PROMISED LAND von Gus Van Sant

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Es ist am Ende auf jeden Fall verwirrend: Die vermeintlich Guten sind auch die Bösen. Wer immer gewinnen will, spielt einfach gegen sich selbst. Und es bleibt - trotz sehr bemüht versöhnlichem Ende, bei dem man die Drehbuchsitzung noch hört („Please more positive, give that man a new home and a wife“) - es bleibt die Frage, was wäre richtig gewesen für diese Kleinstadt irgendwo in den USA?

Eine von hunderten solcher Städtchen zwischen den beiden Küsten, die nur noch vor sich hinsiecht, weil die großen Zeiten der Landwirtschaft vorbei sind. Sollen sie ihr Land dem Fracking Konzern für die umstrittene Gasförderung verpachten und mit der Chance auf Wohlstand das Risiko eingehen, alles zu verlieren, was sie noch haben? Ihr Land, ihre Tiere, ihre Herkunft? Oder sollen sie stur weiter ihr Ding machen, auf alten Pickups rumfahren, in der örtlichen Bar saufen, Amerikaflaggen an ihre Scheunen pinseln und ansonsten dabei zusehen, wie alles finanziell den Bach runtergeht, auch wenn man sich treu geblieben ist. Das Herzland der USA kurz vor dem Herzinfarkt - mit der Chance auf eine Reanimation und Medikamente durch den netten Großkonzern. Das ist das Setting. Und dann wird alles eben verwirrend.

Matt Damon spielt das junge Talent Steve, dessen Fähigkeiten bis nach ganz oben im Konzern aufgefallen sind und der nun sein Meisterstück abliefern soll. Er kommt selbst aus einer Kleinstadt und nennt das als sein Erfolgsgeheimnis. Er kann mit „diesen Leuten“. Sie vertrauen ihm. Und er scheint zu glauben was er tut. Francis McDormand spielt die mütterliche Freundin und Kollegin und die beiden liefern sich hübsche Wortgefechte und Zynismen über die Kleinstadt und ihren „Rein-Raus“ Job: Ankommen, Aufkaufen, Abfahren, Geld scheffeln. „It‘s just a job“, versucht McDormands Charakter ihre moralischen Bedenken zu beruhigen.

Doch dann geht einiges schief. Erst macht der Grundschullehrer mobil gegen den Konzern und ist am Ende ein MIT Ingenieur, den man übersehen hat und auch mit Geld nicht ruhig bekommt. Dann taucht ein Umweltaktivist auf, bringt die Leute gegen den Konzern auf und dem gerade noch als Abteilungsleiter gehandelten Aufsteiger Steve droht bald alles um die Ohren zu fliegen - inklusive der sich anbahnenden Love zu der netten, hübschen Highschoollehrerin.

Verwirrend war für mich Einfaltspinsel auch, dass Matt Damon nicht den Jason Bourne macht und dem verdammeleiten Müslifresser, der ihm die Tour vermasseln will, einfach..... Aber irgenwann nimmt man ihm den Aufsteiger und Kleinstadtflüchtling mit Opas Stiefeln ab, der allerdings Erinnerungen hat, die ihn immun gegen Nostalgie des Landlebens machen - und ihn heimatlos gemacht haben.

Gus Van Sant kann Filme machen und zunächst toll erzählen ohne das Bild von den einfachen, guten Leuten der Kleinstadt überzustrapazieren. Er zeichnet die Figuren mit Macken und Leerstellen, sie haben Fehler und echt Charakter - alle. Die Konzerngesandten sind eigentlich nette Typen, die an ihre Arbeit glauben und fast erstaunt scheinen, dass sie auf Widerstand stoßen. Den meisten Farmern geht es nicht gut, einige wollen aber so weitermachen, weil das ihr Leben ist, sie ihren Stolz haben, andere können gar nicht schnell genug unterschreiben. Es ist nicht, Wir gegen Die, es ist komplex. Aber irgendwann bekommt der Film in der letzten halben Stunde Schieflage: Die nette Single-Lehrerin, ist allzu hübsch neutral, die Raufbolde haben das Herz zu sehr am rechten Fleck und schließlich bekennt sich auch Steve zu seiner Vergangenheit und spricht die Wahrheit und schließt damit offenbar auch mit seiner Herkunft Frieden. Das ist schade, denn sonst hätte es ein Film mit all der toll erzählen Ambivalenz, die das Leben ausmacht, bleiben können. Und wie ist das denn nun mit dem Fracking, fallen da die Kühe um?

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Titel

Orignaltitel

Promised Land

Credits

Regisseur

Gus Van Sant

Schauspieler

Matt Damon

Rosemarie DeWitt

Hal Holbrook

John Krasinski

Frances McDormand

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2012

Dauer

106 min.

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