Berlinale 2023: SUZUME von Makato Shinkai

Produzent Genki Kawamura, Regisseur Makato Shinkai und die Stimme von Suzume, Nanoka Hara
Produzent Genki Kawamura, Regisseur Makato Shinkai und die Stimme von Suzume, Nanoka Hara
© 2022 "Suzume" Film Partners

Regisseur Makoto Shinkai weiß, welche Linie er fortsetzt. Der letzte Anime-Film im Wettbewerb der Berlinale war vor 21 Jahren SPIRITED AWAY (Chihiros Reise ins Zauberland) von Hayao Miyazaki. Miyazaki gewann damals den Goldenen Bären und SPIRITED AWAY wurde danach zum weltweit erfolgreichsten Animationsfilm aus Japan, bis er 2017 von YOUR NAME abgelöst wurde. Regisseur von YOUR NAME war: Makato Shinkai.

Filmstill Mann
© 2022 "Suzume" Film Partners

Die 16-jährige Suzume trifft einen geheimnisvollen (und schönen) Fremden. Doch ihr bleibt nicht viel Zeit, sich an seiner Anmut zu erfreuen, denn schon bald wird der junge Mann -zwar nicht in einen Frosch, aber immerhin in einen Kinderstuhl verzaubert.

Stuhl
© 2022 "Suzume" Film Partners

Zuvor hatte Suzume dummerweise aus jugendlicher Neugier in einem verlassenen Geisterdorf einen Türstopper aus dem Boden gezogen. Nun ist für einen bösen Wurm aus der Zwischenwelt der Weg frei, um durch viele nun ungeschützten Türen in ganz Japan die Menschheit mit Erdbeben zu überziehen. Zusammen mit dem verzauberten Kinderstuhl, der in seinem Vor-Stuhl-Leben einer Familiendynastie an Türschließern angehörte, begibt sich Suzume auf einem Roadtrip, um größeres Unheil zu verhindern. Dabei folgen sie einer mega-süßen Katze, die eigentlich ein Gott ist.

Filmstill Suzume mit Stuhl
© 2022 "Suzume" Film Partners

Shinkai hatte kein Interesse einen Arthouse Film für internationale Filmfestivals zu machen. Ihm war es wichtig, alle Altersgruppen in Japan zu unterhalten. Gleichzeitig wollten er und sein Produzent den internationalen Markt nicht aus den Augen verlieren und haben Themen und Figuren so gestaltet, dass sie auch außerhalb Japans funktionieren. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass Katzen im Film eine wichtige Rolle spielen.

Katze
© 2022 "Suzume" Film Partners

SUZUME ist ein Gewinn für den Wettbewerb der Berlinale, denn auch gut gemachtes Unterhaltungskino sollte hier seinen Platz haben. Der Film spricht auch ein junges Kinopublikum an und bringt eine lebendige wie traditionsreiche Form von Storytelling, Ästhetik und Poesie nach Berlin, die sich wohltuend von der Mehrzahl an politisch aufgeladenen und problembehafteten Intellektuellen-Filmen abhebt.

Zunächst muss ich mich wieder an die spezifische Bildsprache von Animes gewöhnen.
Sie unterscheidet sich stark von Animationsfilmen des US-amerikanischen Kinos, wo die Figuren immer realistischer und detailreicher dargestellt werden. Als Anime-Film ist SUZUME Zeichenstil unverwechselbar von Manga Comics inspiriert. Die Gesichter und Körper entsprechen holzschnittartigen Ideal-Typen aus der Mangawelt. Die Bewegungen sind eher abgehakt als flüssig. Vieles erinnert mich noch immer an die Anime-Serie Heidi aus den 70er Jahren. Doch dann besticht der Film durch seine atemberaubende, farbenfrohe Ästhetik und die absurden Einfälle und Wendungen.

SUZUME greift gesellschaftliche Ereignisse auf, mit denen sich viele Japaner:innen identifizieren können. Insbesondere ein Tsunami, der Suzumes Mutter zum Opfer fiel, als diese vier Jahre alt war, bildet ein zentrales Thema. Hierbei verweist Shinkai auf den Tsunami von 2011, der unter anderem den Reaktorunfall von Fukushima verursachte. Dabei verfolgt Shinkai jedoch keine explizit gesellschaftspolitische Agenda, sondern verwebt geschickt die Auswirkungen der Katastrophe in die Biografie der Hauptfigur, die nach einer Auflösung verlangt.

Obwohl SUZUME nicht so bahnbrechend ist wie SPIRITED AWAY im Jahr 2002 und ich keinen "Überraschungs-Bären" erwarte, bin ich mir sicher, dass der Film dennoch erfolgreich in den europäischen Kinos laufen wird. Auf der Pressekonferenz wurde der Film jedenfalls bereits sehr wohlwollend aufgenommen.

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Titel

Orignaltitel

Suzume

Credits

Regisseur

Makoto Shinkai

Schauspieler

Eri Fukatsu

Kotone Hanase

Kana Hanazawa

Nanoka Hara

Sairi Ito

Ryunosuke Kamiki

Hakuo Matsumoto

Hokuto Matsumura

Shota Sometani

Jahr

2022

Dauer

122 min.

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