünstiges Inferno. LOGAN ist ganz klar der beste Film der X-Men/Wolverine-Welt. Besonders die erste Hälfte erzählt eine spannende Geschichte, in der zweiten Hälfte wird es dann langweiliger – fliehen, eingeholt werden-kämpfen und weiter fliehen – wird da zum durchschaubaren Prinzip. Die Action- und Kampfszenen sind allerdings spektakulär. Sie sind auch extrem brutal. Alles Technische ist erstklassig: Set Design, Kampfchoreografie, Special Effects (mit einer Ausnahme, die unfreiwillig komisch wirkt). Und es ist sogar gut gespielt: Von Jackman, erst recht von Patrick Stewart, der nochmal den Royal Shakespeare Actor rauslässt, und vor allem von Dafne Keen: Ihre Laura ist der furchteinflößendste Teenie seit Regan aus THE EXORCIST. Laura lässt die Köpfe rollen und kämpft härter als der Terminator.

Insgesamt ist das Zuschauen eine zwiespältige Erfahrung: Es ist Überwältigungskino, das bestens funktioniert – Mad Max meets Slasher Movies meets Road Movies meets Western so ungefähr – von einem Superheldenfilm ist fast nichts übrig geblieben. Die Schwächen im Plot sind die eine Sache, sie werden von der Action im Wortsinn weggeblasen. Die ganz andere Frage ist: Wenn in einem Film Kinder von Erwachsenen gejagte Killermaschinen sind und daraus ein großes, im Detail gezeigtes, Gemetzel wird – was sagt das über den Film, über die, die den Film gemacht haben und über die, die den Film sehen? Und wenn man dann noch den Film ziemlich problemlos als Parabel auf die politische Gegenwart interpretieren kann, was sagt das eigentlich über die Gegenwart?

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Titel

Orignaltitel

Logan

Credits

Regisseur

James Mangold

Schauspieler

Richard E. Grant

Boyd Holbrook

Hugh Jackman

Stephen Merchant

Patrick Stewart

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2017

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