Berlinale 2023: Das erste Mal

Mikrofon in einer Hand


Ich brauche schon einen inneren Schups. In einer mit 300 Journalist:innen gut besuchten Berlinale-Pressekonferenz und vor gestandenen Filmgrößen aus Übersee meine erste Frage zu stellen, ist einfach nicht alltäglich. Die Messlatte bei Fragen auf Berlinale Pressekonferenzen liegt zwar nicht allzu hoch (man erinnere sich an Fragen bei einer George Clooney PK, wo man gerne in den Boden gesunken wäre). Wenn man dann das Mikrofon in der Hand hält, pokert das Herz aber doch recht deutlich.

Vorher gilt es allerdings ein festgelegtes Protokoll zu durchlaufen. Erst muss ich wie in der Schule hübsch meinen Arm heben, und zwar so lange bis sich mein Blick mit dem Blick des Moderators kreuzt, der während der Fragestunde aufmerksam, wie ein Adler beständig den Saal von links nach rechts abscannt. Wenn er mir dann mit ernster, aber bestimmter Mine zugenickt hat, ist die erste Hürde schon einmal überwunden: ich bin auf seiner imaginären Liste. Das heißt aber noch nichts und meistens muss ich noch einmal die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Wenn der Moderator aber eine der Saalmikrofon-Träger:innen zugenickt hat und in meine Richtung zeigt, dann bin ich schon kurz vor dem Ziel: ich bekomme das Mikro. Wenn die PK nicht wegen überlanger Fragen oder Antworten beendet wird bevor ich dran bin, kann kaum noch was schief gehen.

Jetzt heißt es in den aktiven Standby-Modus schalten. Natürlich darf ich jetzt nicht in die Antworten der Filmkünstler:innen (in diesem Fall z.B. Anne Hathaway oder Rebecca Miller ) hinein platzen. Wenn aber eine Pause eintritt und der Moderator mir noch einmal deutlich zugenickt hat, geht es los. Ich stehe auf, sage brav meinen Namen und dass ich für festivalblog schreibe. Ich versuche meine Frage so knapp wie möglich zu halten, keine persönlichen Befindlichkeiten einzubauen und das Filmteam weder mit Lob zu überhäufen noch zu dizzen, kurzum, ich versuche es einigermaßen peinlichkeitsfrei über die Bühne zu bekommen. In diesem Fall scheint das Minimalziel erreicht worden zu sein (für diejenigen, die es interessiert: es ging über die wiederkehrenden Wechsel des Bildformats im Film).

Anne Hathaway, Rebecca Miller und der Moderator
Darstellerin und Co-Produzentin Anne Hathaway, Regisseurin Rebecca Miller und PK Moderator Sergio Fant


Ein Problem ist dann allerdings doch noch aufgetaucht. Von ihrem erhöhtem Sitz aus muss der Regisseurin Rebecca Miller der Saal wie ein Wimmelbild mit Journalist:innen vorgekommen sein. Sie kann mich nicht so richtig ausmachen und antwortet von mir aus gesehen in die komplett andere Richtung. Aber ich kann es verschmerzen, die erste Berlinale Prüfung ist bestanden und ich bin mit "ganzem Herzen" bei der Berlinale 2023.

In der Zwischenzeit habe ich die Frage natürlich schon zig-mal im Geiste hin und her gepuzzelt, bis nichts mehr schief gehen kann

Kommentare ( 4 )

Schön, dass man in unserem hohen "Alta, ey" noch Dinge zum ersten Mal macht. Und du weisst: Kluge geben die richtigen Antworten, weise Menschen stellen die richtigen Fragen. ;-)

Ja, zumindestens für wiederholende Ereignisse immer wieder das erste Mal ; )

Wie schön!! Stolz auf Dich. Und was war die Antwort?
;-))

Tatsächlich ist man dann so voller Adrenalin,dass ich die Antwort nur so halb mitbekommen habe.Sie hat das kleinere Bildformat gewählt,weil viele Szenen nicht für dir typische Kinobreite geeignet waren. Eigentlich wollte sie den ganzen Film im kleineren Format machen und hat sich dann gesagt,warum nicht einfach zwischendurch wechseln.

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