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April 2006

Britspotting 2006
"Leaving Home / Coming Home" von Gerald Fox

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Robert Frank Doku enttäuscht leider ein wenig

Der Film "Leaving Home /Coming Home" darf auf Geheiß von Mr. Frank weltweit nur drei Mal im Jahr gezeigt werden. Auf diese Weise will Robert Frank, der heute 81 Jahre alt ist, zum einen seine Kunst schützen (der Film enthält viele Fotos und Filmsequenzen aus seinem Werk der letzten 50 Jahre), aber zum anderen versucht er offenbar auch, den Mythos um seine Person aufrecht zu erhalten. In der Dokumentation hat er nämlich nach Aussage alter Freunde mehr über sich und seine Kunst gesprochen, als mit ihnen während ihrer ganzen Freundschaft.

Obwohl ich also mit etwa 60 anderen Kinobesuchern zu den erlesenen Wenigen gehörte, die ihn in Berlin sehen konnten, war ich etwas enttäuscht. Das lag vor allem an der fehlenden Dramaturgie des Films...

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Britspotting 2006
Großartig! A Cock and Bull Story von Michael Winterbottom

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Auf der Berlinale noch mit seinem politisch anspruchsvollen, aufrüttelnden Film "The Road to Guantanamo", ist Winterbottom beim Britspotting Festival mit einem Beitrag vertreten, der kaum weiter entfernt von einem Film über entrechtete Häftlinge und Folter sein könnte. Eine grandiose Komödie über das Leben, die Kunst, den Film und die Vermessenheit, das Leben in Kunst abbilden zu wollen.

"A Cock and Bull Story" ist vorgeblich die Verfilmung von Lawrence Sternes Roman: Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys, von 1760, dem ersten postmodernen Roman, bevor es überhaupt die Moderne gab. Das Buch galt als unverfilmbar, aber Winterbottom gelingt es, indem er es erst gar nicht versucht.

Winterbottoms Film will ein Buch verfilmen, das am Ende zugibt, dass es nur ein gescheiterter Versuch ist, das eigene Leben zu beschreiben. Der Film rettet sich, indem er zu einer Geschichte über das Scheitern einer filmischen Literaturadaption wird und am Ende nur noch über sich selbst spricht: Über scheiternde Regisseure, egozentrische Schauspieler, über ausfallende Haare, sich gelb verfärbende Zähne, über Cocks and Bulls. Das ist so witzig schräg und leicht, dabei zugleich tief philosophisch und wahrhaftig, wie ich es lange im Kino nicht mehr gesehen habe. Indem sich der Film in Details und menschlichen Makeln verliert, spricht er über das Leben, über den Anspruch und über die Esszens desselben. Der Rest ist Konstruktion und blosse Nachahmung des Lebens in der Kunst.

Doch, um mit Tristram Shandy zu sprechen: I am getting ahead of myself. Erst Mal will ich die Struktur des Films erläutern und zeigen, wie alles mit allem zusammenhängt: ganz wie wir Menschen es immer machen, wenn man etwas unfassbar Grosses und Komplexes zu fassen versucht...

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Britspotting Festival in Berlin

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Vom 20 bis 28. April läuft das Britspotting Festival in Berlin und Potsdam.
Viele Erstlingswerke irischer und britischer Filmemacher und dazu ein paar alte Bekannte von der diesjährigen Berlinale. "37 Uses of a dead Sheep" und der sehr sehenswerte Punkmusik-und-wilde-70er-Film "Brothers of the Head", sowie "Breakfast on Pluto" haben ja schon im Februar beeindruckt. Auch von Michael Winterbottom, auf der Berlinale mit "The Road to Guantanamo", gibt es einen Film. Er hat sich in "A Cock & Bull Story" den irrsinnigen Roman "Tristam Shandy" von Sterne vorgenommen und das Unverfilmbare verfilmt.

Dann gibt es natürlich viel neues, sehr britisches Kino: Das heisst Sozialdramen aller Art, figurenorientiert, ohne Schnörkel und Mätzchen. Da wäre zum Beispiel der Film "Night People" der wie Jim Jarmuschs "Night on Earth" 3 Leute unterwegs (z.T. auch im Taxi) durch die Nacht zeigt. Alle begegnen Menschen, die ihr Leben verändern, wenn auch nur für diese eine Nacht.
Besonders freue ich mich auf einen Dokumentarfilm über meinen Lieblingsfotografen: Robert Frank. In "Leaving Home - Coming Home" werden die Phasen dieses grossartigen Künstlers, der seit den 50ern das Amerika der Beats und Wegesränder, der Gestrauchelten und Mad-Ones dieser Welt festgehalten hat, der ausserdem die Subjektivität des Sehens und Erzählens in den eigenen Bildern grandios abbildete.(Fotos hier)...

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