Berlinale 2023: ÎNTRE REVOLUTII (Between Revolutions) von Vlad Petri

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Bukarest Mitte der 1970er Jahren: Die Rumänin Maria und die Iranerin Zahra lernen sich im Studium an der Medizinischen Hochschule kennen und werden Freundinnen und, wie aus ihrem Briefwechsel deutlich wird auch ein Liebespaar. 1978 geht Zarah vor dem letzten Studienjahr zurück nach Teheran. Ihr Vater ist aktiv in einer sozialistischen Gruppe und die Zeichen stehen auf Revolution. Maria bleibt in Bukarest und schließt ihr Studium ab. Wir verfolgen die weitere Entwicklung der Beziehung durch die Korrespondenz der beiden jungen Frauen und die gesellschaftliche und politische Entwicklung in Rumänien und Iran durch Filmarchivmaterial aus öffentlichen und privaten Quellen.

In den Briefen, die sich Maria und Zahra schreiben, ist die Sehnsucht nacheinander das bestimmende Gefühl. Zahra berichtet dann auch über die politischen Veränderungen in Iran Die ersten Briefe und Bilder sind hoffnungsfroh. Junge Frauen und Männer verteilen Flugblätter, die zum Sturz des Schahs aufrufen. Die Zahl der Protestierenden wird immer größer. Zahra berichtet über den Zusammenbruch der Monarchie und die Hoffnungen, die sie mit der iranischen Revolution verbindet. Doch schnell wird aus der iranischen Revolution der säkularen Kräfte die islamische Revolution, der religiösen Kräfte um Ajatollah Khomeini. Das Referendum Ende März 1979 bringt den von Zahra befürchteten Sieg der Religiösen. Wobei die offiziell verkündeten Zahlen, die schon vor der vollständigen Auszählung aller Stimmen bekanntgegeben wurden, reine Fiktion sind: 98 Prozent Wahlbeteiligung, 97 % der Stimmen für die Islamische Republik.
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Während in Iran die politischen Verhältnisse auf den Kopf gestellt werden, herrscht in Rumänien weiter die graue Ödnis des Ostblockkommunismus. Maria ist unglücklich ohne Zahra, ihre berufliche Situation am Krankenhaus ist unbefriedigend und ihre Eltern erwarten, dass sie sich möglichst bald für einen Mann entscheidet und heiratet. Dann stellt sie fest, dass sie von der Securitate beobachtet wird, die offensichtlich den Briefwechsel mitliest. Ihre Eltern bekommen Besuch vom Sicherheitsdienst und sie wird aufgefordert, keine Briefe mehr zu schreiben. Von nun an schreibt sie heimlich.

ÎNTRE REVOLUTII vermischt Archivmaterial und Dokumentarisches mit fiktionalen Elementen. Der Briefwechsel zwischen Maria und Zahra ist von Briefen inspiriert, die der Regisseur im Archiv des rumänischen Geheimdienstes Securitate gefunden hat, sowie von den Gedichten der rumänischen bzw. iranischen Schriftstellerinen Nina Cassian and Forugh Farrokhzad. Die Brieftexte selbst wurden von der rumänischen Schriftstellerin Lavinia Braniște geschrieben. Mit der hybriden Filmform aus Dokumentation und Fiktion erreicht Regisseur Vlad Petri etwas Außergewöhnliches: Die Charaktere von Maria und Zahra sind einem als Zuschauer so nah, wie es in einem Spielfilm nur sehr selten der Fall ist. Das persönliche Schicksal und die Entwicklung beider Länder verschmelzen zu einer beeindruckenden und berührenden Erzählung. ÎNTRE REVOLUTII ist ein Film, der mir in Erinnerung bleiben wird.

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Titel

Orignaltitel

Între revolu?ii

Englischer Titel

Between Revolutions

Credits

Regisseur

Vlad Petri

Schauspieler

Ilinca Harnut

Victoria Stoiciu

Jahr

2023

Dauer

68 min.

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