Quelle: CROSSING EUROPE
Auf ihren Spaziergängen durch die Straßen der nordmazedonischen Stadt Kumanova fielen der Hamburger Regisseurin Anabela Angelovska ungewöhnlich viele Neubauten auf. Als sie nachforschte, kam heraus, dass die Häuser von nordmazedonischen Arbeitsmigranten gebaut werden, die ihr Geld als Hilfsarbeiter der amerikanischen Truppen in Krisengebieten wie dem Irak, Mali oder Afghanistan verdienen.
Aus diesem Zusammenhang hat Angelovska den 30-minütigen Dokumentarfilm RETREAT gemacht. Aus dem Off berichten die Arbeitsmigranten über ihre traumatischen Erfahrungen in den Krisengebieten. Gezeigt werden dazu die opulenten Bauten in Kumanova, die in ihrer Abwesenheit gebaut werden. Die großzügigen, glatten und makellosen Fassaden tragen den Wunsch nach Kompensation für die inneren Schäden nach außen.
Anabela Angelovska (links) und Lotte Schreiber
Im Gespräch nach dem Film mit der Kuratorin Lotte Schreiber erzählt die Regisseurin, dass es sehr schwierig war, den Kontakt zu den Arbeitsmigranten zu halten. Sie hatten verschiedene Ängste: Angst, die Vertraulichkeitserklärungen mit den Amerikanern zu brechen, Angst vor verdrängten Erinnerungen, aber auch Angst vor dem Neid der eigenen Landsleute. Schließlich verdienen sie teilweise 30-mal so viel wie ihre Landsleute vor Ort.
Anabela Angelovska gelingt es gekonnt mit RETREAT verborgene gesellschaftliche Zusammenhänge aufzudecken und liefert einen starken Beitrag in der Sektion "ARCHITEKTUR UND GESELLSCHAFT" von Crossing Europe in Linz.