SSIFF 2023: PUAN von María Alché und Benjamín Naishtat

puan filmstill

Schulen und Universitäten bieten seit jeher als abgeschlossener Mikrokosmos einen idealen Ausgangspunkt für fesselnde Filmstoffe. Man denke nur an den aktuell preisgekrönten Film DAS LEHRERZIMMER von Ilker Çatak, der den Kleinkrieg in einem Lehrerkollegium zum Thema hat oder an die erfolgreiche Netflix Serie DIE PROFESSORIN, die sich mit den Machtspielen an einer Eliteuniversität beschäftigt. In PUAN nehmen uns die Regisseure María Alché und Benjamín Naishtat mit an eine Universität in Buenos Aires im Stadtteil Puan und wir verfolgen den zähen Kampf zweier Philosophieprofessoren um die frei gewordene Stelle an der Spitze des Lehrstuhls. Wie nebenbei bietet der Film dazu auch noch philosophische Diskurse über die großen Fragen des Lebens und kombiniert das alles in einer unwiderstehlichen Mischung mit jeder Menge Gags und Slapstick.

Die Hauptfigur Marcelo Pena (Marcelo Subiotto) ist seit Jahrzehnten Philosophielehrer mit Leib und Seele und zugleich die Personifizierung des Typus des zerstreuten Professors. Nach dem überraschenden Tod seines Mentors an der Universität wird er in eine tiefe Lebenskrise gestürzt, die sich noch verschärft, als mit Professor Sujarschuk (Leonardo Sbaraglia) ein charimatischer Kollege aus Europa zurückkehrt, der in allem das komplette Gegenteil von Marcelo ist. Staunend muss Marcelo mitansehen, wie der charmante Kollege nicht nur die Herzen der Studierenden sondern auch die seines Kollegiums im Sturm erobert. Als sich beide um die Leitung des Philosophielehrstuhls bewerben, beginnt ein erbitterter Wettstreit zwischen den Männern, der zu absurden und sehr komischen Szenen führt. Marcelo sucht in dieser für ihn schwierigen Situation immer wieder nach Antworten bei den großen Philosophen und er erkennt allmählich, welche Werte ihm wirklich wichtig sind. In dem zu Herzen gehenden Finale - das hier natürlich nicht verraten wird - traut er sich schliesslich, seinen eigenen Weg zu gehen und sich authentisch als Mensch zu zeigen.

Der Film vermischt verschiedene Sujets und Handlungsebenen in höchst gekonnter Weise. Er bietet nicht nur Einblicke in das Innenleben einer argentinischen Universität sondern beleuchtet zugleich auch die desolate wirtschaftliche Situation im Land. Allgegenwärtig sind politische Botschaften, die zur Solidarität und zum Kampf aufrufen und als Marcelos Universität wegen Geldmangels buchstäblich über Nacht geschlossen wird, verlagern Lehrkörper und Studentenschaft ihre Vorlesung kurzerhand in die Mitte einer belebten Hauptstraße. Hinzu komen viele absurde Situationen, mit denen sich Marcelo unfreiwillig herumschlagen muss und in denen Hauptdarsteller Marcelo Subiotto sein überragendes komödiäntisches Talent unter Beweis stellen kann. PUAN ist mein bisheriger Favorit des Festivals und ich hoffe, dass dieser berührende und zugleich extrem lustige Film ein großes Publikum finden wird.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Impressum