SSIFF 2023: EX-HUSBANDS von Noah Pritzker

Filmstill Ex-husbands, drei Männer in schwarzen Anzügen sitzen auf der Rückbank eines Autos

Drei Generationen von Vätern und Söhnen einer Familie müssen sich in EX-HUSBANDS mit Verlusten, Trennungen und der Suche nach neuer Identität auseinandersetzen. Der Film beginnt mit einer großartigen Szene im Kino, in der der sechzigjährige New Yorker Zahnarzt Peter von seinem achtzigjährigen Vater erfährt, dass sich dieser nach vielen Jahrzehnten Ehe von Peters Mutter scheiden lassen will. Während Peter vollkommen entsetzt auf diese Mitteilung reagiert, freut sich sein Vater sichtlich auf die kommenden Abenteuer mit den neuen Frauen, die seiner Ansicht nach in großer Anzahl auf ihn warten. Und als wäre dieser Schock noch nicht ausreichend, muss sich Peter widerwillig auch mit dem endgültigen Scheitern der eigenen Ehe abfinden, eine Tatsache, die ihn vollkommen hilflos macht. Da kommt ihm der bevorstehende Junggesellenabschied seines ältesten Sohns in einem Urlaubsort in Mexiko als Ablenkung gerade recht. Ohne eingeladen zu sein, fliegt er an den gleichen Ort wie seine beiden Söhne und ihre Freunde und betätigt sich als väterlicher Partycrasher, der erkennen muss, dass es nicht nur im eigenen Leben so manche Baustelle gibt.

Hauptdarsteller und Regisseur auf der Pressekonferenz
Hauptdarsteller James Norton und Griffin Dunne mit Regisseur Noah Pritzker auf der Pressekonferenz in San Sebastian (von links nach rechts)

Erzählt wird das Ganze mit einem lakonischen Humor, der anfangs gut funktioniert, mit zunehmendem Fortschreiten der Story aber auch häufiger in Klischees abdriftet. Der Film scheut sich davor, die Handlung wirklich zuzuspitzen, stattdessen plätschern die Szenen vor allem während der gemeinsamen Zeit der Männergruppe im Partyressort in Mexiko vor sich hin. Zu lange muss man bei den üblichen, dumpf fröhlichen Ritualen einer Junggesellenverabschiedung zusehen, zu oft wird dabei unterschwellig eine Buddy-Mentalität zelebriert. Spannend ist hier vor allem die kurze Liaison von Peters jüngstem Sohns mit einem der männlichen Partygäste, aber auch dieser Handlungsstrang wird nicht konsequent weiterentwickelt sondern bildet lediglich die Basis für ein paar missglückte Vater-Sohn-Gespräche. Der Film hat vor allem zu Beginn starke Momente mit Wortwitz, er schwankt aber auf Dauer unentschlossen zwischen Komödie und Melodram hin und her und verirrt sich mehrfach in schon oft gesehene Klischees über Männlichkeit in der Krise. Die Institution der Ehe ist dabei für die Hauptfigur so überragend wichtig, dass Peters verzweifelte Versuche, die Einheit der eigenen Familie zumindest nach dem Tod der Eltern wieder herzustellen, je nach Sichtweise etwas Rührendes oder auch Verstörendes haben. Frauenfiguren spielen in EX-HUSBANDS kaum eine Rolle, die Auftritte von Peters Ex-Ehefrau, gespielt von Rosanne Arquette gehören aber trotz ihrer Kürze zu den gelungenen Szenen des Films. Auch das sympathische Filmteam und die hervorragenden Schauspieler, hier vor allem Griffin Dune als Peter sowie James Morton und Miles Heizer als seine beiden Söhne bleiben positiv im Gedächtnis.

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